Christoph Engl, GF BrandTrust: „Vielfalt ist der Tod der Klarheit!“

Wie kann man sich in einem gesättigten Markt behaupten und seine Destination als Marke etablieren? Christoph Engl, GF BrandTrust, geht diesen und anderen Fragen in seinem Buch „Destination Branding: Von der Geografie zur Bedeutung“ auf den Grund und hat dem Mountain Manager wesentliche Aspekte verraten.

Christoph Engl, GF BrandTrust, Foto: BrandTrust

MM: „Der Wettbewerb im Tourismus ist
gerade in den letzten Jahren immer härter geworden, das Angebot immer größer –
wie kann es gelingen, sich in einem solchen Umfeld erfolgreich zu
positionieren?“
Christoph Engl: „Der Tourismus erlebt im Moment
etwas, was schon in vielen Branchen vor sich geht, und zwar den Übergang von
ungesättigten in gesättigte Märkte. Das ist eine neue Situation, mit der wir im
Tourismus noch nicht viel Erfahrung gemacht haben. Wir kommen aus einer
Wirtschaftssituation, wo quantitatives Wachstum nötig war, weil die Nachfrage
immer größer war als das Angebot. In letzter Zeit erleben wir aber immer
deutlicher, dass das Angebot schneller wächst als die Nachfrage. Wir müssen
also dringend lernen, wie man in gesättigten Märkten agiert. Letztlich gibt es
nur eine Möglichkeit, wie man mit den Anforderungen umgeht: Wir müssen in der
Bedeutung wachsen und nicht in der Quantität. Menschen werden in Zukunft verstärkt
zu Produkten und Dienstleistungen greifen, die im Wettbewerb für sie eine höhere
Bedeutung haben. Es geht nicht um die schönere Oberfläche oder ein neues
Produkt, sondern um die höhere Bedeutung, weil sie mehr Sinn macht und besser
auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist.“
MM: „Was ist der Unterschied zwischen
einem Produkt und einer Marke?“
Engl: „Ein Produkt oder eine
Dienstleistung stiftet primär Kundennutzen. Man muss erkennen, wie das Produkt
hilft oder ein Problem löst. Nehmen wir als Beispiel eine Papiertüte und eine
Tasche von Louis Vuitton. Beide haben zwei Henkel und das gleiche Fassungsvermögen,
ihr Nutzen ist also identisch. Die Tasche von Louis Vuitton hat aber eine gänzlich
andere Bedeutung, sie steht nämlich nicht nur für den Nutzen, sondern auch für
einen ganz bestimmten Wert. Genauso ist es mit einer Marke. Hier geht es um die
Bedeutung und danach wird der Wert bemessen.
Wenn man das auf Destinationen
umlegt, so bedeutet das, dass alle einen geographischen Namen haben, durch den
sie gefunden werden können. Zur Marke wird man aber erst dann, wenn man in den
Köpfen der Kunden eine emotionale Bedeutung erreicht. Die Geographie steht dann
nicht mehr im Fokus. Es spielt keine Rolle, wo die Destination exakt ist, weil
für den Kunden nur wichtig ist, dass er genau dahin will.“
MM: „Ein wesentlicher Faktor sind
demnach Emotionen, die man mit einer Marke verbindet?“
Engl: „Emotionen sind oft nur die Oberfläche.
Die eigentliche Frage ist aber, was die Marke an Ursache oder Sinn bedient.
Wenn man sich einen Eisberg vorstellt, sind 3/10 über Wasser und 7/10 unter
Wasser. Der Eisberg ist zwar sichtbar, aber sein größter Teil ist es nicht. Ähnlich
ist es bei Marken. Emotionen sind jene Elemente, die man sieht – die Grundlage
bilden allerdings die Werte, welche eine Marke bedient und denen man glaubt.
Daraus entsteht Identifikation.
Im Tourismus genügt es nicht,
einfach nur große Werbebudgets einzusetzen, um bekannt zu sein. Niemand wählt
eine Destination, nur weil sie bekannt ist. Jemand wählt eine Destination, weil
ihre Bedeutung über Spitzenleistungen hinter einer Marke definiert sind, weil
man sich fokussiert hat und die Botschaft so verdichtet ist, dass sie schnell
als relevant erfasst werden kann.“
MM: „Wie hat sich das Wertesystem der
Kunden verändert, wodurch ist es heute gekennzeichnet?“
Engl: „In der Maslowschen Bedürfnispyramide
ist verdeutlicht, dass nach der Befriedigung der Grundbedürfnisse die Frage
nach der Sinnstiftung des eigenen Tuns immer wichtiger wird. Unternehmen, Orte
oder Destinationen, die nicht verdeutlichen können, warum sie das tun, was sie
tun – die nur an der Oberfläche informieren und nicht in die Tiefe gehen,
werden diesem Bedürfnis nicht gerecht werden können. Es geht also nicht primär
darum, wie in einem Hotel die Zimmer ausgestattet sind oder wie groß der
Wellnessbereich ist, sondern um die Fragen, warum passt das Hotel zu mir. Damit
erreicht man beim Kunden Identifikation. Es wird also nicht mehr die Leistung
abgerufen, sondern Identifikation, die Bedeutung dahinter. Ich behaupte in
meinem Buch und beweise das auch, dass sich Reiseziele zu Reisemotiven wandeln.
Man fährt nicht in eine Region der Region wegen, sondern weil man dafür ein
Motiv hat. Kein Mensch braucht in einer Welt der überbordenden Informationen
noch mehr Informationen über einen Tourismusort. Gebraucht wird hingegen eine
Selektion der Information, idealerweise mit Empfehlungscharakter.“
MM: „Wie kann es gelingen, die
Aufmerksamkeit der Kunden für eine Marke zu erregen?“
Engl: „Jede Destination muss eine ­Antwort
auf die Frage suchen, welche Motivation man mit ihrem Angebot ­bedient. Was ist
das Reisemotiv für die Region, für das Hotel etc.? Es geht nicht darum
aufzuzeigen, was man alles hat oder besser macht als andere Anbieter. Man muss
sich überlegen, welche Motivation, welche Sinnerfahrung man bei den Gästen
bedienen will.“

Kinderschneealm in Serfaus, Foto: Tirol Werbung/Robert Pupeter

MM: „Ist es möglich, die Wahrnehmung zu
steuern?“
Engl: „Die Steuerung der Wahrnehmung ist möglich
und nötig. Dies beginnt mit der Antwort auf die Frage nach dem Reisemotiv.
Warum kommen die Gäste und wofür steht die Destina­tion? Genau diese Aspekte müssen
durch Leistungen dargestellt und in den Fokus der Wahrnehmung gerückt werden.
Dabei geht es nicht nur um visuelles ‚Oberflächenmanagement’, sondern darum
Strategien zu finden, mit denen der zentrale Wert, den eine Destination oder
ein Hotel ausmacht, so verdichtet werden kann, dass er von anderen eindeutig
wahrgenommen wird. Und wo sich Kunden und Gäste mit den Werten einer
Destination oder eines Hotels identifizieren, entsteht Anziehungskraft. So wird
nicht der Preis zum alleinigen Entscheidungskriterium. Preiskampf ade!“
MM: „Wie vielfältig muss ein Angebot
sein, um für Kunden interessant zu sein?“
Engl: „Vielfalt ist der Tod der Klarheit.
Viele Destinationen versuchen, auf das ohnehin schon breit gefächerte Angebot
noch viele zusätzliche Angebotselemente draufzupacken, um dann endgültig in der
Mittelmäßigkeit zu landen. Marken sind dann in ihrem Angebot wertvoll, wenn es
gelingt, den Moment der Kaufentscheidung über Verdichtung, Reduktion und
Konzentration zu definieren. Es geht darum, sich auf die Elemente zu
fokussieren, die helfen, als Reisemotiv erkannt zu werden. Je vielfältiger sich
eine Destination präsentiert, desto undeutlicher wird sie wahrgenommen. Nehmen
wir das Beispiel Serfaus-Fiss-Ladis. Das Motiv, dorthin zu fahren, ist
eindeutig jenes, das Beste für seine Familie zu finden. Das schließt natürlich
nicht aus, dass es dann vor Ort auch eine schöne Modeboutique für Frauen und Männer
gibt oder beste Restaurants für einen wunderbaren Abend zu zweit. Allerdings
sind diese Angebote nicht die Attraktivitätstreiber für diese Region, die sich
mutig an ihrer Familienkompetenz erkennen lässt.“
MM: „Wie kommt man über das Mittelmaß
hinaus?“
Engl: „Über das Mittelmaß kommt man hinaus, wenn man die DNA seiner ­Marke kennt. Auf den Mensch bezogen geht es
darum, das zu tun, womit man sich identifizieren kann und was man mit
Leidenschaft macht. Die beste Schulbildung und Ausbildung nutzt nichts, wenn
man nicht hinter dem steht, was man macht. Und genauso ist es im Tourismus. Es
geht darum, sich auf das zu fokussieren, was man kann und wofür man steht und
nicht alles anzubieten, nur weil es gerade modern oder neu ist. Tut man das
nicht, dann entstehen zu viele ‚Auch-Produkte’ (haben wir auch!) und zu wenige ‚Nur-Produkte’
(haben nur wir!). Deswegen wird man gekauft. Niemand will mehr Durchschnitt.“
MM: „Welche Anforderungen werden bei
der Etablierung und der Pflege einer Marke an die Organisation gestellt?“
Engl: „Es braucht Lust auf neues Denken,
es braucht den Mut, eingefahrene Wege im Marketing zu verlassen – Wege, die
viele Jahre erfolgreich waren, aber jetzt durch die Veränderungen in der
Gesellschaft nicht mehr zielführend sind. Entscheidend ist weniger, was man neu
oder anders machen soll, sondern wie man das ‚next level’, die nächste
Entwicklungsstufe, erreicht. Als Marke zu denken heißt, sich zu überlegen, was
Kunden für das, was man bietet, bezahlen würden. Es geht nicht darum, alles
billiger zu machen, weil man glaubt, dann wird man für Kunden attraktiv.
BrandTrust gibt seinen Kunden häufig den Rat, ihr Unternehmen einmal mit
anderen Augen anzusehen, um das ­Level zu erreichen, in dem sich die Kunden
oftmals schon befinden. Es gilt für eine Destination, für ein Hotel, für ein
Unternehmen, für sein Angebot die richtigen Kunden zu finden, die für den Wert
der Marke auch bereit sind, den richtigen Preis zu zahlen. Und es geht um die
richtigen Mitarbeiter, die genau zum Unternehmen passen, um diesen Wert auch
vermitteln zu können.“ dwl

Foto: BrandTrust

„Es wird nicht mehr die Leistung abgerufen, sondern die Bedeutung dahinter!“ÜBER CHRISTOPH ENGLChristoph Engl ist Rechtswissenschaftler mit ungewöhnlicher Laufbahn: zunächst Mitarbeiter bei verschiedenen Arbeitgeberverbänden Südtirols, dann Direktor des 5.000 Mitglieder starken Hoteliers- und Gastwirteverbandes der Region. Von 2001 bis 2013 war er als Direktor der Südtirol Marketing AG aktiv. Hier war er maßgeblich für die Entwicklung der Dachmarke Südtirol verantwortlich. Heute ist Christoph Engl Geschäftsführer bei BrandTrust (www.brand-trust.de), einem führenden Managementberatungsunternehmen für wirksame Marken, gefragter Referent und Kolumnist.Sein Buch „Destination Branding: Von der Geografie zur Bedeutung“ ist in der UVK Verlagsgesellschaft ¬erschienen. ISBN 978–3867647250, 312 Seiten, Preis EUR 44,00.

Igor Marzola, GF Skigebiet Piz Sella-Val Gardena: „Wir müssen darauf achten, unseren Kunden immer etwas Neues zu bieten!“

Am Piz Sella wird auch dieses Jahr wieder in die Modernisierung der Infrastruktur investiert. Igor Marzola, Vizepräsident des Verwaltungsrates der Piz Sella AG, hat dem MOUNTAIN MANAGER über seine Pläne erzählt.

Foto: dwl

MM: „Seit wann gibt es das Skigebiet Piz Sella, wie hat es sich entwickelt?“Marzola: „Das Skigebiet Piz Sella gibt es seit den 50er-Jahren. Zuerst war da nur ein Einzelsessellift. Das Angebot ist gut angenommen worden, der Skihang hat in den folgenden Jahren immer mehr Gäste angezogen. Das Skigebiet hat sich dann langsam weiterentwickelt, sodass 1963 eine weitere Seilbahn gebaut wurde. 1970 wurde dann in Gröden die Alpine Skiweltmeisterschaft ausgetragen, und das war der Startschuss für den folgenden raschen Ausbau des Skigebietes.“MM: „Welche Rolle spielt die Comici-Hütte?“Marzola: „Für unser Skigebiet spielt die Comici-Hütte auf 2.154 m Seehöhe natürlich eine wichtige Rolle. Eröffnet wurde der Hüttenbetrieb 1955 von meinem Vater. Zum Wintersport gehört es einfach dazu, einzukehren und gut zu essen. Viele Gäste planen ihre Runden heute auch so, dass sie zu Mittag bei uns hier sein können. Die Comici-Hütte ist bekannt für ihren Wein und den guten Fisch aus der eigenen Fischzucht. Das ist ein auffälliger Kontrast zum übrigen Angebot, und das zieht Gäste an.“

Die Comici Hütte einst…

MM: „War es für Sie immer klar, im Bergbahnbereich arbeiten zu wollen?Marzola: „Es war eigentlich klar, dass ich hier arbeiten werde. Man wächst mit dem Betrieb auf und ist von Anfang an dabei, das hat mir immer gefallen. Deshalb habe ich nach der Matura auch gleich hier zu arbeiten begonnen.“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion/Arbeit wichtig?Marzola: „Es ist wichtig, dass die Arbeit Spaß macht. Man muss einfach mit Leidenschaft dabei sein. Natürlich braucht es auch Mitarbeiter, auf die man sich verlassen kann. Gerade im Winter muss man Vollgas geben und das klappt nur, wenn man Freude hat an dem, was man tut. Dann schaut man auch nicht auf die Zeit, die man dafür einsetzt.“

… und jetzt.

MM: „Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie im Winter/im Sommer?“Marzola: „Im Winter sind alle Lifte in Betrieb, da haben wir zwischen 40 und 45 Mitarbeiter. Die gleiche Anzahl an Mitarbeitern haben wir dann insgesamt auch bei den Hütten bzw. den 2 Restaurants und unserem Hotel. Im Sommer haben wir nur einen Lift geöffnet, da beschäftigen wir dann natürlich weniger Leute. Im Sommer kommen wir so auf 15 Mitarbeiter.“MM: „Wie sieht das Angebot im Skigebiet Piz Sella im Winter aus, welche Besonderheiten gibt es?“Marzola: „Im Winter ist das ganze Angebot aufs Skifahren ausgerichtet. Das möchten wir unseren Gästen mit den Liften, den bestens präparierten Pisten und gemütlichen Hütten zum Erlebnis machen. Das Besondere an unserem Angebot ist sicher, dass es bei uns viele einfache und breite Pisten für Familien und Anfänger gibt. Dazu haben wir einen Snow- und Funpark, der direkt am Fuß des Langkofels, also direkt an der Sellaronda, liegt.“MM: „Welche Bedeutung haben die Weltcup-Rennen für Ihr Skigebiet, wie wichtig sind Events generell?“Marzola: „Wir haben das Glück, dass das Weltcuprennen in Gröden immer zum Beginn der Saison stattfindet, und das ist immer um den 20. Dezember herum. Hier ist das Interesse vieler Fernsehstationen auf uns gerichtet, es gibt viele Bilder und viele Zuseher. Das ist für uns natürlich sehr gut, weil die Medien eine Menge an Informationen transportieren. Man weiß dann, dass man hier als Skigast willkommen ist.Events sind bei uns aber generell wichtig, weil sie uns helfen, unsere Botschaften zu transportieren und weil sie natürlich Aufmerksamkeit erregen. Sie sind damit ein wichtiger Teil unserer Marketingstrategie.“

Für die Wintersaison 2015/16 wurde eine moderne 6er-Sesselbahn errichtet.

„Es ist wichtig, dass die Arbeit Spaß macht!“MM: „Welche Gäste sprechen Sie an, aus welchen Regionen kommen die Gäste?“Marzola: „Gröden ist ein großes Gebiet, das eigentlich alle Anforderungen abdeckt. So spricht die Sellaronda etwa sportliche Gäste an. Unsere Gäste am Piz Sella sind 90 % Touristen und 10 % Einheimische. Unter den Touristen sind viele Familien und Kinder und auch die sportlichen Skifahrer. Auch junge sportliche Freaks sind hier zahlreich vertreten. Wenn man sich das Einzugsgebiet ansieht, kommen unsere Gäste zu 60 % aus Italien, 30 % aus Deutschland und 10 % aus dem Osten, also Polen, Russen etc. Der österreichische Gast ist hier nicht so zahlreich vertreten, hat eher marginale Bedeutung.“MM: „Was ist neu für die kommende Wintersaison?“Marzola: „Wir bauen gerade an einer neuen 8er-Sesselbahn. Die ‚Gran Paradiso’ am Piz Sella wird als erste 8er-Sesselbahn Italiens über eine Sitzheizung verfügen. Da die Trasse der neuen Bahn ¬etwas länger sein wird als die des Vorgängerlifts hat man ab dem heurigen Winter auch eine direkte Anbindung an die Sellaronda. Außerdem hat die neue Bahn auch optisch etwas zu bieten. Die Sitze werden eine blau-schwarze Lederpolsterung haben, die Wetterschutzhauben sind blau eingefärbt. Das wird natürlich ein besonderes Highlight im Angebot werden.“

Das Skigebiet Piz Sella bietet bestens präparierte Pisten vor einem beeindruckenden Panorama.

