Ganz nah an die Basis zum Gast gehen

Bereits seit einigen Jahren belegen die Lenk Bergbahnen regelmäßig einen der vorderen Plätze in den Rankings der erfolgreichsten Schweizer Skigebiete. Dabei hält man im Simmental sowohl unternehmerisch als auch in der touristischen Ausrichtung bewusst an traditionellen Strukturen fest. MM sprach mit Lenk-Geschäftsführer Hans-Ulrich Schläppi über die Hintergründe des Erfolgs. Seit über 30 Jahren ist der 53jährige Finanzfachmann mit dem Unternehmen verbunden und verantwortete vor seiner Geschäftsführertätigkeit unter anderem die frühe Einführung des Verbundkassensystems Mitte der 80er Jahre sowie verschiedene andere Entwicklungsprojekte.

Lenk-Geschäftsführer Hans-Ulrich Schläppi.

MM-FRAGE: „Bitte zeichnen Sie kurz die wichtigsten Entwicklungsschritte Ihres Unternehmens bis zu seiner heutigen Organisationsform und bestehenden Kooperationen auf.”Hans-Ulrich Schläppi: „Die Entwicklung begann während dem Zweiten Weltkrieg mit einem Funi-Schlitten und bereits 1948 wurde die frühere Genossenschaft Lenk-Betelberg gegründet. 2003 fusionierten schließlich die bis dahin eigentlich fünf Bahngesellschaften an der Lenk zu den heutigen Lenk Bergbahnen. Seit rund 25 Jahren pflegen wir darüber hinaus eine sehr gute Kooperation mit Adelboden und positionieren uns heute nach außen eigentlich nur als Skiregion Adelboden-Lenk.Nach wie vor sind wir genossenschaftlich organisiert, insgesamt zählen die Lenk Bergbahnen heute rund 3 300 Genossenschafter. Damit haben wir eine sehr breite Abstützung in der Bevölkerung, wobei die Verteilung auf 50 Prozent Einheimische und 50 Prozent ,Fast Einheimische’ – also Zweitwohnungsbesitzer und Auswärtige – uns noch einen weiteren wichtigen Vorteil beschert: bei uns hat man immer den Sinn einer guten Infrastruktur gesehen und deren notwendige Entwicklung mitgetragen. So waren trotz sehr guter Geschäftsergebnisse alle Genossenschafter auch speziell in der letzten Zeit immer bereit, zugunsten von Neuinvestitionen auf eine Dividende zu verzichten.Eine weitere Besonderheit ist sicherlich unsere schlanke Führungsstruktur. Das fängt beim Verwaltungsrat an und zieht sich eigentlich durch die Geschäftsleitung und das ganze Unternehmen durch. Mit nur fünf Verwaltungsräten und zwei Mitgliedern in der Geschäftsleitung haben wir ganz kurze Entscheidungswege, das ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg eines nternehmens.”

Über die Talseite Metsch, Bühlberg, Hahnenmoos erfolgt die Anbindung an die Adelbodener Pisten. Das größere Lenker Gebiet wird verstärkt von jungen, sportiven Fahrern frequentiert.

MM-FRAGE: „Wie gestaltet sich das Jahresgeschäft für Ihr Unternehmen? Wie sind die Kenndaten Ihrer Gästestruktur?”Hans-Ulrich Schläppi: „95 % machen wir derzeit mit dem Win- tergeschäft, leider nur 5 % im Sommer. Unsere Gäste sind im Winter in zwei Gruppen aufgeteilt: Einmal die ganz konstanten, treuen Saisonkarten-Besitzer, darunter eben auch sehr viele Genossenschafter. Insgesamt verkaufen wir in der Skiregion Adelboden-Lenk ca. 14 000 Saisonkarten pro Jahr. Hinzu kommen natürlich noch die Wochen- und Tagesgäste, wobei wir hier durch den Zusammenschluss mit Adelboden einen kleinen Vorteil gegenüber anderen Regionen haben. 60 bis 70 % der Tagesgäste kommen zum Beispiel auf der Metsch-Seite über Adelboden ins Skigebiet – Lenk kann sich dadurch ein bisschen besser auf den Wochengast konzentrieren.Bei der Herkunft unserer Gäste stellen wir mit durchschnittlich 87% Schweizer Gästen vielleicht einen Schweizer Rekord auf. Das ist mitunter ein großer Vorteil, kann aber bei einer schlechten Ferienkonstellation in der Schweiz auch ein Nachteil sein. Das wird dann jedoch ab März wieder ein bisschen abgedämpft, wenn Adelboden üblicherweise 50 Prozent Schweizer und 50 Prozent ausländische Gäste erreicht.Entsprechend schwankt auch die Altersstruktur unserer Gäste saisonal. In Ferienzeiten überwiegen die Familien, zur Zwischensaison halten sich Jugend und Senioren in etwa die Waage, während wir ab Mitte März wieder mehrheitlich jüngere Skifahrer haben.Das schlägt sich auch auf der Angebotsseite nieder, wo wir in Lenk mit der Zweiteilung des Tales bewusst zwei Philosophien haben. Einmal die Betelberg-Seite, dort setzen wir vor allem auf Familien, Kinder, ein bisschen auf den gemütlicheren Skifahrer, also vielleicht Senioren oder einfach Genießer. Und natürlich auf alle, die nicht Ski fahren, denn diesen Gästen müssen wir als Skigebiet genauso entgegenkommen. In vielen ankommenden Autos sitzt doch ein Familienmitglied, das vielleicht auch nur zur Zeit nicht Ski fahren kann oder die Großmutter oder das Kleinkind. Die können sich dann trotzdem im Gebiet immer wieder treffen, seine Übersichtlichkeit gibt ihnen eine gewisse Geborgenheit. Am Betelberg bieten wir dennoch alles, was den Wintersport ausmacht: sanfte bis sehr lange Pisten, anspruchsvoll bis leicht, Schlitteln, 15 km Winterwandern, Boarden, Bordercross, eine permanente Rennstrecke und die Langlaufloipe. Wir sagen salopp, eines der größten Angebote auf kleinstem Raum. Auf der anderen Talseite ist das Gebiet mit Metsch, Bühlberg, Hahnenmoos bis Adelboden größer und dort konzentrieren wir uns stärker auf den jungen, sportlicheren Gast.”

Mit einem reichhaltigen Pistenangebot spricht die Talseite Betelberg Familien und Genuss-Skifahrer an.

MM-FRAGE: „Welche Entwicklungsperspektiven ergeben sich aus der derzeitigen Situation?”Hans-Ulrich Schläppi: „Wir sehen natürlich die gewisse Schweiz-Lastigkeit und den starken Zweitwohnungsanteil in unserer Gästestruktur. Um unsere Attraktivität für die wichtige Gruppe der Wochengäste zu verbessern, ist eines unserer zentralen Anliegen die verstärkte Schaffung von ,warmen Betten’, das heißt ein besseres Hotellerieangebots vor Ort. Hier setzen wir unter anderem auf Sami Kapeller, den sehr initiativen Pächter unserer Berghäuser, der speziell im Segment der Low-Cost-Betten aktiv ist. In zwei Wintern erreichte er insgesamt 10 000 Übernachtungen und auch für den nächsten Winter stehen die Zeichen gut. Eine weitere Initiative in dieser Richtung ist ein Ansiedelungsprojekt, das wir gemeinsam mit Lenk-Simmental-Tourismus und der Gemeinde unterstützen. In dieser Bauzone müssen die Ferienwohnungen auf mindestens dreißig Jahre hinaus vermietet werden.Und wenn Sie unsere Unternehmensphilosophie sehen, die den Gast, seinen Komfort und seine Bedürfnisse klar in den Vordergrund stellt, dann müssen wir auch die Sportartikel-Vermietung deutlich verbessern. Das ist nicht einfach zu lösen, da wir fünf Einstiegsorte ins Gebiet haben. Wir planen nun den Bau eines Dienstleistungszentrums im Dorf als zentralen Anlaufpunkt, wo der Gast seine Bahnkarten erhält, die Angebote der Skischule, von Lenk-Simmental-Tourismus und der Gemeinde findet und schließlich seine Skis mieten kann.Dabei sehen wir diese Entwicklungen nicht nur für uns als Bergbahnen, der gesamte Ort soll in der Wertschöpfung davon profitieren. Das gilt auch für den Sommerbetrieb, den wir ab Ende Mai bis Ende Oktober anbieten und wo wir mit diversen Trails und anderen Angeboten die Attraktivität des touristischen Gesamtangebots verbessern wollen.”

Bergsommer im Simmental: Der Murmeli-Trail auf dem Betelberg führt auf drei Kilometern vom Berghaus Leiterli zum Berghaus Stoss.

MM-FRAGE: „Neben der Hotellerie ist eine leistungsfähige Gastronomie wichtige Voraussetzung für die Attraktivität einer Region. Wie engagiert sich ihr Unternehmen hier und welchen Stellenwert haben Events in der Lenk?”Hans-Ulrich Schläppi: „Die Gastronomie ist bei uns auf verschiedenen Pfeilern abgestützt. Neben vielen privaten Betreibern im Gebiet verfügen wir als Bergbahn über drei Berghäuser und insgesamt vier Bars, die wir allerdings alle verpachtet haben. Der Grund liegt darin, dass wir uns absolut auf unser Kerngeschäft konzentrieren und umgekehrt von der Kompetenz eines guten Pächters profitieren wollen. Hier sind wir im Moment sehr glücklich mit unserem jungen Team, das zum Beispiel wie oben gesagt mit vollem Elan die Berghäuser voran treibt. Oder mit der neuen Snow Beach Lodge Metsch ein erfolgreiches Konzept geschaffen hat, das mit Live-Musik oder Konzerten fast 50 Prozent des Umsatzes im vergangenen Winter an den Wochenendabenden erwirtschaftete und jetzt im Sommer weitergeführt wird.Wir setzen also auch bei den Events auf diese Partnerschaft und natürlich auf die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Tourismusverantwortlichen. Dabei sind das allerdings im Gegensatz zu anderen großen Gebieten nicht die Mega-Events, wir wollen vielmehr mit vielen kleinen Veranstaltungen ganz nah an die Basis zu unseren Gästen gehen. Im letzten Winter hatten wir so jeden zweiten Tag ein kleines Event, und für uns ist das auch ein Skirennen von 100 Teilnehmern. Damit bieten wir den Gästen eine echte Dienstleistung und schaffen gleichzeitig eine Verbundenheit zum Ort und zu der Region. Und mit dem neuen Kurdirektor Manfred Fiegel haben wir das Glück, dass auch er im Winter und im Sommer jetzt neue Veranstaltungen nach Lenk gebracht hat. Wie zum Beispiel im letzten Winter die Veranstaltungsreihe DAS ZELT mit ihren insgesamt 5000 Besuchern, die in der nächsten Wintersaison weitergeführt wird, oder das zweite Beachsoccer-Turnier in diesem Sommer. Das Zusammenspiel von Bergbahnen, Tourismus und Gemeinde ist extrem wichtig und auch wenn es nicht selbstverständlich ist, als Bergbahn finanzieren wir solche Events gerne mit und unterstützen natürlich die Organisation von anderen Veranstaltungen, wie den Rivella Family Contest, den Grand-Prix Migros oder neue Anlässe, wie Kinderkonzerte im Winter und Sommer.”MM-FRAGE: „Sie betonen immer wieder die eindeutige Gästeorientierung Ihres Unternehmens und die starke Identifizierung mit Ort und Region. Gleichzeitig sind sie ein Unternehmen mit eindeutigem Winterschwerpunkt und beschäftigen in der Wintersaison mit 120 Personen deutlich mehr als im Sommer. Wie sichern sie deren Qualifikation?”Hans-Ulrich Schläppi: „Wir haben das Glück, dass wir unsere Saisonmitarbeiter fast ausschließlich aus der Region rekrutieren – zu 99 Prozent sind es Simmentaler und Einheimische. Sie kennen das Gebiet genau und sind teilweise schon 20, 30 oder gar 40 Jahre dabei. Das erleichtert die Ausbildung natürlich spürbar.Wenn wir von Qualifikation sprechen, dann steht für uns an erster Stelle die Sicherheit und danach kommt gleich das Verhalten gegenüber dem Gast. Dann sprechen wir automatisch auch von Motivation und Initiative, denn wir schulen und fördern unsere Mitarbeiter nicht nur auf Freundlichkeit sondern insbesondere auf Hilfsbereitschaft. Gute Bergbahnen, gute Beschneiungsanlagen, gute Pisten machen es dem Gast angenehm, sich in einem Skigebiet aufzuhalten. Aber das reicht noch nicht ganz aus: der Gast will heute nicht nur technisch auf einen Berg gelangen, sondern er will im weitesten Sinn ein Erlebnis kreiert bekommen. Und wir wollen den Gast überraschen, dass er nicht nur sagt, es ist gut gewesen heute hier Ski zu fahren, sondern dass er sagt, das war wirklich toll, die Mitarbeiter der Bahn haben uns sogar geholfen, die Skis oder Schlitten zu tragen und den Kindern beim Einsteigen in die Gondel. Das ist wichtig: nicht nur freundlich sein, das wird erwartet, sondern Hilfsbereitschaft.Wir haben deshalb mit dem Personal zusammen einen 12-Punkte-Plan erarbeitet, das neben den Sicherheitsaspekten auch das Verhalten gegenüber dem Gast und gegenüber dem Team, die eigene Initiative und Motivation berücksichtigt. Beispiele sind etwa: ist der Mitarbeiter immer korrekt gekleidet – in unserer Kleidung ohne Fremdwerbung – wird geraucht, wenn der Gast es sehen könnte, ist er pünktlich und natürlich, hält er seinen Sicherheitslevel immer gut ein. An diesen 12 Punkten orientieren sich nicht nur unsere Schulungen. Sie sind auch die Basis für die Mitarbeiterbeurteilung durch den Teamleiter, auf deren Grundlage jeder Mitarbeiter je nach Saisonverlauf einen Bonus von bis zu 10 Prozent seines Wintereinkommens bekommen kann. Mit diesem System lassen wir einerseits den Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens aktiv teilhaben, gleichzeitig fördern wir auch seine Bereitschaft zur konstant hohen Leistung.”

Bereits auf die Saison 2006/2007 erweiterten die Lenk Bergbahnen im Bereich Bühlberg die Beschneiung um weitere drei Kilometer.

MM-FRAGE: „Ihr Unternehmen hat in den vergangenen Jahre massiv in den Neu- und Ausbau von Bahnen, Beschneiungsanlagen sowie Wegen und Pisten investiert. Wo lagen die Schwerpunkte und welche Erweiterungen/ Verbesserungen stehen noch an?”Hans-Ulrich Schläppi: „Bei den Bahninvestitionen lag der Schwerpunkt eindeutig auf der Komfortverbesserung. Mit steilen Schleppliften und komplizierten Pistenführungen funktioniert das heute nicht mehr. Hier haben wir in den letzten Jahren insgesamt vier Skilifte durch zwei neue kuppelbare Sechser- Sesselbahnen – Metschstand und Bühlberg – ersetzt. Die unerwartet aufgetretenen Windprobleme an der Bühlberg-Bahn werden wir wohl noch in diesem Sommer in Zusammenarbeit mit unserem Lieferanten lösen.Eine Erweiterung des Skigebiets – etwa durch die Erschließung neuer Gebietskammern – gestaltet sich heute natürlich schwierig. Was wir in Verbindung mit dem neuen Dienstleistungszentrum und dem angesprochenen Ansiedelungsprojekt allerdings als Zukunftsvision anstreben, ist die Verbindung unseres Skigebiets von Betelberg nach Metsch. Der Gast könnte dann kurzfristig auf Skiern die Seiten wechseln und unser Angebot würde sich auf 130 bis 150 voll verknüpfte Pistenkilometer erstrecken.”MM-FRAGE: „Mit 60 % beschneibarer Fläche der Hauptpisten liegt Lenk weit über dem Schweizer Durchschnitt mit rund 20%. Welche Erfahrungen machten Sie in der vergangenen Wintersaison und welche Perspektiven ergeben sich daraus?”Hans-Ulrich Schläppi: „Dieser Winter war bei uns laut Aussage der Meteorologen um 7 Grad zu warm – hinzu kam die ständige Westwindsituation. Da ist es für uns sehr beruhigend, dass wir in einem so schwierigen Winter trotzdem sehr gut bestehen konnten. Wir verzeichneten in der ganzen Skiregion ein Minus von nur 7 Prozent gegenüber der vergangenen Saison.Es zeigte sich jedoch, dass wir bestehende Lücken in unserer Beschneiung noch schließen müssen. Konkret geht es um die Betelberg-Seite im Bereich Leiterli bis Stoss mit dem Kinderland. In diesem Winter hatten wir dort viermal kurzfristig keinen Schnee mehr und mussten immer wieder neu mit dem Beschneien anfangen. Diese wiederholt auftretenden Wärmeperioden machen letztlich auch einen besseren Einsatz der Ressourcen und eine optimale Energieeffizienz der Anlagen notwendig. Hier geht es unter anderem um die flexible Nutzung vorhandener Wassermengen für die wirtschaftliche Nachbeschneiung. Ein Beispiel: verfüge ich auf 1 600 Meter über 10 Sekundenliter Wasser zur Speisung von 5 bis 6 Schneeerzeugern in der Nachbeschneiung, sollte ich diese auch ins System einbringen können und nicht Wasser aus 1100 m hochpumpen müssen. Hier arbeiten wir derzeit gemeinsam mit unserem Lieferanten Technoalpin an der Optimierung unseres bestehenden Systems. Langfristig könnte dies auch bedeuten, dass wir in zwei, drei Jahren auch am Berg ein größeres Reservoir bauen, um praktisch wie ein Kraftwerk Wasser zu sammeln. Im Sommer könnte man dann tatsächlich Strom erzeugen, im Winter hätten wir selbst kurzfristig mehr Wasser zur Verfügung, das dann für kleinere Mengen im Selbstdruckverfahren ohne großen Pumpeneinsatz genutzt werden kann. Die moderne Steuerungssoftware bietet hier vielfältige Möglichkeiten, durch eine weitgehende Vernetzung unseres Gebiets mit rund 40 Kilometern erdverlegten Glasfaserkabeln haben wir auch dafür bereits gute Voraussetzungen geschaffen.”MM: „Vielen Dank für das Gespräch.”

