Das Willinger Skigebiet liegt zwischen 560 und 830 m ü. NN. Wie man aus diesen Vorgaben ein stimmiges Angebot sowohl im Sommer als auch im Winter entwickelt, zeigt die Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co.KG. Ihr Geschäftsführer Jörg Wilke stellt das Unternehmen im Gespräch mit dem MOUNTAIN MANAGER vor.

Jörg Wilke, GF Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co. KG.

MM-Frage: Wie lange gibt es das Skigebiet am Ettelsberg?Jörg Wilke: Der erste Lift in Willingen wurde 1952 in Betrieb genommen. Nach dem Bau weiterer Schlepplifte ging 1971 die DSB Ettelsberg in Betrieb. Heute besteht das Skigebiet Willingen aus einer 8er-Kabinenbahn, sieben Schleppliften und vier Ski- und Rodelförderbändern. Hinzu kommen nochmals vier Kleinförderbänder in den Kinderländern.Die jüngere Geschichte des Skigebietes:2007: Die Seilbahngesellschaft ersetzt DSB Ettelsberg durch eine 8er-Kabinenbahn (Kosten: 6,5 Mio. Euro). Parallel wurde im Skigebiet eine Beschneiungsanlage für alle Hauptabfahrten (7 km Piste) errichtet. Das Beschneiungsprojekt wurde mit seinem Gesamtvolumen von 11 Mio. Euro hälftig von den Liftbetreibern und von der Gemeinde/Kreis/Land finanziert.Folgeinvestitionen 2008-2010: Kleinlifte wurden durch lange Förderbänder ersetzt. Die vier Kinderländer wurden mit Kleinförderbändern bestückt. Es entstanden zwei neue Skiverleihe, diverse Gastronomiebetriebe an der Piste wurden grundlegend erneuert und erweitert. Zudem wurden 5 km Skipiste und zwei Rodelpisten für den Flutlichtbetrieb beleuchtet.MM-Frage: Seit wann sind Sie Geschäftsführer der Bergbahnen, was hat Sie zu dieser Tätigkeit gebracht?Wilke: Ich wurde im Mai 2000 zum Geschäftsführer der Ettelsberg-Seilbahn bestellt. Vorher habe ich in verschiedenen Positionen im Bereich Logistik und Vertrieb eines namhaften Batterieherstellers gearbeitet. Nach dem Abschluss eines berufsbegleitenden Studiums zum Betriebswirt stieß ich eher zufällig auf die seinerzeit vakante Stelle des Geschäftsführers bei der damaligen Sesselbahn-Gesellschaft. Man kann mich daher als einen klassischen Quereinsteiger bezeichnen.

Übersicht Skigebiet Ettelsberg. Fotos: Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co.KG

MM-Frage: Worin sehen Sie die wichtigsten Aspekte Ihrer Aufgabe?Wilke: Das direkte Umfeld unseres Unternehmens werden wir nach den großen Investitionsmaßnahmen der jüngeren Vergangenheit weiter sinnvoll ergänzen. Hier werden wir die gesammelten Erkenntnisse der ersten Jahre einfließen lassen, um unseren Gästen ein möglichst rundes Gesamtprodukt ,Ettelsberg anbieten zu können. Bei allen Baumaßnahmen haben wir großen Wert auf die Barrierefreiheit gelegt. Gerade im Segment der älteren, gehbehinderten, oder einfach nur ängstlichen (potentiellen Fahr-)Gäste sehen wir für die frequenzschwächeren Zeiten im Sommer noch ein deutliches Wachstumspotential.Neben den sicher wichtigen Maßnahmen im eigenen Betrieb ist es zudem unerlässlich und notwendig, mit allen örtlichen und regionalen Leistungsträgern in engen Netzwerken produktiv zusammenzuarbeiten, um übergeordnete Ziele aller erreichen zu können. Als einzelner Betrieb können wir nur in einem intakten Umfeld wirklich erfolgreich sein.MM-Frage: Ist die Ettelsberg-Seilbahn GmbH & Co. KG Mitglied in einem Verbund oder einer Angebotsgruppe?Wilke: Die Ettelsberg-Seilbahn ist Teil des Skigebiets Willingen. Dieser Zusammenschluss der fünf örtlichen Liftbetreiber ist als eines von sechsGebieten im Ticketverbund der Wintersport-Arena-Sauerland, dem größten deutschen Wintersportgebiet nördlich der Alpen, eingebunden. Überregionalen Verbünden sind wir derzeit nicht angeschlossen.

Auch nachts kommen die Gäste zum Ski fahren.