„Gröden ist ein großes Gebiet, das alle Anforderungen abdeckt!“MM: „Im Skigebiet Piz Sella arbeitet man von Beginn an mit LEITNER ¬ropeways, warum ist das so? Welche Erfahrungen verbinden?“Marzola: „Wir arbeiten seit Anfang an mit LEITNER, weil es sich um ein einheimisches Unternehmen handelt. Es ist uns wichtig, einheimische Unternehmen zu unterstützen, auch weil dort viele Freunde beschäftigt sind. Es gibt nur mehr zwei große Anbieter, bei denen die Qualität aber gleichermaßen sehr gut ist. Die Zusammenarbeit mit -LEITNER hat in all den Jahren auch wirklich gut funktioniert, wir sind sehr zufrieden.“MM: „Wie sieht das Angebot im Sommer aus?“Marzola: „Im Sommer war bisher hauptsächlich das Wandern Thema. Deshalb hatten wir auch immer nur einen Lift offen. Die neue 8er-Sesselbahn, die wir gerade bauen, wollen wir künftig auch im Sommer offen haben. Wir werden in Zukunft auch auf den neuen Trend Mountainbiking setzen und planen dazu einen Bikepark. Am Parkplatz im Tal soll die Basis angelegt werden, vom Berg führen dann die einzelnen Trails ins Tal. Wir wollen damit unseren Gästen auch im Sommer mehr bieten als bisher. Die Gäste können heute aus einem großen Angebot in den einzelnen Gebieten wählen, da darf man nicht zurückfallen.“MM: „Gibt es Unterschiede in der Gästestruktur im Sommer und im Winter?“Marzola: „Es gibt sehr wohl Unterschiede im Sommer und im Winter. Im Winter bewegen wir uns mit unserem Angebot im gehobenen Preissegment, wir ziehen damit zahlungskräftiges Publikum an. Im Sommer ist unser Angebot noch nicht im Premiumsektor angesiedelt, deshalb sind auch unsere Preise moderater. Wir sprechen also im Sommer sicher ein breiteres Gästesegment an als im Winter.“MM: „Worin sehen Sie die größten ¬Herausforderungen für die nächsten ¬Jahre?“Marzola: „Wir müssen darauf achten, unseren Kunden immer wieder etwas Neues zu bieten. Da dürfen wir in unserem Bemühen nicht nachlassen. Die Gäste sind verwöhnt und fragen auch genau nach, ob es etwas Neues gibt. Natürlich können wir nicht jedes Jahr große Summen investieren, deshalb müssen wir sehr genau überlegen, was wir anbieten und wie wir unser Angebot auch mit kleineren Schritten interessant halten. Dazu müssen wir natürlich autentisch bleiben, wir müssen im Einklang mit der Natur arbeiten und dürfen andere Ideen nicht kopieren.“dwl

    
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Mag. Herbert Kaufmann, GF Dornbirner Seilbahn GmbH: Wachstumspotenzial durch neue Impulse

Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat ein breit gefächertes Angebot für ihre Gäste. Der MOUNTAIN MANAGER hat nachgefragt, wie es gelingt, alles unter einen Hut zu bringen und den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Foto: dwl

MM: „Welche Destinationen/Bergbahnen umfasst die Dornbirner Seilbahn GmbH?“Mag. Herbert Kaufmann: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat drei ¬Betriebsstätten. Das sind die Karrenseilbahn auf den Dornbirner Hausberg ¬Karren, das Bergdorf Ebnit im Gemeinde¬gebiet von Dornbirn und das klassische Naherholungsgebiet Bödele, wo wir ¬einen fixgeklemmten 4er-Sessellift und einige Übungslifte betreiben.“MM: „Wie lange gibt es das Unternehmen, wie hat es sich entwickelt?“Kaufmann: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH wurde 1950 gegründet. Damals wurde mit dem Skibetrieb am Bödele gestartet, d. h. der Skibetrieb war die Grundlage der Gesellschaft. Erst einige Jahre später, nämlich 1956, wurde die Karrenseilbahn gebaut. Die Anlage im Ebnit gibt es seit 1968, sie wurde aber in der Anfangszeit vom örtlichen Tourismusverein geführt. Erst später wurde Ebnit dann in die Gesellschaft eingegliedert. Das Unternehmen hat ganzjährig ca. 15 Mitarbeiter, je nachdem welche Projektschwerpunkte wir bearbeiten. In der Wintersaison sind es dann bis zu 35 Mitarbeiter, die wir beschäftigen.Die Dornbirner Seilbahn GmbH hat außerdem 500 Gesellschafter, wobei die Stadt Dornbirn die meisten Anteile, nämlich knapp 52 %, hält. Die breite Verankerung ist für uns sehr wichtig, weil die Verbindung zur lokalen Bevölkerung dadurch sehr gut ist, sodass an den Belangen der Bahn auch großes Interesse besteht.MM: „Welche Schwerpunkte setzt man in den einzelnen Bereichen?“Kaufmann: „Das Bödele ist das klassisch vorgelagerte Familienskigebiet mit dem Aufgabenschwerpunkt, mit kurzen Wegen zum Skifahren zu kommen und eine Ausbildung zum Skifahren zu ermöglichen. Ebnit hat Dorfcharakter, was durch das Angebot im Feriendorf verstärkt wird. Der Lift hier wäre ohne das Feriendorf nicht möglich, das Feriendorf ohne Lift auch nicht – so entsteht eine wechselseitige Symbiose, die von Einheimischen und Gästen gleichermaßen geschätzt wird. Die Karrenseilbahn ist eine klassische Sommerbergbahn, die allerdings auch im Winter in Betrieb ist. Das Spezielle an der Karrenbahn ist, dass sie im Zweischichtbetrieb gefahren wird, weil wir wochentags bis 23 Uhr fahren, am Freitag und Samstag sogar bis 24 Uhr. Für unsere Gäste hat die Karrenseilbahn einige Vorteile: Sie liegt direkt in der Nähe zum Dornbirner Zentrum, und man hat von der Bergstation einen besonderen Ausblick, der bis zum Bodensee und in die Schweiz reicht und er ist auch Ausgangspunkt für ein breit verzweigtes Wandernetz. Der Karren gilt außerdem als größtes Sportgerät Dornbirns – Fitness gehört also genauso zur Thematik wie der Genuss, den man durch das Angebot im Panoramarestaurant erleben kann.“

Die Karrenseilbahn ¬gehört zu den „Aus¬gezeichneten Österr. Sommerbahnen“. Fotos: Dornbirner Seilbahn GmbH

MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Dornbirner Seilbahn GmbH, wie war Ihr Zugang zur Seilbahnbranche?“Kaufmann: „Ich bin seit 2003 Geschäftsführer der Dornbirner Seilbahn GmbH. Zwei Jahre zuvor habe ich im Unternehmen im Bereich Marketing bei der Karrenseilbahn begonnen, ich komme also aus dem Marketingbereich. Dann hat sich die Möglichkeit geboten, in die Geschäftsführung einzusteigen. Seit 2006 bin ich alleiniger Geschäftsführer.“MM: „Was sehen Sie als die großen Herausforderungen in Ihrer Aufgabe?“Kaufmann: „Die große Herausforderung ist, die Betriebsstätten so attraktiv zu machen und zu halten, dass wir den wirtschaftlichen Erfolg sicherstellen können. Z. B. ist es für uns im Skigebiet Bödele eine Herausforderung den Anschluss an die Branchentrends nicht zu verlieren, im Bewusstsein nicht in der Dimension investieren zu können, wie es andere Ski- und Freizeitbetriebe tun.Unsere Anlagen stehen auf ca. 1.100 m und wir haben keine Beschneiungsanlage. Eine solche wäre für uns wirtschaftlich nicht tragbar, dazu wären die Voraussetzungen vor Ort auch nicht günstig. Es ist hier natürlich nicht so einfach, das Angebot so zu gestalten, dass die Gäste immer wiederkommen. Der Karren gibt uns als Ganzjahresbetrieb die eine oder andere kreative Variante mehr und ist in diesem Punkt reicher an Facetten, sodass wir auch ein entsprechendes Angebot bereitstellen können.“MM: „Die Dornbirner Seilbahn GmbH verfügt über die Auszeichnung ¬‚ÖKOPROFIT ®’. Was ist das genau, was macht man?“Kaufmann: „ÖKOPROFIT ® ist ein Umweltmanagementsystem und Gütesiegel, mit dem Land Vorarlberger als Träger der Initiative. Es soll im betrieblichen Alltag aufzeigen, wo Möglichkeiten bestehen, ökologisch sinnvoll zu handeln und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Das soll dann für die Umwelt genauso Vorteile bringen wie für die Effizienz und letztendlich die wirtschaftliche Situation. Wir sind da seit Jahren dabei. Wie in vielen dieser Systeme gibt es Bewertungskriterien, die immer wieder überprüft werden, sodass wir ständig auf aktuellem Stand sind. Wir bekommen Tipps und Ratschläge, was wir noch verbessern können, um in den unterschiedlichen Bereichen bestmöglich aufgestellt zu sein. Für uns ist ÖKOPROFIT® auch ein Qualitätskriterium.“

Neu im Sommer 2016 ist die „Karrenkante“.

MM: „Welche Neuerungen/Neuheiten gibt es im Skigebiet Bödele?“Kaufmann: „In der vergangenen Saison haben wir eine kleine, feine Tellerliftanlage neu gebaut. Das war keine Erweiterung im Skigebiet, sondern ein zusätzliches Angebot. Der Tellerlift stellt einen Übergang vom klassischen Übungslift zur 4er-Sesselbahn dar. Für dieses Jahr möchten wir unseren Parkplatz neu ordnen und vergrößern, damit die Fläche optimal genutzt werden kann und unsere Besucher ein Mehr an Komfort erhalten. Die Bauarbeiten dazu starten in den nächsten Wochen. Damit in Zusammenhang steht ein Projekt mit dem Landesstraßen-Bauamt, damit auch die Verkehrssicherheit erhöht wird. Das soll 2017 folgen. Darüber hinaus würden wir gerne den Einstieg ins Skigebiet verbessern.“MM: „Welche Gäste spricht man hier an, woher kommen die Besucher?“Kaufmann: „Unsere Gäste stammen hauptsächlich aus dem direkt regionalen Raum und grenznahen Ausland. Der Anteil an Nächtigungsgästen ist mit 1 bis 2 Prozent marginal. Bödele ist ein klassisch vorgelagertes Skigebiet, liegt auf Schwarzenberger Gemeindegebiet und profitiert von der Nähe zur Stadt Dornbirn. Man kann hier schnell am Nachmittag noch zum Skifahren kommen, die Ticketpreise sind ent-sprechend gestaffelt. Die Tagesgäste kommen aber nicht nur aus Dornbirn und Umgebung, sondern aus dem ganzen Raum Bodensee und Rheintal, also auch aus Süddeutschland und aus der Schweiz. Der Anteil der Schweizer Gäste macht rund 10 % aus, Tendenz leicht steigend.“MM: „Wie ist für Sie die Wintersaison 2015/16 gelaufen?“Kaufmann: „Die Saison war nicht einfach. Wir hatten als Start im November beste Schneebedingungen, also eine Schneehöhe von rund 1 m am Bödele. Da waren wir sehr zuversichtlich, dass wir bis Weihnachten gut durchkommen. Dem war aber dann nicht so. Wir hatten eine sehr starke Fönwetterlage, sodass der Schnee letztlich nicht weggetaut ist, sondern tatsächlich „verblasen“ wurde. Nach diesem kurzen Start konnten wir aufgrund der Wetterlage dann leider erst Anfang Jänner wieder in Betrieb gehen, und das können wir als Tagesskigebiet leider nicht mehr aufholen. Wenn man sich die Schneesituation vom Bödele über die letzten 10 Jahre hinweg beobachtet, hatten wir ‚glücklicherweise‘ nur 1 Saison, welche komplett ausgefallen ist. Ansonsten konnten wir immer, wenn auch des Öfteren verspätet, öffnen. Der Saisonbeginn ist allerdings jedes Jahr mit Herzklopfen verbunden. Unser Skigebiet hat dabei glücklicherweise den Vorteil, dass das Gelände nicht felsig ist. Wir können also, wenn die Temperatur passt, schon mit einigen Zentimetern an Schnee in den Winterbetrieb starten.“MM: „Die Karrenseilbahn gehört zu den ‚Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbergbahnen‘ – welche Themenkategorie hat man gewählt, wie sieht das Angebot aus?“Kaufmann: „Wir waren eine der ersten Bahnen, die bei den ‚Ausgezeichneten Österreichischen Sommerbergbahnen’ dabei waren und haben den Genussberg gewählt, weil wir unseren Fokus auf das Panoramarestaurant gelegt haben. Das findet auch großen Anklang, ob das persönliche Feierlichkeiten, Firmenkundenveranstaltungen oder gesellschaftliche Anlässe sind. Die Struktur, die wir hier am Berg anbieten, verbunden mit den langen Betriebszeiten der Bahn, verhilft uns sicher zu einer Sonderstellung in Europa. Das Thema ‚Aussichtsberg’ könnte für uns in Zukunft ebenfalls noch in Betracht kommen, im Moment konzentrieren wir uns aber auf den Genussberg.“MM: „Was ist neu im Sommer 2016?“Kaufmann: „Wir haben bei der Karrenseilbahn an der Bergstation bauliche Veränderungen vorgenommen. So wurden die bestehenden Metallzäune durch Glaselemente ersetzt, sodass die Aussicht im Gastgarten noch besser geworden ist. Dazu wurde dieses Jahr die ‚Karrenkante’ in Betrieb genommen. Das kommt genau richtig zu den runden Jubiläen, die wir feiern, nämlich 60 Jahre Karrenseilbahn und 20 Jahre Karrenseilbahn-Neu. Die ‚Karren-Kante‘ ist die erste Aussichtsplattform in Vorarlberg. Sie ragt unter dem Panoramarestaurant zwölf Meter hinaus, endet direkt über der Felskante. Quasi ‚im Nichts stehend‘ sind die Besucher den Launen der Natur wie Regen, Sonne und Schnee ausgesetzt und können atem- und gefühlsberaubende Ausblicke genießen.Wenn man ganz außen steht, kann man dann am Selfie-Point noch ein Foto machen und sich dieses dann auf der Homepage holen und z. B. auf Facebook hochladen oder es sich sogar vor Ort ausdrucken lassen.“

Das Skigebiet Bödele zieht viele Tagesgäste aus dem Großraum Dornbirn an.

MM: „Welches Angebot hat die Karrenseilbahn im Winter?“Kaufmann: „Auch im Winter ist die Karrenseilbahn täglich in Betrieb. Wir starten allerdings eine Stunde später als im Sommer. An Themen stehen im Winter wie im Sommer Kulinarik, Fitness und Ausblick im Fokus.“MM: „Das Bergdorf Ebnit stellt sein Angebot unter den Slogan ‚Ebnit erleben’. Was erwartet die Besucher?“Kaufmann: „In Ebnit gibt es ein gut durchdachtes Paket, das eine Fülle an Möglichkeiten bietet. Im Winter steht das kleine Familien-Skigebiet im Zentrum, im Sommer gibt es zahlreiche Outdoor-Aktivitäten wie Hochseilgarten, Schluchtenfox-Parcours, Canyoning, Slackline-Parcours, Bruderbach-Abenteuertouren, Bogen- und Balanceparcours, geführte Wanderungen und Reiten. Der besondere Einstieg ins Bergdorf Ebnit ist die wildromantische Anfahrt, das gibt schon das erste Aha-Erlebnis.“MM: „Wie sehen hier die Gästestruktur und das Einzugsgebiet der Besucher aus?“Kaufmann: „In Ebnit sind die Gäste bunt gemischt, wobei das Angebot auf Kleingruppen ausgelegt ist. Es geht z. B. um Teambuilding, gemeinsame Ausflüge und Firmenevents. Dafür ist das Einzugsgebiet vielfältig – die Gäste kommen nicht nur aus Dornbirn, sondern auch aus dem Rheintal, dem Raum Bodensee oder der Schweiz.“MM: „In welchen Bereichen sehen Sie Wachstumspotenzial, wie sehen Sie die künftige Entwicklung am Karren, im Bergdorf Ebnit und für das Skigebiet Bödele?“Kaufmann: „Natürlich erhoffen wir uns durch die neuen Impulse und durch die Investitionen für den Karren Wachstumspotenzial. Wir hatten hier auch schon in den letzten Jahren eine sehr erfreuliche Entwicklung und glauben, noch zulegen zu können. Das Angebot am Bödele ist natürlich sehr stark schneeabhängig – ich denke aber, dass wir auch hier durch gezielte Aktionen unser Stammpublikum binden und neue Kunden gewinnen können. Das Bergdorf Ebnit wird auch weiterhin eine kleine, feine Destination bleiben. Hier ist man durch die Infrastruktur nicht für ein Massenangebot ausgerichtet. Wir hoffen aber auch hier, dass wir durch entsprechende Maßnahmen die Umwegrentabilität steigern können.“ dwl

Das Bergdorf Ebnit ist auf Kleingruppen ausgerichtet.

MM: „Wird es noch Ausbauten der Attraktionen geben und wie sieht überhaupt das langfristige Ziel des Freizeit- und Sportzentrums Mehliskopf aus?“Kern: „Ich bin grundsätzlich immer auf der Suche nach neuen Ideen und wir haben auch noch Erweiterungsmöglichkeiten. Etwa für eine Überschlag-Schaukel („Kiiking“) oder einen Ganzjahres Rodelhang für Tubing sowie einen Flow-Trail für Mountainbiking. Als Beirat des Vereins der Nationalpark-Region e.V. spreche ich für die Skiliftbetreiber an der Schwarzwaldhochstraße bzw. die touristischen Leistungsträger insgesamt und plädiere da für Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist zu wenig, nur den Bestand zu schützen. Wenn keine Entwicklung für ortsansässige Betriebe möglich ist, haben diese in Wahrheit keine Zukunft. Wir müssen der technischen Entwicklung folgen dürfen und das ein oder andere auch neu machen dürfen.Unser Ziel ist, dass am Mehliskopf eine notwendige Symbiose von Naturschutz und Bewegung entsteht. Die Menschen suchen heute ja beides. Der bewegungsorientierte Outdoor-Bereich ist ein Zukunftsmarkt, den wir am Mehliskopf das ganze Jahr über bedienen möchten. Dabei versuchen wir auch, die Wetterabhängigkeit etwas abzufedern.“MM: „Was waren die größten Herausforderungen für Sie – die UVP Verfahren, die Klimaveränderung, die Aufbringungen von Finanzmitteln, ein verändertes Marketing oder…?“Kern: „Genau genommen von allem etwas. Man braucht Fremdmittel für die Investitionen und sollte für die Rückzahlung positiv bilanzieren, obwohl das alles entscheidende Weihnachtsgeschäft immer öfter ausfällt… Wenn man erst im Jänner starten kann, bringt die Saison schon Verluste. Durch die Einführung der Sommerattraktionen zielte ich darauf ab, wenigstens mit einer ausgeglichenen ,0′ in den Winter zu gehen. Durchschnittlich können wir mit 55 Betriebstagen im Winter rechnen, die Bandbreite schwankt jedoch von 20 bis 120 Betriebstagen. Wir setzen jetzt mehr auf Fixtermine bei den Gästen in Form von Eventtagen. Da kommen Firmen mit 150 und mehr Gästen und absolvieren ein Ganztagesprogramm mit allen unseren o. e. Angebotsbausteinen plus Wandern, Teamtraining, Teambuilding, Bogenschießen und Geo-Caching. Für Schlechtwetter steht auch Indoor-Klettern zur Verfügung. Das Motto ist: Bewegungsorientierter Sport im Freien bringt’s.“

    
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Andreas Kern, GF Freizeit- & Sportzentrum Mehliskopf (D) – Vom Kleinskigebiet im Schwarzwald zum Outdoor Ganzjahresbetrieb

Das Freizeit- & Sportzentrum Mehliskopf bietet seit 1972 eine der längsten Pisten im Nord-Schwarzwald: über 900 Abfahrtsmeter mit 36° Gefälle auf dem 1 009 m hoch gelegenen Mehliskopf direkt an der Schwarzwaldhochstraße. In dem familienfreundlichen Naherholungsgebiet von Baden Baden fühlen sich nicht nur Anfänger, sondern ganz oben auch hochalpine Ski- u. Snowboarder wohl. Um wirtschaftlich überleben zu können, hat sich die Destination seit 2001 sukzessive in Richtung Outdoor-Ganzjahresbetrieb weiter entwickelt. GF Andreas Kern sprach mit dem MM über die Herausforderungen der „Kleinen Skigebiete“ und seine Strategie.

