Symposium: TourismusForumAlpenregionen als Plattform für die Energiewende

Das 19. TourismusForum Alpenregionen (TFA) vom 23.–25. März 2009 in Pontresina (CH) war ein großartiger Erfolg für den Veranstalter Grischconsulta und die 150 Teilnehmer. Aus dem Motto „Rethinking Power – umdenken, umsetzen oder untergehen“ heraus hat sich die Veranstaltungzu einem eigentlichen „Energiegipfel“ und Think Tank für erneuerbare Energien im Tourismus entwickelt.

Dr. Roland Zegg, Inhaber des Veranstalters Grischconsulta aus Chur, konnte 150 Teilnehmer zum 19. TFA in Pontresina begrüßen. Foto: mak

Unter dem Titel „rethinking power“ sind am 19. TFA Tourismusunternehmer, Energie-Experten, Stromproduzenten, Solarpioniere und Vertreter der Zulieferindustrie von Bergbahnen, Hotellerie und Solarund Windkraftanlagen drei Tage zu Fachvorträgen und einem intensiven Erfahrungsaustausch zusammen gekommen. Der drastische Anstieg des Ölpreises auf über 140 Dollar im letzten Herbst und die Diskussion um steigende Strompreise hat bewusst gemacht, wie auch die Tourismuswirtschaft zum Spielball von fremdbestimmten Energiekonzernen und -kartellen wird.Die Tourismuswirtschaft läuft Gefahr, in eine Energiefalle zu geraten, weil steigende Gästeansprüche einen höheren Energiebedarf verursachen und gleichzeitig die Energiepreise steigen. Diese Brisanz und die Abhängigkeit der Tourismusbranche von fossilen Energien sind in ihrem vollen Ausmaß deutlich geworden.

Bei einem kontroversen Podium moderiert vom TV-Journalisten Stephan Klapproth und mit den Teilnehmern Kurt Bobst (Rätia Energie), Roland Zegg (grischconsulta), Christen Baumann (Zermatt Bergbahnen) und Hansjürg Leibundgut (ETH Zürich) sind die unterschiedlichen Sichtweisen von Energieexperten, -produzenten und innovativen Unternehmern offensichtlich geworden. Foto: grischconsulta

Mit überholten Vorurteilen aufgeräumtDas TFA hat eindrücklich aufgezeigt, dass Windenergie, Solaranlagen und Erdwärme sowie Beschneiungsanlagen als Kleinkraftwerke heute bereits im deutschsprachigen Alpenraum einwandfrei funktionieren und absolut marktfähig sind. In der Diskussion mit internationalen Experten und Forschern wurde mit überholten Vorurteilen radikal aufgeräumt. Die neuen Technologien sind nicht nur störungsfrei im Betrieb, sondern auch in immer kürzerer Zeit amortisiert. Außerdem ziehen sie in den Hotels, in den Skigebieten, bei Bergbahnen und Tourismusgemeinden neue umwelt- und klimasensible Gäste an und erreichen eine große Medienwirkung. Unübersehbar ist der positive Imagetransfer von umweltschonenden Technologien auf die nachhaltig operierenden Unternehmen und Destinationen.Trotz Widerständen – vor allem von politischer Seite – haben sich Vorreiter, die von ihrer Idee überzeugt waren, durchgesetzt. Für eine flächendeckende Anwendung bestehen die Probleme einzig mit der Einspeisevergütung, die von der Schweizer Politik begrenzt wird. In den umliegenden Alpenländern fällt diese Einspeisung viel großzügiger aus. Damit wird eine sinnvolle Entwicklung in der Schweiz behindert und es entstehen Wettbewerbsnachteile. Interessanterweise hat sich gezeigt, dass es die linken, grünen und grünliberalenParteien sind, welche um die Aufhebung der Kreditlimits für Einspeisevergütungen kämpfen, während die Vertreter der Wirtschaftsparteien diese Wirtschaftsförderung behindern.

Am 3. Forumstag wurden 3 Exkursionen zu Praxisbeispielen angeboten, darunter die Corvatsch Gipfeltour mit „Bauen auf 3 300 m“, „Kostenoptimierung durch moderne Schneisysteme“, „Co2 arme Dieseltechnologie für Pistenmaschinen“, „Speicherseen als Kraftwerke“ und „Windenergie“.

Viele Pionierbetriebe in der UmsetzungsphaseAm diesjährigen TFA wurden viele Pionierbetriebe – hidden Champions – vorgestellt, die neue und alternative Energiequellen nutzen und damit Ressourcen schonen. Das Hotel Europa in Champèr/St. Moritz, das Hotel Saratz in Pontresina, die Energiegemeinden im Freiamt/ Schwarzwald, das Skigebiet Salzstiegl und die Rauriser Bergbahnen in Österreich beweisen eindrücklich, dass die Energie-Wende im Tourismus eingesetzt hat. Eigene Windkraftwerke, Solarpanels in den südlichen Hängen der Skigebiete oder Beschneiungsanlagen als Kleinkraftwerke können zum Teil viel mehr Strom erzeugen, als die jeweiligen Tourismusanlagen im ganzen Jahr verbrauchen. Dazu gibt es gute Beispiele im benachbarten Ausland – und die rechnen sich dort auch finanziell. Am Tourismusforum hat sich gezeigt, dass vor dem Hintergrund der Diskussionen um die haushälterische Energienutzung, die Klimaveränderung und die aktuelle Wirtschaftskrise sich für den Tourismus im Alpenraum die hervorragende Chance bieten könnte, sich im weltweiten Wettbewerb als nachhaltig zu positionieren, und das im umfassenden Sinn.

Friedl Kaltenegger (l.) von den Salzstiegl Bergbahnen (A) referierte über „Windenergie: die Bergbahn mit eigenem Kraftwerk.“ Foto: grischconsulta

Was tun?„Was soll der Unternehmer also jetzt in der Wirtschaftskrise tun?“, stellte Dr. Roland Zegg, GF der Grischconsulta die Gretchenfrage. „Was er immer getan hat: den Gürtel enger schnallen und die Ärmel aufkrempeln und kreativ werden! Wir stehen am Anfang einer Energierevolution. Wir müssen das Thema neu anfassen. Edison sagte damals auch nicht: Ich perfektioniere die Kerze, sondern ich mache etwas völlig anderes. Herausgekommen ist bekanntlich die Glühbirne. Das ist dann ein Paradigmenwechsel.“

Vertikales Design im Alpintourismus – Zündstoff vom 17.TFA

200 begeisterte Teilnehmer am 17. TFA (TourismusForum Alpenregionen) vom 27. bis 29. März 2006 in Ischgl gaben dem Branchengipfel Höchstnoten. Forumsgründer Roland Zegg sorgte diesmal unter dem Tagungsmotto „Vertical Design“ für viel Inspiration und zündende Ideen. Man blickte angesichts diverser touristischer Herausforderungen über die gängige Phase der horizontalen Kooperationen hinaus und präsentierte Lösungen aus der vertikalen Dimension der Kooperation. Dies wird immer bedeutender, zumal der Gast nur mit einem integrierten Ferienerlebnis zufriedenzustellen ist. Dazu bedarf es jedoch der konstruktiven Vernetzung innerhalb der Wertschöpfungskette einer Destination.

Der studierte Betriebswirtschaftler Hermann Scherer eröffnete den Reigen der TFA-Referate mit seinem kurzweiligen Beitrag über das „Design des unternehmerischen Erfolges“.