Willi Leitinger, GF Bergbahn Lofer GesmbH: Die Branche braucht große und kleine Unternehmen

Meist sind es die großen Bergbahnunternehmen, die in den Medien präsent sind. Dabei haben auch kleinere Unternehmen eine wichtige Funktion im touristischen Umfeld, die sie durchaus erfolgreich erfüllen. Das Beispiel der Loferer Almbahnen zeigt, wie man sich mit einer exakten Zielgruppendefinition und dem entsprechenden Angebot am Markt behauptet.

Willi Leitinger, Geschäftsführer Bergbahn Lofer GmbH.

MM-FRAGE: „Seit wann sind Sie Geschäftsführer der Bergbahn Lofer GesmbH und was reizt Sie an dieser Aufgabe?“Leitinger: „Ich habe seit 2002 aus der Touristikbranche kommend diese abwechslungsreiche und vielfältige Tätigkeit übernommen. Der Gestaltungsspielraum, die komplexe Thematik eines regionalen Leitbetriebs, die tägliche Arbeit mit Gästen, Betrieben, Institutionen, Grundbesitzern, Mitarbeitern und Entscheidungsträgern sind eine tägliche Herausforderung. Und vor allem, wenn man danach an den Ergebnissen ablesen kann, dass sich der Einsatz gelohnt hat, dann kehrt Zufriedenheit ein.“

Übersichtsplan der Skiregion Lofer.

„Unser kleines Unternehmen steht im Seilbahnen-Benchmark im Mittelfeld“MM-FRAGE: „Geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick über die Entwicklung des Unternehmens.”Leitinger: „In den 60er Jahren war der bescheidene Start für die ersten Lifte. Unter Mithilfe der Gemeinden, TVB, Banken und mittlerweile 380 Gesellschaftern aus der Talschaft wurde die Gesellschaft kontinuierlich und unter schwierigen Voraussetzungen weiter entwickelt. Größere Investitionen waren meistens nur mit enormen Klimmzügen, Kapitalaufstockungen und Subventionen von Gemeinden und Land denkbar. Mit mittlerweile ca. 2,8 Mio. Nettoumsatz und einem Cashflow von über 40 % in den letzten Jahren ist unser kleines Unternehmen im Seilbahnen–Benchmark jetzt im Mittelfeld. Die letzte Investition von 4,5 Mio. Euro konnte Dank dieser Entwicklung daher autark ausfinanziert werden.“MM-FRAGE: „Wie sieht Ihr Angebot im Winter aus?“Leitinger: „13 Anlagen, davon 2 Kabinenbahnen, 2 Sesselbahnen und der Rest Schlepp- und Übungslifte verteilen sich auf die 46 km Abfahrten im Gebiet. Die Talstation liegt auf 630 m direkt im Ortszentrum, die höchste Bergstation auf 1 700 m. Eine Höhenloipe und eine 7 km beschneite Talabfahrt runden das Angebot ab. Im März gibt es bei uns außerdem den musikalischen Sonnenskilauf. Dabei kann man bei den Restaurants Live-Musik der anwesenden Musikgruppen hören.“

Eine Familienkarte für Eltern mit ihren Kindern kostet bei der Bergbahn Lofer GesmbH 64 Euro.

MM-FRAGE: „Sie haben sich seit einigen Jahren erfolgreich als Skigebiet für Familien etabliert, warum haben Sie sich für dieses Segment entschieden?“Leitinger: „Die Topographie des Gebiets ist maßgeschneidert für Familien, speziell mit kleinen Kindern. Ich sehe für die kleinen Gebiete die Aufgabe, für den Skinachwuchs attraktive Angebote zu machen, um sie auf die Piste zu bringen. Ansonsten bekommen auch die großen Skigebiete Nachwuchssorgen. Und wir hören es immer wieder von den Gästen, dass unser Skigebiet geradezu prädestiniert ist für dieses Segment.“„Der Fokus Familien hat uns in den letzten 3 Wintern einen Umsatzzuwachs von über 30 % gebracht“MM-FRAGE: „Was macht Sie bei Familien erfolgreich (Karten, Kinderangebote, Packages)?“Leitinger: „Unser Erfolgsprodukt der letzten Jahre ist ein Familienfestpreis bei Tages- und Mehrtageskarten. Z. B. zahlen Eltern und alle eigenen Kinder bis 15 Jahre für eine Tageskarte 64 Euro, wenn sie die Familienzusammengehörigkeit nachweisen. Ähnlich verhält es sich bei Mehrtageskarten. 3 Übungsgebiete und maßgeschneiderte Liftanlagen sowie Wochenpackages runden die Familienangebote ab. Der Focus auf diesen Marketingschwerpunkt hat uns die letzten 3 Winter einen Umsatzzuwachs von über 30% gebracht.“MM-FRAGE: „Woher kommen Ihre Gäste im Winter, wo und wie bewerben Sie diesen Markt?“Leitinger: „Die Aufenthaltsgäste mit einem Anteil von 60 % kommen aus den klassischen Märkten Deutschland, Benelux, Inland und den neuen Ost-Hoffnungsmärkten. Die Tagesgäste, die rund 40 % ausmachen, kommen aus Südbayern und dem Salzburger Zentralraum. Beworben werden die Urlaubsgäste vom TVB Salzburger Saalachtal. Wir kümmern uns mit einer breit angelegten Kampagne mit Schwerpunkt im Printbereich ebenfalls erfolgreich um die Tagesgäste.“

Bergstation der 6er-Sesselbahn „Family Express“.

MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer für Sie, welches Angebot gibt es?“Leitinger: „Der Sommer spielt mit 3% Umsatzanteil eine untergeordnete Rolle – wir haben eine Kabinenbahn ins Wandergebiet in Betrieb. Zweifelsohne ist dieser Bereich ausbaufähig, davor muss aber noch in den Winter verstärkt investiert werden, um dafür das notwendige Kleingeld zu haben.“MM-FRAGE: „Sprechen Sie im Sommer auch Familien an und woher kommen Ihre Gäste?“Leitinger: „Die Sommerbahn geht direkt zum Ausgangspunkt des Erlebniswanderweges ,Auf die Alm’, der vor 3 Jahren angelegt wurde. Er besteht aus 12 Erlebnisstationen entlang von Wasserfällen und im schattigen Wald. Auf diese Weise wollen wir unseren Gästen auf spielerische und interaktive Weise Informationen über die Region und ihre Natur, also Flora und Fauna vermitteln. Dieser Wanderweg kommt bei Familien auch sehr gut an. Was das Einzugsgebiet der Gäste im Sommer betrifft, entspricht es mit minimalen Abweichungen dem des Winters.“MM-FRAGE: „Welchen Herausforderungen hat sich ein kleineres Skigebiet zu stellen, wo liegen die Probleme – gibt es Vorteile gegenüber den großen?“Leitinger: „Mit den Investitionen halbwegs Schritt zu halten, ist die größte Herausforderung. Die Seilbahn, der Fuhrpark und die Beschneiung kosten gleich viel oder mehr (Mengenrabatt) wie bei großen Gesellschaften. Andererseits wollen oder können sich viele Skifahrer das große, moderne Skigebiet nicht leisten. Auch vom Skikönnen her genügt vielen eine kleinere Einheit. Man zahlt weniger und verzichtet auf den letzten Schrei – das ist ein Vorzug der kleineren Gebiete. Und so denke ich, hat groß und klein seinen Platz und jeder erfüllt eine wichtige Dienstleistung als Leitbetrieb in den Tourismusorten.“

Bobo Kinderland auf der Loferer Alm.

„Wir sind gut gefahren mit unserer autonomen Preispolitik“MM-FRAGE: „Welche Erwartungen haben Sie an die Zukunft, streben Sie Kooperationen an?“Leitinger: „Im Blickpunkt stehen der kontinuierliche Ausbau des Skigebiets, Serviceverbesserung sowie Investments in Richtung Beschneiung und Komfortverbesserung. Mit den ähnlich strukturierten Skigebieten Rauris und Werfenweng haben wir eine gegenseitige Akzeptanz der Saisonkarten. Wir sind bisher ganz gut gefahren mit der autonomen Preispolitik einer kleineren Gesellschaft. Langfristig ist der Zusammenschluss mit der Waidringer Steinplatte sicher eine Option. Vorher haben wir aber noch sehr viele Hausaufgaben zu erledigen.“MM-FRAGE: „Wie geht es Ihnen in diesem Winter, welche Probleme wirft er auf?“Leitinger: „Dieser Winter zeigt uns die Grenzen in Richtung Schneesicherheit auf. Nach den 3 letzten Wintern mit viel Naturschnee haben wir im Weihnachtsgeschäft sicherlich empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Deshalb ist der Focus in diesem Jahr auf die höhere Schlagkraft der Beschneiungsanlagen ausgerichtet.“MM-FRAGE: „Sie haben Ihren modernen 6er-Sessel ,Family-Express’ mit Leasing finanziert. Was war ausschlaggebend für diese Entscheidung?“Leitinger: „Im letzten Winter haben wir diese moderne Anlage mit Bubbles und Sitzheizung gebaut, die von den Gästen natürlich bestens angenommen wird. Die Entscheidung in Richtung Leasing wurde durch die Investitionszuwachsprämie, eine gute Leasingkondition unseres Finanzierungspartners sowie die kurze Laufzeit von 12 Jahren unterstützt.“MM-FRAGE: „Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?“Leitinger: „Gegenüber einer klassischen Kreditfinanzierung gibt es bilanztechnische Vorteile (BASEL II), weil der Eigentümer der Anlage der Leasinggeber ist. Es erhöht sich in der Gewinn- und Verlustrechnung der Betriebsaufwand durch die jährliche Leasingrate. Dafür mindern sich aber die Darlehensverpflichtungen. Im Prinzip muss aber ein Kredit genauso bedient werden wie eine Leasingverpflichtung. Man muss sich jede Investition separat anschauen – in unserem Fall hat’s gepasst.“MM-FRAGE: „Stehen für die nächsten Jahre größere Investitionen an – wenn ja, welche?“Leitinger: „Der erwähnte Ausbau der vorhandenen Beschneiung in Richtung Schlagkraft sowie eine neue Beschneiungsanlage im Skigebiet habenPriorität. Es folgt eine größere Parkplatzerweiterung und der Neubau unseres Hauptzubringers, der mittlerweile 30 Jahre alten Kabinenbahn vom Ortszentrum, steht mittelfristig an.“dwl

Blick auf die Loferer Alm Bahn II.

Geschichte der Bergbahn Lofer GesmbH1960/61 In diesen Jahren wurde durch den damaligen Bürgermeister und späteren Aufsichtsratsvorsitzenden Josef Färbinger sowie einigen Loferer Bürgern, die Loferer Skilift GesmbH gegründet.1960/61 Als erster Lift wurde der Postalmlift gebaut. Es folgten die Doppelsesselbahn Loferer Alm-Bahn I sowie der Nachbaralmlift.1970 wurde die nunmehrige Bergbahn Lofer GesmbH gegründet. Diese Gesellschaft besteht derzeit aus 384 Gesellschaftern, die überwiegend aus Lofer stammen.1973 wurde von der Bergbahn Lofer auf der Loferer Alm der Loferer Alm- und Schönbichllift von der Rotter KG erworben. Beide Lifte wurden umgebaut und1974 mit dem Schönbichl Ostlift ergänzt.1975 erfolgte der Bau der Loferer Alm Bahn II (Doppelsesselbahn).1976 Bau des Grubhörndlliftes.1982 Umbau der Doppelsesselbahn/Loferer Alm-Bahn I auf eine 4er Kabinenbahn.1990 Umbau des Schönbichlschleppliftes auf eine 4er Sesselbahn.1993 Bau Kinderlandlift Tal.1996 Die Doppelsesselbahn – Loferer Alm-Bahn II wurde durch eine neue moderne 6er Kabinenbahn ersetzt.1997 2 neue komfortable Kinderlifte – Sumsi Kinderskilifte, ersetzen den alten Kinderlift auf der Loferer Alm.1999 Einbau eines komplett neuen Kartensystems – Hands free.1999 wurde mit dem Bau einer Abfahrtsbeschneiung begonnen.2000 2. Teil Abfahrtsbeschneiung.2000 Neubau Loderbichl Tellerlift (Nachbaralm).2001 Bau des Speicherteiches.2001 Wenalift.2005 6er-Sesselbahn – „Family Express” wird gebaut, sie ersetzt Alm- und Ostlift.2006 „Family Express” bekommt Wetterschutzhauben und Sitzheizung.

Hannes Parth, Silvretta Seilbahn AG Ischgl

Mountain VIP Club – kein Eliten-Ghetto, sondern spezielles ServiceDie Silvretta Seilbahn AG Ischgl bietet zur nächsten Wintersaison 07/08 ein neues Produkt an: die Mountain VIP ClubCard. Inspiriert von den USA, jedoch interpretiert für österreichische Verhältnisse, erwirbt man dabei als Mitglied spezielle Leistungen zusätzlich zur Saisonkarte. „Die Grundidee ist, dass ein spezielles Publikum ein spezielles Service bekommt, wenn es bereit ist, dafür mehr zu bezahlen. Wir wollen jedoch keine Zweiklassen-Gesellschaft schaffen, betont Vorstand Mag. Hannes Parth”, mit dem MMChefredakteur Dr. Markus Kalchgruber nachstehendes Interview führte.

Mag. Hannes Parth, Vorstand der Silvretta Seilbahn AG hier mit Popstar Pink, ist – nicht zuletzt durch die vielen legendären Konzerte auf der Idalp – an Prominenz in Ischgl gewöhnt. Das Publikum für einen VIP Club ist auf jeden Fall vorhanden.

MM-FRAGE: „Wird es sich beim neuen Mountain VIP-Club um eine Art aufgewertete Saisonkarte handeln, die wesentlich mehr kann als ein übliches Lift-Ticket?”Parth: „Ja, im Paket sind viele Zusatzleistungen inkludiert, die der Gast sonst mühsam kaufen muss, welche jedoch mit dem Skifahren nichts zu tun haben. So ist u. a. ein Parkplatz bei der Silvretta-Tiefgarage dabei, ein VIP-Zugang bei der Silvretta-Bahn (allerdings nur bei dieser Bahn!), reservierte Plätze in der VIP-Lounge, reservierte Skidepots am Berg & im Tal, Test der neuesten Skier/Snowboards, Erlebnistour mit Skiguide, Zugang zu den VIP-Lounges bei Events, kostenloser Transport zum Rodelabend inkl. Rodel, Anmietung der VIP-Lounge für private Parties usw.”MM-FRAGE: „Wird dieses Angebot eine Premiere in Österreich sein?”Parth: „So weit ich weiß schon in dieser Form. Die Idee kommt eigentlich aus Amerika, wobei wir diese glaube ich noch wesentlich erweitert haben. Es gibt da gewisse Lodges in den USA, die ein spezielles Service bieten, allerdings mehr auf die Ski-Restaurants bezogen. In diesen Bereich ist in Österreich auch schon Serfaus mit der 1. Ski Lounge vorgestoßen. Wir haben uns vor einigen Jahren in Vail inspirieren lassen und dann die Voraussetzungen für eine ,Österreich taugliche’ Umsetzung geschaffen. Es fehlte eine passende Location. So haben wir in den letzten Jahren sehr stark in neue Pistenrestaurants investiert, waren immer voll und konnten kaum einen ruhigeren Bereich in der Verpflegung anbieten mit entsprechendem Ambiente – obwohl wir, wie ich glaube, schon bisher sehr schöne Restaurants hatten – aber das im Sommer 2006 neu errichtete Alpenhaus ist etwas ganz Außergewöhnliches geworden.”MM-FRAGE: „Findet dadurch eine neue Positionierung von Ischgl statt?”Parth: „Ja insofern, dass wir zumindest einen Teilbereich wieder auf ein sehr gehobenes Niveau stellen und uns dabei abheben von der Konkurrenz – es soll ja auch nicht ganz billig sein. Wobei die Karte selbst mit 990,– Euro am Anfang nicht überaus teuer ist (zusätzlich einmalige Einschreibgebühr von 1 900,– Euro). Wir hatten schon ein Image verpasst bekommen, dass in Ischgl Aprés Ski das Wichtigste ist, und dem wollten wir bewusst entgegensteuern, damit der Zug zum Lifestyle-Mythos nicht zu stark wird. Denn wir leben ja in erster Linie vom Skifahren und vom Skigebiet. Das soll oberste Priorität bleiben und hiermit demonstrieren wir, dass wir ein hohes Niveau erreicht haben, bzw. vermarkten es. Die Nachfrage bezüglich VIP-Club ist jedenfalls da, wir erhalten relativ viel Echo.”

Das im Sommer 2006 auf der Idalp (2300 m) neu erbaute Pistenrestaurant Alpenhaus ist eine außergewöhnliche Location aus Stein und Glas mit VIP-Lounge im 1. Stock.