Andreas Kern, GF Freizeit- & Sportzentrum Mehliskopf (D)

MM: „Herr Kern, schildern Sie bitte zunächst Ihren (unkonventionellen) Werdegang in die Seilbahnbranche.“Andreas Kern: „Mein Patenonkel DI Werner Krämer, ein Bauunternehmer, hat 1970 die Initiative zur Gründung einer Gesellschaft für einen Skibetrieb am Mehliskopf ergriffen. 8 Gesellschafter zeichneten Stammeinlagen, darunter u. a. die Gemeinden Bühl und Forbach. Ich bin von Beruf Rechtsanwalt, spezialisiert auf Genehmigungsrecht für Stein- und Erdenindustrien. Als 2000 ein komplexes Genehmigungsverfahren zur Errichtung der Alpine Coaster Ganzjahresbobbahn erforderlich wurde, wurde mir die Geschäftsführung der Mehliskopf-Lifte übertragen. Es war ein Planfeststellungsverfahren mit einer UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) und integrierten Verträglichkeitsprüfung auf den Schutzzweck und Erhaltungsziel eines Vogelschutzgebiets notwendig. Wir liegen am Rande eines Naturschutzgebietes, des Nationalparks Schwarzwald, des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und eben einem damals in Ausruf befindlichen potenziellen europäischen Vogelschutzgebietes. Es stellte sich heraus, dass unser Vorhaben letztlich dem Naturschutz nicht widerspricht. Später habe Ich dann auch die Gesellschafteranteile von Werner Krämer übernommen.“

Das Skigebiet am Mehliskopf im Schwarzwald (D). Fotos: Freizeit- und Sportzenrum Mehliskopf

MM: „Skizzieren Sie kurz die Eckdaten sowie die Geschichte Eures Skigebietes im Schwarzwald von den Anfängen in den 70er Jahren bis zum heutigen Status.“Kern: „Bereits um 1900 hat es hier eine Gemarkungsschneise gegeben, auf welcher die Leute hochgelaufen und anschließend mit Skiern abgefahren sind. Diese Schneise hat man breiter schlagen lassen und 1971 die ersten beiden Schlepplifte 1 + 2 installiert. 1973 folgten im unteren (leichteren) Abschnitt der Lift 3 und 1978 noch der Lift 4. Insgesamt stehen auf 16 ha Fläche drei Pistenkilometer zur Verfügung, der Höhenunterschied beträgt 175 m (von 1 007 m auf 832 m). Unser Skigebiet eignet sich sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene sowie Cracks. An unserem ca. 70 m langen Seillift können „blutige Anfänger“ sicheres Stehen auf Skiern u. Snowboards erlernen. Wird das „Stehenbleiben“ auf den Brettern während des Bergauftransports beherrscht, kann an unseren Lift 3 (ca. 350 m Länge) gewechselt werden. Von hier aus kann das Bergabfahren im flachen Gelände geübt werden. Die Bergabstrecke von Lift 4 (ca. 400 m Länge) enthält zu Beginn eine kurze steilere Strecke u. läuft über den Hang 3 flach aus. Die ca. 900 m langen Lifte 1 u. 2 führen in Folge bis auf 1 000 m Höhe hinauf und bieten bis zu 36 Grad Gefälle.Aufgrund der relativ niedrigen Höhenlage von unter 1 000 m waren wir frühzeitig gezwungen, Schneemaschinen zur Flächenbeschneiung einzusetzen. Der Startschuss fiel hier 1986 mit einer Anlage von Dr. Wechsler und drei SUFAG-Doppelaufbauten auf Pistenbully sowie 1 LENKO. Vor 30 Jahren gehörten wir zu den ersten Betrieben, die sich dieser Hilfsmaßnahme bedienten! Inzwischen wurde die Flotte auf 5 neuere Demaclenko, 3 SUFAG, 2 Bächler-Lanzen und Visualisierung modernisiert. Je nach Wetterbedingungen können bis zu ca. 100 m3 Wasser pro Stunde zu Schnee verblasen werden. In der Saison erzeugen wir bis zu 50000 m3 Schnee. Mit zwei Pistenbullys (PB 300 und PB 300 W) präparieren wir nachts die Abfahrtspisten.Allerdings trug sich trotz der maschinellen Beschneiung das Wintergeschäft am Mehliskopf in den 90ern wirtschaftlich nicht mehr allein. Deshalb haben wir uns zur Jahrtausendwende entschieden, auch ein schneeunabhängiges Angebot zu schaffen, um sukzessive ein Ganzjahresbetrieb zu werden.“

Die Ganzjahres Bobbahn von Wiegand wurde 2013 erweitert.

MM: „Mit dem Ganzjahres-Bob ist es dann 2001 mit dem schneeunabhängigen Angebot losgegangen. Warum hat man sich gerade dafür entschieden?“Kern: „Die milder werdenden Winter bzw. schwierigen Wetterlagen seit Ende der 80-ziger Jahre haben kein auskömmliches Ergebnis trotz Beschneiungstechnologie mehr ermöglicht. Wir haben uns daher im Jahr 2001 zur Errichtung einer ganzjahresbetriebenen, schienengeführten Allwetter-Bobbahn, einem Alpine Coaster von Wiegand, entschlossen und uns wie o.e. einem UVP-Verfahren gestellt. Diese Bobbahn wurde im Jahr 2013 um 30% auf 1300 m Gesamtlänge verlängert. Eine Einrichtung wie das Sportzentrum am Mehliskopf hat nur eine Zukunft, wenn neue Attraktionen dazukommen. Die Gemarkungsgemeinde Forbach und Bühl begleitet unsere Investitionen von Anfang an positiv, zumal sie den Mehliskopf als touristisches Markenzeichen betrachtet, das es zu unterstützen gilt. Die Entscheidung für den Alpine Coaster war wirtschaftlich richtig, um vom reinen Saison-Betrieb wegzukommen. Trotzdem waren und sind nicht unbedeutende Winterumsätze nötig, um zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können!“MM: „Warum hat es 2013 noch eine Erweiterung der Ganzjahres-Bobbahn gegeben und was charakterisiert die Anlage?“Kern: „Durch die Erweiterung wurde die Anlage deutlich spannender und damit wieder attraktiever. Der Mehliskopf-Bob weist heute neben 12 Steilkurven, 8 Wasserübergängen, 5 Tunneldurchfahrten und einen 360° Kreisel auch mehrere Jumps (vertikale Kurven) auf. Die Schlitten sind für zwei Personen, hintereinander sitzend, konstituiert. Während der Fahrt sind die Passagiere mit Sicherheits-Gurten angeschnallt. Bei Regen ist die Bahn deutlich schneller. Damit die Gäste auch dann noch ungetrübten Fahrspaß erleben können, halten wir für sie Regenhauben bereit. Durch die Ständerbauweise ist auch ein Winterbetrieb möglich.“

Seit Frühjar 2009 gibt es eine Strecke für DownhillCarts. Foto: Achim Meurer/Schwarzwald Plus GmbH

MM: „Welche Investitionen haben nach der Bobbahn dazu beigetragen, den Mehliskopf zum Ganzjahresbetrieb weiter zu entwickeln?“Kern: „Um die Gäste ganztägig beschäftigen zu können, war ein größeres Angebot nötig. Zuerst wurde 2002 die bestehende Zelt-Gastronomie durch einen Gastronomiepavillon mit einer Holz-Glaskonstruktion ersetzt und 2003 dazu die Außenanlage, Freiterrassen und ein Kinderspielplatz erstellt. Die Schwankungsbreite der schwer kalkulierbaren Winterumsätze zwangen uns dann zur Prüfung und Aufnahme weiterer unterjähriger Attraktionen. Ein im Jahr 2004 erarbeitetes Konzept zur Entwicklung des Mehliskopf mündete in einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan für das Gesamtgelände, der 2006 rechtskräftig wurde. Auch in diesem Verfahren wurde erneut eine UVP samt integrierter Verträglichkeitsprüfung auf den Schutzzweck und das Erhaltungsziel des Vogelschutzgebietes notwendig. Das Verfahren kam zum Ergebnis, dass die Umweltverträglichkeit mit den sensiblen Schwarzwald-Höhen gegeben ist. Erneut (nach 2001) wurden durch eine touristische Nutzung auf vorbelasteten Flächen angrenzende sensible Naturschutzflächen durch Ausgleichsmaßnahmen aufgewertet! Konkret bedeutete dies grünes Licht für den 1. Bauabschnitt des Abenteuerklettergartens. Dieser ist als touristisch orientierter Klettergarten derart gestaltet, dass jede Person ab 6 Jahren, die nicht an einer Krankheit, einer psychischen oder physischen Beeinträchtigung leidet, die Welt aus Tauen, Balken, Brücken, Netzen und Seilbahnen entdecken kann. Derzeit werden insgesamt 7 Parcoure in verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten. Am Boden des Abenteuerklettergartens ist ein Info-Pfad entstanden, der auf die sensible Umwelt der Schwarzwaldhöhen und weitere Attraktionen der Region hinweist. Damals wurde auch ein Abenteuerwaldspielplatz mit Wasserspiellandschaft, Baumhaus, Tarzan-Brücke, Wendelrutsche, Seilbahn und Kletterwurzeln miterstellt.Im Frühjahr 2009 ist zwischen den Liften auf dem Hauptgelände eine Downhill-Strecke angelegt worden, so dass man mit dreirädrigen Spezialfahrzeugen, sogenannten Downhill-Carts, mit Lift Nr. 4 ca. 400 m bergauf befördert wird um anschließend auf einer vorgegebenen Downhill-Strecke ca. 600 m schwerkraftbeschleunigt bergab zu sausen. Die großen, schräg gestellten Reifen der 13 Bullcarts garantieren dabei gute Geländegängigkeit bei größtmöglichem Fahrspaß. Scheibenbremsen sorgen für gute Verzögerung und ein sicheres Fahrgefühl. Die Downhill-Anlage ist so wie das Bungee-Trampolin zwar eine notwendige Ergänzung, aber kein wirkliches Profitcenter.“

Eine der ersten Maßnahmen war die Errichtung einer zeitgemäßen Gastronomie.

MM: „Wird es noch Ausbauten der Attraktionen geben und wie sieht überhaupt das langfristige Ziel des Freizeit- und Sportzentrums Mehliskopf aus?“Kern: „Ich bin grundsätzlich immer auf der Suche nach neuen Ideen und wir haben auch noch Erweiterungsmöglichkeiten. Etwa für eine Überschlag-Schaukel („Kiiking“) oder einen Ganzjahres Rodelhang für Tubing sowie einen Flow-Trail für Mountainbiking. Als Beirat des Vereins der Nationalpark-Region e.V. spreche ich für die Skiliftbetreiber an der Schwarzwaldhochstraße bzw. die touristischen Leistungsträger insgesamt und plädiere da für Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist zu wenig, nur den Bestand zu schützen. Wenn keine Entwicklung für ortsansässige Betriebe möglich ist, haben diese in Wahrheit keine Zukunft. Wir müssen der technischen Entwicklung folgen dürfen und das ein oder andere auch neu machen dürfen.Unser Ziel ist, dass am Mehliskopf eine notwendige Symbiose von Naturschutz und Bewegung entsteht. Die Menschen suchen heute ja beides. Der bewegungsorientierte Outdoor-Bereich ist ein Zukunftsmarkt, den wir am Mehliskopf das ganze Jahr über bedienen möchten. Dabei versuchen wir auch, die Wetterabhängigkeit etwas abzufedern.“MM: „Was waren die größten Herausforderungen für Sie – die UVP Verfahren, die Klimaveränderung, die Aufbringungen von Finanzmitteln, ein verändertes Marketing oder…?“Kern: „Genau genommen von allem etwas. Man braucht Fremdmittel für die Investitionen und sollte für die Rückzahlung positiv bilanzieren, obwohl das alles entscheidende Weihnachtsgeschäft immer öfter ausfällt… Wenn man erst im Jänner starten kann, bringt die Saison schon Verluste. Durch die Einführung der Sommerattraktionen zielte ich darauf ab, wenigstens mit einer ausgeglichenen ,0′ in den Winter zu gehen. Durchschnittlich können wir mit 55 Betriebstagen im Winter rechnen, die Bandbreite schwankt jedoch von 20 bis 120 Betriebstagen. Wir setzen jetzt mehr auf Fixtermine bei den Gästen in Form von Eventtagen. Da kommen Firmen mit 150 und mehr Gästen und absolvieren ein Ganztagesprogramm mit allen unseren o. e. Angebotsbausteinen plus Wandern, Teamtraining, Teambuilding, Bogenschießen und Geo-Caching. Für Schlechtwetter steht auch Indoor-Klettern zur Verfügung. Das Motto ist: Bewegungsorientierter Sport im Freien bringt’s.“

Ein touristisch orientierter Klettergarten wurde im Jahr 2006 realisiert.

MM: „Wie ist Eure Positionierung grundsätzlich angelegt – als Anfängergebiet oder für jeden etwas? Welches Einzugsgebiet und welche Frequenzen habt Ihr?“Kern: „Viele fangen bei uns im Kindesalter mit dem Skifahren an und können sich auch bei uns zum Fortgeschrittenen weiterentwickeln. Später frequentieren sie häufig auch große und hochalpine Skigebiete – insofern verstehen wir uns durchaus als ‚Breeder‘-Destination für den Skisport-Nachwuchs allgemein. Für Jugendliche bieten wir auch, in Zusammenarbeit mit ThePinStipes e.V. den größten Snowpark im nördlichen Schwarzwald mit abwechslungsreichen und sich ändernden Obstacles.Skibetrieb ermöglichen wir mittels Flutlicht bis 22 Uhr, damit auch die Berufstätigen unter der Woche kommen können. Unser Einzugsgebiet umfasst ca. 3 Millionen Einwohner bis hinunter nach Frankfurt, Darmstadt, Saarland Pfalz und teilweise Stuttgart, wenn die Schwäbische Alb keinen Betrieb hat. Im Süden Straßburg, Offenburg bzw. das Elsaß.Über das gesamte Jahr verzeichnen wir ca. 200 000 Gäste, davon kommen im Winter je nach Bedingungen 10 000 bis 100 000. Mit der Bobbahn schaffen wir ca. 270 Betriebstage und 150 000 Bewegungen, mit dem Kletterpark ca. 150 Betriebstage und 13 000 Gäste.Ohne Komplettangebot samt Skischule, Verleih und Shop sowie Gastronomie plus Ganzjahresattraktionen könnten wir sicher nicht mehr überleben.“MM: „Haben Sie auch eine Vision für die fernere Zukunft am Mehliskopf?“Kern: „Ja, würde man z. B. ganz oben einen Aussichtsturm bauen, damit der Gast das einzigartige 360° Panorama bis in die Rheinebene, Vogesen, Pfälzerwald, Odenwald, Schwäbische Alb und Nationalpark Schwarzwald in vollen Zügen genießen kann, dann hätten wir nicht nur eine regional/nationale Attraktion hier, sogar eine Weltattraktion! Als Aufstiegshilfe dazu könnte man sich einen 4er-Sessellift vorstellen. Allerdings müsste die Finanzierung mithilfe der öffentlichen Hand geschehen, denn wir selbst müssen uns jetzt erst einmal konsolidieren.“

Energiemanagement ist für jede Bergbahn eine Notwendigkeit

Die Zermatt Bergbahnen AG hat seit der Fusionierung 2002 einen schwierigen, aber erfolgreichen Weg zurückgelegt und bilanziert hervorragend. Die Bemühungen wurden letztes Jahr mit dem 1. Platz beim Award „Best Ski Resort“ belohnt. Die ZBAG steht aber auch für vorbildliches ökologisches Engagement und wurde mehrmals dafür prämiert – Stichwort Bergrestaurant Glacier Paradise. CEO Markus Hasler sprach mit dem MM über Strategien und Zukunftsaspekte á la welthöchste 3 S-Bahn!

Markus Hasler, CEO Zermatt Bergbahnen AG

MM: „Herr Hasler, schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang in die Bergbahnbranche bis zur jetzigen Position sowie alle relevanten Funktionen im touristischen Bereich und/oder Seilbahnwesen.“Markus Hasler: „Studium der Mathematik und Physik, anschließend Fachvorstand Mathematik und Informatik an einer Mittelschule in Graubünden, ab 1999 bis 2010 Direktor der Bergbahnen Brigels-Waltensburg-Andiast AG sowie Direktor der regionalen Tourismusorganisation. Gemeindepräsident, Kantonsrat und diverse Verwaltungsratsmandate bei Kraftwerksgesellschaften in Graubünden. Ab 2008 bis 2010 Vorstandsmitglied der Surselva Tourismus AG. Seit 2011 CEO der Zermatt Bergbahnen AG und Vize-Präsident von Zermatt Tourismus.“MM: „Bei der fusionierten Zermatt Bergbahnen AG hat sich nach wirtschaftlich schweren Jahren seit einiger Zeit ein Aufwärtstrend eingestellt. Wie ist dieser Relaunch gelungen, welche Maßnahmen wurden getroffen?“Hasler: „Die Zermatt Bergbahnen sind nach der Fusion im Februar 2002 sehr erfolgreich in die Zukunft gestartet. Innerhalb weniger Jahre wurden 300 Mio. CHF in die Infrastruktur investiert, Erträge und finanzielle Kennzahlen erreichten Spitzenwerte. Die Geschäftsjahre 2010/11 und 2011/12 waren zum Teil etwas beeinflusst von den ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Finanzkrise, Wechselkursproblematik). Trotzdem haben die Zermatt Bergbahnen AG die Vorwärtsstrategie weiter geführt. Zudem sind das Marketing und die Salesaktivitäten, nicht zuletzt auf den asiatischen Märkten, verstärkt worden, was zu steigenden Umsätzen im Ausflugstourismus geführt hat. Der Sommerumsatz wuchs in den letzten Jahren stetig. Wichtig war dabei auch, dass nicht nur Bahnen gebaut worden sind, sondern auch in die Inszenierung und Angebotsgestaltung investiert worden ist. So stehen von 2002 bis heute über 400 Mio. kumulierte Investitionen in den Büchern.“MM: „Wie sieht die aktuelle Situation nach der Bilanz des Geschäftsjahres 2014/15 aus? Hat sich der starke Frankenkurs in irgendeiner Form negativ auf Euch ausgewirkt?“Hasler: „Das Geschäftsjahr 2014/15 war vor allem durch unvorteilhafte meteorologische Bedingungen beeinflusst. Weite Teile des Sommers 2014 waren kühl und nass, der Winter 14/15 brachte sehr wenige Schönwetterphasen. Der Start in den Winter war exzellent. Im Gegensatz zum ganzen Alpenbogen verfügte Zermatt bereits im November 14 über beste Schneeverhältnisse. Am 28. 11. wurden sämtliche Pisten und Anlagen in Betrieb genommen. Diese Situation bescherte den Zermatt Bergbahnen bis Ende Dezember 14 absolute Rekordergebnisse.Der Umsatz bewegt sich wieder nahe an den Rekordergebnissen vor 2010. Die Kennzahlen des Betriebes konnten dank einem umfassenden Kostenmanagement verbessert werden. In der Rechnung 14/15 wird eine EBIDTA von 48,2 % und ein Cashflow von 41,9 % ausgewiesen – absolute Spitzenwerte in der Branche.Es ist aktuell noch sehr schwierig festzustellen, wie und ob sich der starke Frankenkurs auf die Geschäftsentwicklung auswirkt. Wir haben in den vergangenen Jahren im Sommer wie im Winter kontinuierlich an Gästen aus Deutschland verloren. Im Winter konnten die Verluste durch eine Zunahme von CH-Gästen sowie einer Steigerung der Besucherzahlen aus Skandinavien und Nordamerika substituiert werden. Im Sommer registrieren wir ergänzend interessante Wachstumszahlen auf den asiatischen Märkten. Das Sommergeschäft nimmt laufend an Bedeutung zu. Heute sind wir bereits bei 25 % des Umsatzes!“

Das Matterhorn ski paradise hat voriges Jahr den 1. Platz beim internationalen Award „Best Ski Resort“ gewonnen. Das verpflichtet für die Zukunft!