Der Themenbogen am 17. TFA spannte sich von „Design des unternehmerischen Erfolges“ über „Das weiße Gold – wer soll das bezahlen?“ und „Architektur am Berg“ bis „Kraftakt: Markendesign und Strukturwandel“ bzw. „Vertical Integration“.Hermann Scherer eröffnete den Reigen der Referate mit „Design des unternehmerischen Erfolges“. Um heute noch registriert zu werden brauchen wir „Begegnungen im episodischen Gedächtnis“, da alle Leute bereits zuviel Information im Kopf hätten. Aber sie würden dafür bezahlen, Spaß zu haben. Um sich Erfolg zu schaffen, sollte man sich fragen: „Was ist das Problem daneben, das es zu lösen gibt (z. B. Skifahren und Ski-Schleppen). Dadurch steige die Wertschöpfungskompetenz. Heute mache die Produkt-Emotion meist den Wert aus – und die gelebte Begeisterung der Mitarbeiter. Es gelte täglich am Unternehmensdesign zu arbeiten, um ein „positives Vorurteil“ dem Produkt gegenüber zu erzeugen.

TFA-Gründer Dr. Roland Zegg, Geschäftsführer der Tourismusberatung „grischconsulta“ in Chur, konnte 200 Teilnehmer am 17. TourismusForum der Alpenregionen in Ischgl begrüßen. Fotos: mak

Wer soll das Weiße Gold bezahlen?Der nächste Block war der Finanzierung der Beschneiung gewidmet. Flims-Laax-Falera und auch die Engadiner Gemeinden finanzieren heute bereits die Beschneiungsanlagen ihrer Bergbahnunternehmen. Silvia Casutt, Gemeinderatspräsidentin in Falera und Verwaltungsrätin in der Weissen Arena AG, erläuterte für erstere das vorbildliche Modell „Finanz Infra AG“ (5 Mio. AK, davon 20% Weisse Arena, 80% 3 Gemeinden) und Jon Domenic Parolini, seines Zeichens Gemeindepräsident von Scuol und Verwaltungsrat der BB Motta Naluns, für letztere das Modell „Bodenerlöskonto“ der Bürgergemeinde. Allerdings musste zuvor das Schneemachen als „service public“ akzeptiert werden und die Einsicht bestehen, dass die hiesigen Bergbahnen eine regionalwirtschaftliche Bedeutung haben. Schließlich muss das Image der Bahnen in der Bevölkerung gut sein und alles zusammen in einem politischen Willen münden. Statt hoher Zinsen für die Banken sehe man den Effekt der Wirtschaftsförderung in der Region, gesicherte Beschneiung und ein besseres Rating für die Bahnen, die somit andere Investitionen vorziehen können, betonte Casutt. Nicht zuletzt steigere sich dadurch die touristische Attraktivität. Umgekehrt wurde die Weisse Arena Bergbahnen AG verpflichtet, über 25 Jahre alle Beschneiungsanlagen zu pachten sowie den Betrieb/Unterhalt der Beschneiungsinfrastruktur auszuführen. Auch Zinsaufwand und jährliche Amortisationskosten müssen die WAB berappen. Andererseits reduziert sich das Fremdkapital durch diese Lösung um 14,8 Mio. Franken.Für Österreich, das in den letzten 10 Jahren 100 Mio. Euro in die Beschneiung investierte, dachte schließlich Helmut Lamprecht laut über einen „Beschneiungscent“ nach und präsentierte verschiedene Wege aus Vorarlberg, Kärnten oder Tirol. Von einem Patentrezept hielt er nichts. Allerdings sei das Bewusstsein der Nutznießer an der „Schneeversicherung“, welche fast immer ausschließlich die Bergbahnen bezahlen, noch nicht genug ausgeprägt. Andererseits müssten sich die Bahnen fragen, ob sie ein Mitsprache-/Einspruchsrecht der Mit-Zahler akzeptieren würden, wie es bei Zuschüssen, Beiträgen oder Förderungen durch Dritte üblich ist?

Wer soll die Beschneiung bezahlen? Die Referenten (v. l.n. r.) Dr. Helmut Lamprecht (GF der Tiroler Fachgruppe der Seilbahnen), Moderator Zegg, Silvia Casutt (Gemeinderätin Flims und Vorstand Weisse Arena AG) und Dr. Jon Domenic Parolini (Gemeindepräsident Scuol) standen anschließend am Podium Rede und Antwort.

Architektur am BergAls Referenten zum zweiten, spannenden Schwerpunkt „Architektur am Berg“ beeindruckten das Publikum:
– Valentin Bearth: „Alpine Interventionen“- Matteo Thun: „Nachhaltigkeit – Gedanken zur touristischen Belastbarkeit im Alpenraum“- Bettina Plattner-Gerber: „Architektur als Wegbereiter für Emotionen und Erlebnisse – das Beispiel Hotel Castell Zuoz“- Manfred Jäger: „Pardorama Bergrestaurant in Ischgl, erbaut auf Permafrost“- Heinz Julen/Christen Baumann: „Orbit 4000 – Revolutionäre Ausbauprojekte auf dem Klein Matterhorn“.Abgesehen von den theoretischen Inputs wurden außergewöhnliche Bauten und Projekte vorgestellt wie das „dreampeak“ auf dem Klein Matterhorn. Die Macher dieser extra-orbitalen Schöpfung, Heinz Julen (Künstler) und Ueli Lehmann (Architekt), sehen darin vor, die bestehende Infrastruktur auf dem „kleinen Bruder des Matterhorns“ mit unterirdischem Zugang zum Gletscherpalast, attraktivem Restaurant sowie Übernachtungsmöglichkeiten zu ergänzen. Die wirklich atemberaubende Neuigkeit des „dreampeak“ liegt jedoch in der Erstellung zweier Aussichtsplattformen, welche mit Vertikalliften erschlossen werden – eine liegt direkt über dem Gletscher, die andere auf einer schwindelerregenden Höhe von 120 Metern über dem Berggipfel auf exakt 4 000 Metern über dem Meer!Ebenfalls außergewöhnlich war das Beispiel „Pardorama“ in Ischgl, das auf Permafrost mittels Hydraulikzylindern errichtete Bergrestaurant, sowie das neue Hotel Castell in Zuoz. Die Vertikale wurde augenscheinlich…

Architekt Manfred Jäger realisierte das Bergrestaurant „Pardorama in Ischgl“ mit großen Glasund Fensterfronten, das auf Permafrost erbaut ist. Es bietet neben einem Bedienungsrestaurant auch einen einzigartigen Kongress- und Veranstaltungsbereich in 2620 m Höhe.