MM-FRAGE: „Wird Skifahren durch Produkte wie den VIP-Club generell in‘ s elitärere Licht gerückt, oder bleibt es bei Ausnahmen?”Parth: „Nein, so etwas kann immer nur eine Ausnahme bleiben. Skifahren soll nie elitär werden, wir brauchen auch entsprechend viele Leute, um unseren Betrieb aufrecht zu erhalten. Wir haben auch ein dementsprechend breites Angebot im Restaurant-Bereich. Aber es gibt eben Leute, die sich etwas hervorheben wollen und dafür bereit sind, etwas mehr Geld auszugeben. Jene wollen wir verstärkt auch an den Ort binden und glauben, dass der VIPClub ein gutes Instrument dafür ist. Das Publikum ist sicherlich vorhanden, wir haben u. a. viel Prominenz in Ischgl, die aber meistens anonym bleiben will.”MM-FRAGE: „Sind eigentlich Anregungen für einen VIP-Club von der Zielgruppe selbst gekommen?”Parth: „Nein, direkte Anregungen sind nicht gekommen in diese Richtung. Wir haben jedoch schon in unseren bestehenden Restaurants festgestellt, dass immer wieder Anfragen über reservierte Bereiche und spezielle Veranstaltungen u. a. für Firmen geäußert wurden, die wir bislang nicht dementsprechend befriedigen konnten.”MM-FRAGE: „Geht der Stil in den Skigebieten künftig in die Richtung, dass man verschiedene Zonen bereithält?”Parth: „Also von Zoneneinteilung halte ich eigentlich wenig. Es sollte nicht irgendeine elitäre Schicht abgehoben wo sitzen, sondern es muss jeder Gast dabei sein können, um auch da hineinzugehen. Der spezielle Gast hat lediglich das Recht, in den VIP-Lounges zu reservieren. Aber ein Ghetto erzeugen darf man nicht. Denn gerade ein VIP-Gast will sehen und gesehen werden. Eine Abschottung würde nicht funktionieren. Es soll niemand abgehalten werden, auch wenn er nicht so viel bezahlt. Und wenn der VIP-Gast zu spät reserviert, kann er trotzdem nicht hinein und jemand anderen verdrängen. So etwas war von uns nie gedacht!”

MM-FRAGE: „Wird es Nachahmer geben?”Parth: „Es wird sicher Nachahmer geben für dieses spezielle Produkt, weil eine generelle Nachfrage da ist. Der VIP-Club wird für manche Orte ein sehr gutes Instrument sein. Wir haben jetzt erst einmal mit dem Vorverkauf für die Saison 07/08 – u. a. mit einem von Mountain Management (Bregenz) gestalteten Folder – begonnen und wie o. a. bereits ein überraschend gutes Echo. Das Leistungspaket werden wir jedoch immer dynamisch halten. Im ersten Durchgang schauen wir, was aus dem Angebotspackage wirklich notwendig und gefragt ist und was eventuell fehlt. Der Phantasie sind dabei sicher keine Grenzen gesetzt.”MM-FRAGE: „Dass es jedoch eigene VIP- Häuser gibt wie in Amerika, die man nur mit VIP-Ausweis betreten darf, ist nicht vorstellbar?”Parth: „Nein, das möchte ich nicht. Gerade davon lebt auch Ischgl, dass wirklich jeder dabei ist. In Amerika zahlen die Leute ja teilweise 50000 Dollar, damit sie unter sich sind. Eine solche Entwicklung möchten wir vermeiden. Wir wollen die amerikanischen Verhältnisse gar nicht haben und können sie auch nicht brauchen. Gut ist die Grundidee, dass ein spezielles Publikum ein spezielles Service bekommt, wenn es bereit ist, dafür mehr zu bezahlen.”MM-FRAGE: „Letzte Frage: gibt es Zugangsbeschränkungen und wie reagieren die VIPs?”Parth: „Wir haben derzeit auf 300 Mitglieder limitiert und wollen jetzt auch gar nicht viel mehr haben, weil dafür ja auch eine bestimmte Betreuung notwendig ist. Es ist nämlich auch zusätzliche Men-Power für die Organisation und Abwicklung von VIP-Bereichen erforderlich. Dadurch ist es ja in einem höheren Preissegment angesiedelt. Von den Nicht-VIPs haben wir weder positives noch negatives Echo. In gewissen Internet-Foren wird leider oft ein Punkt negativ herausgegriffen, wie der eigene VIP-Zugang – der ja nur bei einer Bahn und auch dann nur bei starkem Betrieb gestattet wird – und als Benachteiligung der Einheimischen dargestellt. Da haben wir vielleicht nicht so gut kommuniziert. Noch einmal: wir wollen keine falsche Zweiklassen-Gesellschaft schaffen. Aber ein zusätzliches Geld für die Silvretta Bahnen AG kann auch eine zusätzliche Leistung rechtfertigen.”MM: „Herr Mag. Parth, wir danken für das Gespräch.”

Das Kaffeehaus mit reservierbaren VIPPlätzen und Zugang zur Terrasse im Bedienungsteil des Alpenhauses strahlt eine entspannte, ruhige Atmosphäre aus.

Leistungsübersicht für VIP Club-Mitglieder- Saisonkarte (Winter 07/08)- Reservierte Parkplätze bei der Silvretta Tiefgarage- VIP-Zugang bei der Silvrettebahn- Reservierte Parkplätze in der VIP-Lounge (Vorreservierung erwünscht)- Test der neuesten Skier/Boards- Eigens reservierte Skidepots am Berg und Tal- Erlebnistour in Ischgl Skiguide (Anmeldung)- Zugang zu den VIP-Lounge bei Events (rechtzeitiges Reservieren)- Kostenloser Transport zum Rodelabend (inkl. Rodel)- Anmietung der VIP-Lounge für private Parties- Porsche Testfahrt und ABO des Porsche Magazins- Spezielle Veranstaltungen für die Clubmitglieder

Albert Wyler, GF Bergbahnen Titlis Rotair: Die Vorteile eines Gesamtanbieters nutzen

In der Schweiz praktizieren die Bergbahnen Titlis Rotair mit ihren Gastronomiebetrieben und dem eigenen Hotel den amerikanischen Weg „one mountain, one company“. Welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, wie die eigene Positionierung aussieht und was man von der Zukunft erwartet, erklärte Geschäftsführer Albert Wyler im Gespräch mit dem Mountain Manager.

Albert Wyler, GF Bergbahnen Titlis Rotair. Fotos: BB Titlis Rotair

MM-FRAGE: „Wann wurde die 1. Bahn auf den Titlis gebaut und wie hat sich das Bergbahnunternehmen Titlis Rotair weiterentwickelt?“Albert Wyler: „Unser Unternehmen ist sehr alt. So wurde die 1. Bahn, eine Standseilbahn, 1911 gebaut, also zu Urzeiten des Bergbahnbaus. 1927 gab es dann die erste Luftseilbahn und 1941 den ersten Skilift. 1967 sind wir erstmals zum Gletscher hochgefahren. Seit 1965 haben wir eigene Restaurationsbetriebe und seit 1999 ein eigenes Hotel.“MM-FRAGE: „Liegt der Hauptumsatz im Sommer oder im Winter?“Wyler: „In den Anfängen war unsere Bahn sicher sommerbezogen, das hat sich dann mit der Entwicklung des Wintersports verändert, sodass der Umsatz in den 50er und 60er Jahren sehr stark winterlastig war. Seit 1975 und dann vor allem in den 90er Jahren ist der Sommer wieder stärker geworden, weil wir den Berg zu dieser Zeit als Ausflugsberg ausgebaut haben. Heute machen wir rund 40% unseres Umsatzes im Sommer und 60% im Winter. Damit ist der Winter am stärksten, aber der Sommer ist auch sehr wichtig für uns. Im Sommer 2004/05 hatten wir etwa einen Umsatz von 14,8 Mio. sfr und im Winter 2005/06 rund 22,2 Mio. sfr. Diese Zahlen schließen die Gastronomie und den Hotelbetrieb ein.“MM-FRAGE: „Wie sind Sie mit der laufenden Sommersaison zufrieden?“Wyler: „Die Sommersaison läuft sehr gut. Wir hatten einen fantastischen Juli – der August war wetterbedingt natürlich nicht mehr so gut. Ende Juli war der Gletscher stark ausgeapert, Anfang August hat es dann kompakt ca. 50 bis 60 cm geschneit. Dieser Schnee ist liegen geblieben. Darauf hat es dann Ende August nochmals rund 70 cm geschneit, sodass der Gletscher jetzt wieder sehr gut aussieht und wir Ende September mit dem Herbstskilauf starten können. Insgesamt schätzen wir, dass es dieses Jahr die beste Sommersaison geben wird, die wir jemals hatten.“

Die Bergbahnen Titlis Rotair verkaufen Ferien.

MM-FRAGE: „Was bieten Sie im Sommer, gab es dieses Jahr Neues?“Wyler: „Sommer- und Wintergäste sind bei uns völlig unterschiedlich, beide benutzen aber die gleichen Bahnen. Natürlich passen wir das Angebot wie z. B. die Gastronomie dann entsprechend an. Am Berg gibt es dazu eine Reihe von Tourismusangeboten, vom Fotostudio, wo man nostalgische Fotos machen kann, bis zum Uhrenladen. Für das ,Uhren-Shopping’ hat der größte Schweizer Uhrenhändler Bucherer bei uns auf der Bergstation einen respektablen stylisch schönen Uhrenladen eingerichtet. Besonders schön ist auch die Gletschergrotte, wo man das Eis anfassen und in stimmungsvoller Umgebung bewundern kann.In den letzten Jahren haben wir die Outdoor-Aktivitäten stark ausgebaut. Wir haben eine Sesselbahn ,Ice Flyer’, die im Sommer über den Gletscher zum Gletscherpark führt. Dort kann man mit Gummireifen rutschen oder mit kleinen Schlitten fahren. Ein Förderband bringt die Gäste dann wieder zurück zum Ausgangspunkt. Das ganze Angebot ist natürlich wetterabhängig, wobei aber schon sehr schlechtes Wetter sein muss, damit die vielen jungen Gäste auf diese Möglichkeiten verzichten. In diesen Bereich haben wir dieses Jahr auch wieder viel investiert. So haben wir das Angebot neu gestaltet und stark ausgebaut. Das hat sich sehr gut bewährt, sodass wir auf dieser Schiene weiterfahren werden.“„Wenn das Klima wärmer wird, gibt es für die Berge viel Potenzial“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat für Sie der Sommer generell im Bergbahngeschäft, denken Sie, dass der Sommer in der Schweiz schon genügend genützt wird?“Wyler: „Wir haben in der Schweiz einige traditionelle Sommer-Ausflugsberge, die ihr Geschäft praktisch nur im Sommer machen wie z. B. den Pilatus, die Rigi, das Jungfraujoch oder am Säntis wird auch nicht Ski gefahren. Ich denke aber schon, dass man bei einigen geeigneten Bergen im Sommer noch mehr machen kann. Wenn ich mir die Entwicklung ansehe und wenn es stimmt, dass sich das Klima erwärmt, werden Ferien in den Bergen attraktiver werden. Man sehnt sich im Sommer nach der Wärme und wenn man das wie etwa im letzten Juli bei uns auch findet, muss man nicht unbedingt in den Süden. Da fühlt man sich bei 30° in den Bergen doch viel wohler. Da gibt es für die Berge und die Alpen noch viel Potenzial.Ich finde es deshalb schade, dass sich viele Bergbahnen und Orte einseitig auf den Winter konzentrieren und im Sommer passiert relativ wenig, obwohl die Gegend schön ist. Die Infrastruktur liegt dann einfach brach. Natürlich werden in einigen Orten schon Anstrengungen unternommen, um dagegen anzukämpfen – aber es ist natürlich nicht einfach. Vielfach ist es so, dass eine einzelne Bahn oder ein Hotel allein nichts machen kann, da muss schon der ganze Ort mitmachen.“

Mit 60% des Umsatzes ist der Winter besonders wichtig für die Bergbahnen Titlis Rotair.

MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie im Sommer, welche im Winter an? Gibt es Unterschiede in der Struktur, dem Einzugsgebiet?“Wyler: „Sommer und Winter sind für uns völlig unterschiedlich. Im Winter kommen hauptsächlich Wintersportler, Skifahrer, Snowboarder usw. für eine Woche oder auch nur einen Tag. Unsere Gäste kommen dabei aus Europa, der Schweiz, Deutschland, Holland, Schweden, Norwegen – einige Gäste auch aus Amerika. Dabei hatten wir in den letzten Jahren auch keine großen Änderungen zu verzeichnen. Im Sommer haben wir internationale Ausflugsgäste aus Übersee, Amerika und Südamerika. Mehrheitlich kommen unsere Sommergäste aber aus Südostasien – Indien oder China.“MM-FRAGE: „Wie sieht das Winterangebot aus, gibt es Neues für 2006/07?“Wyler: „Im Winter gibt es das umfangreiche Angebot, für das wir bekannt sind. Neu für die Saison 2006/07 sind die Erweiterungen in der Beschneiung. Wir investieren diesen Sommer rund 6 Mio. sfr in den Bau von Schneeanlagen, mit denen dann ca. 8 bis 9 km Pisten zusätzlich beschneit werden können. Bisher hatten wir zum Großteil eine punktuelle Beschneiung, was natürlich etwas mühsam ist. Jetzt werden Teile davon erneuert und ergänzt. Bei den Bauarbeiten sind wir auf gutem Weg, wobei es im August Verzögerungen gegeben hat – aber wir werden rechtzeitig fertig werden. Wenn die Arbeiten im Oktober abgeschlossen sind, werden rund 39% unserer Pisten schneesicher sein. Das ist für die Schweiz sehr viel, für Österreich weniger. Bei der Beschneiung sind wir in der Schweiz im Rückstand. Das hat u. a. auch damit zu tun, weil grüne Gruppierungen sich lange Zeit dagegen ausgesprochen haben. Heute wird aber immer offensichtlicher, dass die Beschneiung auch für die Natur Vorteile hat. Wenn man über eine saubere Grundbeschneiung verfügt, wird die Grasnabe geschützt. Der Widerstand gegen eine Beschneiung ist nicht mehr so groß. Natürlich braucht man die notwendigen Bewilligungen, aber die Haltung hat sich doch verändert. In zwei Jahren wird es dann eine weitere Etappe zum Ausbau der Beschneiung geben.“MM-FRAGE: „Welche Rolle spielen Events, worauf legen Sie Wert bei der Auswahl?“Wyler: „Generell werden im Moment sehr viele Events gemacht, da herrscht fast schon so etwas wie eine ,Eventitis’. Aber natürlich gibt es auch bei uns unterschiedliche Veranstaltungen, die wir gemeinsam mit Organisationen oder Einzelpersonen durchführen. Wir legen dabei Wert auf lustige Sachen. Diejenigen, die wollen, sehen zu oder machen mit. Andere Gäste, die sich nicht dafür interessieren, sollen aber nicht gestört werden. Das ist unser Motto. So gibt es u. a. den Waterslide-Contest, das Ice Festival oder Rock & Pop Veranstaltungen. Das größte Event ist aber das FIS Weltcup Skispringen vor Weihnachten. Das hat auch starke Aus- bzw. Folgewirkungen, die Presse ist vor Ort, Fernsehstationen sind da.“

Blick auf die Sommer- und Winterdestination Engelberg.