MM: „Das Matterhorn ski paradise hat voriges Jahr den 1. Platz beim internationalen Award ,Best Ski Resort‘ gewonnen. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück und was bedeutet er Ihnen?“Hasler: „Im Rahmen dieser Umfrage haben die Gäste das jeweilige Skiressort beurteilt. Somit basieren die Resultate nicht auf der Meinung von selbsternannten ,Experten‘ oder ,Skigebiets-Testern‘. Dies ist, so glaube ich, der zentrale Punkt.Die erzielten, sehr guten Resultate für das „Matterhorn ski paradise“ sind in erster Linie eine Auszeichnung für die Mitarbeiter unserer Unternehmung aber auch für unsere Partner in Italien.Es ist jedoch wichtig festzuhalten, dass auch sämtliche Leistungsträger der Destination Zermatt einen großen Anteil am Erfolg für sich in Anspruch nehmen können. Nur wenn das gesamte Angebot von A-Z den Gast überzeugt, sind solche Bewertungen möglich. Fällt zum Beispiel das Frühstück im Hotel nicht nach den Erwartungen des Gastes aus, so hat das Angebot am Berg in der Folge auch bei besten Bedingungen einen schweren Stand, den Gast überzeugen zu können.Eine Auszeichnung bringt auch Verpflichtungen. Wir sind also gefordert, den hohen Qualitätsstandard unserer Leistungen zu pflegen und weiter auszubauen. Eine große Herausforderung für sämtliche Mitarbeiter der Zermatt Bergbahnen AG aber auch für die übrigen Leistungsträger der Destination.“MM: „Wo liegen die besonderen Stärken Eurer Unternehmung und wie positioniert Ihr Euch? Hat sich hier in letzter Zeit etwas verändert?“ Hasler: „Für den Winter gilt: Schneesport auf höchsten Niveau, – leading price & leading quality – . Unser in den Alpen am höchsten gelegenes Skigebiet bietet lange, abwechslungsreiche Abfahrten und Freeride-Gelegenheiten inmitten von 38 Gipfeln von über 4 000 müM und modernste Transportanlagen. Einen wichtigen USP stellt die Internationalität des Skigebietes dar. Abfahrten mit mehr als 2 300 m Höhendifferenz enden nicht nur in Zermatt sondern auch in Valtounenche und Cervinia im Aostatal. Ein weiterer zentraler Punkt sind für Zermatt die über 120 Hotels sowie über 50 Pistenrestaurants, die an der Piste Gourmet-Erlebnisse auf höchstem Niveau anbieten.Den größten Wandel hat die Unternehmung betreffend Sommergeschäft erfahren. Neben 365 Tage Skisport im Jahr haben die Zermatt Bergbahnen begonnen, aktiv die Märkte in Asien zu bearbeiten. Neben Jungfraujoch, Pilatus, Titlis und Gornergrat hat sich das ,Matterhorn glacierparadise‘ zu einem stark frequentierten Ausflugsziel entwickelt. Jährlich steigt der Sommeranteil am Umsatz und beträgt wie o. e. heute 25 %.“

Das Erlebnisrestaurant Glacier Paradise auf fast 4 000 m hat den Europäischen Solarpreis gewonnen und ist vor allem bei Asiaten sehr gefragt.

MM: „Die ZBAG engagiert sich seit Jahren auch im Bereich Umwelt & Nachhaltigkeit vorbildlich und hat sowohl den Europäischen Solarpreis 2010 als auch den Begrünerpreis 2013 gewonnen. Nennen Sie uns bitte Eure wichtigsten Maßnahmen und warum man diese Strategie gewählt hat?“Hasler: „Nach der Fusion der vier ehemaligen Bergbahnunternehmungen zu den Zermatt Bergbahnen AG im Jahre 2002 entstanden aufgrund von diversen ökologischen Altlasten und einem ehrgeizigen Ausbauplan diverse Auseinandersetzungen mit Umweltverbänden. Parallel zu einem Inventar der Altlasten entstand ein Maßnahmenplan für ein ökologisch nachhaltiges Skigebiet. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit den Umweltverbänden und Umweltfachleuten Themen wie regenerierbare Energien, Wildschutz, Schutz der Flora und Landschaftsschutz berücksichtigt. So wurde das Gebäude mit Restaurant auf dem Kl. Matterhorn, auf fast 4 000 müM im Minergie P-Standard gebaut. An weiteren Gebäude wurde Photovoltaik- und Thermosolare-Anlagen installiert. Für die Wiederbegrünung von Schadflächen wurde auf der Basis der ortstypischen Flora aufwendig Saatgut gezüchtet, mit dessen Einsatz es gelungen ist, auf ehemals geschädigten Flächen sogar wieder geschützte Pflanzen anzusiedeln. Die Kosten für das ökologische Engagement der Zermatt Bergbahnen belaufen sich auf 250 000 bis 500 000 CHF pro Jahr.Heute anerkennen auch die Umweltorganisationen die Anstrengungen unserer Unternehmung als vorbildlich. Die Zusammenarbeit ist hart in der Sache aber lösungsorientiert.“MM: „Sie haben zum Auftakt der Veranstaltungsreihe BERG-UMWELT 2014 einen Vortrag zum Thema ,Umweltfreundliches Engagement und Kommunikation – Erfahrungen der ZBAG‘ gehalten. Was war die Quintessenz Ihrer Ausführungen?“Hasler: „Die Quintessenz war aufzeigen zu können, dass eine Unternehmung in relativ kurzer Zeit über 400 Mio. CHF am Berg investieren kann und trotzdem die ökologische Nachhaltigkeit nicht vernachlässigen muss – was sogar zu einer vertieften Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen führen kann. Weiters ging es auch darum aufzuzeigen, dass nachhaltiges Handeln nicht nur Kosten verursacht, sondern auch ökonomisch interessant sein kann. Bemerkenswert ist aber auch, dass das Gebäude auf dem Kl. Matterhorn, das den Schweizerischen und Europäischen Solarpreis 2013 gewonnen hat, vor allem auf den asiatischen Märkten viel Beachtung und Nachfrage erfahren hat.MM: „Ist es Ihrer Erfahrung nach möglich, sich als Bergbahnunternehmen gegenüber den Gästen nachhaltig zu positionieren? Ist es nicht sogar ein Gebot der Stunde, alle umweltschonenden Maßnahmen zu ergreifen, um als modernes Skigebiet weiterhin glaubwürdig zu sein?“Hasler: „Die Gäste für ein nachhaltiges Skigebiet zu sensibilisieren, ist schwierig. Die Wintergäste suchen in erster Linie das perfekte Skigebiet in einer bezaubernden Bergwelt, verbunden mit Erlebnis und Genuss. Ich habe oftmals das Gefühl, dass die Frage nach dem Aufwand für die Bereitstellung des Angebotes und dem damit verbundenen ökologische Impact zweitrangig ist oder gar nicht interessiert. Offen wurde mir bis heute von Gästen noch nicht kommuniziert, dass die Skigebietswahl mit Hinblick auf den ,ökologischen Fußabdruck der Unternehmung‘ gewählt worden sei.Trotz aller Schwierigkeiten – wo möglich, kommunizieren wir unsere Strategie ,des nachhaltigen Skigebietes‘ und verfolgen diese auch in Zukunft konsequent weiter.Grundsätzlich sollte es ein Primat der Wirtschaft und des privaten Handelns sein, mit den Ressourcen und der Umwelt soweit wie möglich schonend umzugehen. Dies gilt auch für Skigebietsbetreiber. Aber solche Strategien haben auch ihren Preis. Wie viel sich die einzelnen Unternehmungen leisten können, bedarf immer wieder eines wirtschaftlichen Abwägens. Etwa so wie die Hausfrau beim Einkaufen: Sie greift auch nicht immer in die Bio-Salatkiste. Da sind die Kosten höher.“MM: „Gibt es auch Fehler, die man in diesem Zusammenhang nicht machen sollte – etwa falsche Versprechungen oder PR-Gags statt echter, erlebbarer Nachhaltigkeit etc.?“Hasler: „Es gibt immer wieder Beispiele, wo die Gesetze der Physik zu Gunsten von ,grünen Argumenten‘ nicht so genau genommen werden. Ich begreife es bis heute nicht, wie man überall von einem Solar¬skilift (Solarenergie betriebener Skilift) sprechen kann, obwohl jeder mit nur fundamentalen physikalischen Kenntnissen feststellen kann, dass die gewonnene Energie für den Antrieb überhaupt nicht ausreicht. Die benötigte elektrische Leistung lässt grüßen. Wenn ich die im Sommer gewonnene Energie dazuzähle, dann funktioniert es jedoch wenigstens auf dem Papier. Ich würde mich hüten, unsere solare Energieproduktion übers Jahr zusammenzuzählen und zu kommunizieren, dass die Zermatt Bergbahnen eine Sesselbahn mit Solarenergie betreiben. Das wäre reine Augenauswischerei und ein ökologisches Feigenblatt, welches schnell welken kann.“

Visualiserung des Projektes „Welthöchste 3S-Bahn“ (Leitner), die auf den Winter 2018/19 in Betrieb gehen soll.

MM: „Welches Potenzial sehen Sie für die Seilbahnbranche in punkto Energiemanagement sowie alternative Energieerzeugung?“Hasler: „Energiemanagement ist für jede Bergbahn eine Notwendigkeit. Hier kann Geld gespart werden. Durch den Einsatz von Motorenmanagement-Überwachung, wie sie für alle Fahrzeuge (98) der Zermatt Bergbahnen eingesetzt werden, konnten auf einen Schlag 15 % Treibstoffeinsparungen erzielt werden. Es bedarf jedoch einer dauernden Begleitung und Weiterbildung der Mitarbeiter im Umgang mit diesem Thema. Auch die Bereiche Beschneiung und Bahnanlagen haben ein großes Potenzial. Was z. B. durch den Ersatz von älteren Schneilanzentypen durch neue Produkte an Energie eingespart werden kann, ist beachtlich. Aber immer wieder muss bei allem Potenzial zu Einsparungen die Frage der Wirtschaftlichkeit gestellt werden.Wir werden auch an neuen Gebäuden Photovoltaik- und Solarthermische-Anlagen erstellen, bei Photo-voltaikanlagen vorzugsweise in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Energiewirtschaft. So können wir das Risiko betreffend Erstellung und Betrieb der Anlage sowie der Abnahmepreise für die Energie an die Profis ,auslagern‘. Bergbahnunternehmungen sollten die Realisierung solcher Energieerzeugungsanlagen überall, wo es auf Grund der Lage und der wirtschaftlichen Analyse möglich ist, ins Auge fassen. MM: „Wie sehen die nächsten Projekte der ZBAG aus, was sollen sie bewirken – vor allem die Realisierung der welthöchsten 3 S-Bahn zum Winter 2018/19?“Hasler: „Im laufenden Sommer wie auch im Sommer 2016 bauen wir je eine Sesselbahn als Ersatz von bestehenden Anlagen. Zusätzlich beginnen wir im Frühjahr 2016 mit der Realisierung der 3S-Anlage auf das Kl. Matterhorn. Dadurch soll einerseits die Transportinfrastruktur für den Wintergast weiterhin auf dem neuesten Stand gehalten, andererseits mit der 3S-Anlage die internationale Verbindung im Skigebiet gestärkt und eine Redundanz bei den Bahnsystemen vom Tal bis auf fast 4 000 müM erreicht werden. Neben einem verbesserten Komfort und einer erhöhten Erlebnisqualität bietet die neue 3S-Anlage den Ausflugstouristen die Möglichkeit, während 365 Tagen im Jahr den Gipfel zu erreichen, was bisher, gerade in den wichtigen Frühjahrswochen, aufgrund der notwendigen Revisionsarbeiten nicht möglich war. 100 % Verfügbarkeit – auf den Märkten ein nicht zu unterschätzendes Kriterium.Bereits heute sind wir mit dem Folgeprojekt beschäftigt. Ziel ist es, die italienische Grenze auf Testa Grigia und somit unsere italienischen Partner mittels Bau einer Pendelbahn an das Kl. Matterhorn anzubinden. Das Resultat wäre das höchst mögliche ,alpine crossing‘ auf den in Asien sehr beliebten zweiwöchigen Europa-Reisen zwischen Mailand und Paris anbieten zu können.Zusammenfassend: Wir wollen unsere Position als eines der weltweit führenden Wintersportgebiete halten und zugleich die positive Entwicklung als gefragte Ausflugsdestination und somit vor allem das Sommergeschäft weiter pushen!“MM: „Abschließende Frage: Welcher Zukunft geht Ihrer Meinung nach der Schweizer Skitourismus entgegen? Sehen Sie einen Verdrängungswettbewerb und wie ist hier die ZBAG aufgestellt?“Hasler: „Aktuell wie auch zukünftig wird sich die Situation wohl eher schwierig präsentieren. Gut positionierte Gebiete werden sicher auch in Zukunft erfolgreich bestehen können. Dass dabei ,groߑ nicht automatisch ,gleich erfolgreich‘ gilt, ist aus meiner Sicht selbstverständlich. Ein Verdrängungswettbewerb läuft eigentlich schon lange, nur wird dieser durch verschiedene politische Fördermodelle auf diversen Verwaltungsstufen (Gemeinde, Kanton, Bund) stark gedämpft, wenn nicht sogar unterdrückt.Geradezu grobfahrlässig sind ,Subventionssünden‘, wie sie aktuell in Andermatt-Swissalps umgesetzt werden. Die Entwicklung von solchen neuen Großskigebieten in einem stagnierenden oder leicht rückläufigen Markt verheißt für mittlere und kleinere Skigebiete nichts Gutes. Ich bin überzeugt, nicht Laax, Verbier, das Engadin, die Jungfrauregion oder Zermatt werden dies spüren, sondern die in den Voralpen gelegenen Skigebiete an den jeweiligen Zufahrtswegen, die meist vom Tagestourismus leben. Denn soll das neue Skigebiet rentabel betrieben werden können, benötigt es eine enorme Zahl von Tagestouristen. Das Problem des Verdrängungswettbewerbes wird vom Bund und den Kantonen auf die Gemeindeebene delegiert, wo die Mittel für Wirtschaftsförderung beschränkt sind.Die Zermatt Bergbahnen verfügen über eine breit gefächerte und vor allem betreffend Märkte stark diversifizierte Gästestruktur. Zusammen mit einer starken Basis in den Bereichen Hotels, Ferienwohnungen, Restauration und weiteren Leistungsträgern wird Zermatt auch in einem wettbewerbspolitisch schwierigeren Umfeld erfolgreich bestehen können.“

Klaus Exenberger, GF Bergbahnen Ellmau-Going – Entwicklung zum ?Drei-Saisonen-Betrieb forcieren

In Ellmau wird diesen Sommer auf Hochtouren gebaut. Die Standseilbahn „Hartkaiser“ wird ??durch eine 10er-Kabinenbahn ersetzt. Der MOUNTAIN MANAGER hat das zum Anlass genommen, ?um mit Bergbahnchef Klaus Exenberger über seine Pläne und Erwartungen zu sprechen.

Winterpanorama Hartkaiserbahn.

MM: „Diesen Sommer wird die Standseilbahn Hartkaiser durch eine moderne 10er-Kabinenbahn ersetzt. Warum hat man sich für einen Systemwechsel entschieden?“Klaus Exenberger: „Wir haben uns im Vorfeld genau damit beschäftigt, wie man bei unserer Standseilbahn die Frequenz erhöhen bzw. die Wartezeit für unsere Besucher reduzieren könnte. Dafür haben wir verschiedene Expertisen eingeholt und bei verschiedenen Firmen angefragt. Schließlich sind wir zum Schluss gekommen, dass bei dieser Technik der Spielraum beschränkt ist. Deshalb haben wir begonnen, uns neu zu orientieren und nach modernen Alternativen zu suchen. Dabei haben wir festgestellt, dass für unsere Zwecke eine 10er-Kabinenbahn generell besser geeignet ist, um sowohl hinsichtlich Qualität als auch Quantität entsprechende Verbesserungen zu erreichen. Eine solche Entscheidung war letztendlich nötig, um den Anforderungen des Marktes, also den Kundenwünschen Rechnung zu tragen.“MM: „Was erwarten Sie sich von der neuen Bahn?Exenberger: „Wir erwarten uns von der Bahn natürlich Impulse für unser Skigebiet. Mit der neuen 10er-Kabinenbahn möchten wir dem Gast einfach mehr Komfort bieten, also genau das, was heute erwartet wird. Dazu haben wir hier eine sehr schöne Talabfahrt, die nicht mehr so viel benutzt worden ist, weil es bei der Standseilbahn immer wieder zu Wartezeiten gekommen ist. Wir hoffen deshalb, dass unsere Talabfahrt mit der neuen 10er-Kabinenbahn für Wiederholungsfahrten wieder besser angenommen wird und für unsere Gäste ein Mehrwert entsteht.“MM: „Es soll bei dieser Bahn auch eine Mittelstation gebaut werden. Worin liegen die Vorteile?“Exenberger: „Für uns ist die Mittelstation in rund 1?000 m Seehöhe sehr wichtig. Uns steht damit quasi eine ‚zweite Bahn‘ zur Verfügung. Durch die Platzierung der Mittelstation in dieser Höhe können wir die Talabfahrt im Winter bzw. die Wanderwege im Sommer sehr gut ins Konzept einbinden. Wer im Winter nicht jedes Mal ins Tal fahren möchte, kann in der Mittelstation zusteigen und gleich wieder auf den Berg hinauf. Wir haben in den letzten Jahren außerdem ?gesehen, dass die Schneequalität in Lagen ab 900 ?bis 1?000 m meistens wesentlich besser ist als im Tal, sodass wir unseren Gästen hier beste Bedingungen bieten können. Die Kabinenbahn ist auch hinsichtlich unseres Zwei-Saisonen-Betriebes wichtig, weil wir sie natürlich auch für den Sommer nutzen. Wenn Wanderer, speziell unsere älteren Gäste, nicht mehr den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen möchten, hat man mit der Mittelstation eine gute Gelegenheit, einen Teil der Strecke oder auch den ganzen Weg kraftsparend zurückzulegen.“

Fotos: Bergbahnen Ellmau-Going

MM: „Wie sieht der Bauplan aus?“Exenberger: „Wir haben am 7. April mit den Abbrucharbeiten begonnen. Natürlich war es eine logistische Herausforderung 960 t Stahl abzutransportieren und einer Wiederverwertung zuzuführen. Auch die Gebäude der Tal-, Mittel- und der Bergstation wurden zur Gänze abgerissen und das Material, wo möglich, recycelt. Derzeit sind die neue Mittelstation und die Strecke baumeisterseitig fertig, die Stützen werden in der KW 26 mit Helikopterunterstützung aufgestellt. Die Bergstation ist im Moment von den Bauarbeiten gesehen zur Hälfte und die Talstation zu einem Drittel fertig. Wir liegen mit den Arbeiten gut in der Zeit, die Firmen arbeiten sehr fleißig und engagiert. Unser Ziel ist es dann, in der KW 46 bzw. 47 die seilbahnrechtliche Abnahme durchzuführen und Ende November den Betrieb aufzunehmen, wenn es die Schneelage erlaubt.“MM: „Die frühere Hartkaiserbahn hat die Abwärme im Triebwerksraum für die Beheizung der Bergstation genützt, wird es bei der neuen Bahn Ähnliches geben?“Exenberger: „Wir haben wieder etwas Ähnliches geplant, genau gleich wird es nicht sein. Bei der alten Bahn war der Antrieb in einem kleinen geschlossenen Raum platziert, sodass wir relativ viel Abwärme nutzen konnten. Jetzt sind die Räumlichkeiten größer und offener. Dazu kommt, dass die modernen Motoren nicht mehr so viel Wärme abgeben wie früher. Trotzdem werden wir die anfallende Abwärme auch in Zukunft wieder nutzen und in den Kreislauf einbringen. Wir rechnen aber damit, dass wir rund ein Drittel weniger Abwärme zur Verfügung haben werden als bisher.“

6er-Sessel „Almbahn“.