Markendesign und Strukturwandel – Südtirol sticht Graubünden ausDer zweite Forumstag startete mit dem Vortragsblock „Markendesign und Strukturwandel“ und ließ die Funken sprühen! Dabei zeigte sich, dass man als Nachbarn mit denselben Herausforderungen konfrontiert ist.„Beim Strukturwandel ist darauf zu achten, dass die (Dach-)Marke von den Produktträgern konsequent getrennt wird, sagte Christoph Engl, Direktor der Südtiroler Marketing Gesellschaft (SMG), welche unter der Dachmarke Südtirol (mit gebündelten Mitteln) Obst, Milch, Speck und Urlaub verkauft. Engl will mit dem Genussland Südtirol einen Platz in den Top-10- Marken Europas erreichen. Südtirol setzt somit um, was in Graubünden möglich wäre – so die Erkenntnis bei der TFA-Podiumsmdiskussion.Dem gegenüber äußerte sich der Ischgler Alfons Parth, Obmann des fusionierten Tourismusverbandes Ischgl-Paznaun, kritisch zu (Zwangs-)Strukturreformen. Zwar sei dank des Zusammenschlusses mit Galtür, Kappl und See im Paznaun eine Erhöhung der Marketingmittel um EUR 2 Millionen auf EUR 5,5 Millionen möglich geworden, jedoch werde Ischgl dadurch in seiner Entwicklung und als Zugpferd massiv abgebremst.Auch Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung des Landes Tirol, forderte, dass bei hoheitlichen Reformen vermehrt auf lokale Werte und bestehende Tourismusstrukturen eingegangen werden müsse. Dennoch glaubt er an den langfristigen Erfolg der Bündelung der Marketingmittel (100 Mio. € für Tirol), zumal Lenkung von oben auch Unterstützung für die Kleinen garantiere.Auch in der Schweiz sind solide Voraussetzungen für einen erfolgsversprechenden Strukturwandel vorzufinden, war Guglielmo Brentel, Präsident von Hotelleriesuisse, in seinem Referat „Warum die Schweizer Hotellerie trotzdem gewinnt“ überzeugt. Die weltbekannte Schweizer Markenlandschaft sei eine einmalige Chance, eine Trendwende bei den stagnierenden Logiernächtezahlen herbeizuführen. Die Tourismusverantwortlichen hätten es nun selbst in der Hand, aus diesen Rahmenbedingungen das Beste zu machen und einen gemeinsamen Nenner (respektive Verkauf) zu finden.Vertical Integration im Tourismus – die neuen Goldgruben Der letzte Vortragsblock war dem Aspekt „Vertical Integration im Tourismus“ gewidmet. Unter diesem Credo stellen viele prominente Referenten ihre Gedanken und Geschäftsmodelle vor – z. B. der Laaxer Querdenker Reto Gurtner seine neue Produktstrategie zur Alpenarena „designed by customers“. Oder Christoph Bründl (GF der Intersport Bründl Gruppe), welcher die Emotionalisierung und Integration im Sporthandel nach dem Motto „no business without showbusiness“ erläuterte. Oder Albert Wyler, der zeigte, wie die Engelberg-Trübsee-Titlis AG neuerdings Skipass, Disco und Zimmerschlüssel aus einer Hand verkauft. Last but not least beschrieb der Forumsgründer Dr. Roland Zegg, wo die neuen Goldgruben des alpinen Tourismus liegen und wie sie entdeckt werden können. In diesem Zusammenhang griff er den hochaktuellen Reisetrend des Cheap&Chic auf und erklärte, woher er kommt und wohin er führt. Eindrückliche Vergleiche von Best-Practice-Betrieben, die schon seit Jahren (nicht zuletzt dank vertikaler Integration) mit Erfolg im Budget-Segment in der Schweiz operieren, würden die Wachstumschancen gegenüber der traditionellen Hotellerie unterstützen. „Die Tourismusberatung grischconsulta sieht in der vertikalen Integration die größten Chancen, das Hochpreisland Schweiz im internationalen Wettbewerb fit zu halten und empfiehlt den Bergbahnen, in Low-Budget-Unterkünfte zu investieren“, schloss Zegg das 17. TFA.Das 18. TFA wird übrigens vom 19. bis 21. März 2007 stattfinden. mak

Positive Stimmung auf der Rekord-ISPO 07 trotz Schneedefizit

Die Münchner Sportartikelmesse ISPO erlebte vom 4. bis 7. Februar die größte Auflage aller Zeiten: erstmals auf dem gesamten Gelände mit 180 000 qm Fläche in 17 Hallen und 64 000 Besuchern (+ 5% gegenüber 2006). Trotz der unbefriedigenden Schneesituation bestätigen diese Rekordzahlen das ungebrochene Interesse des Fachhandels an neuen Trends und konzentrierter Vorbereitung der kommenden Wintersaison.

Winter-ISPO 07, Hauptportal Messe München: trotz eines bis dato schwierigen Wintergeschäftes gab es einen Rekordbesuch und positive Stimmung. Foto: Messe München

Das Fazit von Manfred Wutzlhofer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München GmbH: „Die Stimmung auf der Messe war trotz der schwierigen Wintersaison positiv. Die Hersteller haben sich mit vielen Neuheiten auf die Messe vorbereitet und die Fachbesucher waren an den neuen Trends, Produkten und Kollektionen sehr interessiert. Besonders die neue Innovationsfläche mit Wearable Technologies (tragbare Elektronik in der Mode), ispo Best Ager sowie ispo Award-Gewinnern und Nachwuchsprojekten fand sehr guten Zuspruch. Die ispo-Veranstalter engagieren sich seit Jahren sehr stark im Marken- und Trendscouting und so wurden auch in diesem Winter wieder 50 Auszeichnungen für Produktinnovationen von Fashion-, Hartwaren- und Footwear-Anbietern sowie Designern vergeben. Einige Beispiele seien hier angeführt:

Der Speedrider der Südtiroler Firma Jochum & Nesler, wurde zum Brand-New-Gesamtsieger gekürt. Die neue Sportart ist eine Mischung aus Skifahren oder Snowboarden und Paragliden. Foto: J & S