„Bei uns kann man ,Ferien’ kaufen!“MM-FRAGE: „Ihr Unternehmen betreibt nicht nur Aufstiegsanlagen, sondern auch Gastrobetriebe und das Hotel Terrace – worin sehen Sie hier Vorteile?“Wyler: „Wir sind heute ein gesamtheitlicher Anbieter, da liegen die Vorteile auf der Hand. Bei uns kann man ,Ferien’ einkaufen. Der Gast kann ein fertig geschnürtes Paket bekommen und muss sich dann nur noch um die An- und Abreise kümmern. Übernachtung, Frühstück, Abendessen, Animation und der Skipass sind von einem Anbieter zu bekommen. Wir haben sogar Allinclusive-Angebote zusammengestellt. Dabei machen wir in Absprachemit dem Ort auch unsere eigene Akquisition. Bei unseren Unternehmen – Bahn, Hotel und Gastronomie – ist es uns wichtig, dass einer den anderen befruchtet. Wenn die Hotelbetten ausgelastet sind, gibt das Umsatz für die Bahn und die Gastronomie. Gute, früh eingeschneite Pisten sorgen für eine gut ausgelastete Hotellerie. Schlussendlich profitiert dann das ganze Unternehmen, wenn eine Abteilung der anderen helfen kann. Das kann man auch gut mitZahlen belegen, wie sich das verhält. Natürlich haben wir diese Vorgangsweise nicht erfunden, das ist der amerikanische Weg ,one mountain, one company’. Dort hat man sich ein Gebiet ausgesucht und alles aufgebaut. Bei uns ist die Entwicklung völlig anders abgelaufen. So ist das Hotel, das wir übernommen haben, nicht neu. Es stammt aus der Jahrhundertwende 19./20. Jhd und gehörte dem Club Méditerrannée, der das Hotel verkauft hat. Es stand dann lange leer, bis wir eingestiegen sind – wir haben also aus der Not eine Tugend gemacht. Grundsätzlich ist es nicht einfach, wenn man als Bergbahnunternehmen völlig unterschiedliche Betriebszweige führen muss. Aber wir haben dazu natürlich unsere Fachleute.“MM-FRAGE: „Wie sieht das Angebot in der Gastronomie aus, bodenständig oder international?“Wyler: „Das Angebot ist den jeweiligen Gästen entsprechend unterschiedlich. Im Sommer gibt es asiatische, also thailändische und indische Küche. Im Winter bieten wir bodenständige, gut bürgerliche Küche. Wir legen in jedem Fall Wert darauf, dass der Service gut ist und man sich wohlfühlt. Das Spektrum reicht vom Selbstbedienungslokal bis zum Restaurant mit Bedienung, sodass jeder Gast das Passende findet. Heute Nachmittag werde ich dazu einen weiteren Gastrobetrieb mieten, später kaufen. Dabei handelt es sich wieder um ein Hotel, das Sporthotel Trübseehof auf 1.800 m, das in Konkurs gegangen ist. Das werden wir adaptieren und in unser Gesamtangebot integrieren.“MM-FRAGE: „Seit 2003 ist der Zusammenschluss der Bergbahnen Meiringen-Hasliberg, Melchsee-Frutt und Titlis Rotair zum ,Schnee-Paradies Hasliberg-Titlis’ in Vorbereitung. Was spricht dafür?“Wyler: „Alle 3 betroffenen Skigebiete sind mittelgroß, dazu liegen wir im Einzugsgebiet von Luzern, Basel und Bern. Mit dieser Ausgangssituation kann man grundsätzlich gut arbeiten. Ein Problem, das wir allerdings alle haben, liegt im Ferientourismus, d. h. es ist eher schwierig, Gäste eine Woche zu uns zu bringen. Wir merken den Trend zu kürzeren Urlauben sehr stark, die Gäste kommen am Donnerstag und bleiben bis Sonntag. Am Sonntag wird es dann ruhig. Um gegen diesen Trend ankämpfen zu können, braucht es ein großes Skiareal. Das zeigen Beispiele in Frankreich, in Österreich oder Südtirol. Dort gibt es dann einfach eine Vielzahl an Möglichkeiten. Warum soll sich der Gast in seinen Ferien mit 20 km Pisten zufrieden geben, wenn er in anderen Destinationen 200 km vorfindet, wo er wählen kann? Hasliberg Meiringen, Melchsee-Frutt und Titlis Rotair haben die Möglichkeit, Gebiete zu verbinden und dadurch größer zu werden. Außerdem sehen wir durch den Zusammenschluss eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Dasmuss aber nicht heißen, dass alle Bahnen in einer Gesellschaft vereint sind, hier kann man sich am Beispiel Sella Ronda in Südtirol orientieren. Es braucht einfach den Willen zur Zusammenarbeit,dann ist schon sehr viel möglich.“„Das Projekt wird allen Beteiligten zugute kommen“MM-FRAGE: „Für diesen Zusammenschluss wurde die technische Machbarkeit überprüft – welches Ergebnis brachte diese Studie?“Wyler: „Von der technischen Seite her ist der Zusammenschluss problemlos zu machen. Wir haben heute ein Konzept, wo wir 8 Anlagen bauen müssen. Diese Anlagen sind logisch begründbar und nachvollziehbar. Unsere Skigebiete liegen in einer Höhe zwischen 1800 und 2500 m, es gibt gute Hanglagen, es ist nicht zu flach und nicht zu steil. Dazu ist das Gebiet gut besonnt. Von der Technik her, gibt das Ganze Sinn und lässt sich machen.“MM-FRAGE: „Welche Kosten werdenanfallen?“Wyler: „Der Kostenaufwand beträgt geschätzte 55 Mio. sfr, wobei die einzelnen Unternehmen die Kosten auch selber aufbringen sollen. Möglich ist das durch den Zeitraum von rund 7 Jahren, den wir uns geben. In dieser Zeit möchten wir das Eigenkapital so aufstocken, dass wir die Realisierung zum Großteil mit eigenen Mitteln bewerkstelligen können. Das ist natürlich abhängig davon, wie sich die kommenden Jahre wirtschaftlich entwickeln – im Moment sieht es gut aus. Diese Überlegungen sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass zu viel Fremdkapital entsprechende Risiken mit sich bringt, wenn dann alles nicht so gut läuft.“MM-FRAGE: „Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?“Wyler: „Die aktuelle Situation zeigt eine sehr große Opposition gegen das Projekt. Das kommt vorrangig vom WWF oder Pro Natura, die kategorisch dagegen sind. Wir haben allerdings eine Gesprächsbasis gefunden, sitzen an einem Tisch und sprechen vernünftig miteinander. Wir versuchen also objektiv zu diskutieren. Die Tendenz geht im Moment dahin – wenn schon ein Zusammenschluss, dann unter anderen Vorzeichen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten mit Vorund Nachteilen. Das bezieht sich z.B. auf die Linienführung, wobei das Einfluss auf die Anzahl der Anlagen hätte. Weniger Anlagen bedeuten, dass weniger Skigebiet erschlossen wird. Das ist im Endeffekt natürlich günstiger, wirtschaftlich attraktiver. Hier sind wir in Gesprächen – wie weit wir dabei kommen, ist schwer zu sagen. Wir werden das Projekt voraussichtlich überarbeiten. Parallel dazu müssen wir die kantonalen Richtpläne anpassen, also die planerischen Voraussetzungen schaffen, dass wir so etwas überhaupt machen können. Dazu muss die Politik zustimmen. Aber auch diese Seite will natürlich genaue Pläne, genaue Angaben zur Umweltverträglichkeit etc.Wir sind dabei und gehen Schritt für Schritt vorwärts. Es ist ein schönes Projekt und ich bin überzeugt, dass es allen Beteiligten und der ganzen Region zugute kommt, wenn wir es machen könnten. Der touristische Input im Winter, aber auch im Sommer wäre sehr stark.“ dwl

Thomas Gurzeler, Direktor Arosa Bergbahnen AG Qualität und Vielfalt am Berg

Die Arosa Bergbahnen blicken heuer auf bewegte 75 Jahre Geschichte zurück. Aus dem ehemaligen Transportunternehmen wurde ein leistungsfähiger Komplettanbieter in Sachen Tourismus am Berg, der sich mit einem großen Engagement in Beherbergung und Gastronomie erfolgreich im internationalen Markt positioniert. Seit 2001 führt Direktor Thomas Gurzeler die Arosa Bergbahnen. Der gelernte Bauingenieur und Betriebswirt verfolgt eine konsequente Qualitätsstrategie in gästeorientierten Bereichen seines Unternehmens.

Thomas Gurzeler, Direktor Arosa Bergbahnen, fördert die Qualität und Motivation seiner Mitarbeiter in der Gästebetreuung. Foto: tb

MM-FRAGE: „Im zurückliegenden Jahr begingen die Arosa Bergbahnen ihr 75jähriges Jubiläum. Welches waren aus Ihrer Sicht die markantesten Entwicklungsschritte und wie sehen sie Ihr Unternehmen heute aufgestellt?“Gurzeler: „Unsere Anfänge lagen ganz klar im Personentransport mit Bussen und Raupen im Dorf sowie im Umland. Recht früh ab Mitte der vierziger Jahre kamen dann die Skilifte hinzu, vor allem weil bereits früh der Ausbau der Hotellerie in Arosa einsetzte. Das Unternehmen entwickelte sich danach Schritt für Schritt weiter, der Schwerpunkt lag allerdings noch rein auf dem Bahnsektor. In einer zweiten Stufe kamen einige Gastrobetriebe hinzu, die jedoch teilweise noch von Dritten betrieben wurden, wie zum Beispiel die Hörnlihütte oder die Sattelhütte, die zum Skiclub gehörten. Der große Entwicklungsschritt in der Unternehmung, die echte Verbreiterung der Basis also, erfolgte eigentlich erst in den letzten Jahren. Die eigene Gastronomie wurde etwa zwischen 1980 und 2000 ausgebaut, der nächste Schritt kam dann um die Jahrtausendwende mit der Beherbergung. Zunächst wandelten wir das ehemalige Kurhotel Florentinum zu unserem heutigen Backpacker-Hotel Mountain-Lodge mit fast 300 Betten um. 2002 kauften die Bergbahnen das Hotel Hohenfels, das bis heute in zwei Schritten zum Drei-Sterne-Angebot ausgebaut wurde. Als ehemaliges 100-% Transportunternehmen erwirtschaften wir heute nicht einmal mehr 60% des Umsatzes mit den Bahnen – der Rest kommt aus den Nebenbetrieben und unseren Liegenschaften, vor allem den Personalwohnungen, mit denen wir alleine 1 Million Franken nur an Mieteinnahmen umsetzen.“

Wohlfühldestination: Bewusst setzt Arosa nicht nur auf Sport und Thrill – der gute Generationenmix unterstreicht die erfolgreiche Strategie. Fotos: Arosa Bergbahnen

MM-FRAGE: „Wie verteilt sich das „Jahresgeschäft“ für Ihr Unternehmen?“Gurzeler: „Der Winter ist eindeutig die Cash-Cow des ganzen Jahres, da erwirtschaften wir am meisten. Speziell im Bahnsektor liegt der Winteranteil bei etwa 94 bis 95% auch die Hotellerie am Ort ist dann sehr gut ausgelastet. Die Wintersaison dauert etwa bis Ostern, dann reißt es trotz unserer Schneesicherheit allerdings immer sehr stark ab, bis etwa Mitte/Ende Juni, wenn die ersten Hotels wieder öffnen. Der Sommertourismus hat sich allerdings in den letzten Jahren stabilisiert. Die letzten drei, vier schönen Sommer brachten für unser Unternehmen eine Steigerung von 15%, was auch auf das ,All-Inclusive’-Sommerprogramm in Arosa zurück zu führen ist. Die Steigerung gilt allerdings nicht für die Beförderungseinnahmen, die blieben konstant. Allerdings ist der Bahnbetrieb im Sommer sehr wichtig für unsere eigenen und die Gastronomiebetriebe am Ort. Wir selbst öffnen im Sommer nur noch zwei Restaurants unmittelbar an der Weisshornbahn – diese haben dann allerdings volle Auslastung und Kostendeckung. Auch die anderen Betriebe am Berg, etwa die Hörnlihütte, machen gute Sommerumsätze. Und für die Hotellerie am Ort ist das Sommergeschäft angesichts unserer kurzen Winter-Hochsaison auch sehr wichtig. Mit dem Sommerbetrieb der Bahnen stützen wir also die Betriebe, die wir im Winter brauchen – insofern ist er für mich auch eine Art Marketinginstrument.“MM-FRAGE: „Wie stellt sich Ihre Gästestruktur dar? Welche Gäste erreichen Sie im Winter, wer verbringt wie in Arosa den Bergsommer?“Gurzeler: „Grundsätzlich ist Arosa keine Tagesdestination, das ,Tagesgeschäft’ macht nur etwa 6 bis 10% unseres Umsatzes aus. Wichtig für uns ist der Wochenendgast, also Freitag bis Sonntag, und natürlich die Wochenaufenthalte. Dabei haben wir für die Wochenenden erfreulich lange Vorbuchungenund unsere typischen Wochenurlauber in Arosa kommen oft zwei bis drei Mal pro Jahr, wohl gemerkt Hotelgäste – keine Ferienwohnungsbesitzer. Unser Haupteinzugsgebiet ist recht groß. Die Mehrheit kommt aus der Schweiz und dem süddeutschen Raum. Aber auch aus weiter entfernten Großstädten, wie Berlin oder Hamburg, kommen viele unserer Gäste, aber das liegt stark an der Gruppenund Alterstruktur respektive an den zur Verfügung stehenden Mitteln. Im Winter sind wir eine echte Familiendestination. Für uns ist sehr wichtig, dass die Familie möglichst lange zusammen bleibt. Das war zum Beispiel der Grund, warum wir sehr viel in den ganzen Snowboard-Bereich investiert haben. Wir haben einen der größten Freestyle-Parks, wir haben natürlich eine Superpipe und so weiter. Wenn wir das nicht anbieten würden, dann reisen die Jungen bereits mit 16, 17 Jahren in andere Orte und bleiben nicht bei der Familie. Interessant ist, dass diese Jungen im Erwachsenenaltermit der eigenen Familie nach Arosa zurück kommen. Allerdingsfehlen sie uns dazwischen, also im ,wilden’ Segment 20 bis 28 Jahre, hier sind wir anscheinend nicht attraktiv genug. Wir haben aber auch sehr viele ältere Gäste. Dieses Segment bearbeiten wir speziell: heute zahlen über 75jährige bei uns Jugendpreise, wir ,schenken’ ihnen gewissermaßen 60 Jahre. Auch im Sommer machen die älteren Gäste einen großen Anteil aus, der Schwerpunktliegt aber wieder auf den Familien und den 30–35jährigen in Erholungsferien. Die wichtigste Aktivität ist das Wandern, wobei jedoch auch unser ,All-Inclusive’-Angebot mit freier Nutzung aller Bahnen und der Aroser Freizeiteinrichtungen bei allen Altersgruppen gleich erfolgreich ist. Wir waren damit Vorreiter in der Branche und tatsächlich ist das Angebot leicht zu kommunizieren.“

Familie wird in Arosa großgeschrieben: wer einmal hier war, kommt mit den eigenen Kindern wieder.

MM-FRAGE: „Mit zahlreichen eigenen Nebenbetrieben decken die Arosa Bergbahnen einen Großteil der Aufgaben im Technischen Betrieb und in der Gästebetreuung selbst ab. Was steckt hinter diesem Ansatz?“Gurzeler: „Ganz klar die Qualität. Wir können in der ganzen Dienstleistungskette die gleiche Qualität anbieten, sie sehen das ja unter anderem an unserer Auszeichnung mit dem Qualitätsgütesiegel Stufe II des Schweizer Tourismus. Grundsätzlich gilt: alles, was direkt mit dem Gast zu tun hat, machen wir selbst, das wird nicht outgesourct. Das gilt für den direkten Empfang und die Betreuung an der Bahn, in der Gastronomie und unseren Hotels, aber auch für die technischen Leistungen bei Pisten und Bahnen, die verantwortlich für Komfort und Sicherheit unserer Gäste sind. Entsprechend hoch sind unsere Investitionen in die Qualität unserer Mitarbeiter. Wir haben für unsere rund 60 Jahresmitarbeiter und 220 Saisonangestellten ein Patensystem eingerichtet, in dem verschiedene Jahresangestellte für die Ausbildung und Führung von 8 bis 12 jungen Saisonniers zuständig sind. Schwerpunkt ist dabei ist dabei neben der fachlichen Qualifikation natürlich vor allem das korrekte und freundliche Auftreten gegenüber dem Gast in allen Bereichen. Der Erfolg zeigt sich darin, dass wir zum wiederholten Male im Benchmarking der internationalen Gästebefragung Mountain-Quality-Check Bestnoten in den Bereichen Erscheinungsbild, Mitarbeiterkompetenzund Freundlichkeit erhielten. Aber es gibt noch ein anderes Argument: wir fördern Ausbildung und Motivationunseres Personals branchen- und bereichsübergreifend. Die Zusammenarbeit unserer Mitarbeiter aus Gastronomie, Hotellerie, Mechanik und Verkauf wird dadurch vor allem auf der Führungsebene gezielt verbessert. Gleichzeitig erhöht sich die Vielseitigkeit und Einsetzbarkeit des Einzelnen, wovon wir im Unternehmen direkt profitieren. Wir sparen Personal und müssen keine Reserven vorhalten – wenn mal jemand ausfällt wird das übergreifend organisiert. Und deshalb haben wir trotz mehr Betrieben und größerer Organisation heute weniger Mitarbeiter, dafür aber ein hoch motiviertes Personal.“MM-FRAGE: „Ungewöhnlich groß ist Ihr Engagement im gastronomischen Bereich. Neben den eigenen Hotels betreiben die Arosa Bergbahnen gleich vier Bergrestaurants in Eigenregie. Welchen Stellenwert hat dieses Engagement und welche Entwicklungen sind hier zu erwarten?“Gurzeler: „Die Berggastronomie ist ein ganz wichtiger Image-Punkt für uns als Bahn und überhaupt für Arosa. Man kommt ja nicht zu uns, um superweit und lange Ski zu laufen. Unser guter Ruf liegt im guten Hüttenverhältnis, und der hochwertigen Gastronomie begründet. So haben wir grundsätzlich nur bediente Bereiche, denn Selbstbedienung ist für mich keine Qualität. Unser größtes Restaurant, die Tschuggenhütte, spricht dabei alle Generationen und Interessen an. Vom Standard-Restaurant mit großem Tellerset, über die Raclettestube bis hin zu unserem ,Mountain- Mac’ für die jungen und schnellen Esser findet jeder seinen Anspruch erfüllt. Das gilt auch für die Außenbereiche, die wir in Ruheräume, in Spielzonen für die ganz Kleinen und etwas lärmigere Bereiche für die Jungen gegliedert haben. Unsere anderen Betriebe bieten höhere Gastronomiekultur, mit dem feineren Restaurant im Gipfel, der Sattelhütte mit einheimischen Spezialitäten oder der Brüggerstuba mit ihrem umfangreichen Pasta-Angebot. Was uns noch fehlt, ist der Ausbau des Weisshorn-Gipfelrestaurants. Es wurde 1994/95 ja nur erneuert, ist damit eines der ältesten Restaurants und im Raumangebot einfach nicht mehr zeitgemäß.“

Der Siegerentwurf „Cappa“ des Züricher Architektenbüros Tilla Theus vereint Praktikabilität und futuristische Formgebung für das neue Weisshorn-Gipfelrestaurant.

MM-FRAGE: „Zur Realisierung des Projekts haben Sie einen Architekten-Wettbewerbausgelobt. Das jetzt vorgestellte Siegerprojekt ,Cappa’ hat viel Aufsehen erregt. Was zeichnet den Entwurf aus und wie geht es mit der Realisierung voran?“Gurzeler: „Wir sind natürlich heute stolz, dass wir mit Tilla Theus ein renommiertes Architekturbüro beauftragen konnten. Nach der Bekanntgabe des Siegerprojekts haben wir jedoch zunächst wie alle anderen selbst erst mal gestaunt. Tatsächlich nutzt das Cappa-Projekt die Fläche am Gipfel am besten aus und erfüllt alle unsere Raumvorgaben. Sämtliche gastbezogenen Bereiche liegen auf einer Ebene, was einem rationellen und personalarmem Betrieb entgegen kommt. Zusätzlich wird alles in einem zentralen Komplex zusammengefasst. Gegenüber der ehemaligen Gipfelverbauung mit mehreren Gebäuden ist das jetzt auch ein wichtiges Aspekt für den Natur- und Landschaftsschutz. Wir sind jetzt voll in der Projektierungsphase und möchten im nächsten Sommer mit dem Bau beginnen. Wenn es ganz optimal läuft, könnten wir bis auf Teile des Innenausbaus auf den nächsten Winter fertig sein. Auf jeden Fall wird das alte Restaurant erst abgerissen, wenn das neue fertig ist..“MM-FRAGE: „,Arosa schneesicher’ ist einer der Slogans im örtlichen Tourismusmarketing. Wie die zurückliegenden Winter und auch der aktuelle Saisonstart zeigt, sind auch Sie auf die ,Schneeversicherung’ der technischen Beschneiung angewiesen. Wie ist der derzeitige Ausbaustand?“Gurzeler: „Wir können im Moment etwa ein Viertel unserer Pistenfläche beschneien, für den weiteren Ausbau der Beschneiung auf etwa 60% müssen wir allerdings die Wasserversorgung sichern. Der geplante, vom Volk verabschiedete und bereits ausgeschriebene Neubau eines Speichersees ist jedoch im letzten Moment an unerwarteten geologischen Problemen gescheitert. Wir haben jetzt einen neuen geeigneten Standort gefunden, allerdings auf dem Grund der Bürgergemeinde Chur, auf deren Bescheid wir in den nächsten Wochen warten. Dann muss der gesamte Instanzenweg nochmals durchschritten werden. Ich hoffe, dass wir noch im nächsten Sommer mit dem Bau des rund 50 000 m3 großen Reservoirs beginnen und ab Sommer 2008 unsere Beschneiung weiter ausbauen können. Wir sind mit 1800 m ja schon relativ hoch, deshalb entwickeln wir unsere Beschneiung immer in Achsen zum Tal. Derzeit können wir die Weisshornachse bedienen, haben teilweise eine Mittelachse und können alles von der Mittelstation runter ins Tal beschneien. In Zukunft kommen noch die Carmenna-Achse und die Plattenhorn-Achse hinzu, so dass das gesamte Gebiet ab der Sesselbahn Plattenhorn bis ins Tal beschneibar sein wird. Weiterhin nichts installiert wird in unserem schneesichersten Bereich, dem Hörnli-Gebiet.“

Mehr Qualität durch mehr Service: Arosa verzichtet in den eigenen Gastro-Betrieben konsequent auf SB-Bereiche.