„Ohne ,Ellmis Zauberwelt‘ wäre der Sommerbetrieb so nicht möglich“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahnen Ellmau-Going, was ist Ihnen in Ihrer Position wichtig?“Exenberger: „Ich bin Quereinsteiger in diese Branche und jetzt seit 10 Jahren dabei. Bergbahnunternehmen sind Dienstleister und mir ist es wichtig, dass sich das Unternehmen auch so präsentiert. Der Gast soll merken, dass wir uns um ihn bemühen. Natürlich wollen wir in allen Bereichen Top-Qualität bieten und mit Freundlichkeit überzeugen. Wir sehen uns als Bergbahnunternehmen aber auch als Motor in der Region, um Impulse und Akzente zu setzten und bei vielen Dingen eine Vorreiterrolle zu übernehmen.“MM: „Woher kommen Ihre Gäste im Sommer bzw. Winter, wie sieht die Gästestruktur aus?“Exenberger: „Im Sommer kommen unsere Gäste zu 70?% aus Deutschland, dann natürlich aus der Schweiz, den Benelux-Ländern, Großbritannien und in letzter Zeit vermehrt aus Österreich. Was das Wandern betrifft, haben wir in der Region Möglichkeiten zum Klettern genauso wie sehr schöne Wanderwege in rund 1.500 m Seehöhe. Wie man weiß, ist die Bewegung gerade in dieser Höhe stressfrei und sehr gesund. Vom Mai bis Juli kommen bei uns viele Gäste aus der Altersstufe 60+, in der Ferienzeit sind es dann viele Familien. Im Herbst verschiebt sich die Gästestruktur bei den Wanderern wieder in Richtung Singles, Sportler und ältere Gäste.Im Winter kommt der Großteil unserer Gäste, also sicher 75?% aus Deutschland, gefolgt von den Benelux-Ländern, der Schweiz und Großbritannien. Der österreichische Gast kommt auch im Winter zu uns, aber nicht in dem Ausmaß, wie wir es gerne hätten. Wir sind in Ellmau bekannt als Drehort für den ,Bergdoktor‘ und haben eine gute Hotellerie. Vor diesem Hintergrund kommen im Winter nur rund 65 bis 68?% der Gäste zum Skifahren. Ansonsten wird z.?B. gewandert oder es werden die Möglichkeiten zum Ski-Langlaufen genutzt.“MM: „Welche Erwartungen haben Sie in die diesjährige Sommersaison?“Exenberger: „Unsere Erwartungen an den Sommer sind dieses Jahr nicht hoch, weil uns durch die Bauarbeiten keine Bahn zur Verfügung steht. Wir werden aber sehr wohl ‚Ellmis Zauberwelt‘ offen halten und auch das Bergrestaurant ist für die Wanderer offen. Auf diese Weise wollen wir die Kontinuität im Angebot sicherstellen. Wir erzielen normalerweise rund 25?% unseres Umsatzes im Sommer, das wird dieses Jahr natürlich nicht der Fall sein.“MM: „Gibt es Neuerungen/Ergänzungen im Angebot für die nächsten Saisonen?“Exenberger: „Dieses Jahr haben wir im Sommer nichts Neues geplant, nächstes Jahr wird es aber sicher wieder Neuerungen geben. Für ‚Ellmis Zauberwelt‘ bringen wir schrittweise immer wieder Neues ein, weil wir den Berg einfach interessant halten wollen. An den Winter haben wir für die Saison 2015/16 natürlich schon entsprechende Erwartungen durch unsere neue Bahn. In der Talstation wird es einen modernen Shop mit einer Fläche von 1?200 m2 geben, dazu ein Ski-Depot. Dieses Angebot ist meiner Meinung nach ein wichtiger Aspekt, um dem Gast größtmöglichen Komfort zu bieten, alles so einfach wie möglich zu haben und ihn dadurch in der Region zu halten. Wichtig ist uns auch eine Ganztagesbetreuung für Kleinkinder, wo sich die Kleinen so richtig wohl fühlen und die Eltern zwischendurch mal reinsehen können. Am Berg wird es in diesem Zusammenhang z.?B. auch ein Kinderrestaurant geben. Dieser Bereich ist mir auch deshalb sehr wichtig, weil Kinder die Gäste von morgen sind. Wo es dem Kind gefallen hat, fährt es auch als Erwachsener wieder hin. Ähnlich wie ‚Ellmis Zauberwelt‘ im Sommer möchten wir die Figur in Zukunft auch für den Winter weiterentwickeln, sodass wir am Berg ein zusätzliches Angebot bekommen. In der Bergstation wird es außerdem ein weiteres Ski-Depot geben und eine Infozentrale für den Gast.“

Die neue Hartkaiserbahn wird eine 10er-Kabinenbahn.

„Der Gast soll merken, dass wir uns um ?ihn bemühen“MM: „Wie bewährt sich ‚Ellmis Zauberwelt‘ generell?“Exenberger: „Ellmis Zauberwelt ist ein Top-Thema für die ganze Region geworden. Auch im Vergleich mit dem Top-Player, dem ‚Hexenwasser Söll“ können wir gut mithalten. Wichtig ist es natürlich, immer wieder Neues zu bieten, damit man für die Gäste interessant bleibt. Ohne ‚Ellmis Zauberwelt‘ wäre der Sommerbetrieb in der jetzigen Weise sicher nicht möglich.“MM: „Die Bergbahn Ellmau-Going ist eine ,Ausgezeichnete Österr. Sommerbahn‘. Wie lange sind Sie dabei, wie sind Ihre Erfahrungen mit dieser Angebotsschiene?“Exenberger: „Wir sind seit 2007 eine ‚Ausgezeichnete Österreichische Sommerbahn‘. Das ist sicher eine sehr gute Einrichtung, die sich für uns sehr gut bewährt hat. Die Vermarktung funktioniert ausgezeichnet, weil man auch in den Medien immer wieder entsprechend präsent ist. Und durch die Qualitätskriterien ist man auch immer wieder angehalten, aktiv zu sein und sein Angebot zu pflegen und zu erneuern.“

Mit Ellmis Zauberwelt wird der Sommer für die Gäste attraktiv.

MM: „Welchen Stellenwert haben Events und das kulinarische Angebot?“Exenberger: „Events sind für uns nicht so wichtig. Wir haben keine großen Veranstaltungssäle – wenn wir Events planen würden, müsste das in der freien Natur sein. Und da ist unser Wetter nicht so stabil, dass man langfristig planen könnte. Außerdem fehlen uns für große Events schlicht die finanziellen Mittel. Umso wichtiger ist uns aber das kulinarische Angebot, und das sowohl im Sommer als auch im Winter. Hier hat sich in den letzten Jahren auch sehr viel getan, hinsichtlich der Quantität der Gäste und natürlich auch der Qualität im Angebot.“MM: „Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?“Exenberger: „Die größte Herausforderung der nächsten Jahre wird sicherlich darin bestehen, uns zu einem Drei-Saisonen-Betrieb zu entwickeln. Neben dem Winter wollen wir im Sommer noch stärker werden und auch im Herbst sehe ich noch großes Potenzial, das wir für uns gewinnen möchten. Den Anteil der Skifahrer im Winter generell zu steigern, ist meiner Meinung nach nicht möglich. Der Kuchen wird nicht größer werden. Unser Anliegen ist es aber, unseren Anteil noch etwas auszubauen. Das wollen wir durch ein entsprechendes Angebot, Qualität, Freundlichkeit und Sauberkeit erreichen – und natürlich durch ein stimmiges Preis-/Leistungsverhältnis, auch dieser Bereich muss passen.“?dwl

Dr. Ing. Mark Winkler GF Sextner Dolomiten AG – „Weg vom Kirchturmdenken!“

In den Sextner Dolomiten/Pustertal hat man in der Wintersaison 2014/15 mit der Verbindung der Skiareale Helm-Rotwand aufhorchen lassen. Der MOUNTAIN MANAGER hat das zum Anlass genommen, Dr. Ing. Mark Winkler, GF der Sextner Dolomiten AG, nach seinen Erfahrungen und den künftigen Zielen zu befragen.

Dr. Ing. Mark Winkler, GF Sextner Dolomiten AG

MM: „Wie waren Sie mit der Wintersaison 2014/15 zufrieden?“Dr. Ing. Mark Winkler: „Wir waren sehr zufrieden. Es war zwar witterungsbedingt ein schwieriger Beginn – das hat aber alle Südtiroler Skigebietsbetreiber betroffen, die mit ihren Liften nicht auf Gletscherhöhe hinaufreichen. Deshalb ist der erste Höhepunkt der Saison, der üblicherweise vom 6. bis 8. Dezember wäre, komplett ausgefallen. Der restliche Winter war dann durch viele Sonnentage und relativ milde Temperaturen gekennzeichnet. Davon haben wir in unserer Höhe extrem profitiert.“MM: „Neu war für diese Saison die Verbindung Helm-Rotwand, wie hat sie sich bewährt?“Winkler: „Wir haben für die Wintersaison 2014/15 die beiden größten Areale Helm-Rotwand durch zwei 8er-Kabinenbahnen skitechnisch verbunden. Dieses Angebot ist sehr gut angekommen und hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Es ist gelungen, allein bei den Bahnen ein Plus von 25 % zu erzielen. Insgesamt konnten wir mit allen Neuigkeiten ein Plus von 32 % einfahren. Wir haben allerdings auch für unsere Verhältnisse eine Jahrhundertinvestition getätigt, nämlich 38 Mio. Euro.“MM: „Der Weg zur Realisierung war nicht leicht, nennen Sie bitte Eckdaten.“Winkler: „Der Weg war wirklich nicht leicht. Ich denke aber, es wäre eine Illusion zu glauben, dass ein solches Projekt nur bei uns schwierig ist. Nach den Schwierigkeiten und vielen Diskussionen im Vorfeld ist es mir deshalb jetzt eine Genugtuung von vielen zu hören, dass das Projekt sehr gut und umweltschonend umgesetzt worden ist.Begonnen habe ich im Herbst 2008 mit den Gesprächen mit den 67 betroffenen Grundbesitzern. Den Konsens hatten wir relativ schnell. Dann kamen die Planung und das Einreichverfahren, wobei die Umweltverträglichkeitsprüfung im Anschluss negativ ausgefallen ist. In der Folge wurde die strategische Entscheidung getroffen, das ganze Projekt zurückzuziehen und ein gänzlich neues Projekt auszuarbeiten. Dabei wurde jeder der in der vorhergehenden UVP negativ bewerteten Punkte aufgearbeitet und eliminiert. Dieses Projekt wurde wieder eingereicht, hat anschließend sämtliche Genehmigungsverfahren inklusive Umweltverträglichkeitsprüfung positiv durchlaufen und 2013 wurde dann wirklich die Baukonzession ausgestellt, sodass wir mit den Baumschlägerungen begonnen haben. Zu diesem Zeitpunkt gab es dann einen Rekurs, ein Baustopp wurde verfügt. Alles wurde nochmals überprüft und gemessen und im Endeffekt für rechtskonform -befunden. Letztlich konnten wir dann 2014 mit den Bauarbeiten weitermachen. Diese Verfahren haben uns insgesamt aber rund 1 Mio. Euro gekostet.Umso mehr freut es uns jetzt, dass alles so gut läuft und wir als Skidestination wirklich einen Quantensprung hingelegt haben. Nach der ersten Saison sind wir sehr zufrieden.“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Sextner Bergbahnen und wie war Ihr Zugang zur Branche?“Winkler: „Ich bin seit Herbst 2008 Geschäftsführer der Sextner Dolomiten AG, damals noch als ‚Generaldirektor‘. Ein Jahr später wurde ich in den Verwaltungsrat aufgenommen und habe dort dann die Berufung zum delegierten Geschäftsführer erhalten. Zu den Bergbahnen bin ich als Quereinsteiger gekommen. Hauptberuflich bin ich freiberuflicher Bauingenieur mit eigenem Ingenieurbüro. 2007 war ich z. B. Projektant und Bauleiter für eine der letzten Aufstiegsanlagen, die hier gebaut wurden. Vor diesem Hintergrund kannte ich das Umfeld schon ganz gut. Dazu habe ich während meiner Studienzeit als staatlich geprüfter Skilehrer gearbeitet, das Skifahren war und ist meine Passion. Es war immer ein Wunsch von mir, in diesem Sektor tätig zu sein, Entscheidungen zu treffen und umsetzen zu können.“

2014 wurde die Skiverbindung Helm-Rotwand umgesetzt.

MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion wichtig, worauf legen Sie Wert?“Winkler: „Wichtig ist ein super Team zu haben und eine gute Verteilung der Zuständigkeitsbereiche, damit alle Arbeiten gut delegiert und bewältigt werden können. Die einzelnen Mitarbeiter sollen dabei so selbstständig wie möglich arbeiten können. Natürlich ist es auch wichtig, dass sich alle Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren und stolz sind, Teil der Mannschaft zu sein. Das soll auch so gelebt werden. Unsere Mitarbeiter sind nahezu ausschließlich aus der Umgebung. Wir sind mit 240 Mitarbeitern in der Hochsaison der größte Arbeitgeber in Sexten. Uns ist es deshalb auch ein Anliegen, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und zu halten, und das wird auch gut angenommen. Wir werden in der Region als verlässlicher Arbeitgeber geschätzt.“MM: „Stellen Sie das Skigebiet bitte kurz vor.“Winkler: „Die Sextner Dolomiten AG betreibt 4 Skigebiete, das sind der „Haunold“ in Innichen, die Skidestination „Helm“, die „Rote Wand“ und in der Provinz Belluno das Skiareal „Val Comelico“. Wir führen selbst 23 Aufstiegsanlagen, mit denen rund 93 km Pisten erschlossen werden. Dazu betreiben wir  5 Gastronomiebetriebe und sind am Dienstleistungssektor u. a. mit Skidepots oder Skiverleih aktiv. Mit dem neu eröffneten Bahnhof in Vierschach und dem Ski Pustertal Express sind wir im Halbstundentakt direkt mit dem Nachbarskigebiet Kronplatz verbunden, sodass dadurch den Gästen des Pustertales über 200 km Pisten zur Verfügung stehen. Da beide Skigebiete zum Konsortium Dolomiti Superski gehören, gibt es für dieses Großraumskigebiet „Sextner Dolomiten – Kronplatz“ auch einen gemeinsamen Skipass. Dabei sind wir sehr unterschiedlich ausgerichtet. Der Kronplatz spricht den sportlich ambitionierten Skifahrer an, wir haben uns dem Naturerlebnis-Skifahren verschrieben. Ein besonderes Angebot haben wir mit dem „Giro delle Cime“, einer 32 km langen Ganztages-Skirunde von Vierschach über Sexten, den Stiergarten, die Rotwand und den Kreuzpass bis in die Nachbarprovinz Belluno in die „Skiarea Val Comelico“. Dabei ist die Natur ein Highlight, aber auch die kulturelle Vielfalt der einzelnen Gebiete.Grundsätzlich ist es uns ein Anliegen, den Gästen eine Vielzahl an Produkten anzubieten, sodass sie ihre Wahl treffen können und begeistert nach Hause fahren und wieder kommen. Aus diesem Grund ist unser Angebot auch nicht nur auf Ski Alpin ausgerichtet, wir bieten z. B. drei Rodelbahnen und mehrere Winterwanderwege und auch Loipen. Ich denke, es ist eine Illusion zu glauben, dass sich der Gast heute damit zufrieden gibt, sich in einer einzigen Ferienregion aufzuhalten. Der Gast möchte immer wieder Neues erleben und diese Möglichkeit bieten wir ihm mit dem Ski Pustertal Express.“MM: „Wie sieht die Gästestruktur im Winter aus?“Winkler: „Unsere Gäste sind bisher hauptsächlich aus Italien und Deutschland gekommen. Die vielen Gäste aus Italien lassen sich u. a. aus der Präsenz von Kasernen in Innichen erklären, wo viele junge Leute ihren Militärdienst ableisten und dann natürlich immer wieder, auch in späteren Jahren, zum Skifahren kommen. Dazu haben wir in den letzten Jahren immer mehr polnische, tschechische und Schweizer Gäste, durch die räumliche Nähe auch Österreicher, Slowenen und Kroaten. Uns freut es, wenn wir so breiten Zulauf finden, weil uns das auch in Krisenzeiten hilft. Was den soziodemographischen Hintergrund betrifft, kommen viele Familien und Best Agers zu uns. Bei den jungen Gästen haben wir Handlungsbedarf, da fehlt auch die Struktur bei den Beherbergungsbetrieben. Da möchten wir uns in Zukunft aber auch vermehrt bemühen, damit wir Schüler und Jugendgruppen zu uns bekommen.“

Nachtskilauf in Innichen.