Beispielhafte Preisträger- BrandNew-Gesamtsieger wurdediesmal das italienische Unternehmen Jochum & Nesler mit dem für hohe Geschwindigkeiten ausgelegten „Speedrider” – ein Mixprodukt aus Gleit- und Fallschirm, mit dem Skifahrer und Snowboarder unzulängliches Gelände künftig einfach überfliegen (!) können. Dank des exzellent duchdachten Brems- und Steuersystems haben sie jederzeit die Möglichkeit, ihr temporeiches Flugmanöver zu beenden und auf die Piste zurückzukehren.- Headzone aus Australien wurde für den „Headgear” ausgezeichnet– einen multifunktionalen Trainingshelm mit eingebautem CBFunk-System, der vor allem das Erlernen von Sportarten, bei denen zwischen Trainer und Schüler naturgemäß eine größere räumliche Distanz liegt, deutlich erleichtert. So können Skifahrer, Snowboarder, Kiter und Surfer die Tipps ihrer Coaches synchron statt im Nachhinein erfahren. In den Augen der Jury stellt die Kombination aus funktionaler Lehrausstattung und zusätzlicher Sicherheit eine längst überfällige Erfindung mit großem Potenzial.- Der weltgrößte Snowboardhersteller Burton bekam den 1. Preis im Boardsports-Award für sein X8-Board, dessen innovative E.S.T.-Technologie eine völlig neuartige Verbindung zwischen Board und Bindung schafft. Das Geheimnis liegt in der verstellbaren, maximal gedämpften Platte, die neben einer besseren Kontrolle und mehr Präzision auch die frühzeitige Abfederung störender Stoßeinwirkungen und Vibrationen garantiert. Die steife Baseplate herkömmlicher Bindungen konnte dies bisher nicht leisten.- Im Bereich Accessoires prämierte die Jury eine von Quiksilver eingereichte topmodische Mütze mit sogenannter d30-Technologie, die im Falle eines Sturzes schmerzhafte Schläge und Stöße abfedert. Im Gegensatz zum Helm ist das aus intelligenten Molekülen bestehende d30-Material extrem leicht und elastisch. Beim Aufprall verhärtet es sich jedoch blitzschnell und schützt damit den Sportler vor Verletzungen. Nach dem Aufprall lösen sich die blockierten Moleküle wieder voneinander, die Mütze erhält ihre flexible Form zurück.- Der ISPO Outdoor-Award im Bereich Technik ging an die ABS Peter Aschauer GmbH. Ihre ABS Vario Line präsentiert sich als anwenderfreundliche Evolution des bewährten Lawinenairbagsystems. Durch die Verschiebung des Sicherheitskonzeptes in das Rückensystem des Gepäckstücks erhält der Träger die Möglichkeit, über ein Reißverschlusssystem Rucksackgrößen unterschiedlicher Packvolumina schnell und komfortabel anzudocken. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das Sicherheitssystem lediglich einmal angeschafft werden muss.- Beim 5. European Ski Award lieferte im Bereich Hardware Alpy Skies mit dem Ski Enduro den überzeugendsten Beitrag. Die Skikollektion des Schweizer Herstellers zeichnet sich durch einen erheblichen Gewichtsvorteil gegenüber herkömmlichen Produkten aus und eignet sich sowohl für Tourengeher als auch Freerider.- In der Kategorie Bindung entschied sich die Jury für die Race-Bindung „Duke” von Marker, welche den Bedürfnissen der wachsenden Zielgruppe der Freerider entgegenkommt. Extreme Stabilität, maximale Kraftübertragung, uneingeschränkte Gehfunktion und ein auch für extreme Anforderungen ausgelegter Sicherheitsbereich zählen zu den wichtigsten Eigenschaften dieser neuen Freeride-Bindung.- Sympatex erhielt den Preis in der Rubrik Textilien für das Produktionsverfahren Reflexion III, bei dem die Membrane nach der Plasmabehandlung mit Aluminium bedampft werden. Der Effekt: eine optimale Wärmereflektion bei gleichzeitig hoher Strapazierfähigkeit.- Den Preis für den besten Skischuh erhielt in diesem Jahr Atomic für „Hawx”. Das innovative Skischuhkonzept steht für bessere Fahreigenschaften und einen spürbaren Komfortgewinn. Neben der beweglichen Schale im Vorfußbereich sorgen optisch markierte Flexzonen für eine größere Beweglichkeit des Fußes sowie eine deutliche Vibrationsreduktion auf der Piste. Weiters wurde der Neigungswinkel verringert, was einen aufrechten, natürlichen Stand ermöglicht. Dies schont die Gelenke und spart viel Kraft.

Der ISPO Outdoor-Award im Bereich Technik ging an die ABS Peter Aschauer GmbH. mit der Vario Line, einer anwenderfreundlichen Evolution des bewährten Lawinenairbagsystems. Foto: Messe München

Best Ager – neues Umsatzpotenzial durch spezifische ProdukteWie Siegfried Höhne, GF des Bundesverbandes der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. bemerkte, ist in allen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten das Gesundheitsbewusstsein sowie der Drang zur sportlichen Betätigung einzeln oder in Gruppen nach wie vor ein fester Bestandteil der Freizeitbeschäftigung. Allerdings werden sich die Schwerpunkte in den Sortimenten ändern, „weil uns die Altersstruktur der Gesellschaft zwingt, dass wir uns mehr mit den „Best Agers” auseinandersetzen und entsprechende Produkte für diese Zielgruppe anbieten. Die aktive 50+-Generation will alle Lebensräume uneingeschränkt nutzen. Dazu muss man sich mit Schlagworten wie Komfort, Bequemlichkeit, Benutzerfreundlichkeit, Service, Beratung, Sicherheit und Design auseinandersetzen. Es lohnt sich, denn diese Altersgruppe hat ein monatlich frei verfügbares Einkommen von 350,– €, was einer überdurchschnittlichen Kaufkraft entspricht. Schon jetzt kommt in Deutschland die Hälfte aller Konsumausgaben aus der Gruppe der Über-50-Jährigen.” Auch diesem Trend trug die ISPO Rechnung mit der 140 qm großen Plattform „Best Ager” in der Innovations-Halle A2” Rechnung.

Der Skischuh Hawkx von ATOMIC wurde beim 5. European Ski Award der ISPO als Gewinner ausgezeichnet. Neben der beweglichen Schale im Vorfußbereich sorgen optisch markierte Flexzonen für eine größere Beweglichkeit des Fußes. Foto: Messe München

Trends Alpinski – Innovationen trotzen SchneemangelDie ISPO präsentierte traditionellerweise das weltweit breiteste Angebot an neuen Skiern, das sich ständig weiter ausdifferenziert. Dabei zeichneten sich gleich mehrere Trends ab: Vorreiter werden wieder die Gewinner der aktuellen Saison sein, Allmountain, vielseitige Multicondition-Skier, Ladyund Freerideskier. Trends in der Taillierung gehen zu mehr Breite, die Radien werden weniger aggressiv bei zunehmend mehr Mittelbreiten. Deutlich wurde die Tendenz wieder hin zu mehr Länge. Der Tourenmarkt wächst weiter und profitiert von Alpinskifahrern. In der kommenden Saison wird die Nachfrage nach kurzen Einsteigerski steigen, nach allgemeiner Breitbandig- und Fehlerverzeihbarkeit. Auch das Angebot an Freeride-Ski und – Bindungen nimmt zu. So fahren Freerider also oft keine „breiten Bretter” mehr, die nur für die fetten Powdertage taugen – sondern auch solche, mit denen kleinere Radien ebenso fahrbar sind.

Fischer liegt nun auch im Bereich Alpin im Trend aufgrund der jahrelangen Innovationskraft und Produktpflege. Im Bild die RX-Serie für Skifahrer auf hohem sportlichen Niveau, die Tempo lieben, in 2 Kategorien: RX Heat und RX Fire. Erstrerer ein All-Mountain-Ski für weite Schwünge, letzterer ein radikales Fun-Gerät für enge Radien. Eine neue Flow- Flex-Bindung haben beide. Foto: mak

Neues KäuferverhaltenEin weiteres interessantes Endverbraucher-Kaufverhalten ist eine zielgruppenorientierte Spezialisierung in die entsprechenden Riding Styles. So bekommt die stetig wachsende Zielgruppe der Allmountain- Fahrer und Back Country Rider neue Ski, die optimale Stabilität und Kantengriff bieten, aber zugleich sehr weich und geschmeidig zu fahren sind. Für die Zielgruppe Freeride und Freestyle wiederum stellt der Ski nicht nur ein Sportgerät dar, sondern zunehmend auch eine Möglichkeit zum Ausdruck eines individuellen Lifestyles. Hier werden vermehrt Ski mit ausdrucksstarken Designs angeboten. Daneben wächst der Bedarf, einen echten Allrounder zu fahren, der viele Riding Styles abdeckt. Eine Nachfrage, die Multicondition-Skiern ein starkes Potential bescheren und mit einer Vielzahl an neuen Skiern abgedeckt wird. Jetzt schon zu sehen ist, dass sich die Polarisierung auch im Handel weiter fortsetzt: Von Preisdiscountern bis hin zu „Ski Boutiques“. Dabei ist ein steigender Trend hin zu jenen kleinen Spezialisten zu beobachten, bei denen der Käufer mehr bekommt als nur Ski: Nämlich Beratung, Feeling, Exklusivität, Zugehörigkeit zu seiner Zielgruppe. Denn zunehmend mehr Kunden legen Wert auf eine individuelle Beratung der persönlichen Bedürfnisse.