MM-Frage: Wie sieht Ihr aktuelles Winterangebot aus?Wilke: Wir bieten unseren Gästen heute ein Skigebiet mit 16 Pistenkilometern, die sich über zwei Skiberge zwischen 560 und 830 m ü. M. erstrecken. Erschlossen werden diese durch 16 Aufstiegshilfen vom Kleinförderband bis zur Kabinenbahn.Zudem ist die Bergstation der Kabinenbahn idealer Ausgangsort für Spaziergänger und Langläufer. Willingen unterhält ein Netz von rund 90 km Loipen und 30 km präparierten Wanderwegen.MM-Frage: Was ist neu für 2010/11 bzw. ist für die nächsten Saisonen Neues geplant?Wilke: Die Optimierung unserer Beschneiungsanlage steht sicher ganz oben auf der Liste. Da in unseren Breiten relativ kurze Kälteperioden für die Beschneiung zur Verfügung stehen, ist und bleibt die Effektivität das Gebot der Stunde.Fixe Projekte zur nächsten Saison sind zum einen die Beleuchtung von weiteren 1,5 km Skipisten für den Flutlichtbetrieb. Hier bemühen wir uns der stetig wachsenden Nachfrage in diesem Bereich gerecht zu werden. Zum anderen steht als zentrale Aufgabe die Optimierung unseres Verkehrskonzeptes sowie unserer Parkraumgestaltung und -bewirtschaftung im Skigebiet auf dem Programm. Nach den Investitionen in den Lift- und Pistenbereich besteht hier noch dringender Nachholbedarf.

Der Hochheideturm bietet eine 42 m hohe Kletterwand.

MM-Frage: Woher kommen Ihre Gäste im Winter und im Sommer, gibt es Unterschiede?Wilke: Beim Übernachtungsgast sind unsere Haupteinzugsgebiete die Ballungszentren an Rhein und Ruhr. Dazu stellen die Niederländer ganzjährig etwa 20% unserer Gäste. Im Winter gibt es aber auch Tage, an denen es eher gefühlte 95% sind. Das Sauerland wird zwar scherzhaft aber nicht umsonst ,holländische Alpen genannt. Es ist einfach die erste bergige Region jenseits der Niederlande. Willingen verfügt über knapp 10000 Gästebetten und zählt jährlich rund 400000 Ankünfte bei 1,2 Mio. Übernachtungen.Unser zweites starkes Standbein ist traditionell der Tagestourismus. In unserem Tageseinzugsbereich von 2 Autostunden leben 19 Mio. Menschen. Das ist fast jeder vierte Deutsche. Auch hier dominieren Sommer wie Winter die Gäste von Rhein und Ruhr sowie der umliegenden Region. Zudem sind die Niederlande gerade einmal 2,5 h mit dem Auto entfernt. Die holländischen Gäste sind glücklicherweise sehr mobil und kommen gerade zum Skilaufen auch für nur einen Tag ins Sauerland.MM-Frage: Wie sehen Sie die Position des Skigebiets Willingen im Vergleich mit den großen Destinationen z.B. in den Alpen?Wilke: Die Gemeinde Willingen ist im Gegensatz zu den klassischen alpinen Urlaubsorten der typische Ort für den 3. oder 4.-(Kurz-)Urlaub. Das spiegelt sich auch in der durchschnittlichen Übernachtungsdauer von 2,98 Übernachtungen/Gast im Ort wider.Die Sauerländer Skigebiete sind der vielleicht wichtigste Skikindergarten für sämtliche alpinen Destinationen nahe der deutschen Ballungszentren. Bei uns haben sehr viele spätere Wintersportler ihren ersten Kontakt mit dem Schnee und seinen vielfältigen Möglichkeiten darin. Daher sehen wir uns als Vorstufe zum klassischen Skiurlaub in den Alpen bzw. als sinnvolle Ergänzung für den spontanen Skiausflug zwischendurch.Das größte Manko einer Mittelgebirgsregion, die fehlende Höhe, kompensieren wir durch die Nähe zu unseren Gästen, die diesen räumlichen Vorteil durchaus zu schätzen wissen. Kurz: Wir sind auf Grund dieser Nähe für viele die Berge für Zwischendurch. (Anekdote, welche die Unterschiede gut erklärt: Anlässlich der Deutschen Seilbahntagung 2008 in Willingen schlug mir ein Kollege aus der Zugspitzregion folgenden scherzhaften Handel vor: ,Du bekommst von mir einen 2000er und wir dafür Dortmund)MM-Frage: Wie wichtig sind für Ihre Destination Non-Skiing-Angebote im Winter?Wilke: Für den Übernachtungsgast gehören neben dem Skifahren natürlich auch sämtliche Annehmlichkeiten einer guten Hotellerie und Gastronomie zu einem gelungenen Urlaub. Diese bieten die Betriebe vor Ort in hervorragender Art und Weise.Willingen lebt als 4-Saison-Standort ganzjährig von seiner Vielfalt und ist hier daher traditionell gut ausgestattet. Gerade im Winter kommen uns Liftbetreibern sicher die vielen ganzjährigen Freizeitmöglichkeiten des Ortes zu Gute, wenn das Wetter mal nicht so mitspielt. Neben der ausgeprägten Hotellerie und Gastronomie sind hierfür beispielhaft das Lagunen-Erlebnisbad, Eislauf-, Kletter- und Karthalle, Mühlenkopfschanze, Besucherbrauerei, -bergwerk, Glasmanufaktur, pfiffige Museen wie das ,Curioseum oder das ,Milchmuhseum zu nennen.MM-Frage: Welche Bedeutung haben die Bergbahnen für die Region?Wilke: Auf Grund der vielfältigen Angebote vor Ort ist die Abhängigkeit der Region sicher nicht so hoch wie in manchem Alpental. Natürlich ist die Bedeutung der Seilbahn/Lifte durch die Etablierung der Beschneiungsanlage 2007 enorm gestiegen. Der Winter ist seither wieder eine vollwertige und vor allen Dingen planbare Saison für alle touristischen Leistungsträger in Willingen geworden.Unsere Sesselbahn selbst war 1971 die erste ganzjährige Freizeitattraktion für den noch in seinen Kinderschuhen steckenden Tourismusort. Durch stetige Verbesserungen am eigenen Angebot und Schaffung von neuen Attraktionen wie dem Hochheideturm 2002 (höchster Aussichtspunkt in Nordwest-Deutschland) war die Gesellschaft immer ein Vorreiter und Zugpferd im örtlichen Tourismus. Heute sind Kabinenseilbahn und Hochheideturm zentrale Bausteine in der Willinger Freizeitwelt. Der Bahn kommt als solche sicher noch eine besondere Bedeutung zu, da sie in der weiteren Region in ihrer Art bislang einzigartig ist und daher auch für das ganze Gebiet einen markanten USP darstellt.