MM-FRAGE: „Derzeit betreibt Ihr Unternehmen insgesamt 13 Aufstiegsanlagen mit einer Gesamtförderleistung von über 20 000 P/h. Sind in diesem Bereich Erweiterungen notwendig?“Gurzeler: „Im eigenen Gebiet werden die Prioritäten durch die auslaufenden Konzessionen gesetzt. Für unsere älteste Bahn, die Sesselbahn Brüggerhorn, liegt das Projekt fix und fertig auf dem Tisch, allerdings wollen wir hier zunächst die Beschneiung realisieren. Ein geänderter Verlauf soll neue Geländekammern erschließen, in Frage kommen dabei eine kuppelbare 4er- oder 6er-Sesselbahn mit einer Förderleistung um 2400 Personen. Das nächste sind dann jene Bahnen, bei denen die 25jährige Konzession abläuft: die Sesselbahn Innerarosa-Tschuggen und die Sesselbahn Tschuggen-Ost. Hier müssen wir noch entscheiden, was wir machen, erneuern wir lediglich die Konzession, suchen wir ein neues System oder modernisieren wir nur die Bahn. Wir haben dazu Untersuchungen zu den derzeitigen Gästeströmen gemacht. Über die Pendelbahn und Tschuggen-Ost steigen heute rund 60 Prozent ins Gebiet ein, Innerarosa-Tschuggen und die Gondelbahn Hörnli nutzen derzeit jeweils nur rund 14 Prozent. Und da ist natürlich dann die Frage, was baut man dorthin, wenn man nicht mehr Gäste in diese Bahn reinbefördert? Wir müssen dabei allerdings auch die Entwicklungen der Infrastruktur im Ort abwarten. Dazu zählen etwa der neue Zubringer des Tschuggenhotels, aber auch Ausbaupläne der Gemeinde in Innerarosa. Dort sollen ein Parkhaus und ein Skischulzentrum entstehen.“MM-FRAGE: „Welche aktuellen Entwikklungen gibt es in diesem Zusammenhang beim geplanten Skigebietszusammenschluss mit Lenzerheide/Valbella?“Gurzeler: „Da ist man mit den Vorprojekten sehr weit. Es sind Detailprojekte vorhanden für die ganze Erschließung mit zwei Sesselbahnen, also auf dem skifahrerischen Weg sage ich immer. Es liegt jetzt noch ein Vergleichsprojekt mit Gondelerschließung vor, das wird in nächster Zeit noch eingehend begutachtet. Alle Auflagen im kantonalen und eidgenössischen Richtplan sind erfüllt, der nächste Schritt sind jetzt die Volksabstimmungen in den betroffenen Gemeinden. Ich selber hoffe immer noch, dass wir 2008 mit dem Ausbau beginnen können, vorausgesetzt das Verfahren läuft reibungslos und die Einsprüche halten sich in Grenzen.“MM: „Vielen Dank für dieses Gespräch.“

Alois Geiger, Fiss: Gemeinschaftssinn und Entwicklungsfreude bewirkten Aufstieg

Die Fisser Bergbahnen auf dem Hochplateau im Tiroler Oberinntal haben seit 1990 eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Die Geschäftsführer Alois Geiger und Hubert Pale haben das Niveau unermüdlich angehoben und 1999 als großen Meilenstein in der Positionierung den Zusammenschluss mit dem benachbarten Skigebiet Serfaus Komperdell zustande gebracht. Die auf Familie mit Kindern ausgerichtete gemeinsame Marke Serfaus-Fiss-Ladis gehört zu den Wertschöpfungsgewinnern in Tirol, optimale Kooperation mit den touristischen Partnern ist die Basis des Erfolges. Fiss attraktiviert seit zwei Jahren auch den Sommerbetrieb mit einem eigenen Funpark, der heuer um den 1. Skyglider der Alpen, Fisser Flieger genannt, bereichert wurde.

Interviewpartner Alois Geiger, seit 1990 Geschäftsführer der Fisser Bergbahnen. Fotos: Fisser Bergbahnen

MM-FRAGE: „Zunächst zu Ihrer Person Herr Geiger. Beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang zum Mountain Manager bzw. allfällige weitere Funktionen im touristischen Bereich.“
Geiger: „Ich war schon früh in der Gemeinde (Mehrheitseigentümer der Bergbahn) als Sekretär tätig, später auch politisch als Gemeinderat und 12 Jahre Bürgermeister in Fiss. Aus dieser Funktion bin ich mit den Fisser Bergbahnen in Verbindung gekommen, da ich in den Aufsichtsrat entsandt und dann zum Vorsitzenden gewählt wurde. So habe ich das Unternehmen sehr gut kennengelernt und mich auch dafür engagiert. Als dann Altbürgermeister und Tourismuspionier Emmerich Pale in Pension ging, wurde der Geschäftsführerposten der Bergbahnen vakant. Ich habe mich dafür interessiert und wurde 1990 zum GF bestellt – parallel mit Hubert Pale. Es war mir immer ein Anliegen, ein Unternehmen weiterzubringen. Eine Seilbahn ist ein Wirtschaftsbetrieb, der sich ständig entwickeln muss. Ich habe mich immer gefragt, warum 1967 die Bergbahnen in Fiss gegründet wurden. Das Motiv war, den Tourismus des Dorfes vorwärts zu bringen. Und dieses Ziel hat sich hierauf auch in meinem Kopf festgesetzt. Wir sind nicht Selbstzweck, sondern haben die Aufgabe, Tourismus zu erzeugen – gemeinsam mit den Verantwortlichen im Ort. Die Bergbahn ist das Zugpferd, aber wenn das Zugpferd lahmt, dann lahmt der ganze Tourismus im Ort. Zuerst spürbar vielleicht im Winter, dann aber im Sommer genauso spürbar. Das habe ich mir etwas zum Grundsatz gemacht, aber da bin ich nicht alleine, beim Kollegen Pale ist es dasselbe. Wir haben eher manchmal das Problem, dass wir für manche Leute im Dorf fast zu schnell unterwegs sind.“
MM-FRAGE: „Wie verlief die Entwicklungsgeschichte von Fiss in groben Zügen?“
Geiger: „Bei meinem Einstieg war die Schneeanlage im Entstehen. Wir liegen ja in einem Hochplateau, einem niederschlagsarmen Gebiet (Südseite) und litten an wechselhaften Wintern. Das hat sich in den Umsatzzahlen gewaltig niedergeschlagen und war für die ganze Situation im Ort schwierig. Daher hatte für mich der Ausbau der Beschneiung oberste Priorität. Hierauf wurden die ersten in die Jahre gekommenen Aufstiegsanlagen, zwei Einsessellifte, durch zwei moderne 6er-Umlaufbahnen ersetzt (Sonnenbahn und Möseralmbahn). Das hat schon einen kräftigen Schwung ausgelöst und auch im Dorf einen Bauboom bewirkt! In Folge ging es Zug um Zug weiter, auf der Nordseite wurde z. B. eine Sesselbahn gebaut. Und nebenbei wurden bereits die Verhandlungen mit Serfaus über einen Zusammenschluss betrieben. Dieser kam dann im Jahr 1999 als Höhepunkt der bisherigen Entwicklung tatsächlich zustande, war aber mit großen Investitionen verbunden. Wie allgemein bekannt ist, hat sich daraus eine große Erfolgsgeschichte ergeben. Wir hatten zuvor zwar schon einen Kartenverbund, aber es war skitechnisch keine Verbindung gegeben. Das Entscheidende war der gemeinsame Marktauftritt Serfaus-Fiss-Ladis und eine Marke zu entwickeln. Ich wage zu behaupten, dass wir inzwischen schon durchaus als Marke wahrgenommen werden, die wir natürnatürlich noch stärken und ausbauen müssen. 2002 war schließlich die Schönjochbahn in die Jahre gekommen und wurde erneuert, auf der Nordseite wurde ein Schlepplift ersetzt – und es kam auch vom Gast her immer wieder die Nachfrage: ,Was macht ihr nächstes Jahr Neues?‘ bzw. entstand im Dorf eine gewisse Erwartungshaltung. Dies und auch das Wissen, dass wir immer weiter investieren müssen, um ein gutes Skigebiet bleiben zu können, hat uns geleitet.

Fotomontage zur neuen Attraktion „Fisser Flieger“ auf der Möseralm. Rechts die im Vorjahr platzierte Innovation „Fisser Flitzer“.

„Wir hätten nie gedacht, dass uns die Investitionen in die Berggastronomie so großen Erfolg bescheren würden“
Nach dem Zusammenschluss stand auch die wichtige Entscheidung an, dass wir in der Gastronomie am Berg etwas aufzuholen haben. Folglich haben wir im Jahr 2000 die Möseralm, 2002 das Restaurant Bergdiamant und im letzten Jahr die Sonnenburg errichtet. Wir hätten aber nicht gedacht, dass sich diese Investitionen in die Berggastronomie so überaus erfolgreich auswirken würden. Und seit zwei Saisonen sind wir auch im zuletzt rückläufigen Sommer stärker geworden. Die großen Restaurants brauchten mehr Publikum, um einen Sommerbetrieb zu rechtfertigen, also beschlossen wir, neue Produkte für den Bergsommer zu schaffen. Die erste Idee war dann eine im Winter wieder abmontierbare Sommerrodelbahn, der Fisser Flitzer (Fa. Brandauer). Darüberhinaus sollte grundsätzlich auf der Möseralm ein Zentrum entstehen, eine Art Sommer Funpark, in dem sich der Gast mit seinen Kindern einen halben Tag lang unterhalten kann. Der Erfolg mit der Sommerrodelbahn animierte uns, ein zweites Highlight zu suchen. Durch Glück erhielten wir einen Hinweis von der Firma Doppelmayr, dass es in einem Spielpark in Deutschland eine Anlage gäbe, einen so genannten Sky Glider, die einen besonderen Spaß erlaube und auch in die Berge passe. Nach der Besichtigung dieser Anlage haben wir uns noch am gleichen Tag für die Installation eines Sky Gliders entschieden. Und so ist die Attraktion 2006, der Fisser Flieger entstanden. Wir können jetzt schon sagen, es wird auch dies eine Erfolgsstory werden! Das Fluggerät spricht vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch ältere ,Junggebliebene‘ an.“
MM-FRAGE: „Die Region Serfaus-Fiss hat sich in Tirol zu einem touristischenVorreiter entwickelt, die Wertschöpfung hat sich seit 1990 verdreifacht. Was ist das Geheimnis eures Erfolges?“
Geiger: „Das Geheimnis des Erfolges ist an erster Stelle die optimal funktionierende Kooperation zwischen dem Tourismusverband, der Gemeinde, der Skischule und den Bergbahnen. Weiters ist die entsprechende Angebotsschaffung und Fokussierung auf eine Zielgruppe (Familien) wichtig. Wir werden aufgrund des Erfolges aber sicher nicht übermütig, es gibt weiterhin viel zu tun und viele andere Regionen sind mindestens so gut am Weg wie wir. Die Wertschöpfung hatsich nicht zuletzt durch die gute Preisgestaltung im Winter – u. a. als Folge des Zusammenschlusses – sehr gesteigert. Wir sind nicht auf der Billigschiene, sondern eher etwas hochpreisig. Trotzdem haben wir wenig Probleme mit den Gästen bezüglich des Preisniveaus. Wenn die Leistung passt, dann sind die Gäste durchaus bereit, einen entsprechenden Preis zu bezahlen – das gilt im Hotel genauso wie bei der Bergbahn.Und schließlich war, wie erwähnt, der gemeinsame Marktauftritt ein bedeutender Faktor des Erfolges. Wir ergänzen uns angebotsmäßig mit Serfaus optimal.“
MM-FRAGE: „Die Region hat die Positionierung Richtung Kinder und Familien erfolgreich umgesetzt. Wie unterscheidet sich dabei Fiss von Serfaus und Ladis, was ist das Typische von Fiss dabei?“
Geiger: „Wir haben nicht ein wesentlich anderes Gästeklientel als Serfaus. Der Nachbarort ist etwas mondäner, hat mehr größere Hotels, wir hingegen mehr dörfliche Struktur und Appartements, die natürlich den Familien entgegenkommen.Also auch wir waren immer stark im Familiensegment und passen somit mit Serfaus sehr gut zusammen, das sich mit den Kinderhotels und dem Kinderland etc. auf Familien spezialisiert hatte. Wir mussten uns also wegen des Zusammenschlusses nicht verändern, aber es gibt eben auch innerhalb der Familien verschiedene Strukturen, die nun beide Orte umfassend abdecken können.“

Übersicht Fisser Sommer Funpark.

MM-FRAGE: „Es gibt heuer erstmals den Alpin-Shuttle für Wanderer und die Serfaus-Fiss-Ladis Card für Gäste. Was beinhalten diese Neuerungen?“
Geiger: „Die Idee des Alpin Shuttles ermöglicht sozusagen ein Wandern mit ,Seilbahnhüpfen‘. Die Gäste sollen dadurch von Ort zu Ort mit den geöffneten Bahnen fahren können (heuer erstmals 7 Bahnen), ohne das Auto zu brauchen. Wir müssen den vielen Wochengästen einen Reiz bieten, verschiedene Aspekte unserer Bergwelt aufzusuchen. Man fährt z. B. mit der Möseralmbahn hinauf, geht auf einem sogenannten Genussweg hinüber zum Sunliner und lässt sich mit dieser Seilbahn nach Serfaus bringen. Dort kann man flanieren etc. und kann entweder mit dem Alpin Shuttle oder mit dem Wanderbus zurückkehren. Durch diese Lösung werden auch nicht so konditionsstarke Leute angesprochen. Alpin Shuttle sowie Wanderbus sind in der erstmals aufgelegten Serfaus-Fiss-Ladis-Karte enthalten. Künftig sollen aber alle Infrastrukturen der Destination mit dieser Karte genossen werden können und in weiterer Folge soll sie auch als Kreditkarte (für unsere Region) verwendbar sein können. Übrigens beteiligt sich der Tourismusverband finanziell am heuer gesteigerten Betrieb der Sommerbahnen, weil er in dieser Form für die Bergbahnen vermutlich nicht kostendeckend wäre.“
MM-FRAGE: „Fiss hat in den letzten Jahren auch viel für den Sommertourismus getan und wie erwähnt einen eigenen Funpark errichtet. Welche Komponenten umfasst er und wie hat sich dadurch das Sommergeschäft verändert?“
Geiger: „Das Kernstück sind wie gesagt die zwei Attraktionen Flitzer und Flieger, weiters gibt es einen Teich, Tubing-Bahn, Riesenrutsche, Riesensandkiste, Elektroautos, Streichelzoo. Es sollen die Kleinen, sobald sie gehen oder krabbeln können, genauso beschäftigt werden können wie die Größeren, bis hinauf zu den Jugendlichen und selbst die Eltern – z. B. mit dem Flieger oder der Kneippanlage oder der Fisser Gonde (Natur-Themenweg). In nächster Nähe existieren auch nette Wanderwege und Ruheplätze. Es ist so ausgelegt, dass sich Gäste zumindest einen halben Tag aufhalten können, ohne dass ihnen langweilig ist. Wichtig war für uns, das Zentrum dort zu platzieren, wo wir eine gut funktionierende Gastronomie haben. Und jetzt zeigt sich, dass wir das Restaurant in dieser Größenordnung auch brauchen. Durch die Verbindung mit dem Sunliner ist der Sommer Funpark heuer eine regionale Attraktion geworden, die auch Gäste aus der Umgebung anzieht.Natürlich haben wir auch weitere Ausbau-Ideen für die Zukunft, die wir aber jetzt noch nicht verraten wollen. Auch hier gilt: das Angebot muss ständig neu aufgeladen werden.“

Die Berggastronomie spielt eine bedeutende Rolle in Fiss. Im Bild das Panoramarestaurant BergDiamant am Schönjoch.