Großer Andrang herrschte beim schon traditionellen Wintersteiger-Branchentreff, der diesmal mit^4 Interviews aufgewertet wurde. Foto: mak

Innovationsfeld Lady-SkierFrauen werden als sportliche Fahrerinnen noch ernster als bisher genommen: Statt mit Unisex-Ski berücksichtigt die Industrie den unterschiedlichen Körperschwerpunkt, den völlig anderen Fahrstil und das insgesamt kleinere Kraftreservoir der Frauen. Techniken werden verbessert, man legt klar einen Focus auf Sicherheit und geringeres Gewicht. Völkl schickt dafür etwa die neue Aircoat Hollow Glass Technology mit röhrenähnlichen Hohlglasfasern für eine deutliche Gewichtsreduzierung ins Rennen. Beliebt sind zudem weichere Skikerne bzw. geringer dimensionierte Verstärkungs- und Gurtmaterialien, um eine Durchbiegung der Ski und einen gleichmäßigeren Kantengriff zu erleichtern. Mehr Damenmodelle wird es nun auch in den spezielleren Kategorien geben, wie etwa Freeride, Park and Pipe bis Touren (u. a. K2, G3, Dynastar, Silvretta).

Blick auf die jüngste Maschinengeneration von Montana: Challenge, Diamond und die ganz neue Saphir. Foto: mak

Kinderskier mit mehr TechnologieJetzt bekommen auch Kinder Technologien der „Großen“. Blizzard bringt etwa das neue, komplett integrierte IQ Junior System, eine völlige Integration von Bindung und Ski ohne jegliche Zusatzverbindungselemente und 30 Prozent Gewichtsersparnis. Sie macht die Konstruktion des Kinderskis damit wesentlich dünner – meist sind Kinderski viel zu steif – sorgt damit für eine weiche Durchbiegung und Biegelinie und einen besseren Fahrkomfort. Dass die beste Performance auch erschwinglich sein muss, weiß Head und packt in einige Kinderski der Worldcup-Serie jede Menge Know-how. Eine integrierte Junior Railflex Base Bindung kann dabei mit dem Junior mitwachsen, ohne die Bindung neu bohren zu müssen.Skimode noch stylischer und funktionellerBei den neuen Winteroutfits für die Piste 07/08 lassen sich folgende Trends erkennen:- Das Angebot von Snowwear, Pistencouture und Hightech wächst.- Streetwear-Look auf der Piste mit Naturmaterialien, Nadelstreifen, Rock und Popart.- Spannende Mischung aus Extremsport und goldglänzenden Highlights.- Komfort wird auf Leistung getunt.

Reichmann & Sohn lud zur feierlichen „Enthüllung“ der neuen Belagtuning-Maschinen der PROFI-Linie PROFI S 350, PROFI S 200 und PROFI B 350. Foto: mak

Starkes Engagement der Skiservice-AnbieterDie großen Drei im Bereich Ski-/Boardservice sind mit ihren regelmäßigen Innovationen eine Bereicherung für jede ISPO. Marktführer Wintersteiger zeigte sein komplettes Produktprogramm auf 650 qm Fläche und präsentierte 3 Neuheiten: den Belagreparaturautomat Basejet zum Ausbessern von Kratzern im Belag und die automatische Servicestation „Tunejet” zum Kantenschleifen, Belagstrukturieren und Wachsen. Außerdem bietet Wintersteiger nun dem Fachhandel eine komplette Tuning Tools-Linie für den Wiederverkauf am POS an. Dabei handelt es sich um praktische Handwerkzeuge für den Endverbraucher, um die Sportgeräte zwischen den Services in Top-Zustandzu halten.Neben den Neuheiten ist auch der Branchentreff am ersten Messetag bei Wintersteiger nicht mehr wegzudenken. Bei der heurigen 4. Auflage dieses Events sprachen VIPs aus der Sportbranche wie Christoph Bründl, GF der Intersport-Bründl-Gruppe, Peter Egger, GF Intersport Rent-Network Jungfrauregion oder Kurt Ladstätter, Präsident Rent a Sport Italia, über ihre erfolgreichen Geschäftsmodelle.Montana stellte die neue Maschinengeneration mit Diamond, neuer Saphir und noch leistungsstärkerer Challenge sowie das neue Baukastensystem „Abs Plus” für Mobilar im Verleih aus. Der Service-Roboter Saphir ist für die mittelgroße Werkstatt mit bis zu 40 Paar Ski/Stunde bei 4 Steinkontakten konzipiert. Es können die unterschiedlichsten Strukturen in den Belag geschliffen werden, 30 voreingestellte Programme stehen zur Verfügung. Die Einund Ausgabeposition für den Bediener ist bewusst an der selben Stelle platziert, um einen effizienten Ablauf mit geringen Arbeitswegen zu gewährleisten (weitere Infos vgl. MM 1/07). Neu bei allen Montana-Serienmaschinen der jüngsten Generation ist das Radial Tuning (Option), bei dem die Kante im Schaufel- und Endbereich stärker getunt wird, um den Ski noch drehfreudiger zu machen und insbesondere den Kantengriff unter der Bindung noch zu verbessern.Reichmann & Sohn rückte die neuen Belagtuning-Maschinen der PROFI-Linie PROFI S 350, PROFI S 200 und PROFI B 350 in den Mittelpunkt seines Messeauftrittes.Sie sollen den Service-Experten im Handling, der Schleifqualität und Rentabilität überzeugen. Die österreichische Boarder Cross-Nationalmannschaft vertraut bereits seit diesem Winter dem neuen, noch präziseren Reichmann- Belagtuning für leichtes und kraftsparendes Gleiten. Denn neben dem perfekten Kantentuning gehört die richtige und präzise Belagstruktur zu den entscheidenden Faktoren. Innerhalb weniger Augenblicke sind per modernster Touchpanel-Steuerung diese Strukturen veränderbar und für die Kunden optimiert.Zur Markteinführung zelebrierte Stefan Reichmann gegen Ende des ersten Messetages eine „Enthüllung” der neuen PROFI mit Sektempfang für Kunden bzw. Journalisten und gab u. a. die technischen Highlights wie z. B. die automatische Anpressdruckverteilung für stark taillierte Ski und Boards zum Besten. So erhält jeder Quadratzentimeter Belag die gleiche Strukturpräzision. mak/orf

9. Weltseilbahnkongress der O.I.T.A.F.: Trends, Lifestyle und innovative Seilbahntechnik

Vom 27. September bis 1. Oktober 2005 trafen sich rund 450 Experten aus Europa, den USA, Indien, Marokko oder Hongkong zum 9. Weltseilbahnkongress in Innsbruck. Im Mittelpunkt der Referate und Diskussionen standen dieses Jahr nicht nur technische Highlights, sondern vor allem auch die touristische Entwicklung in den Berggebieten, die eng mit der Seilbahnbranche verbunden ist.