MM:“Gibt es im Sommer im Vergleich mit dem Winter Unterschiede?“Winkler: „Im Prinzip gibt es im Sommer die gleiche Gästestruktur wie im Winter, wobei im Sommer traditionell der Wandergast im Fokus steht. Im Sommer sind die deutschen Gäste eher noch stärker vertreten, aber auch Gäste aus Italien sind viele hier. Auch bei den Osteuropäern stellen wir fest, dass Wandern glücklicherweise immer beliebter wird. Wir haben z. B. Aufstiegsanlagen wie die Bahn in die „Rote Wand“ oder „Haunold“, welche im Sommer rund 120 000 Fahrten machen.“MM:“Welche Bedeutung hat der Sommer für die Region Sexten?“Winkler: „Unser Ziel ist die Ganzjahresdestination. Der Sommer ist bei uns schon heute sehr wichtig. Allein im Bereich der Bergbahnen erwirtschaften wir rund 20 % des Gesamtjahresumsatzes im Sommer. Unsere Zielsetzung geht grundsätzlich in Richtung Ressort mit einem entsprechend umfangreichen Angebot zu den unterschiedlichen Jahreszeiten.Das Nächtigungsverhältnis beträgt in der Ferienregion Hochpustertal über 60 % im Sommer und lediglich 40 % im Winter. Das sind für unsere Bahnen natürlich die besten Voraussetzungen, noch stärker zu werden. Unser Ziel ist es, durch entsprechende Investitionen ein ausgewogenes Nächtigungsverhältnis von 50:50 zu schaffen. Das werden wir auch erreichen. Wir haben es auch geschafft, die Saisonen nach vorne und nach hinten zu verlängern, seit 2008 um jeweils ca. 3 Wochen. Dabei steht nicht nur der Gewinn im Fokus, wir wollen ganz bewusst Wirtschaftsmotor der Region sein.“MM: „Sind Neuerungen für diesen Sommer geplant?“Winkler: „Diesen Sommer wollen wir entsprechend bewerben, dass wir mit der Verbindung Helm-Rotwand einen Berg dazugewonnen haben. Von den zwei neuen 8er-Kabinenbahnen wird die ,Drei Zinnen-Bahn‘ im Sommer von Ende Mai bis Ende Oktober in Betrieb sein. Dort werden die Almen für leichte Wanderungen erschlossen. Als besonderes Highlight kann hier der Blick auf die ,Sextner Sonnenuhr‘ und die weltbekannten ,Drei Zinnen‘ erwähnt werden. Ein weiteres Highlight ist dann auch die Giro Bike-Tour. Da werden unsere Gäste durch Bikeguides begleitet und im Rahmen einer Ganztagestour auf einer gesamten Länge von 62 km durch die Sextner Dolomiten geführt. Kleine Steigungen sind integriert, die großen werden mit Hilfe unserer Bergbahnen bewältigt. Neu sein wird auch die Sommervariante des ‚Ski Pustertal Express‘ rund um die Ferienregion Kronplatz. Durch einen Beitrag aus der Kurtaxe soll für den Gast die Benutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel in Südtirol ohne Kosten möglich werden. Das finde ich eine ganz tolle Sache – zum einen fördern wir die ‚green mobility‘, zum anderen ermöglichen wir dem Gast eine große Bandbreite an verschiedenen Möglichkeiten, die er ganz bequem erreichen und nutzen kann, so auch unsere Bergerlebnisangebote in den Sextner Dolomiten.“MM: „Wie sieht das Angebot im Sommer aus?“Winkler: „Mit dem Sommerangebot starten wir bereits Ende Mai (bis Ende Oktober) und bieten vier Berge, die eine unterschiedliche Ausrichtung haben. Das reicht vom ,Haunold‘, dem Familienberg, über den Aussichts- & Wanderberg ,Helm‘, den ,Stiergarten‘, wo tolle Almwanderungen erschlossen werden mit gleichzeitiger Sicht auf die weltbekannten ,Drei Zinnen‘ bis zum Dolomi-tenerlebnis auf der ,Rotwand‘. Somit betreiben wir im Sommer insgesamt 5 Aufstiegsanlagen, 4 Gastronomiebetriebe und eine 1,75 km lange Sommerrodelbahn. Im Sinne des Ressortgedankens haben wir für die Gäste jeden Tag ein neues Angebot wie z. B. den Techniktag, geführte Wanderungen, Rentierfütterungen, Sonnenaufgangsfahrten und Kinderfeste. Darüber hinaus gibt es eine enorm attraktive Sommerrodelbahn bis ins Tal, eine Tubing Bahn, den Kinder-Kletter-Parcours, Riesenhüpfburg, Relaxzone mit Fußabdruckseen, Freilichtmuseum des 1. Weltkrieges, Almdorfspielplatz oder wie schon erwähnt die Giro Bike-Tour. Dazu bieten wir unseren Gästen als Pendant zur Dolomiti Super Ski Card die Dolomiti Super Summer Card, mit der man mit einem Ticket rund 100 Bergbahnen des Verbundes nutzen kann.“

Mit dem Bahnhof Vierschach wurde die Anbindung an die Ski-Bahn-Verbindung „Ski Pustertal Express“ realisiert.

MM: „Die Region gehört zum UNESCO Weltnaturerbe, welche Anforderungen/Verpflichtungen ergeben sich daraus?“Winkler: „Wir kommen mit Ausnahme eines Skiweges, der 1976 gebaut wurde, also noch bevor die Region als Naturpark ausgewiesen wurde, nicht in das geschützte Areal. Deshalb haben wir keine direkten Auflagen zu erfüllen. Wir sind uns aber unseres Vorbildcharakters als Grenzregion bewusst, ein Umgang mit dem Weltnaturerbe muss vorgelebt werden. Deshalb setzen wir Akzente im nachhaltigen Wirtschaften. Wir verwenden zu 100 % grünen Strom aus der Wasserkraft. Die Beschneiung wurde so ausgelegt, dass wir mit Nachtstrom große Wassermengen auf den Berg pumpen können, um diese dann am Tage mit geringerem energetischem Aufwand verteilen bzw. beschneien zu können. Wir haben 2011 den ersten Prinoth Leitwolf Italiens angekauft, der die Abgaswerte IIIB 4i erfüllt hat. Im Moment arbeiten wir außerdem mit dem TIS Bozen an einem Pilotprojekt, um die Energieflüsse im Skigebiet zu analysieren, die ‚Energiefresser‘ zu eliminieren und effizienter mit dieser kostbaren Ressource haushalten zu können.“MM: „In der Region gibt es seit der letzten Wintersaison die Anbindung des Skigebietes an die Bahn, der Bahnhof Vierschach wurde in Betrieb genommen. Wie wird das Angebot angenommen?“Winkler: „Durch den Bahnhof Vierschach sind wir Teil der Ski-Bahn-Verbindung ,Ski Pustertal Express‘ geworden und damit z. B. auch direkt mit dem Kronplatz verbunden. Das hat wirklich eingeschlagen, unsere Erwartungen sind bei weitem übertroffen worden. Der Gast weiß es zu schätzen, dass er viele Ziele erreichen kann, ohne im Stau zu stehen oder das Auto benutzen zu müssen.“MM: „Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der nächsten Jahre?“Winkler: „Die größte Herausforderung wird es sein, die fiktiven Grenzen der Tourismusregionen abzubauen und vom Kirchturmdenken wegzukommen, den Gast für sich behalten zu wollen. Man muss dem Gast größtmögliche Mobilität ermöglichen und ein entsprechendes Angebot in Form von exzellenten Produkten anbieten, dann wird er wiederkommen. Mitbewerber ist nicht das Skigebiet nebenan, sondern der Anbieter von Kreuzfahrten oder der Ferntourismus. Eine weitere Herausforderung für uns wird es auch sein, den Ressortgedanken voranzutreiben und die Abgrenzungen Sommer und Winter aufzuheben bzw. die Entwicklung eines stimmigen Ganzjahresangebots voranzutreiben. Da muss man bereit sein, Änderungen im Denken zuzulassen, damit man handeln kann. Für unser Unternehmen wird es außerdem wichtig sein, unsere Visionen voranzubringen. Eine Vision, die 2017 Wirklichkeit werden kann, ist die skitechnische Anbindung unseres Skigebietes ,Val Comelico‘, das heute über eine Busverbindung erreichbar ist. Hier sollen rund 45 Mio. Euro investiert werden und zwei 8er- oder 10er-Kabinenbahnen und die entsprechenden Pisten samt Beschneiungsanlage gebaut werden. Eine weitere Vision ist die Verbindung mit Österreich/Sillian, sodass sich eine 3er-Schiene Pustertal-Belluno-Österreich ergibt. Das würde die Attraktivität des Angebotes enorm erhöhen.“ dwl

„Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen angehen!“

2014 wurde in Annaberg nach zähem Ringen die neue Donnerkogelbahn gebaut. Der MOUNTAIN MANAGER hat Barbara Kronreif, GF der Dachstein West GmbH, über das Angebot in der Region und die Ziele der neuen Gesellschaft befragt.

Barbara Kronreif, GF Dachstein West GmbH. Foto: dwl

MM: „Wie lange gibt es die Dachstein West GmbH und mit welchem Ziel wurde sie gegründet?“Barbara Kronreif: „Die Dachstein West GmbH gibt es seit 2013. Die Gründung dieser Gesellschaft war deshalb notwendig, weil für ein Investitionspaket in Höhe von 26 Mio. Euro die Gewährung einer Landesförderung und -beteiligung in Höhe von insgesamt 7 Mio. Euro davon abhängig gemacht wurde. Die Betriebe Russbacher Skilift GesmbH & Co KG und Annaberger Zwieselalmbahnen GesmbH & Co KG mussten also fusioniert werden. Diese Fusion ist mittlerweile auch zur Gänze abgeschlossen.“MM: „Wie sieht die Struktur der neuen Gesellschaft aus?“Kronreif: „Die Geschäftsführung der Dachstein West GmbH wurde mir anvertraut. Im Gegensatz zu den früheren Bergbahnbetrieben gibt es in der neuen Gesellschaft nur noch wenige Gesellschafter. Das sind die Russbacher Skilift Gesellschaft, die Gemeinde Annaberg und der Tourismusverband Annaberg. Die Fusion der früheren Bergbahnunternehmen vorzubereiten, war nicht einfach. Da hat es eine Menge Überzeugungsarbeit gebraucht, weil die Gesellschaften und ihre Gesellschafter sehr unterschiedlich aufgestellt waren. Wir hoffen jetzt aber alle, dass wir die Herausforderungen meistern werden, die auf uns zukommen.“MM: „Wie lange sind Sie in der Bergbahnbranche und was hat Sie veranlasst, in diesem Bereich aktiv zu sein?“Kronreif: „In der Branche bin ich wirklich lange. Mein Vater gehörte zu den Gründern der Russbacher Skilifte und war vor mir dort Geschäftsführer. Wenn ich nachrechne, bin ich sicher seit 35 Jahren in der Branche, früher allerdings nicht hauptberuflich. Seit 1980 gibt es die Skiregion Dachstein West, zuerst mit Russbach und Gosau, 1982 ist Annaberg dazu gestoßen. Im Laufe der Zeit wurden die Aufgaben immer mehr, ich bin in die Funktion hineingewachsen. Ich war auch immer sehr technisch interessiert, wahrscheinlich auch deshalb, weil mein Vater eine Autowerkstatt hatte und ich mich sehr früh mit Technik beschäftigt habe. Deshalb waren die technischen Anforderungen in meinem Beruf auch kein Problem.“

Die neue Donnerkogelbahn in Annaberg. Foto: Dachstein West GmbH

„Jeder Mitarbeiter soll wissen, wie wichtig sein Beitrag ist“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion besonders wichtig, worauf legen Sie Wert?“Kronreif: „Ich lege großen Wert darauf, dass wir unter den Skiregionspartnern ein gutes Gesprächs- und Arbeitsklima haben. Nur gemeinsam können wir die heutigen und künftigen Herausforderungen erfolgreich angehen. Innerbetrieblich ist es mir auch wichtig, dass ein gutes Betriebsklima herrscht und jeder Mitarbeiter weiß, wie wichtig sein Beitrag ist. Nur wenn es einem Mitarbeiter bewusst ist, dass er ein wichtiger Teil des gesamten Unternehmens ist, ist er motiviert und identifiziert sich zu 100?% mit seiner Arbeit. Das heißt auch, dass man bei Problemen unserer Mitarbeiter weiterhilft. Es gibt bei uns übrigens auch einen Kinderclub, den unsere Mitarbeiter in der Saison für ihre Kinder gratis nutzen können. Das gibt es zwar nur im Winter, aber trotzdem ist das eine gute Sache, die wir schon lange anbieten.“MM: „Neu für diese Wintersaison ist die Donnerkogelbahn. Stellen Sie das Projekt bitte kurz vor.“Kronreif: „Die Konzession für den früheren Doppelsessellift ist im Frühjahr abgelaufen. Wir hätten massiv investieren müssen, um eine neue Bewilligung für diesen Lift zu bekommen. Natürlich hat es dazu Überlegungen gegeben, es wäre aber trotz allem ein Doppelsessellift geblieben. Und ein solcher ist heute als Einstieg in ein Skigebiet nicht mehr zeitgemäß. Da es in Annaberg viele Gästebetten und auch ein hohes Gästeaufkommen gibt, waren andere Überlegungen erforderlich. Deshalb haben wir uns für eine 8er-Kabinenbahn entschieden. Der Auftrag für die Bahn ging an Doppelmayr, die Kabinen hat Carvatech geliefert.“ (vgl. S. 42 f.)

Die Skiregion Dachstein West wurde für ihr Angebot rund um Familien ausgezeichnet. OÖ Tourismus/Erber

MM: „Was bedeuten der Bau der Mittelstation beim Panoramajet auf Gosauer Seite und der Bau der Donnerkogelbahn in Annaberg für die Region, gibt es weitere Pläne?“Kronreif: „Die beiden Doppelsessellifte, die in Gosau durch den 8er Ponoramajet ersetzt wurden, hatten eine Mittelstation. Der Panoramajet später nicht mehr. Es hat sich dann herausgestellt, dass eine solche aber wirklich wichtig wäre. Deshalb sind wir jetzt sehr froh, dass es nach den Bauarbeiten 2014 wieder eine Zwischenstation gibt. Das ist eine deutliche Komfortverbesserung für den Gast. Und auch unsere neue Donnerkogelbahn bietet mehr Komfort und macht den Einstieg ins Skigebiet einfacher und leichter.Natürlich gibt es auch schon weitere Ideen. Als nächstes planen wir mit unserem oberösterreichischen Partner den Bau eines Speicherteiches, da laufen im Moment die Planungsarbeiten und Genehmigungsverfahren. Wir wollen im Bereich der Beschneiung einfach noch besser werden. Dazu planen wir eine 6er-Sesselbahn, mit der wir einen bestehenden 35 Jahre alten Schlepplift ersetzen wollen. Das soll einen weiteren Schub in Richtung Komfort bringen.“MM: „2014 wurde die Skiregion Dachstein West vom Testportal skiresort.de ausgezeichnet. In welchen Bereichen konnte man punkten?“Kronreif: „Wir wurden von skiresort.de getestet und haben in den Bereichen ‚Familien‘ und ‚Hütten‘ die Höchstpunkte bekommen. Wir sind auch sehr stolz auf unsere besonderen Hütten, weil es sich dabei um kleine, urige Hütten handelt. In anderen Destinationen wurde sehr viel einheitlich gemacht und in Selbstbedienung umgestaltet. Unsere 16 Hütten sind nicht so groß, dafür aber ursprünglich.Was die Familien betrifft, so gibt es bei uns in jedem Ort im Skigebiet auch Angebote für Kinder. Außerdem sind wir aufgrund unserer Topografie mit Pisten bis zu einer Höhenlage von 1?500 m sicher prädestiniert für Familien und Kinder. Unser Areal ist nicht schroff und nicht felsig, unsere Pisten sind breit und bieten Familien viel Komfort.“MM: „Welche Rolle spielen Events im Angebot?“Kronreif: „Wir diskutieren viel über Events, die es bei uns eher im Sommer gibt als im Winter. Da wir im Winter viele Familien bei uns zu Gast haben, wären ausgefallene Musikdarbietungen oder Konzerte eher unpassend. Wir setzen auf Kinder- und Familienevents, bei denen jeder mitmachen kann. Wir haben z.?B. zweimal in der Saison eine Woche, in der Kinder einen Gratis-Skikurs besuchen können, die Kinder-Liftkarte kostenlos ist oder auch das Bett für die Kleinen. Das kommt sehr gut an, da kann man in unserem Fall sicher besser punkten.“

Auch im Sommer ist das Angebot am Hornspitz auf Familien ausgerichtet. Foto: Dachstein West GmbH

„Es wäre wichtig, eine bessere Bettenstruktur zu bekommen“MM: „Wie sieht Ihre Gästestruktur aus, aus welchen Regionen kommen die Besucher?“Kronreif: „Die Skiregion Dachstein West hat traditionell viele Österreicher, z. B. aus Nieder- und Oberösterreich, aber natürlich auch aus Salzburg. An der zweiten Stelle sind Gäste aus Deutschland, dann folgen Gäste aus Tschechien und den Niederlanden. Damit Urlauber aus Tschechien kommen, haben wir von Anfang an viel investiert und uns z. B. in Prag sehr stark präsentiert. Das hat sich wirklich bezahlt gemacht. Dazu kommt, dass man in Teilen Tschechiens den Dachstein sieht, also gibt es eine direkte Verbindung zu uns her. Deshalb haben wir uns dort wirklich gut positionieren können. Dass viele Niederländer zu uns kommen, liegt sicher an der Bettenstruktur. Es gibt z.?B. ein großes Urlauberdorf in Obertraun und Annaberg, das von holländischen Investoren gebaut und auch von Holländern betrieben wird. Das ist sehr gut für uns.“MM: „Wie sind Sie mit der Entwicklung der Besucherfrequenz zufrieden?“Kronreif: „Da muss man zwischen dem Tages- und dem Wochengast unterscheiden. Tagesgäste kommen aus Salzburg, Oberösterreich und Bayern. Die Anzahl der Tagesgäste ist rückläufig, da ist man natürlich sehr stark vom Wetter abhängig. Es gibt auch einen verstärkten Trend zum Tourengehen auf den Pisten. Da sind wir bemüht, Lösungen zu finden, die allen Anliegen gerecht werden. Aber das ist naturgemäß schwierig. Bei den Wochengästen wäre es für uns wichtig, in der Region eine bessere Bettenstruktur zu bekommen.“

Für Wanderer gibt es Routen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Foto: Dachstein West GmbH

MM: „Welche Angebote gibt es im Sommer?“Kronreif: „Wir haben in den letzten Jahren stetig investiert, um auch hier ein gutes Angebot zu haben. Es zeigt sich in der letzten Zeit vermehrt, dass der Berg im Sommer wieder attraktiver wird. Es gibt Zuwächse, aber man muss auch etwas bieten können. Wie im Winter haben wir uns auch im Sommer auf Kinder spezialisiert. Wir haben am Berg z.?B. den so genannten, Ameisensee‘, und die Thematik ,Ameisen‘ haben wir dann auch für Kinder aufbereitet. Das kommt sehr gut an. Zuviel Animation am Berg lehnen wir aber ab. Der Berg soll schon Berg bleiben.“MM: „Sind für den Sommer 2015 Neuerungen geplant?“Kronreif: „Für den Sommer 2015 müssen wir in ?Annaberg die Donnerkogelbahn natürlich etwas in Szene setzen. Dabei ist es uns ein Anliegen, das Angebot etwas anders zu gestalten als in Russbach. Es soll eine Ergänzung werden, keine Konkurrenz. Durch die unterschiedliche Topografie ergeben sich auch bei den Wanderwegen in Annaberg andere Ansätze als in Russbach. Das wollen wir herausarbeiten. Dazu gibt es an der Bergstation der Donnerkogelbahn eine ausgesprochen attraktive, neue Hütte. Da wollen wir ein stimmiges Angebot herausarbeiten.“MM: „Wo sehen Sie für die Region Dachstein West die größten Herausforderungen für die Zukunft?“Kronreif: „Die größten Herausforderungen sehe ich in der Gästestruktur. Die Anzahl der Tagesgäste ist, wie schon erwähnt, rückläufig, bei den Gästebetten sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen. Die Infrastruktur könnte gut mehr Gäste vertragen. Wir bemühen uns deshalb sehr, weitere Gästebetten zu bekommen. In Gosau entsteht im Moment ein sehr schönes Projekt, das weitere 500 Betten bringt. Wir stehen in Russbach bei mehreren Projekten am Anfang. Das wird aber noch dauern. Das ist sicher die größte Herausforderung der Zukunft. Wir wollen und können beim Standard der Bergbahnen im Vergleich mit anderen Gebieten mithalten und wollen unsere Wirtschaftlichkeit mit Hilfe einer entsprechenden Bettenstruktur verbessern.“ dwl

Der perfekte Familien-Abenteuerberg lockt neue Gäste an

Die Muttereralm ist das bekannteste Familien-Naherholungsgebiet direkt vor den Toren Innsbrucks. Mit dem Relaunch 2006 entstand hier eine Erlebniswelt mit Tipidorf, Zauberwasser, Abenteuerspielplatz und Bäumelhäusern in luftiger Höhe. Heuer folgten Moutain Carts, Pistenbock® und Snowpark, was in Summe zur Auszeichnung „Erlebnisberg 2014“ führte. Unter dem neuen GF Werner Millinger, der zuvor als Projektant beim Planungsbüro ILF und noch früher in der Betriebsleitung der Bergbahnen Gerlos tätig war, kam es zu spürbaren Ergebnisverbesserungen und Innovationen. Inkognito unter die Gäste gemischt, erfährt er deren Bedürfnisse und leitet daraus Strategien ab!

