DOPPELMAYR: Neue Wildspitzbahn am Pitzaler Gletscher: Höchste Seilbahn Österreichs – eine Glanzleistung
Am Pitztaler Gletscher ging mit der 8 EUB Wildspitzbahn von Doppelmayr im Oktober Österreichs höchste Seilbahn auf 3 440 m sowie das höchste Bergrestaurant und Café in den Ostalpen in Betrieb. Architektonisch spektakulär gelöst, bietet das bisher aufwändigste Projekt der Pitztaler Gletscherbahn eine Ganzjahresattraktion mit Ausblicken, die normal Extrem-Kletterern vorbehalten sind.
Tirols höchster Gletscher wird mit der neuen Bahn und dem „Café 3 440“ eine ganzjährige Attraktion im Pitztal schaffen, die den Besuchern Ausblicke ermöglicht, wie sie gewöhnlich nur Extrembergsteiger erleben. Fotos: Frener & Reifer (5)
Das wohl aufsehenerregendste Projekt im alpinen Tourismus konnte termingerecht fertiggestellt werden. Höchste Präzision und Konzentration aller Professionisten waren auf Österreichs höchster Baustelle gefragt, um die technisch innovative neue Wildspitzbahn und das Café 3 440 in spektakulärer Lage unter außergewöhnlichen Bedingungen zu realisieren. Denn das Zeitfenster für den Bau in dieser extremen Lage ist aufgrund des wechselhaften Wetters, der Höhe und der eisigen Beschaffenheit des Bodens denkbar knapp. Hier ist höchste Ingenieurskunst gefragt, welche Melzer & Hopfner, das Architektenteam von Baumschlager Hutter Partners, Hoch-Tief-Bau Imst (HTB) und die aste.weissteiner ZT GmbH. Innsbruck auch tatsächlich ablieferten. „Der Wettbewerb der Destinationen und Skigebiete ist intensiv“, erklärt Stefan Richter, Marketingleiter der Pitztaler Gletscherbahn. „Unser Ziel ist es, nicht nur mitzuhalten, sondern auch neue Akzente zu setzen. Die Investitionen der letzten Jahre sind die Grundlage für unsere touristische Weiterentwicklung. So können unsere Gäste neue Servicemaßstäbe erleben.“ Für Tirols höchsten Gletscher soll die neue Attraktion ein Besucherplus von mehr als zehn Prozent bringen. „Zudem wird das Image und der Bekanntheitsgrad der gesamten Region Pitztal dank der neuen Bahn und der damit verbundenen Höhepunkte nachhaltig gesteigert und positiv aufgeladen“, ist Dr. Hans Rubatscher, Geschäftsführer der Pitztaler Gletscherbahn, überzeugt.
Für Dr. Hans Rubatscher – im Bild mit Architekt Carlo Baumschlager – wird dank der neuen Bahn das Image und der Bekanntheitsgrad der gesamten Region Pitztal nachhaltig gesteigert und positiv aufgeladen.
Gletscherarchitektur auf 3 440 Metern
Geringe Aufstandsflächen, steil abfallende Bergseiten und die extreme Höhenlage mit entsprechender Sonneneinstrahlung, Wind sowie die dünne Luft schränken die Spielräume stark ein. Für Architekt Carlo Baumschlager (Dornbirn) war das Projekt eine faszinierende Herausforderung: „Der Ort und seine Umgebung sind mächtig und in höchstem Maße beeindruckend. Die architektonische Skulptur, und nur darum geht es, muss hier höchstmögliche Qualität erreichen. Die hochalpine Welt ist eine außerordentliche Herausforderung für den, der ihr Gebautes hinzufügen möchte.“ Eine gemeinsame Konzeption von Seilbahnplaner und Architekt brachte letztlich die Lösung. Die Trasse der neuen Kabinenbahn wurde nur im unteren Bereich neu angelegt. Alle übrigen Baumaßnahmen erfolgten auf bereits bestehenden Trassen. Auch die Bergstation sowie das Café wurden auf die bisher existierenden Fundamente der alten Bahn aufgesetzt.
Herausgekommen ist schließlich eine spektakuläre Architektur am Berg mit Stahlbetonunterkonstruktionen und räumlichen Stahlfachwerken als dreidimensional-gekrümmte Hüllen und einer weit auskragenden Terrasse in Richtung Wildspitze. Die Architektur der neuen Wildspitzbahn besticht durch ihre außergewöhnliche Form in Verbindung mit der harmonischen Integration in die Pitztaler Gletscherwelt. Tirols höchster Gletscher bietet damit eine ganzjährige Attraktion, die den Besuchern Ausblicke ermöglicht, wie sie gewöhnlich nur Extrembergsteiger erleben. Das von einer Glasfront umrundete „Café 3 440“ mit 116 Sitzplätzen auf 140 m2 Fläche in einer Lounge-Atmosphäre samt einer freischwebenden Terrasse mit weiteren 50 Sitzplätzen kann künftig von Ausflüglern und Bergfexen im Sommer als auch im Winter besucht werden. Ein Café in dieser Höhe – Motto: Heiße Milch auf ewigem Eis – hat es in Österreich bisher noch nicht gegeben!