Dr. Horst Kühschelm, Präsident der O.I.T.A.F. Fotos: dwl

In der „Internationalen Organisation für das Seilbahnwesen“ O.I.T.A.F. mit Sitz in Rom sind derzeit 31 Staaten weltweit vertreten. Gegründet wurde sie 1959 in Mailand, wobei sich ihre Mitglieder zum Ziel setzten, „Seilbahnbetreiber, Seilbahnhersteller und staatliche sowie regionale Behörden, aber auch alle im Seilbahnwesen tätigen und interessierten Institutionen und Personen an einem Tisch zusammenzubringen, um die anstehenden Probleme des Seilbahnwesens zu diskutieren“. Dazu werden in regelmäßiger Folge Seminare über technische und wirtschaftliche Themen und alle 6 Jahre der Weltseilbahnkongress organisiert. Entsprechend groß war daher auch das Interesse von Experten und Entscheidungsträgern aus 26 Nationen am diesjährigen Meeting, das in Innsbruck abgehalten wurde. Thematisch wurde zu dieser Veranstaltung der Bogen weiter gespannt als bisher üblich. Dazu Dr. Heinrich Brugger, Generalsekretär der O.I.T.A.F.: „Bei diesem Kongress wurde zum Unterschied zu anderen Tagungen die touristische Komponente besonders  hervorgehoben.Das Organisationskomitee hat im Gegensatz zu den Themen der vorangegangenen Tagungen neben rein technischen Aspekten speziell auf wirtschaftliche Bereiche Wert gelegt, die insbesondere auch die im Tourismus tätigen Experten interessierten. Daher wurden auch all jene Personen angesprochen, die im Bereich der Tourismusorganisationen, in den Gemeinden und überall dort tätig sind, wo es um die Zukunft des Winter- aber auch Sommerfremdenverkehrs in Skigebietsorten geht.“
 
Die Eröffnung der Tagung, die in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch simultan übersetzt wurde, nahmen Ministerialrat Dr. Horst Kühschelm als Präsident der O.I.T.A.F., Österreichs Vizekanzler Hubert Gorbach und Tirols Landeshauptmann Dr. Herwig van Staa vor. Für Innsbruck übermittelte Bürgermeisterin Hilde Zach Grußworte, für den Österreichischen Seilbahnverband Dr. Ingo Karl und für die FIANET Präsident Dr. Sandro Lazzari. Die europäische Einbindung erfolgte schließlich durch den EU-Repräsentanten Daniel Brunch. In ihren Ansprachen hoben sie unisono die Bedeutung der O.I.T.A.F. und ihre Bemühungen hervor, alle Experten zu unterschiedlichen Themen zum Gespräch zusammenzuführen.

Visionen, Trends und Lifestyle erörterten (v. l.) Dr. Erik Wolf, GF FV der Seilbahnen Österreichs, Reinhold Messner, Vizekanzler Hubert Gorbach, Georg Lamp, GF Congress Innsbruck, und Dr. Ingo Karl, Vorstand FV der Seilbahnen Österreichs.

Trends und LifestyleDas Impulsreferat zu dieser Thematik lieferte Reinhold Messner, Grenzgänger, Autor und Bergbauer, der durch viele Erstbegehungen und die Besteigung aller 14 Achttausender seine besondere Beziehung zur Bergwelt aufzeigte. Da die größten Seilbahnhersteller der Welt aus Österreich und Südtirol kommen würden, hätten diese Länder auch eine Vorreiterrolle im verantwortungsvollen Umgang mit den Bergen inne. Grundsätzlich sprach sich Messner dafür aus, all jene Gebiete, die bereits touristisch erschlossen wären, den Gästen auch entsprechend zugänglich zu machen. Großraumerschließungen in unberührten Regionen lehnte er hingegen kategorisch ab.David Bosshart, Gottlieb Duttweiler Institut für Wirtschaft und Gesellschaft, Zürich, ortete 6 wesentliche Trends:
Information ist überall erhältlich.
Alles wird immer billiger.
Real Time ist überall.
Erfolgsfaktoren sind künftig weiblich besetzt.
Suche nach dem Echten wird wichtiger.
Unterhaltung gibt es überall.

Seilbahnen-Hersteller und -Betreiber stellten interessante Projekte aus Österreich, Südtirol, der Schweiz und Frankreich vor.

Als Konsequenz dieser Entwicklungsspirale näherten sich die Tourismusmärkte immer mehr dem Finanzmarkt an, wobei die immer größere Konkurrenz einen immer größeren Preisdruck erzeuge. In Zukunft werde es daher darum gehen, Kunden als Partner wahrzunehmen und mit Hilfe aller Möglichkeiten immer besser zu unterhalten. Martin Lindstrom, Experte für Markenbildung, New York, präsentierte den Einfluss der Kinder auf Kaufentscheidungen der Erwachsenen. Aus dem gänzlich anderen Blickwinkel, den Kinder haben, entwickelte er ein Jugendmarketing der Zukunft, das vor allem stabile Werte, Humor, Markenironie, Fantasie und Liebe beinhalten müsse. Peter Keller, Staatssekretariat für Wirtschaft/Chefressort Tourismus, Bern, stellte der Anziehungskraft der Berge zwar noch immer ein gutes Zeugnis aus, warnte aber vor dem Verblassen des Mythos. Die Freizeitgesellschaft sei heute hypermobil, daher seien auch Entwicklungen wie der Hang zu immer mehr Attraktionen, der Trend zu großen Unternehmungen oder Tourismus als Teil der Erlebniswirtschaft nicht mehr rückgängig zu machen. Als wichtigen Schritt müsse es in der Zukunft gelingen, den „Traum vom Paradies“ wieder zu erfinden. Andreas Reiter, Future Office, Vienna, untersuchte die Auswirkungen von Freizeit-Trends und Lifestyle auf Skigebiete und kam zum Schluss, dass es künftig eine größere Differenzierung der Skigebiete, ein diversifiziertes Portfolio und eine touristische „Champions-League“ geben werde. Das Motto würde lauten: maximum kicks in minimum time. Dazu würden im Kundensegment Kinder und „Greying Agers“ an Bedeutung gewinnen (vgl. dazu Meinungsinterview auf S. 6 ff.).
Visionen und SkihallenRobert G. Cooper, Product Development Institute Inc., Hamilton, Kanada, stellte in seinem Vortrag die Rolle neuer Produkte & Dienstleistungen für Betriebswachstum und Wohlstand in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Dabei konnte er belegen, dass sich nur die besten Innovationen am Markt positionieren würden, 40 % der neuen Dienstleistungen würden fehlschlagen. Grundsätzlich komme es nämlich  nicht nur auf das Produkt selbst an, sondern auf exakt abgestimmte Rahmenbedingungen und positive Werte, die letztendlich zu größerer Kundenloyalität und höheren Kapitalerträgen führen würden. George Vialle, Transmontagne, präsentierte den SkiDome Dubai als ein Skihallenprojekt der Superlative. Im neuen Teil Dubais platziert, wird man dort nicht nur die Möglichkeit zum Wintersport haben, sondern eine ganze Reihe an Unterhaltungsangeboten nutzen können. So wird es allein auf einer Fläche von 2 400 000 m2 Geschäfte geben, dazu Restaurants und 14 Kinos. Für den Winterbereich hat man eine moderne Beschneiungsanlage gebaut, einen Sessel- und einen Schlepplift und ein modernes Ticketsystem installiert. Die Eintrittspreise decken nicht nur den reinen Zutritt ab, sondern inkludieren Ausrüstung und Versicherung. Berechnet wird mit rund 1,5 Mio. Besuchern im Jahr.

Martin Leitner gab erste Infos zum Bau der Nordkettenbahn in Innsbruck.