MM-FRAGE: „Hat der Funpark einen wesentlichen Umsatzanstieg bewirkt?“
Geiger: „Es hat einen Umsatzsprung im Sommer gegeben, bei den Bergbahnen spüren wir das jetzt sofort schon, im Ort dauerte es etwas länger, bis die Mundpropaganda greift. Man darf nicht vergessen, dass wir uns mit dem Sommer Funpark erst im zweiten Jahr befinden. Generell sind wir sehr zuversichtlich, wir glauben an den Sommer, auch dass sich die Preissituation in der Vermietung durch unsere Investitionen deutlich nach oben bewegen kann.“
MM-FRAGE: „Die aktuelle Attraktion ist der Fisser Flieger. Warum habt ihr euch nicht gleich für einen Mountain Glider von Doppelmayr entschieden?“
Geiger: „Wir haben ein bestimmtes Investitionsbudget zur Verfügung, in dem wir den Mountain Glider nicht unterbringen konnten. Außerdem waren wir auf der Suche nach einer Attraktion für den Funpark. Der Mountain Glider wäre für sich eine eigene Attraktion vom Berg hinunter gewesen. Die Investition für den 700 m langen Fisser Flieger war verkraftbar. Er hat allerdings keine Stützen und Kurven, man erreicht aber eine Geschwindigkeit von bis zu 83 km/h auf den 100 m Höhenunterschied. Der besondere Reiz ist, dass man über den ganzen Funpark drüberfliegt. Eine Einzelfahrt kostet 5,50 Euro, ein Erinnerungsfoto vom Flug 3 Euro. Jeden Freitagabend ist auch Nachtfliegen und Nachtrodeln angesagt – umrahmt von Live-Musik auf der Möseralm.Man kann unsere Anlage auch ein bisschen als Testfall sehen, wie das Publikum auf solche Attraktionen, die das Bergabgleiten am Seil anbieten, reagiert.“
MM-FRAGE: „Wird Ihrer Meinung nach in Österreichs Alpen generell genug getan für die Attraktivierung für den Sommer? Geht die Angebotsgruppe Sommerbahnen den richtigen Weg?“
Geiger: „Es ist selten genug. Das trifft speziell auf den Sommer zu. Man hat sehr lange nur gejammert und keine Chance gegenüber dem Süden gesehen. Ich glaube, die Branche hat sich zuwenig bemüht, innovative und interessante Dinge zu bieten. Man sieht jedenfalls, dass die Leute sehr wohl im Sommer in den Bergen Urlaub machen, wenn attraktive Angebote existieren. Daher sollte man in den Alpen noch mehr tun für die Attraktivierung des Sommers. Ich denke, dass die österreichischen Sommerbahnen auf dem richtigen Weg sind. Fiss gehört ja zu den Gründungsmitgliedern und es war mir schon damals klar, dass wir gemeinsam etwas zustande bringen. Viele Ideen greifen schon, jedoch liegt noch eine Menge Arbeit vor uns. Wir sind überzeugt, dass derSommer in den Bergen eine echte Zukunft hat, der Erholungswert für den Gast wird immer deutlicher erkannt werden, nicht zuletzt wegen des Heilklimas. Wir müssen nur das Image wegbringen vom langweiligen Bergurlaub!“
MM-FRAGE: „Wie groß soll der Stellenwert des Sommergeschäftes bei euch werden? Geht es in Richtung 365 Tage Bergerlebnis im Jahr?“
Geiger: „Das Problem in dieser Höhenlage sind Frühjahr und Herbst, es wird nicht möglich sein im November auf 2 500 m besonders erfolgreich zu sein, detto nach der Schneeschmelze im Mai. Daher ist 365 Tage Bergerlebnis für die Bahnen unrealistisch, für ein Wellness-Hotel nicht. Wir machen uns außerdem keinen Zahlendruck, dass wir einen bestimmten Umsatzanteil über das Sommergeschäft erreichen müssen. Wir wollen vorrangig einfach die Betriebe im Dorf unterstützen und das kommt später positiv wieder auf uns zurück durch höhere Frequenzen.“

Die Berggastronomie spielt eine bedeutende Rolle in Fiss. Im Bild das Panoramarestaurant BergDiamant am Schönjoch.

MM-FRAGE: „Auch Berggastronomie auf hohem Niveau ist in Fiss ein Thema geworden. Warum? Habt ihr noch Bedarf an weiteren Lokalitäten?“
Geiger: „Die Gastronomie am Berg hat eine zentrale Rolle in unserem Gebiet. Nach meiner Einschätzung hat sich das Gästeverhalten etwas in Richtung Genießer verändert, also Sport und Genuss. Dazu gehört auch ein gutes Essen, ein Glas Wein und ein angenehmes Sitzen in gehobener Atmosphäre. Die Gastronomie am Berg wird sehr gerne angenommen, allerdings muss sie Top-Qualität haben: bei den Speisen und beim Ambiente. Ich hätte mir im Jahr 2000 nicht vorstellen können, dass wir innerhalb von fünf Jahren drei Restaurants betreiben werden! Obwohl wir jetzt gut abgedeckt sind, würde ich mir noch ein tolles Tiroler Restaurant mit Bedienung wünschen, um den Genießer noch besser ansprechen zu können. In der ganzen Destination stehen dem Gast mit den Schirmbars derzeit 22 Lokalitäten zur Verfügung.“
MM-FRAGE: „Ihr habt zusammen mit Serfaus den Preis ,Best of Austria 2006′ auf der ITB gewonnen. Was bedeutet er euch? Erhöht er den Erwartungsdruck der Gäste noch mehr?“
Geiger: „Ein Preis ist immer eine Überraschung und zugleich eine Bestätigung des Weges sowie ein Ansporn, weiterzumachen. Natürlich steigt die Erwartungshaltung der Gäste, aber dem sind wir durchaus gewachsen. Wir sind sicher gefordert, nicht nur diesen Standard zu halten, sondern noch besser zu werden. Es nützt uns nichts, wenn wir in 5 Jahren sagen: 2006 haben wir einen Preis gemacht – und der Gast sagt: Das wird damals schon gepasst haben!“

Bei der Sommerrodelbahn „Fisser Flitzer“ hat man sich viele Überraschungen auf der Strecke einfallen lassen wie z. B. die Thematisierung der Tunneldurchfahrten.

MM-FRAGE: „Sind Investitionen für die Wintersaison 06/07 geplant?“
Geiger: „Wir werden die Schneeanlage auf 100% Beschneibarkeit ausbauen (derzeit 80 %). Weiters wird bei drei Anlagen die Förderleistung erhöht (Endausbau). Bei der 8 SBK Schöngampbahn nützen wir den Endausbau, um auf beheizte Sitze von Doppelmayr umzurüsten. Auch das ist wieder ein Signal in Richtung Komfort und Genussskifahren!“
MM: „Herr Geiger, wir danken für das Gespräch.“

Mag. Andreas Schwab: Marktposition und Erträge halten

Im Herbst 2005 hat Mag. Andreas Schwab die Geschäftsführung der Kässbohrer Österreich GmbH übernommen. Der Mountain Manager hat sich mit ihm über die Marktsituation in Österreich, seine Ziele und die künftigen Herausforderungen unterhalten.

Mag. Andreas Schwab. Fotos: Kässbohrer

MM-FRAGE: „Sie kommen aus dem Bergbahnbereich und sind seit einem dreiviertel Jahr Geschäftsführer der Kässbohrer Österreich GmbH. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?“
Schwab:“Ich habe den Wechsel zu Kässbohrer deshalb vollzogen, weil Kässbohrer für mich die Nummer 1 im Bereich Pistenfahrzeuge in der Welt und in Österreich ist. Das Produkt ist ein herausragendes Qualitätsprodukt. So haben wir bei den Planai-Bahnen Hauser Kaibling auch schon immer auf diese Pistenfahrzeugegesetzt und auf sie vertraut. Nachdem Kässbohrer im vergangenen Sommer über einen Headhunter mit mir Kontakt aufgenommen und angefragt hat, ob ich Interesse an dieser Aufgabe hätte, habe ich nach einigen Gesprächen mit dem Vorstand zugesagt. Besonders gereizt hat mich die Tatsache, dass ich bei meiner Aufgabe nicht auf einen Ort begrenzt bin, sondern in ganz Österreich unterwegs sein kann. Dann natürlich auch die Marktführerschaft von Kässbohrer, das positive Markenimage und natürlich grundsätzlich die neue Herausforderung. Ich komme aus dem Leistungssport und war 9 Jahre im Bergbahnbereich, da hat mich einfach Neues gereizt. Nach einem dreiviertel Jahr kann ich jetzt sagen, dass meine Entscheidung richtig war.“
MM-FRAGE: „Welche Ziele haben Sie sich gesteckt und was möchten Sie in Ihrer Position erreichen?“
Schwab: „Die Konzernzentrale hat zwei Ziele vorgegeben. Zum einen sollen die Marktanteile, die Kässbohrer in Österreich hat, gehalten werden, und zum anderen soll auch die Ertragssituation nicht schlechter werden. Die Österreich-Niederlassung hat im gesamten Kässbohrer-Konzern eine überaus positive Stellung, weil wir gute Erträge einfahren. Diese Ziele decken sich natürlich mit meinen. Es ist fast nicht mehr möglich, die Marktanteile zu steigern. Wenn es uns aber gelingt, am Markt so stark zu bleiben, wie wir die letzten 2 bis 3 Jahre waren, und auch die Ertragssituation auf dem Niveau zu halten, bin ich zufrieden – und auch die Konzernzentrale mit uns.“

Der PistenBully 600 hat auch in Österreich das Zeug zum Verkaufsschlager.

„2005 war eines der ertragreichsten Jahre für Kässbohrer überhaupt“
MM-FRAGE: „Wie war dasGeschäftsjahr 2005 für Kässbohrer Österreich und wie entwickeln sichdie laufenden Agenden?“
Schwab: „2005 war ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr für Kässbohrer, wobei nicht allein die Umsatzsituation ausschlaggebend ist, sondern vor allem die Ertragssituation zählt. 2005 war nämlich eines der ertragreichstenJahre überhaupt. 2006 läuft sehr gut an, so können wir per 30. Juni bereits auf 50 verkaufte Geräte verweisen. Das ist mehr als je zuvor zu diesem Termin. Damit sind wir sehr zufrieden, denn obwohl nur mehr 2 bzw. 3 Marken am Markt sind, ist der Wettbewerbhart.“
MM-FRAGE: „Welche Position hatder PistenBully am österreichischen Markt und was sind die Gründe für den Erfolg?“
Schwab: „Kässbohrer ist in Österreich mit über 50 % Marktanteil eindeutig die Nummer 1. Ausschlaggebenddafür ist das gesamte Paket, das Kässbohrer bietet. Wir verfügen über ein sehr gutes Produkt, das ausgesprochen wirtschaftlich ist. Dazu haben wir in Österreich eine sehr gute Mannschaft. Unsere Kunden schätzen unseren Service und in den Wintermonaten, wenn die Geräte im Einsatz sind, unsere 24-Stunden-Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Monteuren. Kässbohrer hat in Kuchl ein Ersatzteillager, mit dem wir ca. 95% Verfügbarkeit bei den Ersatzteilen sicherstellen. Wirbeschäftigen im Winter allein in Österreich 14 bestens geschulte Monteure, die überall dort im Einsatz sind, wo sie gebraucht werden. Unser Außendienst gilt als sehr engagiert. Wir haben in Österreich 4 Außendienstmitarbeiter, die alle bereits mehr als 20 Jahre im Unternehmen sind. Wichtig sind außerdem unser Markenimage, die Zuverlässigkeit und die langjährige Zusammenarbeit mit den Bergbahnunternehmen. Man kennt uns und man weiß, was man von Kässbohrer erwarten kann.“
MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben gebrauchte Pistenfahrzeuge in Österreich?“
Schwab: „Gebrauchte Pistenfahrzeuge spielen in Österreich eine untergeordneteRolle. Viele Pistengeräte, die wir zurücknehmen, gehen ins Ausland und werden von uns direkt vor allem in osteuropäische Länder verkauft. In Österreich selbst interessieren sich hauptsächlich kleinereSkigebiete, die sich neue Fahrzeuge  nicht leisten können, für gebrauchte Maschinen. Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch die Gebrauchtfahrzeug-Show in Laupheim zu nennen, die jedes Jahr im September über die Bühne geht. Hier finden dann zwischen 80 bis 100 Fahrzeuge neue Besitzer.“

Wirtschaftlichkeit, Zuverlässigkeit und ein stimmiges Preis-/Leistungsverhältnis sind die Herausforderungen für den Pistenfahrzeugsektor

„Die Herausforderung der Zukunft liegt in der Wirtschaftlichkeit“
MM-FRAGE: „Bei den letzten Messen wurde die neue PistenBully Generation 600 vorgestellt. Welche Resonanz gibt es in Österreich, wie groß schätzen Sie die Absatzchancen hierzulande ein?“
Schwab: „Die Resonanz ist seit der Vorstellung sehr positiv. Die Weiterentwicklung von der Generation 300 zur Generation 600 war eine sehr intensive, was sich u. a. in einem stärkeren Motor, wesentlichen Verbesserungen im Bereich des Rahmens und im Führerhaus, mehr Komfort für den Fahrer oder auch durch eine optimierte Elektronik ausdrückt.Von allen 2006 verkauften Fahrzeugen beziehen sich ca. 50 % auf den PistenBully 600. Damit haben wir jene Marke erreicht, die wir optimistischerweise erwartet haben. Vor diesem Hintergrund glauben wir, dass der PistenBully 600 der echte Nachfolger des 300er-Modells wird, das über 2 500 Mal gebaut und verkauft wurde. Es könnte daher auch sein, dass die Modellreihe 300 auslaufen wird, eine endgültige Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen.“
MM-FRAGE: „Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für den Pistenfahrzeugsektor – in der Leistung, bei ökologischen Features oder in der Preispolitik?“
Schwab: „Die Herausforderung der Zukunft liegt in der Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugs. Der Anschaffungspreis, die Betriebskosten, Reparatur und Instandhaltung sowie Verbrauch werden wesentlich. Dazu kommt dann noch der Wiederverkaufswert der Maschine. Die Seilbahnen stehen wie alle Wirtschaftsunternehmen vor der Situation, genau rechnen zu müssen.Der Dieseltreibstoff wird immer teurer, der Stahlpreis geht nach oben. Demgegenüber können aber die Ticketpreise nicht ständigerhöht werden, weil Skifahren ein Massensport ist. Allein die 4-Berge- Skischaukel in Schladming braucht 20 000 bis 23 000 Gäste am Tag, um ausgelastet zu sein. Damit ist der Skisport ein Massensport und man muss die Preise entsprechend gestalten, damit die Masse sich diesen Sport auch weiterhin leisten kann. Natürlich sind die Seilbahnunternehmen gezwungen, die Preise immer wieder anzupassen, weil der Betrieb eines Skigebietes sehr teuer ist – so kommen auch in Zukunft noch enorme Kosten auf die Seilbahnunternehmen zu. In diesem Zusammenhang müssen auch wir unseren Beitrag leisten. Der Erfolg von Kässbohrer wird davon  abhängen, wie wir unsere Maschinenin der höchstmöglichen Qualität für das Seilbahnunternehmen anbieten können. Ich glaube, dass das PS-Leistungsdenken nicht mehr die große Rolle spielen wird. Das Ziel wird sein, mit einem ökonomischen Fahrzeug eine möglichst optimal präparierte Piste zu erreichen.Zuverlässigkeit wird genauso wichtig sein. Skigebiete können es sich nicht mehr leisten, so genannte Ersatzgeräte zu halten. Deshalb müssen Pistenfahrzeuge von Haus aus zuverlässig sein, dazu müssen wir für einen überzeugenden Kundendienst und eine schnellstmögliche Verfügbarkeit von Ersatzteilen sorgen, wenn diese benötigt werden. Der Preis wird sicher immer wieder Thema sein, wobei ein stimmiges Preis-/Leistungsverhältnis sicherwichtiger ist als ein billiger Einkaufspreis und ein teurer Betrieb der Maschine. Hier sind aber die Seilbahnen auf einem guten Weg, ihre Kostenrechnung funktioniert. Erfolgreiche Unternehmen wissen genau, was jedes Pistenfahrzeug in der Saison pro Stunde kostet. Immer wichtiger wird außerdem die Ausbildung der Mechaniker und der Pistengerätefahrer, die einen sehr großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Gerätes haben. So kann ein Pistengerätefahrer pro Stunde 3 bis 4 l Diesel einsparen, wenn er klug, d. h. ökonomisch fährt.“dwl

Herausforderung China – 14 Mio. Skitouristen bis 2010

Im Vorfeld der ALPITEC, das ein Symposium zum Thema „Herausforderung China“ organisierte, wurde dessen Initiator Erwin Stricker, der ehemalige Top-Skirennläufer Italiens und Gründer der Rent-a-Sport-Organisation mit nunmehr über 500 nationalen und internationalen Vermiet- und Servicepartnern im Winterund Radsportbereich zum Interview gebeten. Stricker ist seit Jahren in China aktiv und engagiert sich mit Südtiroler Partnern (z. B. Leitner und Plose AG) beim Aufbau von Skigebieten, unterstützt den chinesischen Skiverband in der Skilehrer- und Skifahrerausbildung und organisiert zahlreiche Events rund um den Skisport. Wie stehen nun die Chancen für die alpine Wintersportindustrie bzw. – Dienstleister, am stark expandierenden chinesischen Markt zu reüssieren? Thorsten Block fragte für den MOUNTAIN MANAGER nach.