Werner Millinger, GF Muttereralm Bergbahnen Errichtungs GmbH

MM: „In der Wintersaison 2013/14 wurde die Muttereralmbahn 60 Jahre alt. Skizzieren Sie kurz die Geschichte bis zum Neustart 2006.“Werner Millinger: „Die 1953 gegründete Muttereralmbahn erschloss mit dem ersten kuppelbaren Sessellift Österreichs ein eher gemütliches Hausskigebiet südlich von Innsbruck. Mit bunten Sonnenschirmchen ausgestattet, transportierten die von den Innsbrucker Verkehrsbetrieben gefertigten Sessel jeweils zwei Besucher auf den Berg. Hier erlebten viele Innsbrucker und die Bewohner der umliegenden Orte ihre ersten Stemmbogen und Schwünge. Die Zweiersessel-Bahn wurde dann Ende der 1960er Jahre auf damals wohl höchst moderne rundliche Kabinen aus glasfaserverstärktem Polyester umgebaut. In den 90er Jahren wurde diese Gondelbahn (und damit leider auch das Skigebiet) vorübergehend stillgelegt. Die bunten „Eiergondeln der Muttereralm“ wurden nach der Betriebseinstellung versteigert und finden sich heute in zahlreichen Gärten der umliegenden Orte als nostalgische Botschaft wieder. 2006 schließlich ging die neuerbaute, mit hochmodernen 8er Gondeln ausgestattete Muttereralm Berg bahn und die ebenfalls dazugehörende Götznerbahn in Betrieb. Haupteigentümer ist mit 64,74 % Innsbruck Tourismus, weitere Gesellschafter sind die Gemeinden Mutters und Natters.“

Die Muttereralm ist das wohl bekannteste Wintersportgebiet für Familien direkt vor den Toren Innsbrucks.

MM: „Die Muttereralm ist ein beliebter Hausberg der Innsbrucker mit einem Einzugsgebiet von 300 000 Leuten. Für welchen Weg habt ihr Euch bei der Positionierung entschieden“?Millinger: „Man hatte sich seit Anbeginn immer als Familienskigebiet definiert – daran hat sich auch mit dem Neustart 2006 nichts geändert – und bereits 2007 die ersten Attraktionen für den Sommertourismus (Zauberwasser und Bäumelhäuser) umgesetzt. In letzter Zeit wurde der Ansatz, wirklich für die ganze Familie etwas zu bieten, forciert. Wir haben uns inzwischen zum Abenteuerberg mit vielen Erlebnis-Möglichkeiten vom Mountain Cart bis hin zum Geo-Caching und vom Pistenbock® bis zum Snowpark entwickelt.“MM: „Eure ständigen Bemühungen um Weiterentwicklung wurden bereits belohnt: beim Internationalen Skiarea Sommertest wurdet Ihr Testsieger in der Kategorie ,Erlebnisberg 2014‘. Welche Bedeutung hat dieser Preis für Sie und wie wurde er von der Jury begründet?“Millinger: „Der Preis bedeutet uns sehr viel, weil er uns bestätigt, dass der eingeschlagene Weg richtig ist, und dadurch werden für ein öffentliches Unternehmen, wie wir es sind, auch künftige Investitionen leichter möglich. Die Begründung von der Jury war, dass die Muttereralm Bergbahnen sukzessive mit vielen attraktiven Bausteinen ihr Angebot als Familien- Abenteuerberg perfekt ausgebaut haben – und zwar an den Berg individuell angepasst, ohne dabei etwas anderes zu kopieren. Im beliebten Naherholungsgebiet von Innsbruck entstand so eine Erlebniswelt mit Tipidorf, Zauberwasser, Abenteuerspielplatz und Bäumelhäusern in luftiger Höhe. Alle Attraktionen sind kostenlos zugänglich, durch großteils rollstuhltaugliche Barfußwanderwege miteinander verbunden und ein Paradies für Kinder allen Alters. Ende Mai sind als Erweiterung die Mountain Carts dazugekommen – sichere Dreiradflitzer, mit denen Erwachsene und Kinder zu Tal sausen können. Die Jury hat auch die Tarifstruktur und die Freundlichkeit des Bahnpersonals sowie die dazugehörige Infrastruktur wie z. B. unsere Berggastronomie begutachtet und als optimal für Familien eingestuft.“

40 Mountain Carts waren erstmals im Sommer auf einer 5 km langen Strecke im Einsatz und bescherten einen unglaublichen Hype: 14 600 Fahrten!

MM: „Beschreiben Sie Euer aktuelles Angebot als Familien-Abenteuerberg, was ist besonders gut angekommen und wie ist es zum jüngsten Highlight ‚Mountain Carts‘ gekommen?“Millinger: „Wir haben im letzten Winter das erste Mal begonnen, ein Familienprogramm einzuführen. Konkret haben wir zwei Mal im Monat einen Familientag veranstaltet, wo am Nachmittag ein Programm mit Herbert und Mimi, einem bekannten Clownduo aus Innsbruck, angebunden war. Dazu kam dann im Juli und August noch jeden Donnerstag ein Bewegungsprogramm für Kinder ‚Dance in The Alp‘. Das wurde alles sehr gut angenommen, speziell bei schlechtem Wetter wurden dadurch viele Leute auf den Berg gelockt. Die Bäumelhäuser wurden heuer wieder reaktiviert, beim Speicherteich wurde ein Platz der Ruhe und Kraft angelegt – mit toller Aussicht über das ganze Inntal. Auch dies hat sich, neben dem Zauberwasser, gut bewährt. Zusätzlich haben wir immer wieder Aktionen für Senioren gemacht und mit unserem Waldaufseher Nature-Watch-Wanderungen für Kinder sowie erstmals auch Geo-Caching angeboten.Die Entscheidung für Mountain Carts fiel vor dem Hintergrund, dass für Kinder mittleren Alters noch eine Attraktion fehlt. Ich kannte das Konzept der Mountain Carts noch von meiner Projektanten-Zeit er, habe es auch in Savognin und Schladming gesehen, und mir gedacht: das könnte für uns auch etwas sein! Wir haben ja letztes Jahr eine neue anspruchsvolle Sport- Rodelstrecke von der Bergstation bis zur Talstation der Muttererbahn errichtet. Diese Strecke bot sich auch für die Mountain Carts an. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist sie mit 4,9 km Länge die längste derzeit existierende Mountain Cart-Strecke überhaupt!“

Der „Abenteuerberg“ war 2007 die erste Attraktion der Muttereralm. Im Bild: Das Zauberwasser.

MM: „Eure Mountain Carts sind anscheinend eine große Erfolgsgeschichte. Worauf führen Sie den Hype zurück und was besagt der Slogan „all you can drive?“Millinger: „Ja wir haben bis zum Finale Ende Oktober 14 600 Fahrten registrieren können. Mit dieser Größenordnung haben wir eigentlich nicht gerechnet und mussten schon nach drei Betriebswochen aufrüsten auf nunmehr 40 Stück! Das Erfolgsgeheimnis liegt meiner Meinung nach u. a. darin begründet, dass jeder die Strecke nach seinem Geschmack oder Bedürfnissen individuell fahren kann. Ein Vater mit Kind auf dem Schoss (bis 10 J) wählt eine andere Geschwindigkeit als z. B. Leute auf Betriebsausflug oder von Vereinen, überholen ist fast überall auf der Strecke möglich. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber einer Sommerrodelbahn, wo man vom Vordermann ‚abhängig‘ ist. Wir haben hier sowohl Genussfahrer als auch sportliche Fahrer.Die Idee „all you can drive” entwickelte sich aus der Anfrage nach einer Tages- oder Mehrpunktekarte. Dies umzusetzen kam uns wegen der relativ langen Wartezeiten nicht sinnvoll vor bzw. war nicht handlebar. Dann bot sich die Möglichkeit an, bei schlechtem Wetter Tageskarten auszugeben! Denn dann gibt es fast keine Wartezeiten, es sind vielleicht 50 Leute unterwegs, die ein Mountain Cart haben wollen. Der Betriebsleiter legt um 9:30 Uhr fest, ob Schlechtwetter ist. Wenn ja, dann kann man mit dem Erwerb einer Tageskarte so oft fahren, wie man will. Der Rekord liegt derzeit bei 9 Abfahrten von einer Motorradgruppe aus Axam! Also eine echte Schlechtwetter-Alternative…“ MM: „Habt Ihr in punkto Abenteuerberg noch weitere Perspektiven, welche wären mittelfristig erreichbar?“ Millinger: „Für nächstes Jahr ist ein Generationen-Bewegungspark im Bereich der Bäumelhäuser geplant (Umsetzung Pronatour) – für Kinder bis Senioren. Es wird dazu auch regelmäßig einen Bewegungstag für Kinder mit ausgebildeten Trainern geben und für die Senioren extra einen Bereich mit Physiotherapeuten sowie Trainern. Da hilft auch die Gruppen – dynamik mit, um Hemmungen zu überwinden.Weiters wird ein familientauglicher Single-Trail für Mountainbikes von der Berg- bis zur Talstation umgesetzt. Ziel ist, dass eine komplette Familie mit eigenen MTBs diese Strecke bewältigen kann. Dazu können sie sich bei uns eine Schutzausrüstung ausleihen, die Hauptrichtung vom Trail sollte jedoch so einfach sein, dass jeder mit einem Kind ab 10 Jahren fahren kann. Abweichend von der Hauptroute wird es gewisse Sprünge und Steilkurven geben, auf welche der bessere Fahrer ausweichen kann. Die Planung wurde an Tommy Marsh von Mellow Constructions übergeben. Unsere große Vision für die nächsten Jahre ist es, direkt von der Muttereralm in die Stadt Innsbruck mit dem Rad fahren zu können. Diese Möglichkeit hat es früher einmal für die Skifahrer über die Ferrari-Wiese nach Stift Wilten gegeben! Der Gast käme also über die Stubaitalbahn zur Muttereralm, würde mit der Gondelbahn hochfahren, dann mit dem MTB über die Trails nach unten und in Folge zurück in die Stadt.“ MM: „Auch für die Wintersaison sorgt schon im Vorfeld eine Neuheit für Furore: der Pistenbock® (MM hat in 4/2014 berichtet). Warum habt Ihr Euch für diesen neuen Rodelspaß entschieden, welche Erwartungen knüpft Ihr daran und wo verläuft die Strecke?“ Millinger: „Ich glaube, das könnte im Winter der gleiche Hype werden wie im Sommer das Mountain Cart.Unsere Absicht auf der Muttereralm ist ja nicht, anderen Skigebieten sportliche Skifahrer wegzulocken – da sind wir vom Angebot her viel zu beschränkt. Mein Ziel lautet vielmehr, Leute auf den Berg zu bringen, die nicht mehr skifahren oder noch nicht skifahren, sich aber trotzdem in der Natur ein paar Stunden frei bewegen wollen – ohne großen Aufwand und viel Ausrüstung. Das funktioniert z. B. optimal mit dem Pistenbock ®. Die Faszination an diesem Sportgerät ergibt sich daraus, dass es lenkbar und bremsbar ist und man ohne Vorkenntnisse starten kann. Man ‚murkst‘ nicht um die Kurve, sondern carvt richtig! Die Füße hat man dabei immer auf dem Bock, nicht wie sonst beim Rodeln auf dem Boden. Außerdem dämpfen Stahlfedern die Stöße von der Piste auf die Bandscheiben, was ein wesentlicher Komfortfaktor ist.Wir haben also nach einem Sporterlebnis mit hohem Fun-Faktor und ebensolcher Sicherheit für den Winter gesucht und mit dem Pistenbock® tatsächlich gefunden. Wir beginnen heuer mit 30 Sportgeräten, für Kinder steht eine eigene Variante zur Verfügung. Dieses vollkommen neue Rodelgefühl wird den Leuten sicher Spaß machen, wodurch für uns u. a. eine gute Mundpropaganda entsteht. Das österreichische Rodel-Nationalteam war jedenfalls beim ‚Praxistest‘ begeistert, die Doppelolympiasieger Andreas und Wolfgang Linger aus Absam waren sogar bei der Entwicklung dabei und fungieren jetzt quasi als Markenbotschafter für den Pistenbock®!Die Brüder helfen uns auch beim Anlegen der Pistenbock ®-Strecke: es entsteht extra entlang der Familien-Abfahrt bis zur Mittelstation ein Pistenbock®-Funpark mit Steilkurven, Parallelabschnitten etc. Auf diese Art wurde das Thema bisher noch nicht angegangen – wir sehen aber auf jeden Fall einen Markt für unsere Ausrichtung. Und es soll ja nicht jede Bergbahn das Gleiche anbieten! Übrigens kann der Pistenbock® auch auf unseren zwei Rodel-Strecken eingesetzt werden (3 km und 5 km = Mountain Cart Strecke).“

Visualisierung Snowpark.

MM: „Ihr tut auch etwas für den (urbanen) Nachwuchs: ein neuer Snowpark wird angelegt. Was darf man sich darunter vorstellen und braucht es heutzutage solche Angebote, um bei den Jungen attraktiv zu sein?“Millinger: „Man muss sich die Frage stellen: ab wann ist man ein Familienskigebiet? Nur wenn man allen Generationen gleichzeitig etwas Attraktives bietet. Die Gruppe teilt sich dann am Berg je nach Interessenslage auf und findet z. B. zu Mittag im Bergrestaurant wieder zusammen. Außerdem wohnen in Innsbruck ca. 30 000 Studenten, die u. a. wegen des Sportangebotes hier studieren und von denen viele gerne so ein schnell erreichbares Angebot mit Fun- Faktor nutzen (halbe Stunde bis zum Snowpark!). Wir als Betreiber versuchen, uns immer wieder in die Bedürfnisse des Tagesgastes hineinzuversetzen, die Erkenntnisse führen dann zu den speziellen Projekten wie eben zu diesem 3,2 km langen Snowpark. Ein für maximal 10-Jährige extra angelegter ,Kiddies Snowpark’ mit 4 Hindernissen führt rund um den Speichersee. Da wir ‚nur‘ über 12 Pistenkilometer verfügen (darunter aber eine FIS-Abfahrt), wollen wir mit möglichst viel Abwechslung aufwarten!“

Im Winter erwartet die Besucher die Neuheit „Pistenbock“: eine Rodel-Revolution der besonderen Art.

MM: „Letzte Frage: Wie stehen Sie zum Projekt ,Brückenschlag‘ mit Axamer Lizum und Schlick 2000 und wie stehen die Chancen zur Umsetzung?“Millinger: „Der Schlussbericht der Bergbahnenstudie von Grisch Consulta zeigt mit der vorgeschlagenen Variante ,Brückenschlag‘ – also der Verbindung der Skigebiete Muttereralm, Axamer Lizum , Schlick 2000 und Anbindung Neustift- einen Weg auf, der wohl der nachhaltigste und mittelfristig auch wirtschaftlich der einzig erfolgreiche ist.Bei der vorgeschlagenen Variante würde eine Einmaligkeit geschaffen mit der Verbindung der Olympiastadt Innsbruck und Ihren Angeboten sowie dem bekannten Stubaital als Urlaubsdestination, was nicht nur für Touristen auf beiden Seiten sondern auch für die einheimische Bevölkerung des Großraumes Innsbruck und des Stubaitales einen Quantensprung an Angebotsvielfalt bedeuten würde. Es ist möglich, mit drei Verbindungsbahnen drei Skigebiete zu verbinden, und ohne Errichtung neuer Pistenflächen steht dann ein Großraumskigebiet mit 83 Pistenkilometern zur Verfügung mit der Möglichkeit, allen Gruppen von Familien bis Könnern, Genussfahren und Freeridern alle Optionen anzubieten, und das vor den Toren des Ballungsraumes Innsbruck mit ca. 300 000 Einwohnern.Momentan prüft der Tiroler Landtag das Projekt in allen Teilbereichen, angefangen von Thema Naturschutz Alpenkonvention, Finanzierung , Verkehr, Wirtschaftlichkeit bis zur Konzessionsmöglichkeit und wird im Märzlandtag darüber entscheiden. Die Bergbahnen Muttereralm und auch ich persönlich stehen hinter dem Projekt Brückenschlag und ich werde auch in Zukunft im Rahmen der ARGE-Brückenschlag weiter an der Realisierung des Projektes mitarbeiten.“

Aletsch Arena – Das befreiendste Naturerlebnis der Alpen

Die autofreie Aletsch Arena im Schweizer Wallis, angesiedelt auf 1 925 m Höhe beim längsten Gletscher der Alpen (23 km), umfasst die Skigebiete Riederalp, Bettmeralp und Fiesch-Eggishorn. Dieses Trio rund um das UNESCO Welterbe „Großer Aletschgletscher“ hat 2012 zusammen mit den drei Tourismusverbänden die Vermarktungsorganisation „Aletsch Arena AG“ gegründet, um ihre Kräfte beim Marktauftritt zu bündeln, und einen Markenprozess gestartet. Seither geht es steil bergauf, wie u. a. ein 3. Platz bei der internationalen Studie „Best Ski 2012“ dokumentiert. Valentin König und Heinz Imhasly gaben dem MM dazu ein Hintergrundinterview.