Seilbahnsysteme – quo vadis?Als Einstieg in die technischen Themen präsentierten Hersteller und Betreiber 4 interessante Aufstiegsanlagen. Als Leitner-Refer enzprojekt wurde die 2S-Bahn „Piz la Villa“ vorgestellt. Die Vorzüge dieses Bahntypus hatten sich im Vorfeld gegen jene einer EUB bzw. einer Pendelbahn durchgesetzt. Den Ansprüchen der Betreiber kamen dabei die hohe Förderkapazität, die Überbrückung hoher Spannfelder sowie Komfort und Windstabilität entgegen. Als Aushängeschild der Skiregion Savoyen und des Herstellers Poma wurde der „Vanoise Express“ präsentiert, der Les Arcs und La Plagne miteinander verbindet. Diese Pendelbahn punktet mit der Realisierung von zwei unabhängigen Strecken, die im einspurigen Pendelbetrieb geführt werden. Schlüsselpunkte in der technischen Durchführung waren die Anordnung der Seile, die Gestaltung der Stationen und doppelstöckigen Kabinen sowie das integrierte Bergesystem, deren Rückführungsbetrieb durch einen 3. Antrieb sichergestellt wird. Für Garaventa schickte man die Kombibahn 4 MGD/4 CLD Alt St. Johann – Selamatt ins Rennen. Die Betreiber wissen hier zu schätzen, dass die Wahl der Fahrbetriebsmittel je nach Witterung erfolgen kann und damit eine optimale Steuerung der Gästeströme möglich wird. Kitzbühel und Doppelmayr wussten mit der Weltneuheit 3S-Bahn zu überzeugen, die 2 Skigebiete verbindet und ein Tal überquert. Mit dieser Bahn wurde extremen Geländeanforderungen Rechnung getragen, dazu konnte eine ganze Reihe technischer Gustostückerl wie Kabine mit Glasboden, die Überbrückung eines 2 500 m langen Spannfeldes oder ein innovatives Bergekonzept realisiert werden. Wohin die technische Entwicklung geht bzw. welche Projekte gerade realisiert oder geplant werden, zeigten die Leitnergruppe und Doppelmayr/Garaventa in einem kurzweiligen Projektquerschnitt. Für Leitner steht die Nordkettenbahn zur Realisierung an, die in 3 Sektionen gebaut werden wird. Als Beispiel einer urbanen Bahn hatte Martin Leitner Daten und Fakten zur 2S-Bahn Hongkong mitgebracht. Dazu gab es einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungsschritte kuppelbarer Leitner- Anlagen sowie einen Blick auf die Mini-Métro, die gerade in Perugia fertig gestellt w ird. Poma präsentierte den fixgeklemmten 4er-Sessellift der Skihalle Dubai, der über eine interessante Winkelstation mit innovativem Klemmenkonzept verfügt. Dazu waren die unterschiedlichen Anforderungen im Bereich von Bahnmodernisierungen und als Beispiel einer urbanen Bahn die „MetroCable Medellin“ in Kolumbien Thema.
Doppelmayr/Garaventa gewährte Einblick in das Bergesystem der 3S-Bahn in Kitzbühel, das auf einem Abschleppen der Kabinen  zur Station beruht. Um das zu gewährleisten verfügen Berg- und Talstation über je 2 Bergewagen mit 2 Bergewinden. Der Antrieb, der im Tragegerüst platziert wurde, erfolgt mit eigenem Dieselmotor. Ausgesprochen erfreuliche Verkaufserfolge kann die Sitzheizung für sich verbuchen. Nach der Einführung und Erprobung bei 5 Sesselbahnen in Vorarlberg, kann man schon nach der 1. Saison eine beachtliche Nachfrage verbuchen: Österreich 17 Realisationen, Schweiz 1, Slowakei 1, Rumänien 2, Korea 2. Hinterfragt wurde dazu die Praxistauglichkeit einer neuen Brandschutznorm prCENTR, die kein Kunststoff erfüllen könne. Dazu stellte Dipl.-Ing. Christoph Heidegger Versuche mit CEN-konformen Rollenbatterien und das Rope Position Detection-System (RPD) vor. Dieses System ist in der Lage u. a. einen Seilverlauf aus der Rille, eine verlorene Rolle oder eine Seilentgleisung über den Fangschuh zu erkennen, sodas s der Bahnbetrieb rechtzeitig gestoppt werden kann. Installiert wurde das System mittlerweile 62 Mal. Schließlich stellte Alessandro D’Armini noch eine Idee seines Vaters, Prof. Ing. Pietro D’Armini, vor: eine Seilbahn über die Straße von Messina, als Verbindung zwischen Sizilien und dem italienischen Festland. Neben den technischen Herausforderungen würde das Projekt zwar mit einem finanziellen Aufwand von 47 Mio. Euro zu Buche schlagen, doch wäre diese Seilbahn „nicht nur eine der beeindruckendsten Touristenattraktionen, sondern auch ein Musterbeispiel der Möglichkeiten heutiger Technik“.dwl

Mit der Marke zur Nr. 1

Zum 5. Mal ging es beim Mountain Management-Symposium – diesmal in Tirols Skidimension Serfaus-Fiss-Ladis – um die Attraktivitätssteigerung unserer Wintersportgebiete. Als Tagungsmotto wurde „Mit der Marke zur Nr. 1“ gewählt. Die praxisnahen Inputs fanden großen Anklang bei den ca. 50 Teilnehmern aus 23 Destinationen (A, CH, D, I), vor allem jener vom Nürnberger Markenstrategen Klaus-Dieter Koch.

Mike Partel von Mountain Management beim Eröffnungsreferat. Fotos: mak

Mike Partel, GF vom Veranstalter Mountain Management Consulting, übernahm mit seinem Vortrag „Wer sind unsere künftigen Kunden – was erwarten sie von uns“ die umfassende Einführung. Wesentliche Aussagen hat MM bereits in der letzten Ausagabe (S. 40/41) publiziert. Es gibt aber noch weitere interessante Statements von Partel. Etwa, dass sich seit dem 1. MM Symposium in Laax vor 8 Jahren die Schwerpunkt-Themen im Marketing kaum verändert haben, obwohl sehr viel geschehen ist – sei es im Hardware-Bereich (Bahnen, Pistenpräparierung, Schneeerzeuger), bei der Gastronomie (Teil der Wertschöpfungskette heute, es wird kaum mehr verpachtet), im Bereich Fun & Action (Halfpipes, Nachtpisten, Events) oder im Customer Service/ Ticketing.

John Rice, CEO vom Wintersportgebiet Sierrra-at-Tahoe, sprach über „New Dimensions“

Status Quo der HerausforderungenDie derzeitige Situation definierte Partel so:
Erfolg wird zunehmend eine Frage der Originalität;
Wer die Nähe zum Kunden hat, gewinnt;
Bei den Silver Agers (50+) verstärkt auf Info setzen;
Im Urlaub wird immer mehr gespart. Die Aufenthaltsdauer ist von 18,2 Tage auf 12,8 Tage/Jahr in 25 Jahren gesunken; Ein Urlaubstag darf nicht mehr als 76 €/Person kosten;
Neue Senioren wollen keine „Inline-Skater mit Stützrädern“ sein, sondern brauchen eine eigene Erlebniswelt;
Man muss jede Saison etwas Neues schaffen. Die Umsetzungsgeschwindigkeit muss erhöht werden, daher schnelle Entscheidungen treffen;
Neukunden sagen uns mehr über die Qualität am Berg als Stammkunden;
Verstärkung der Eigenwerbung im Skigebiet ist wünschenswert.
Ein „Zukunftsteam“ gründen, das den Prozess der Weiterentwicklung vorantreibt;
Weiterhin gültig: wir müssen unsere Leistungen besser verkaufen.