Erwin Stricker, Ex-Skirennläufer und Gründer von Rent a Sport, engagiert sich seit längerer Zeit in China. Foto: mak

MM-FRAGE: „Herr Stricker, wo liegen die Voraussetzungen für die vielversprechenden Perspektiven eines chinesischen Berg- und Wintertourismus?“
 
Stricker: „Zuallererst natürlich in der Größe des Landes und seinen vielfältigen Möglichkeiten für den Wintersport, die sich über ganz China von Südwesten bis Nordosten erstrecken. In den großen Ballungszentren boomt der Indoor-Ski, dort baut man mittlerweile die siebte Skihalle – richtige ,Skifahrerfabriken‘ mit 24 Stunden Betrieb – das ist absolut beachtlich. Der chinesische Skiverband plant innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Prozent der Chinesen zum Wintersport zu bringen. Insgesamt also 14 Millionen Menschen – und das sind so viele, wie wir momentan auf allen Pisten in Europa haben.“
 
MM-FRAGE: „Kann man schon von einem breiten Ski-Boom sprechen oder überwiegen doch noch eher punktuelle Entwicklungen? Gibt es Parallelen zu den Ski- und bergtouristischen Anfängen etwa in Nordamerika oder Japan?“
 
Stricker: „Die chinesische Entwicklung ist recht einzigartig, das derzeitige Angebot unterscheidet sich grundlegend von den Ausgangsvoraussetzungen des Skitourismus in Amerika oder Japan. Amerika hat seine Skiresort-Kultur vor allem für reiche Leute auf der Basis von Ferieneigentum entwickelt und auch in Japan konnte die Ski- und Tourismus-Industrie auf ein ganz anderes Konsumenten-Verhalten aufbauen. Noch heute ist Japan mit gerade 10 Prozent Mietanteil der schlechteste Rentalmarkt weltweit – in China besitzt kaum jemand Skier oder Snowboards, der Mietanteil liegt hier bei 90 Prozent! Überhaupt sind Chinas Skigebiete meist ,Snowparks‘, das heißt, sie bezahlen einen Eintritt wie bei Disneyland, können am Simulator skifahren, vom Restaurant aus nur zuschauen, in einem Gummireifen die Piste runterrutschen oder tatsächlich Ski mieten – das ist alles im Eintrittspreis inbegriffen. Es gibt nur zwei ,freie Skigebiete‘ in China, das ist zum einen Wanlong im Chongli Country an der Grenze der Inneren Mongolei und zum anderen Yabuli in Nordchina in der Nähe von Harbin. Die Aufbruchstimmung in China ist unwahrscheinlich groß. Allerdings schafft ein gewisses Chaos ebenso enorme Probleme. Noch ist alles schlecht organisiert, vor allem das Material ist in miserablem Zustand. Lange Zeit war China gewissermaßen eine ,Müllhalde‘ des japanischen Marktes, der ja bekanntlich große Krisen durchgemacht hat. In diesem Sinne braucht die chinesische Wintersportwirtschaft unser Know-how und unsere Unterstützung.“

Ein Skigebiet in der Nähe von Shanghai. 80% der Chinesen sind Anfänger. Foto:Reichmann

MM-FRAGE: „China ist weit weg. Bis auf wenige große Hersteller, die mit einer eigenen Organisation den Markt bearbeiten können, gestaltet sich für kleinere Unternehmen ein Engagement meist schwierig und risikoreich. Welche Möglichkeiten bieten sich an?“
Stricker: „Man muss sich klar darüber sein, dass alles was wir den Chinesen voraus haben, unser Know-how ist – das ist unser Kapital. Geben wir es ungeschützt heraus, kann es passieren, dass es gnadenlos und brutal kopiert wird. Um dies zu umgehen, müssen wir die Chinesen an uns binden, wir müssen selber unsere Hausaufgaben vor Ort machen, eigenes Kapital ins Land bringen. Diese Möglichkeit besteht auch für kleine und mittlere Unternehmen, wenn sie sich in Gruppierungen zusammenschließen. So engagiert sich gerade eine Gruppe Südtiroler Unternehmen im Bau eines Skigebietes in der inneren Mongolei, und ich bin mir sicher, dass dieses ambitionierte Projekt zu einem Modell des künftigen Skilaufs in China werden kann. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Jumelage-Programme, das heißt, ein Hersteller oder Dienstleister, ja selbst ein kleines Skigebiet entwickelt vor Ort einen Beratungsvertrag mit einem chinesischen Unternehmen. Auf Basis internationaler Verträge und in Zusammenarbeit mit den richtigen Beratern kann man auch dadurch die verschiedenen Sektoren langfristig an sein eigenes Unternehmen binden.“
MM-FRAGE: „Neben dem reinen Ausrüstungssektor – Skiindustrie, Aufstiegs- und Beschneiungsanlagen – gibt es andere Teilbranchen, die sich am Aufbau der notwendigen Infrastrukturen beteiligen können?“
Stricker: „Der Dienstleistungsbereich ist der größte Markt für uns. Hier muss dringend System hinein. Für uns wäre es kaum vorstellbar, in einem riesigen Ameisenhaufen mit stundenlangen Wartezeiten überhaupt in den Schnee zu gehen. Und dann die Sicherheit: ohne Helme, ohne Netze und mit lebensgefährlichen Liftkonstruktionen im Eigenbau. Wir schütteln darüber den Kopf, aber wir vergeben uns auch ein riesiges Potenzial. Von der einen Million Menschen, die sich dieses Jahr zum ersten Mal in chinesische Skigebiete begeben, bleiben gerade einmal 10 bis 20 Prozent beim Wintersport.Ein wichtiger Punkt ist die Skilehrerausbildung. Die existiert momentan praktisch nicht. Zwar drängen momentan alle Skidestinationen auf den chinesischen Markt und wollen dort ihr eigenes System umsetzen, aber das wollen die Chinesen gar nicht. Sie brauchen ihr eigenes Skischulsystem. Daran arbeitet gerade der chinesische Skiverband, der auch die Lizenzen vergibt, in Kooperation mit einer internationalen Kommission unter der Leitung von Hubert Fink, dem früheren Präsidenten des internationalen Skilehrer-Verbandes. Das wird dem chinesischen Skilauf und dem gesamten Wintersport die richtige Richtung geben. Schon jetzt haben die Chinesen ja Olympiamedaillen im Skisport gewonnen – und das alleine kennzeichnet ihre Dynamik, mit der sie die vergangenen neunzig Jahre aufholen. Noch 1994 gab es kein einziges Skigebiet in China, seitdem haben sich 205 Skigebiete entwickelt. Wenn man sie denn so nennen darf, denn das reicht tatsächlich von einer uralten Aufstiegsanlage mit einem einzigen Skilift bis zu modernen Snowparks.“

Erwin Stricker und der Präsident der Bozener Messe, Dr. Gernot Rössler (2 v. l.) übberreichten Repräsentanten chinesischer Skigebiete auf der Pro Winter Geschenke.

MM-FRAGE: „Gibt es Möglichkeiten für den touristischen Know-how-Transfer?“
Stricker: „Noch ist der Tourismus nicht ausgelegt wie bei uns. Als reiner Wochenend-Tourismus gibt es keine Gastronomie in den Skiorten und keine Hotelbetten. Bei uns in Europa wäre solches Business nicht vorstellbar, weil es sich bei den enormen Investitionen nicht rechnen würde. China braucht jetzt auch den Wochentourismus, um den Qualitätssprung in Material und Beratung zu schaffen. Das entsprechende Know-how fehlt fast ganz, niemand weiß, dass man einen Ski oder ein Snowboard präparieren muss – und es gibt meines Wissens zur Zeit in China nur eine einzige Maschine, um Ski zu schleifen.“
MM-FRAGE: „Blicken wir in die Zukunft: kann das Engagement der europäischen Berg- und Winterindustrie dazu führen, dass langfristig auch europäische Destinationen vom chinesischen Skiboom profitieren?“
Stricker: „Tien Younian, der Generalsekretär des chinesischen Skiverbandes, sprach von einem Prozent der Chinesen auf Skiern innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre. Auch wenn er sich um die Hälfte täuscht, dann sind das immerhin 7,5 Millionen – das hat momentan kein Land auf der Welt. Diesem Potenzial sollten wir mit Respekt und Aufmerksamkeit gegenüberstehen. Das gilt für unser Engagement in China, indem wir nicht einfach nur versuchen, kurzfristige Deals zu machen, um da unseren Schrott los zu werden, sondern wirklich langfristige Partnerschaften eingehen und planen. Und das sehe ich auch für unseren heimischen Tourismus, da die Chinesen und womöglich kurz danach Indien die Schlüsselposition im organischen Wachstum des Weltwintersports einnehmen werden.“
MM-FRAGE: „Werden chinesische Ferntouristen zu einem ernst zu nehmenden Faktor für unseren heimischen Fremdenverkehr?“
Stricker: „Davon gehe ich aus. Wir haben heute schon viele chinesische Tour-Operator, die nach Europa drängen. Wir haben in Italien einen China-Boom im Kultur-Tourismus – und die Gäste werden, wenn sie erst einmal skifahren können oder wenn ein kleiner Prozentsatz von ihnen skifährt, auch in unsere Gebiete kommen. Es gibt jetzt schon Tour-Operator, die Skiprodukte gesucht haben an der Mailänder Tourismus-Börse BIT, und wir haben bereits Pakete angeboten. Dabei ist dieser Tourismus kein Wochentourismus wie wir ihn kennen. Die Chinesen wollen zwei, drei Tage skifahren, zwei, drei Tage Shopping, sie besuchen Venedig und Rom – eigentlich ja typisch asiatische Verhaltensmuster. Jedenfalls werden die ,Weißen Wochen‘, wie wir sie besonders mit unseren deutschen Nachbarn kennen, in China kurzfristig kein Erfolg sein.“
MM-FRAGE: „Das heißt – Skifahren in den Dolomiten wird nur ein Teil der Italien-Reise sein?“
Stricker: „Momentan sehen wir in der allgemeinen Tendenz einen starken Gästerückgang über die Wochentage – dagegen boomt unser Wochenendtourismus. Immer mehr der europäischen Gäste buchen vornehmlich nur Samstag/Sonntag oder lange Wochenenden und wir haben dann leere Betten am Anfang der Woche, speziell in den kleineren Skigebieten. Vielleicht gelingt es uns ja, diese schwachen Tage mit Ferntouristen auszugleichen. Städtetourismus läuft am Wochenende oder an anderen Tagen – mit den angesprochenen Fernreise-Paketen könnten wir die Frequenz auf den Pisten und eine bessere Belegung der Betten gewährleisten.“
MM: „Vielen Dank für dieses Gespräch!

Markus Müller, GF Hohenbogenbahn: Wichtiger Motor für die Region

Die Hohenbogenbahn im Bayerischen Wald gehört sicher nicht zu den größten Bergbahnunternehmen Deutschlands. Dennoch hat sie im Angebot der Region einen ungemein hohen Stellenwert. Dabei wurde sogar die Umkehr von einer „Sommerbahn“ zur „Winterbahn“bewerkstelligt.

Blick auf die Talstation der Hohenbogenbahn.

MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat das ,Sport + Freizeit-Zentrum Hoher Bogen‘- im touristischen Angebot der Region?“Müller: „Die Hohenbogenbahn wurde zu einem wichtigen touristischen Motor für die ganze Region. Seit dem Bau im Jahr 1972 nahm die Region um den Hohenbogen einen erheblichen Aufschwung, etwa jeder 10. Arbeitsplatz im Oberen Bayerischen Wald hängt mittlerweile vom Tourismus ab.“MM-FRAGE: „Wie sehen Sie Ihre Position als Bergbahnunternehmen im Mittelgebirge im Vergleich mit Anbietern in Hochgebirgsregionen?“Müller: „Im Hochgebirge überwiegt mit Sicherheit der Wintersport, in den Mittelgebirgen reicht das allein nicht aus. Hier ist das Ganzjahresangebot sehr wichtig. Deshalb sind wir auch immer bemüht, das Angebot für den Sommer attraktiv zu halten und immer wieder in den Sommer zu investieren. So gesehen, unterscheiden wir uns sicher vom Hochgebirge, wo der Winter sehr lange dauert und durch die Höhenlage auch beständiger ist. Eine umfassende Gästebefragung hat außerdem ergeben, dass unsere Gäste neben dem attraktiven Ganzjahresangebot und den familienfreundlichen Preisen vor allem die gute Erreichbarkeit schätzen. Durch den Bau der Beschneiungsanlage im Jahr 2000 konnte auch die Schneesicherheit erheblich verbessert werden, was dem gesamten Tourismus in der Region zugute kommt.“

Markus Müller, GF Hohenbogenbahn. Fotos: Hohenbogenbahn

MM-FRAGE: „Ist für Sie der Sommer oder der Winter Hauptumsatzträger?“Müller: „Bis Ende der 90er Jahre wurden im Sommer zwischen 60 und 70 Prozent der Umsätze erlöst, seit dem Bau der Beschneiungsanlage hat sich das Verhältnis umgekehrt.“ „Rekordsaison mit 100 Tagen Skibetrieb am Stück“MM-FRAGE: „Wie waren Sie mit der letzten Wintersaison zufrieden?“Müller: „Mit 100 Tagen Skibetrieb am Stück war es eine Rekordsaison. Obwohl das Vorjahr schon sehr gut war, konnten wir im Winter 2005/ 2006 nochmals ein Plus von 20% erzielen. Dieses Ergebnis resultiert sicher aus einer Kombination vieler Faktoren, der guten Schneelage, den Investitionen etc.“

Die breiten Pisten eignen sich gut für Familien.

MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie im Winter an, welches Einzugsgebiet haben Sie?“Müller: „Neben den Gästen aus Ostbayern konnte durch die Nähe zur Tschechischen Republik (5 km vom nächsten Grenzübergang) und gezielte Marketingaktivitätenzwischenzeitlich der Anteil der tschechischen Gäste auf annähernd 30% gesteigert werden.Unsere Gäste kommen aus dem Bayerischen Wald, der Oberpfalz sowie aus Böhmen,aus dem Umkreis Regensburg, Amberg, Weiden, Pilsen bis Prag.“MM-FRAGE: „Welche Attraktionen bieten Sie im Winter und wie wichtig sind dabei Non-Skiing-Aktivitäten?“Müller: „Wir haben im Skigebiet 6 km Pisten, von denen ca.1,5 km beschneit werden. Damit haben wir vor allem bei Familien einen sehr guten Ruf. Außerdem verfügen wir mit fast 2 km Länge über die längste Abfahrt im Bayerischen Wald und grundsätzlich über breite Pisten, sodass sich auch Carver sehr wohl fühlen. Bei den ,Non-Skiing-Aktivitäten‘ werden besonders gut unsere Naturrodelbahnen mit1.200 m und 700 m Länge angenommen. Der Start ist bequem mit der Sesselbahn zu erreichen. Dazu kann man bei uns im Winter auch ausgezeichnet Wandern und ein gutes Gastronomieangebot nutzen.“

Mit Schlepplift und Gras-Kart geht es rasch nach oben.

„Events als Form der Kundenbindung sind wichtig“MM-FRAGE: „2005 war der ,Dance on snow‘ wieder ein großer Erfolg. Was genau bieten Sie hier an und wie wichtig sind Events generell?“Müller: „Die Veranstaltung einen Tag vor Silvester hat zwischenzeitlich Kult-Charakter, jährlich kommen um die 4000 Gäste. Nach dem Fackellauf mit Formationsfahren der örtlichen Skischulen gibt es eine Open-Air-Party an der Talstation mit einer namhaften Band sowie zum Abschluss ein großes Feuerwerk. Diese Form der Kundenbindungsaktivität erscheint uns wichtig, wir bieten übers Jahr verteilt mehrere solcher Veranstaltungen in unterschiedlicher Form an.“MM-FRAGE: „2005 wurde die Gras-Kart-Bahn eröffnet, welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?“Müller: „Sehr gute Erfahrungen, da damit vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene ein attraktives Zusatzangebot geschaffen wurde. Ursprünglich sind wir durch Medien auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden, wobei das Gerät der Herstellerfirma unter dem Namen ,Bullracer‘ bekannt ist. Diesen Namen haben wird dann dem Einsatz entsprechend in Gras-Kart abgeändert. Dieser Begriff passt auch gut zum so genannten ,sanften Tourismus‘, da ein Fahren mit den Gras-Karts keinen Lärm macht.“

Eine Fahrt mit der Sommerrodelbahn gehört zu den Attraktionen der Region.

MM-FRAGE: „Am 13. April startet die Sommersaison. Gibt es Neuigkeiten für 2006?“Müller: „Nachdem wir im vergangenenJahr sehr gute Erfahrungen mit dem Gras-Kart-Fahren am Schlepplift gemacht haben, wollen wir dieses Angebot heuer ausbauen. Dazu sollen grundsätzlich noch mehr Gras-Karts eingesetzt werden. Außerdem wurde das Gras-Kart-Fahren in der 1. Saison, also in der Versuchssaison, nur am Wochenendeangeboten – das wollen wir jetzt auf die ganze Zeit ausdehnen. Wir überlegen auch, wie man den Transport der Gras-Karts mit der Sesselbahn kombinieren kann. Damit soll es in Zukunft möglich werden, die Gras-Karts nicht nur mit dem Schlepplift zu transportieren, sondern auch mit dem Sessellift. Hier laufen Gespräche mit Doppelmayr und dem TÜV.“MM-FRAGE: „Neben der Sommerrodelbahn gibt es auch ein besonderes Angebot rund ums Skaten. Wie sieht es genau aus?“Müller: „Wir haben im Bereich der Talstation eine 400-Meter-Skaterbahn als Rundkurs, einen Inline-Hockey- Platz sowie eine Abfahrtspiste mit knapp 400 Metern Länge asphaltiert, deren Start mit dem Schlepplift erreicht werden kann. Das Gelände wird gerne von Einheimischen und Feriengästen angenommen und eignet sich hervorragend für Veranstaltungen und überregional bedeutende Wettbewerbe.“
 
MM-FRAGE: „Haben Sie im Sommer die gleiche Gästestruktur wie im Winter oder gibt es Unterschiede?“Müller: „Attraktiv ist unsere Region im Sommer und im Winter gleichermaßen für Familien, aber das Einzugsgebiet ist unterschiedlich. Im Winter kommen rund 30% unserer Gäste aus Tschechien und einem nördlichen bis westlichen Einzugsradius, also Richtung Regensburg und Richtung Oberpfalz. Im Sommer hingegen kommen unsere Gäste vermehrt aus dem Süden, was sich auch aus unserer Position an der Nahtstelle zwischen Oberpfalz und dem Bayerischen Wald erklärt. Unser Ziel ist es jetzt, auch für den Sommer noch Gäste aus Tschechien zu gewinnen, hier ist noch einiges an Potenzial vorhanden.““Online-Befragung bringt gute Anregungen“MM-FRAGE: „Sie befragen Ihre Kunden im Internet nach Ihrer Meinung. Welche Erfahrungen machen Sie damit, welche Anregungen erhalten Sie?“Müller: „Durch die Online-Befragung haben wir im vergangenen Winter mehrere hundert Rückmeldungen bekommen, die unsere Gäste in aller Ruhe von zuhause aus machen können. So ist eine detailliertere Information möglich als mit einer personalintensiven Befragung vor Ort. Die Befragung brachte viel Lob und auch gute Anregungen, die wir in der kommenden Saison umsetzen werden – Verbesserung Fahrpreissystem, überregionale Beschilderung usw.“MM-FRAGE: „Wo liegen die nächsten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?“Müller: „Im Mittelpunkt steht die Modernisierung der Bergbahn als Kernstück unseres Unternehmens. Neben dem erwähnten Ausbau des Gras-Kart-Angebotes wollen wir mit dem Bau einer neuen Skipiste sowie mit der Erweiterung der Beschneiungs- und Flutlichtanlage das Angebot bereits zur nächsten Wintersaison deutlich verbessern.“ dwl
 
Attraktionen Sport + Freizeit-Zentrum Hoher BogenLängste Doppelsesselbahn d. Bayerischen WaldesLänge: 1358 mHöhenunterschied: 393 mFahrzeit: ca.15 min.Gras-Kart-FahrenGras-Kart (alias Bullracer): TÜV-geprüftes Dreirad in massiver Bauweise mit hydraulischen Scheibenbremsen, Liftbügelaufnahme und Qualitätsrahmen, die Fahrt geht über eine gepflegte AbfahrtstrasseSommerrodelbahnLänge: 750 m16 SteilkurvenSkate- + FunparkFitnessbahn mit ca. 400 m LängeSpeed-Bahn mit 400 m LängeInline-SlalomStreet-Hockey-Platz: 20 x 40 mSkater-LiftWasserrutsche „Nautic-Jet“Pendelbahn „Butterfly“Mini-Seilbahn „Sky-Dive“Großer Kinderspielplatz

Josef Reiter, Mayrhofner Bergbahnen AG: Es ist uns ein Anliegen, authentisch und aktiv zu sein

In den letzten 10 Jahren hat die Mayrhofner Bergbahnen AG 80 Mio. Euro in neue Aufstiegsanlagen investiert. Und auch für 2006 steht mit dem Bau der Ahornbahn wieder ein Projekt der Superlative zur Realisierung an. Der MOUNTAIN MANAGER hat das zum Anlass genommen, einen Blick auf die Erfolgsgeschichte des Traditionsbetriebes zu werfen.