Die Alphornmesse ist ein Besuchermagnet.

MM-Frage: Wie sieht Ihr Angebot im Sommer aus, welche Bedeutung hat der Sommer?Wilke: Ziele auf dem Ettelsberg sind die einzigartige Hochheidelandschaft mit einem vielfältigen Wandergebiet, der Hochheideturm, Kyrillpfad, Ettelsbergsee, uvm. Zudem sind Ziele wie die Weltcupschanze, der Wildpark etc. ab der Bergstation gut zu erreichen. Biker finden hier den Start der Freeride- und Weltcup-Downhillstrecke, Gleitschirmpiloten ihren Startplatz und Freeclimber am Hochheideturm eine 42 m hohe Kletterwand.Nicht zu vergessen natürlich unsere urige Berghütte, die unter dem Namen ihres Betreibers (Siggi´s Hütte) in den letzten 33 Jahren einen wahren Kultstatus erreicht hat und entsprechend gut frequentiert wird.Unsere Seilbahn fährt ca. 330 Tage/Jahr. Davon können wir an ca. 80 bis 100 Tagen Wintersport anbieten. Die Fußgänger und Biker machen über das Geschäftsjahr gesehen einen Anteil von rund 50% an den Umsätzen aus und sind dem entsprechend enorm wichtig.MM-Frage: Sind Sie mit Ihrer Positionierung im Sommer zufrieden  sind Neuerungen/Änderungen geplant?Wilke: Wir sehen unser Unternehmen mit seinen Angeboten für unsere breit gefächerten Gästeschichten derzeit solide aufgestellt. Neben punktuellen Ergänzungen und Verbesserungen stehen derzeit keine konkreten Projekte im Sommer an.MM-Frage: Welche Rolle spielen bei Ihnen Veranstaltungen im Sommer/im Winter?Wilke: Veranstaltungen und Events bereichern natürlich auch das Jahresprogramm unserer Seilbahn. Neben unserem Aushängeschild, der Alphornmesse, die jährlich über 5000 Besucher und über 200 Musiker auf den Ettelsberg lockt, führen wir noch einige kleinere Events selbst durch. Wichtig sind für uns aber sicher die beiden internationalen Veranstaltungen des Jahres:. Wir haben im Sommer mit dem BIKE-Festival eines der größten MTB-Events Europas auf unserem Gelände zu Gast. Diese Veranstaltung platziert unsere Bahn überregional optimal im Bereich unserer wachsenden Kundschaft im MTB-Sektor.. Im Winter ist seit vielen Jahren das Weltcup-Skispringen ein wichtiger Werbeträger, der den Ruf unseres Ortes als bedeutender Wintersportstandort deutlich unterstreicht.MM-Frage: Welches kulinarische Angebot haben Sie für Ihre Gäste?Wilke: In unserer Ettelsberghütte geht es kulinarisch deftig und kräftig zu. In der neuen Seilbar neben der Talstation bieten wir eine vielseitige Speisekarte für jeden Geschmack. Als besonderes Highlight bieten wir zudem für Gruppen bzw. an fixen Terminen für Jedermann ein aufwändiges 5-Gänge-Menü in den Kabinen der Seilbahn an.MM-Frage: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen der nächsten Jahre?Wilke: Da mit den Investitionen der vergangenen Jahre auch die Ansprüche der Gäste deutlich gestiegen sind, ist die ganzheitliche Weiterentwicklung, Ergänzung und stetige Verbesserung der bestehenden Freizeit-Infrastruktur Sommer wie Winter die zentrale Herausforderung.