Im Oktober ging Österreichs höchste Seilbahn auf 3 440 Meter und zugleich das höchste Bergrestaurant und Café in den Ostalpen in Betrieb.
Höchste Ingenieurskunst
Für die kompletten Baumeisterarbeiten mit 12 Streckenfundamenten und die Bergstation samt Restaurant sowie gesamte Rohrleitungs- und Kabelverlegung für Beschneiung und Lift plus Abwasserentsorgung des Restaurants zeichnete die Hoch-Tief-Bau-Imst GmbH verantwortlich.
Als große Herausforderung bei dieser Baustelle bezeichnete Oberbauleiter Ing. Dietmar Mair die Logistik (LKW-Transport tlw. über Gletschereis!), das Wetter – die Baustelle musste mehrmals auf Grund von Schneefällen und/oder Wind eingestellt und am nächsten Tag geräumt werden – die sehr kurze Bauzeit von Mitte Mai bis Mitte Juli und das für alle Geräte steile Gelände bei der Verlegung der Versorgungsleitungen. Das heißt, in einigen Abschnitten musste die Rohre und Kabel von den Arbeitern von Hand und angeseilt verlegt werden. Es wurden gleichzeitig 4 Schreitbagger (Kaiser) und 4 Kettenbagger (über 25 to) eingesetzt. Der Graben wurde großteils aus dem Fels gesprengt. In einigen Abschnitten wurden die Leitungen mit Anker auf den Fels montiert.
Der benötigte Beton (1 700 m3) wurde von HTB selbst mit einer Mischanlage vor Ort gemischt. Zur Bergstation wurde der Beton sowie Bewehrung und andere Materialien mit der vom der Gletscherbahn zur Verfügung gestellten Materialseilbahn transportiert. Die Stützenfundamente wurden mit dem Hubschrauber betoniert und versorgt.
Das Personal – seitens HTB waren zu Spitzenzeiten bis zu 40 Mann auf den verschiedenen Baufelder – wurde mit den Pistengeräten vom Auftraggeber zu den einzelnen Baufeldern gefahren. Der Kabel- und Rohrleitungsgraben wurde ebenfalls mit Hubschrauber und teilweise mit der Materialseilbahn beliefert.
Höchste Präzision und Konzentration sind in dieser extremen Lage aufgrund des wechselhaften Wetters, der Höhe und der eisigen Beschaffenheit des Bodens besonders gefragt. Foto: HTB
20 Mio. Euro Investition
Die Wildspitzbahn und das neue „Café 3 440“ gelten mit einer Investitionssumme von etwa 20 Mio. Euro als das aufwendigste Bauprojekt der Pitztaler Gletscherbahn, die in den vergangenen sieben Jahren insgesamt über 50 Mio. Euro in die Skigebiete Pitztaler Gletscher und Rifflsee investiert hat. Acht Personen werden künftig in den 61 hohen CWA-Gondeln mit Sitzheizung Platz finden. Sie gelangen von der ebenfalls neuen Talstation auf 2 840 m beim Gletschersee auf den 3 440 m hohen Hinteren Brunnenkogel, um Naturschneepisten oder einfach nur die Aussicht zu genießen. Die Gondeln werden die über zwei Kilometer lange Strecke und 600 Höhenmeter in nur fünf Minuten und 40 Sekunden zurücklegen. Eine Weltneuheit der 8er Gondeln ist, dass die Ski und Snowboards mit in das Fahrzeug genommen werden, was das Ein- und Aussteigen wesentlich erleichtert. „Die Wildspitzbahn transportiert 2 185 Personen pro Stunde, damit wird sich die Transportkapazität verdoppeln“, so Stefan Richter. Somit gehören Wartezeiten und Stehplätze der Vergangenheit an.
Ein Abschnitt des Kabel- und Rohrleitungsgrabens, der händisch auf dem Fels montiert werden musste. Foto: HTB
Technische Daten 8 EUB Wildspitzbahn
Höhe Bergstation: 3 440 m
Höhe Talstation: 2 849 m
Förderleistung: 2 185 P/h
Fahrgeschwindigkeit: 6 m/s
Schräge Länge: 2 008 m
Höhenunterschied: 591 m
Mittlere Neigung: 30,8 %
Größte Neigung: 53,28 %
Fahrzeit: 5,67 min
Fahrbetriebsmittel: 61 Stk. 8er Gondeln
Folgezeit Fahrzeuge: 13,18 s
Die Baustelle war eine große Herausforderung. Im schwierigen Gelände wurden sogar gleichzeitig 4 Schreitbagger von Kaiser eingesetzt. Foto: HTB
Motorleistung:
– Betrieb: 614 kW
– Anfahren: 756 kW
Stützen: 12
Seil Dm: 54/6 x 36/2160 ´
Das von einer Glasfront umrundete Café bietet innen 160 Personen Platz, 50 weiteren auf einer freischwebenden Terrasse.
Professionisten
Technische Gesamtplanung
und Hochbau Tal: Melzer & Hopfner IngenieurgesmbH
Hochbau Bergstation und
Architektur gesamt: Baumschlager Hutter Partners, Dornbirn
Bahntechnik: Doppelmayr
Elektrotechnik: Siemens
Gondeln: CWA (CH)
Seil: Fatzer (CH)
Örtliche Bauleitung: DI Christoph Neier