Dir. Josef Reiter, Vorstand Mayrhofner Bergbahnen AG. Foto: A. Dähling

MM-FRAGE: „Wie würden Sie Ihr Skigebiet und Ihr Angebot charakterisieren?“
Reiter: „Unsere Gäste beschreiben unser Angebot als vielfältig und ausgesprochen abwechslungsreich. Wir haben das gesamte Spektrum in spezielle Angebotsgruppen unterteilt. Der Penken steht für Sport und Spaß, der Ahorn mehr für Einsteiger und Genießer. Insgesamt verfügen wir über 23 Aufstiegsanlagen, wobei im ganzen Skigroßraum 49 Anlagen zusammen hängend erreichbar sind. Abgesehen von 2 fixgeklemmten Sesselliften sind alle unsere Anlagen kuppelbar ausgeführt. Damit sind wird im Skigebiet ,Penken‘ topmodern, im Bereich ,Ahorn‘ sind wir gerade in einer Modernisierungsphase – hier wird im Sommer die größte Pendelbahn Österreichs gebaut. Dann wird auch hier die perfekte Hardware zur Verfügung stehen.“
MM-FRAGE: „Welche Gästestruktur sprechen Sie an, welches Einzugsgebiet haben Sie?“
Reiter: „Von der Gästestruktur her liegt der Hauptanteil bei den 20- bis 40-Jährigen, die rund 60 % unserer Gäste ausmachen. Von den Herkunftsländern liegt Deutschland an der Spitze, gefolgt von Großbritannien, den Niederlanden und Österreich. Der Rest ist dann bunt gestreut, wobei zu gewissen Zeiten mittlerweile auch viele Gäste aus dem Osten bei uns sind.
MM-FRAGE: „Wenn sich sowohl Familien als auch junge Leute gut betreut fühlen sollen – wie bringen Sie die unterschiedlichen Ansprüche unter einen Hut?“
Reiter: „Das ergibt sich zum einen aus der Größe des Ortes, der entsprechende Angebote macht, und dann natürlich auch aus der Größe des Skigebietes, in dem sich unterschiedliche Anforderungen gut verwirklichen lassen. Wir selbst konzentrieren uns in der Bewerbung ganz gezielt auf die Hauptzielgruppe der 20-40 jährigen, die wir mit speziell abgestimmten Angeboten wie dem Burton-Park Mayrhofen oder der Harakiri-Abfahrt ansprechen. Das sind Elemente, mit denen wir uns wirklich vom Mitbewerb abheben. Schöne Lifte und schöne Pisten haben alle Skigebiete.“
„Der serviceorientierte Umgang mit dem Gast zählt zu den wichtigsten Anforderungen“
MM-FRAGE: „Welche Anforderungen stellen Sie an Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter?“
Reiter: „Wir haben Leitsätze und entsprechende Grundwerte im Unternehmen, die wir kommunizieren. So ist es uns ein Anliegen, authentisch und aktiv zu sein, sowie dem Gast einen perfekten Skitag zu bieten. Die exakten Werte unseres Unternehmens lauten: Premium, Authentizität und Vitalität. Diese Grundwerte vermitteln wir unseren Mitarbeitern im Rahmen von Schulungen. Außerdem wird es in unserer gesamten Unternehmenskommunikation deutlich gemacht, dass der serviceorientierte Umgang mit dem Gast neben der technischen Qualifikation zu den wichtigsten Anforderungen zählt. Bei unseren Beschäftigten haben wir einen relativ hohen Anteil an Stamm-Mitarbeitern und auch bei den Saison-Mitarbeitern einen sehr hohen Anteil an Personen, die immer wieder bei uns arbeiten. Das hat natürlich den Vorteil, dass diese Mitarbeiter auch sehr genau wissen, worauf wir Wert legen. Im Großen und Ganzen haben wir eine sehr geringe Fluktuation bei den Beschäftigten, wobei wir in der Saison ca. 160 Mitarbeiter haben. Von dieser Anzahl sind jedes Jahr etwa 15 bis 20, die wirklich neu sind im Unternehmen.“

So soll sie aussehen, die neue Ahornbahn. Fotos: Mayrhofner Bergbahnen AG

MM-FRAGE: „Welche Neuheiten gibt es speziell für diese Saison?“
Reiter: „Der Burton-Park geht dieses Jahr bereits in die dritte Saison und wurde bereits zum zweiten Mal zum besten Funpark der Alpen gekürt. Gerade hier legen wir Wert auf ein professionelles Shaperteam. Auf diese Weise wird der Burton-Park jedes Jahr erneuert bzw. weiterentwickelt. Auch dieses Jahr wurde das Spektrum wieder erweitert. Unser Shaper hat sich dazu mehrere neue Obstacles wie z. B. einen ,Curved Wallride‘ einfallen lassen, und vor allem die Beginnerline erweitert. Die Attraktivität ist also weiter gestiegen. Ansonsten haben wir im Skigebiet eine neue kuppelbare Sesselbahn, die ,Gerentbahn‘ am Schneekar, gebaut und damit das Angebot an Aufstiegsanlagen weiter modernisiert. Neu für dieses Jahr war vor allem die komplette optische Neugestaltung des Skigebiets im Rahmen einer kompletten CI/CD-Umstellung, mit der wir das Unternehmen vor allem auf die Zukunft ausgerichtet haben.“
MM-FRAGE: „In der letzten Saison haben Sie mit der Harakiri-Piste aufhorchen lassen, wie kommt sie beim Publikum an, welche Resonanz erfahren sie?“
Reiter: „Die Harakiri-Piste gibt es mittlerweile auch schon den dritten Winter. Sie hat einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht, weil wir sie sehr gut inszeniert und vermarktet haben. Es ist in der Meinung der Gäste schon etwas Besonderes, über dieses Erlebnis erzählen zu können.“
MM-FRAGE: „Sie verknüpfen das Erlebnis ,Harakiri‘ bewusst mit dem Internet, welche Erwartungen haben Sie dabei?“
Reiter: „Wenn man solche Attraktionen im Internet gut platziert, steigen automatisch die Zugriffe auf die Homepage und der Bekanntheitsgrad unserer Region. Außerdem erreichen wir damit eine Identifikation des Publikums mit dem Skigebiet. Da wir mit diesem Bereich ein Gewinnspiel verknüpft haben, kommt es zu einer Interaktion, die wir dann auch belohnen. Der Gast wird aufgefordert ein Bild von seiner ,Harakiri‘ Bewältigung zu machen und dieses in die Harakiri-Galerie zu stellen. Belohnt wird dieser Aufwand durch die monatliche Verlosung z. B. eines speziellen Harakiri-limited-edition-Skis von Kneissl bzw. unseres ,Harakiri-Survivor-Shirts‘. Durch das Medium Internet und das Thema ,Harakiri‘ sprechen wir natürlich auch gezielt jüngeres und sportliches Publikum an, das wir auf diese Weise auf unsere Angebote aufmerksam machen wollen. „Infoscouts informieren jeden Gast persönlich, wenn er Fragen hat“
MM-FRAGE: „Sie setzen in Ihrem Skigebiet ,Infoscouts‘ ein, welche Aufgaben haben sie und wie kommen sie an?“
Reiter: „Wir haben die Pistenscouts mittlerweile den zweiten Winter. Diese Aktion wird von den Gästen sehr begrüßt, weil damit ein zusätzlicher Service geboten wird. Die Besonderheit: Unsere Infoscouts sind begeisterte Skifahrer, die das Skigebiet gut kennen und keine Angestellten der Mayrhofner Bergbahnen. Sie sind den ganzen Tag wie die Gäste auf den Pisten unterwegs, sodass sich der Gast persönlich informieren kann, wenn er Fragen hat. Die Scouts konzentrieren sich zu bestimmten Tageszeiten auf bestimmte Bereiche im Skigebiet, z. B. bei den Informationstafeln. Dort können dann zusätzliche Informationen gegeben und Fragen individuell beantwortet werden. Das gibt im Endeffekt durch ein Mehr an Information auch ein Mehr an Sicherheit. Die Altersstruktur unserer Infoscouts ist recht unterschiedlich. Ein älterer Scout kann gut auf die Wünsche älterer Gäste eingehen, ein junger Infoscout, der den Burton-Park selbst schon ausprobiert hat, wird hier mit sehr viel mehr Begeisterung junge Leute informieren können. Damit unsere Infoscouts leicht zu erkennen sind, haben wir sie mit gut sichtbaren, knallgelben Uniformen ausgestattet, auf denen natürlich auch der Schriftzug ,Infoscout‘ angebracht ist. Dazu kommunizieren wir dieses Angebot entsprechend im ganzen Skigebiet, sodass man unsere Leute sofort identifizieren kann.“

Ein Infoscout in Aktion.

MM-FRAGE: „Die Mayrhofner Bergbahnen propagieren ,Frauen Pow(d)er‘ – was genau versteht man darunter?“
Reiter: „Die Aktion ,Frauenpow(d)er‘ wurde vom ÖSV initiiert. Es geht einfach darum, dass es wissenschaftlich erwiesen ist, dass bei Frauen das Knie eine so genannte ,Schwachstelle‘ ist. Wir geben hier Tipps, wie man sich optimal aufwärmt, sodass man die Verletzungsgefahr minimieren kann. ,Frauenpow(d)er‘ ist damit ein Beitrag zur Sicherheit. Diese Aktion wurde im letzten Winter erstmals versuchsweise durchgeführt, dieses Jahr läuft sie österreichweit.“
MM-FRAGE: „Sie führen jedes Jahr Gästebefragungen durch, was schätzt der Gast – welche Anregungen erhalten Sie?“
Reiter: „Die Gäste schätzen bei uns die Modernität der Anlagen, unsere Zusatzangebote und die abwechslungsreichen, anspruchsvollen und vielfältigen Pisten. Das Ergebnis beim internationalen Skiareatest wird von unseren Gästen bestätigt. Durchgeführt werden die Befragungen von einem Mitarbeiter in unserer Marketingabteilung. Wir sind der Meinung, dass diese Aufgabe immer von der gleichen Person durchgeführt werden sollte, damit man hier auch eine gleich bleibende Qualität in der Befragung hat. Aktionen dazu gibt es jede Woche, sodass wir durch die ganze Saison Informationen bekommen. Aus diesen Befragungen erfahren wir dann auch ganz konkret die Wünsche unserer Gäste und holen uns Tipps für die kommende Saison. Manche Dinge kann man dann gleich umsetzen, manche erfordern mehr Vorbereitung.“
MM-FRAGE: „Die Mayrhofner BB haben bereits in den letzten 10 Jahren viel investiert – was steht in naher Zukunft an?“
Reiter: „Der Beginn der intensiven Investitionsphase war 1995 die neue Penkenbahn, die damals als eine der modernsten Bahnen Österreichs gefeiert wurde. Wir haben mit dieser Bahn auch eine Weltneuheit realisiert, nämlich die 1. Personenseilbahn, die um eine Kurve fährt. Dann ging es laufend weiter, indem wir eine Reihe kuppelbarer Sesselbahnen auf den Weg gebracht haben. 1997 wurde dabei z. B. die kürzeste kuppelbare Sesselbahn mit einer Länge von rund 500 m gebaut, die als eigener Lift für unseren ebenso langen Funpark dient. Als nächstes Highlight ist im Jahr 2000 der Neubau der Horbergbahn zu nennen, die als eine topmoderne Umlaufbahn realisiert wurde. Dazu haben wir viel in die Beschneiung investiert, sodass wir im Penkengebiet heute 100 % der Pisten beschneien können.Am Penken sind wir mit Anlagen mittlerweile sehr gut ausgestattet, sodass wir nun das Ahorn-Areal in Angriff nehmen. Hier bauen wir 2006 die größte und schwerste Pendelbahn Österreichs, wobei dann die dazugehörige Talabfahrt ebenfalls zu 100 % beschneit werden wird. Eine Pendelbahn dieser Größenordnung hat sich aufgrund des Geländes und der Trasse, dem Abbau der Wartezeiten und dem gewünschten größtmöglichen Komfort, also aus den technischen Gegebenheiten, angeboten. Dabei hat die Ahornbahn eine Doppelfunktion als Zubringerund Wiederholungsbahn, die am besten mit der geplanten Pendelbahn umgesetzt werden kann. „Bergbahnen sollten im Sommer Zugpferd für den Tourismus sein“

Die Harakiri-Piste – ein Erlebnis der besonderen Art.

MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert hat der Sommer – wie viele der Anlagen sind dann in Betrieb?“
Reiter: „Der Sommer hatte bei uns schon immer einen sehr hohen Stellenwert, sodass wir sowohl mit der Penkenbahn, einem Sessellift als auch der Ahornbahn fahren. Wir haben im Sommer eine starke Nachfrage, die wir in Zukunft noch bewusst fördern möchten. Grundsätzlich denkeich, dass es in Zukunft nicht genügt, nur moderne Bahnen zu bauen, sondern dass man auch thematisieren muss, was genau man bietet und worum es geht. So steht am Ahorn z. B. die Natur im Vordergrund. Dazu haben wir letztes Jahr schon Investitionen vorweg genommen, indem wir die Wanderwege ausgebaut oder Aussichtsplattformen geschaffen haben. Darüber hinaus ist am Ahorn ein einzigartiges Angebot in Planung, das ihn auch bei Schlechtwetter zum ,Muss‘ für jeden Urlauber im Zillertal machen soll. Umsatzmäßig erwirtschaften wir im Moment 8% im Sommer.
MM-FRAGE: „Wie definieren Sie sich und Ihr Angebot im Sommer?“
Reiter: „Wir bemühen uns sehr stark um die Produktgestaltung. Gerade beim Thema Natur hat es sich angeboten, Packages etwa für Busgruppen wie z. B. das Paket ,von der Alm zum Käse‘ zu erarbeiten. Nach dem Bergerlebnis auf der richtigen Alm können die Gäste dann direkt der topmodernen Schausennerei einen Besuch abstatten, wo man miterleben kann, wie Butter und Käse produziert werden. Auch im Sommer kommen unsere Gäste hauptsächlich aus Deutschland, wobei auch Großbritannien immer stärker wird. Im Großen und Ganzen sind im Sommer aber sowohl Herkunftsländer als auch Gästestruktur unterschiedlicher als im Winter. Da gibt es saisonal bedingte Zeiten, wo vor allem ältere Gäste kommen, in den Ferienmonaten Juli und August dann Familien mit Kindern und Jugendlichen. Seit dem letzten Sommer sind wir außerdem eine zertifizierte Sommerbahn, d. h. wir erfüllen alle Kriterien, die dazu notwendig und vorgegeben sind. Ich bin auch der Meinung, dass die Bergbahnen im Sommer die Aufgabe haben, als Zugpferd im Tourismus zu agieren. Sie können hier sicher einen wichtigen Beitrag leisten, wobei es mittlerweile auch sehr viele erfolgreiche Beispiele dazu gibt.“
MM-FRAGE: „Sie stellen im Sommer als Schlechtwetterprogramm die Technik Ihrer Anlagen vor. Wie wird das angenommen, was möchten Sie bewirken?“
Reiter: „Wie bieten das im Sommer an, weil wir hier leichter Zeit haben, einen Einblick in die Technik unserer Anlagen zu geben. Dazu führen technisch versierte Mitarbeiter unsere Gäste an ausgewählten Tagen durch die Antriebsräume. Uns geht es bei dieser Aktion darum, dass die Gäste verstehen, was hinter einem Seilbahnbetrieb steckt. Es gibt unter unseren Gästen, wie wir festgestellt haben, sehr viele technisch Interessierte, die das als eine Bereicherung des Urlaubs sehen. Nächsten Sommer werden wir versuchen, unseren Gästen auch den Bau der Ahornbahn näher zu bringen, so dass wir jede Woche ,Baustellenführungen‘ anbieten werden. Damit wollen wir dem interessierten Gast schon im Vorfeld der Eröffnung Lust auf diese einzigartige Seilbahn machen.dwl

Rider im Burton Funpark.

Leitsätze Mayrhofner Bergbahnen AG- Die Erwartungen und Wünsche unserer Gäste stehen im Mittelpunkt unseres Handelns.- Wir erbringen im Einklang mit der Natur Dienstleistungen in höchster Qualität.- Wir wollen als Bergbahnunternehmen der Motor der Tourismuswirtschaft im hinteren Zillertal sein.- Die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter ist uns dabei oberstes Gebot.- Unsere Mitarbeiter sind die Basis unseres Erfolgs.

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