Valentin König, Aletschbahnen

MM: „Wie lange gibt es den Markennamen Aletsch Arena AG, was war der Hintergrund für die Neupositionierung und wodurch charakterisiert sich diese Destination speziell?“
König: „Die Aletsch Arena wurde auf Initiative der drei Bergbahnen im Aletschgebiet (Aletsch Riederalp Bahnen AG, Bettmeralp Bahnen AG und Luftseilbahnen Fiesch Eggishorn AG) unter Beiziehung der drei Tourismusvereine 2009 gegründet. Zu dieser Zeit funktionierte die Aletsch Arena unter der Leitung von Monika Gottsponer im Rahmen einer Projektorganisation (Rechtsform einfache Gesellschaft). Im Sommer 2012 wurde die Aletsch Arena in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und Frau Gottsponer zur Geschäftsführerin gewählt und daselbst angestellt. Mit der Aletsch Arena AG wollen die Tourismusvereine und v.a. die Bergbahnen ihre Mittel bündeln, Synergien nutzen und gemeinsam auf dem Markt auftreten. Jede der drei Stationen wäre für sich zu klein, um ein sinnvolles Marketing zu betreiben und um schließlich wahrgenommen zu werden. Unsere Aletsch Arena steht im Winter für Schneegenuss in Form von 104 km präparierten Pisten und über 70 km gepfadete, traumhafte Winterwanderwege. Absolut konkurrenzlos ist unser Ski-in und Ski-out auf dem Aletschplateau. Im Sommer laden Wanderwege rund um den Aletschgletscher zu schönen Touren ein. Alle drei Bergbahngesellschaften bedienen einen Aussichtspunkt mit Blick auf den Aletschgletscher (Moosfluh, Bettmerhorn und Eggishorn).“
Imhasly: „Die Initiative der Bergbahnen beruht auf der Erfahrung der in den letzten 15 Jahren gescheiterten Destinationsprojekte, nämlich dass ein klarer Lead von Nöten ist – weshalb die Bergbahnen auch in der Folge die Aktienmehrheit beanspruchen, mit dem Auftrag, auch die Führungsverantwortung wahr zu nehmen.“
MM: „Welche Rolle hat MM Consulting beim Markenprozess gespielt, nach welchen Kriterien wurde das Logo bzw. die Werbemittel entwickelt und wie wurde die Umsetzung vom Publikum aufgenommen?“
König: „Die Aletsch Arena hat mit der renommierten Fa. BrandTrust einen Markenprozess gestartet. Als Resultat dieses Positionierungsprozesses kann die Markenbotschaft zusammenfassend mit dem Slogan „Das befreiendste Naturerlebnis der Alpen“ beschrieben werden. Gleichzeitig wollten wir unseren visuellen Auftritt verbessern und den Gästebedürfnissen anpassen. MM Consulting aus Ruggell (FL) hat den Wettbewerb der verschiedenen Agenturen um den visuellen Auftritt gewonnen. Anschließend begleitete uns Mike Partel von MM Consulting bei der Umsetzung dieses Prozesses. Das neue Logo symbolisiert die drei Ausflugsberge Moosfluh, Bettmerhorn und Eggishorn und damit die drei zugehörigen Stationen. Unser USP der Aletschgletscher wird nun in Szene gesetzt. Nach einer Angewöhnungsphase wurde das neue Logo und der entsprechend angepasste Auftritt von Einheimischen und Gästen sehr gelobt.“
Imhasly: „Wie bei der organisatorischen Destinationsentwicklung haben wir die Erfahrungen der Vergangenheit mit einbezogen und uns in erster Phase auf interne Qualitäten, Kompetenzen und Kommunikationsinstrumente konzentriert. Anstelle der Vereinheitlichung unter einem gemeinsamen CD/CI, standen die Qualitäten der einzelnen Orte der Destination im Vordergrund. Nicht Angleichung, sondern Differenzierung waren die Zielsetzung. Die voraufgeführte brand:trust aus Nürnberg waren uns da eine sehr große Unterstützung und begleiteten uns in die „Dritte-Generation-von Destinationsbildungen“. Nach den Auskunftsbüros (70/80er), den Organisationsentwicklungen (90/00er) steht der Markenaufbau und Positionierungen im Vordergrund. Auskunft und die Organisation setzten wir voraus. Die gemeinsam entwickelten Markenkernwerte, welche auf der Positionierung basieren, sind die zukünftigen Leitplanken der operativen Arbeit.“

Der Große Aletschgletscher ist mit 23 km der längste Gletscher der Alpen und ein UNESCO Welterbe. Fotos: Aletsch Arena

MM: „Wie ist nun nach der Fixierung ‚Markenkern‘ die Umsetzung angelaufen? Ebene Bergbahnen / Tourismusverbände etc.“
König: „Unser Marketingteam orientiert sich bei seiner täglichen Arbeit an den Markenkernwerten. Dabei helfen die formulierten Markenregeln als Orientierung. Im Sinne der Umsetzungsorientierung führt die Aletsch Arena periodisch wiederkehrende Informations- und Leistungsträgeranlässe durch. Gleichzeitig hat die Aletsch Arena mit Blick auf ihre Positionierung und die entsprechenden Markenkernwerte Leuchtturmprojekte gestartet. Dabei werden die interessierten Leistungsträger in der Aletsch Arena bei der Umsetzung ihres individuellen Leuchtturmprojekts unterstützt. Selbstverständlich müssen die Bergbahnen und die Tourismusvereine hier mit gutem Beispiel vorangehen und eine Leaderrolle bei der Umsetzung des Markenprozesses sowie den Leuchtturmprojekten einnehmen.“
MM: „Welche neuen Projekte sind derzeit am Laufen? Z. B. ‚First Impression‘ und die Planung einer neuen Bahn auf die Moosfluh?“
König: „Derzeit wollen die drei Bergbahnen den Ankunftsbereich bei den verschiedenen Talstationen im Sinne der ‚First Impression‘ umgestalten. Dabei sollen die Talstationen unter anderem auch „aufgeräumt“ werden. Aufgrund von geologischen Verschiebungen bei der Bergstation ist die Aletsch Riederalp Bahnen AG gegenwärtig an der Projektierung einer neuen Bahn auf die Moosfluh. Die neue Bahn soll, falls das Plangenehmigungsverfahren normal verläuft, im Sommer 2015 realisiert werden. Diese neue Bahn bietet sich selbstverständlich als Gelegenheit an, den neuen Auftritt der Aletsch Arena und die Markenkernwerte umzusetzen und nach außen zu tragen. Die Bergstation Moosfluh mit ihrem herrlichen Blick auf den Aletschgletscher soll unter dem Markenkernwert ‚Natur und Erholung‘ gestaltet werden.“
Imhasly: „Die Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn wird unter diesem Kontext als erstes im Herbst 2014 die Talstation, wie erwähnt, aufräumen und die gesamte Kommunikation den neuen Markenregeln unterstellen.“
MM: „Werden mittelfristig auch neue Produkte am Berg angestrebt? Sollen auch die drei View Points ausgebaut werden?“
König: „Im Zuge dieser Neupositionierung wollen die drei Bergbahnen ihre Peaks entsprechend der Markenkernwerte neu gestalten. Den Gästen soll auf allen drei Berggipfeln ein besserer ,Rahmen‘ geboten werden, um den Gletscher zu bewundern. Dies wollen wir entsprechend inszenieren. Auf dem Bettmerhorn ist geplant, die bald 10-jährige ‚Eiswelt‘ aufzupeppen. Es ist auch angedacht, mit verschiedenen Features den Gletscher besser erfahrbar zu machen. So soll u.a. hier auch echtes Eis von unseren Gästen „ertastet“ werden können.“
Imhasly: „Ergänzend zu dem Bettmerhorn und Moosfluh hat die LFE den Masterplan Eggishorn entwickelt resp. den Plan 2006 überarbeitet. Die Realisierung des ersten Projektes ist auf 2014 geplant, was aber aufgrund des Bewilligungsverfahrens auf den Sommer 2015 verschoben werden muss. Es geht darum, in erster Linie dem Aussichtsgast, welcher weniger mobil ist, ein erweitertes Angebot zu präsentieren und die Aufenthaltsdauer auf dem Eggishorn zu verlängern. Besucherlenkung mit Erlebnisstationen sind der Projektinhalt. Dem Gletscher zuhören und reizvolle Ausblicke und Erlebnisse überzeichnen oder einfach nur eine Ruhezone genießen und ein Selfie (Fotopoint) schießen, sind die Schwerpunkte. Mitte Sommer 2015 wollen wir den Rundweg Eggishorn in Betrieb nehmen. Wichtig scheint mir in der aktuellen Phase, dass wir unter den Bergbahnen – wie zuvor beschrieben – keine Angleichung auslösen, sondern wie die Differenzierung im Mittelpunkt steht. In einer Destination, wo alle auf den Aletschgletscher losgehen, keine einfache Herausforderung. Meines Erachtens wäre ein gemeinsamer Masterplan ,Aletsch Peaks‘ dringend gefordert.“

Heinz Imhasly, Fiesch-Eggishorn

MM: „Die Aletsch Arena hat bei der Studie ,Best Ski­resort 2012‘ den 3. Platz in den Alpen erreicht. Worauf führt Ihr diesen Erfolg zurück?“
König: „Die Aletsch Arena hat zweimal hintereinander den 3. Gesamtrang bei der Studie ,Best Ski Resort 2012‘ erreicht. Dieses Resultat führe ich auf die gute Arbeit der verschiedenen Leistungsträger in der Aletsch Arena zurück. Neben den Bergbahnen sind dabei vor allem die Skischulen, die Sportgeschäfte und die Hotellerie zu nennen. Die Aletsch Arena verfügt seit Generationen über eine sehr treue Stammkundschaft. Unter dieser Stammkundschaft gibt es teilweise einen regelrechten ,Fankult‘. Dies heißt, dass Großväter mit ihren Kindern und Enkelkindern schon in dritter Generation zu uns in die Ferien kommen. In diesem Sinn gilt die Aletsch Arena bei diesen treuen Gästen als Geheimtipp.“
MM: „In den Kategorien ,Naturerlebnis‘, ,Ruhe und Erholung‘ sowie ,Skischule‘ seid ihr auf Rang 1 gelandet, beim ,Preis-Leistungsverhältnis‘ und ,Rent-/Ski-service‘ sowie ,Schneesicherheit‘ auf Rang 2. Wie differenziert Ihr Euch in diesen Bereichen von den Mitbewerbern?“
König: „Naturerlebnis – Ruhe und Erholung sind übrigens auch Markenkernwerte der Aletsch Arena. Wenn man auf einem der drei Gipfel der Aletsch Arena ist, kann man diese Markenwerte richtiggehend ,erfahren‘. Selbstverständlich hilft hier die Autofreiheit auf dem Plateau zur Entspannung mit. Das sogenannte Ski-in und Ski-out ist das i-Tüpfchen. Was gibt es Schöneres und Entspannenderes, als am Morgen nach dem Frühstück direkt von der Haustüre auf die Piste gehen zu können! Übrigens dauert bei uns das Schneesportvergnügen länger als in anderen Stationen. Dies aus dem Grund, da man morgens nicht wie bei anderen Stationen erst irgendwo hin- und anschließend hochfahren muss. Zu den Schneesportschulen: Die machen einen hervorragenden Job gerade und vor allem im Kinderbereich. Wenn man die Skikindergärten auf der Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp sieht, kann man diese Resultate einordnen. Bei den Sportgeschäften funktionieren wir in der Aletsch Arena ausnahmslos über Familienbetriebe, welche eine starke Verwurzelung zum Schneesport und zu unserer Region haben. Dementsprechend bedienen Sie unsere Gäste. Die super Ergebnisse bestätigen dies.“
Imhasly: „Das Ski-In und Ski-Out ist in der Tat ein sehr großer Trumpf und nach dem Aletschgletscher das wichtigste Differenzierungsmerkmal. Die LFE (Fiesch, Unnergoms) und die ARBAG (Mörel, Oestlich Raron) hat die zusätzliche Aufgabe, auch das Tal zu bedienen, was eine relativ große Herausforderung darstellt. Insbesondere in Fiesch müssen an Spitzentage bis zu 4500 Personen ins Gebiet transportiert werden. Gäste, die selbstverständlich als Potenzial auch die Bettmer-und Riederalp bedienen. Wir arbeiten aktuell daran dieses Problem zu entschärfen und haben einen Projektierungsauftrag erteilt, einen öV-Hub Fiesch zu entwickeln um die Anbindung an den öV zu optimieren. Matterhorn-Gotthard Bahn (MGB), Gemeinden Fiesch/Bellwald, Postauto Wallis und die LFE versuchen hier ein gemeinsam sehr großes Projekt zu stemmen.“

Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn AG (Bild) initiierte mit der Aletsch Riederalp Bahnen AG und der Bettmeralp Bahnen AG die Aletsch Arena AG.

MM: „Wie kann man authentische Ruhewelten und coole Erlebniswelten miteinander in Einklang bringen?“
König: „Dies ist in der Tat nicht ganz einfach. Klar ist für uns aber, dass wir keine ausgesprochene Partydestination sein wollen. Dies heißt aber nicht, dass wir jungen und flippigen Jugendlichen nicht auch etwas bieten wollen. Wir wollen selbstverständlich die Jugendlichen bei ihrem Familienurlaub auch ihren Bedürfnissen entsprechend bedienen. Coole Erlebniswelten wollen wir vor allem im Rahmen unseres Sommergeschäftes weiter aufbauen, damit unseren Gästen unsere Natur besser erfahrbar gemacht werden kann.“

Beim Award „Best Skiresort 2012“ belegte die Aletsch Arena den 3. Platz unter 55 top-Skigebieten aus dem Alpenraum. Im Bild (v. l. n. r.): Mike Partel (GF Mountain Management Consulting MMC und Studienleiter ), Valentin König, Monika Gottsponer (GF Aletsch Arena AG) und Heinz Imhasly. Foto: MMC

MM: „Der Große Aletschgletscher – mit 23 km der längste im Alpenraum – gehört seit 2001 zum UNESCO Welterbe. Ist der Gletscher mehr Segen oder mehr Fluch – bereitet er Sorgen? Gelingt die Symbiose Tourismus und Ökologie?“
König: „Der Gletscher ist definitiv mehr Segen als Fluch. Auch die Zugehörigkeit zum UNESCO-Weltnaturerbe birgt noch ungenütztes touristisches Potenzial –gerade auch mit Blick auf die Ökologie. Wichtig für uns ist jedoch die stetige Möglichkeit trotz der Nähe zum UNESCO-Perimeter, dass uns eine sinnvolle und ausgewogene Weiterentwicklung im Tourismus möglich bleibt. Wir und unsere Region leben ja auch mit dem Tourismus sowie mit und von der Natur.“
MM: „Welche Rolle spielt der höchstgelegene Golfplatz Europas auf der Riederalp in Eurem Konzept?“
König: „Der Golfplatz auf der Riederalp passt perfekt in unser Markenkonzept. Hier kann man entschleunigen, die Natur und den Ausblick auf das Matterhorn und die Mischabelgruppe genießen. Für mich gibt es nichts Entspannenderes als eine Runde auf dem Golfplatz Riederalp. Im Sommer ist der Golfplatz natürlich ein Superangebot, welches heutzutage quasi zum Standard einer größeren Destination gehört.“

Das neue Logo der Aletsch Arena hat ein positives Echo ausgelöst und wurde so wie alle Kommunikationsmittel von Mountain Management Consulting entwickelt.

MM: „Welche Auszeichnungen und Preise habt Ihr erhalten und wofür? Die jüngste war der Innovationspreis 2014 von der DSQ für ‚Barrierefrei im ewigen Eis‘. Was hat es damit auf sich?“
Imhasly: „Seit Jahren dürfen wir regelmäßig Preise entgegennehmen. Nach Bozen (2010) und Innsbruck (2012) war 2014 München mit einer völlig unterschiedlichen Zielsetzung an der Reihe. Welche Wertschätzung auch immer den ,Preisen‘ zugestanden wird, der Innovationspreis des DSQ, welchen ich in München entgegennehmen durfte, war ein sehr spezieller und basiert auf einem Reisebericht des Reise-Journalisten J.N. Kreiter, welcher die Destination Aletsch mit dem Rollstuhl bereiste und es dann nicht glauben konnte, dass man die Aussichtsberge Bettmerhorn und Eggishorn vom Parkplatz, respektive von seinem Rollstuhl-konformen Auto bis zu den Aussichtspunkten ohne Hindernisse erreichen und wie jeder andere Gast den Ausblick auf den Aletschgletscher und das Erlebnis Aletsch unvermindert genießen konnte. Das hatte er an anderen Orten anders erlebt. Eine Jury des DSQ hat den Artikel gelesen und ist zum Schluss gekommen, dass diese Bemühungen ausgezeichnet gehören. An einer schönen Veranstaltung in München durfte ich dann für die Aletsch Arena den Preis entgegen nehmen und mich bei dem Deutschen Gast für die Treue und Auszeichnung bedanken. Ob die große Masse oder Experten – die Aletsch Arena ist auf dem Weg.“

Der Golfplatz Riederalp ist der höchstgelegene Europas und mit der einzigartigen Naturlandschaft im Blickfeld sicher auch einer der attraktivsten.

MM: „Welche Zukunft sehen Sie für die Bergtourismus-Branche in der Schweiz generell? Wird es Strukturbereinigungen geben? Wie steht Ihr im Wettbewerb da?“

„Sommer am Eismeer“ ist auch für Familien mit Kindern eine willkommene Abwechslung an heißen Tagen. 300 km Wanderwege bieten freie Sicht auf die schönsten Viertausender der Schweiz.

König: „Die Skierdays sind stagnierend. Wir bewegen uns im Schneesportmarkt in einem Verdrängungswettbewerb, der seit mehr als 10 Jahren beobachtet werden kann. Diese Situation wird sicherlich eine Strukturbereinigung hervorrufen. Schließlich spielt auch die Schneesicherheit bei dieser Bereinigung eine wichtige Rolle. Langfristig können nur Skigebiete mit einer gewissen Höhe überleben. In diesem Zusammenhang habe ich in Bezug auf die Aletsch Arena eine optimistische Sichtweise. Wir sind schon jetzt im Oberwallis nach Zermatt die zweitgrößte Destination. Wir müssen aber tagtäglich an uns arbeiten, um uns weiterzuentwickeln und um besser zu werden. Wenn wir keine Weiterentwicklung vorantreiben, werden wir auch wieder in Schwierigkeiten geraten.“

Die Aletsch Arena bedient die typischen Erwartungen an ein Schweizer Skigebiet auf höchstem Niveau: Naturerlebnis, Authentizität und Gemütlichkeit gepaart mit einem hohen Grad an Schneesicherheit und Top-Pistenqualität.

Imhasly: „…und die Zukunft des Tourismus wird in 10 Jahren wohl nicht mehr so aussehen, wie wir Tourismus in den letzten 40 Jahren betrieben haben. Nicht weil das falsch war – es entsprach den Anforderungen – sondern weil der Markt, die Umwelt und nicht zuletzt die Ansprüche des Gastes sich in den letzten Jahren bedeutend verändert haben. An allen Fronten sind neue und meistens ungewohnte Herausforderungen zu meistern, was den Tourismus auf eine sehr anspruchsvolle Stufe stellt, welche zu bedienen ist. Die Bergbahnen im Speziellen sind gefordert, die Service-Public-Lasten neu zu verteilen und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Die Aletsch Arena hat die Voraussetzungen, nutzen müssen wir sie allerdings selbst.“

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