Klaus Koch von „brand:trust“ aus Nürnberg war der Star des Symposiums mit seinem Marken-Vortrag und Workshop.

Sommer-Hoffnung Nordic WalkingPartel präsentierte weiters zentrale Ergebnisse der großen Wintersportumfrage 04/05 für Falk (abrufbar unter www.falk.de) über die Bekanntheit österreichischer und schweizer Skigebiete sowie Erwartungen an diese und die Studie „Sommerurlaub in Österreich“ vom BM für Wirtschaft (2003), beide am deutschen Markt durchgeführt. Letzterer habe vor allem dann eine Chance, wenn er trendig positioniert werde, so Partel, das beginne bereits beim Outfit. Das eigene Körpererlebnis in der Natur werde wieder als attraktiv empfunden und verstärkt gefragt. Sichtbar sei dies vor allem am Trend Nordic Walking. 6,5 Millionen Deutsche seien bereits Walker plus zusätzlich 2 Millionen Nordic Walker, 10 Millionen zeigten Interesse an diesem Sport. Es handle sich also nicht um einen Kurztrend, sondern um einen Massensport, der auch ideal für „Wiedereinsteiger“ sei, zitierte Partel die Studie. Und ergänzte: „Was heißt das für uns am Berg? Kooperationen mit Anbietern, Sportfachhandel, Coaching, Schulen suchen und neue Strecken anbieten. Vielleicht ein neuer Job für Skischulen im Sommer? Hier ist jedenfalls noch Substanz drinnen.“
Erfolgsbeispiel „Tirols Skidimension“Das Beispiel einer der neuen erfolgreichen Marken am Alpinmarkt demonstrierte hierauf der Bürgermeister von Fiss und Aufsichtsrat der Bergbahnen, Mag. Markus Pale, anhand der Entwicklungsgeschichte von „Tirols Skidimension“. Trotz des steilen Aufschwunges nach dem Zusammenschluss mit Serfaus 98/99 habe Fiss (900 Einwohner, früher 550) seine Dorfstruktur bewahrt und werde diese schützen. Der Zusammenschluss wurde von den Stammgästen honoriert, alle haben davon profitiert, so Pale. Man spricht jetzt optisch eine einheitliche Sprache am Plateau und legt den Fokus eindeutig auf Familie und Kinder (Sieger im Falk-Skiatlas 2005!). Sehr wesentlich ist die gute Kooperation unter den einzelnen Partnern Bergbahnen, Skischulen, Gemeinden und Hotellerie. Das Skierlebnis wird von innovativen und niveauvollen Dienstleistungen getragen. Dazu gehören auch gute Pistenrestaurants. Deshalb investiert „Tirols Skidimension“ jährlich in diesem Bereich. Heuer kommen z. B. in Fiss an der Mittelstation der Sonnenbahn beim Kinderland  as Restaurant „Sonnenburg“ und in Serfaus auf dem Komperdell die „Lounge“ dazu. Die Strategie lautet: Stärken noch verstärken! Dafür hat die Region in den letzten 7 Jahren viel Geld in die Hand genommen: insgesamt 54,5 Mio. Euro! Andererseits sind im selben Zeitraum die Nächtigungen von Jänner bis April um über 32 % gestiegen (Ergebnis in absoluten Zahlen/Jahr Fiss: 640 000, Serfaus: 800 000). Keinen Zweifel ließ Mag. Pale daran, dass sich diese Marke kontinuierlich weiter entwickeln wird – und dass sie von der Zusammenarbeit aller lebt!
Der Weg von Sierra-at-TahoeEin amerikanisches Beispiel über „New Dimensions“ brachte John Rice, CEO vom Wintersportgebiet Sierrra-at-Tahoe. Zunächst stellte er den US-Markt vor (ca. 57 Mio. Besuche/Jahr, die unabhängigen Top 50 gehören 4 oder 5 Unternehmen, bedeutende Initiativen der NSAA wie Sicherheit/Umwelt, Verbesserung der Ausfallsquote von Neueinsteigern etc.). Dann beleuchtete er die Marke Sierra-at- Tahoe näher. Eine Marke sei ein Produkt mit einer Persönlichkeit, Wintersportanlagen werden heute zu „biedermeierlich“ geführt. Es gelte, charakteristische Eigenschaften zu entwickeln, nachzuforschen, wer man sei, und dem gegenüberzustellen, was die Gäste wollen. Die Persönlichkeit der Marke ergibt sich aus der Ausrichtung auf den Gast. Dazu gehören
Freundliches Personal,
Gefühlston,
Programme für erfolgreiche Reklamation (No Fault-Systeme, d. h. Verschulden spielt keine Rolle),
Wertangebot (teuer oder preisgünstig,
Treueprogramme („Frequent Skier“ werden mit Prämien belohnt, oder für zurückgelegte Höhenmeter auf Skiern),
für „Mitglieder“ reservierte Anstellschlangen!
Jugendliche, frische Ausstrahlung.

Wichtiger Bestandteil des MM-Symposiums sind immer die angeregten Diskussionen in den Pausen wie hier beim Mittagessen im neuen Fisser Bergrestaurant „Bergdiamant“.

Den Kunden belohnenSierra-at-Tahoe hat sich vor allem durch ein bahnbrechendes Programm im Kundenbeziehungsmanagement, seine jugendliche Unkompliziertheit, preisgünstige Tarife und Treueprogramme einen Namen gemacht. Wichtig sei es, markengerechte Erfahrungen quer durch alle Geschäftssparten des Skigebietes zu garantieren! Die Verbesserung der Marke bringt außerdem mehr Schnupperskifahrer hervor, die man behält, wenn man unter ihnen Verbindungen schafft, Ermäßigungen und Bonus-Möglichkeiten anbietet. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn „Belohnte Mitarbeiter mit gestärktem Selbstvertrauen für zufriedene und wiederkehrende Kunden sorgen. Sie sind die Triebfeder hinter dem Gewinn“, sagte Rice.
Mit Markenführung zum ErfolgIn das Zentralthema des MM-Symposiums, Theorie & Praxis der Markentechnik, führte Klaus Dieter Koch von Brand Trust (Nürnberg) das Publikum mit Begeisterung. Um eine Marke zu werden, brauche man 10 Jahre Zeit, das lasse sich auch mit viel Geld-Einsatz nicht wesentlich verkürzen (siehe die künstlich aufgeblähten Mobiltelefon-“ Marken“), so Koch. „Man muss für irgendetwas die Nummer 1 sein, die meisten wollen für zuviel stehen. Man sollte daher keine irrelevanten Botschaften senden. Starke Marken brauchen starke Grenzen.“ Koch sah bei den Bergbahnen noch etliche brachliegende Super-Inhalte wie z. B. die ständige Kontrolle/ Überwachung der Technik oder den kostenintensiven Hardware-Einsatz bei Pistenpräparierung und Beschneiung. Solche Fakten müsse man noch viel mehr kommunizieren, um die Unternehmensleistung erkennbar zu machen. Und um sich über die Leistung zu unterscheiden, nicht über den Preis! „Eine Marke ist nichts anderes als der verdichtete Ausdruck einer spezifischen Unternehmensleistung. Diese funktioniert sozusagen wie ein Leistungsspeicher und gibt ein Versprechen über die gleichbleibende Qualität. Gleichzeitig bietet sie dem Konsumenten Sicherheit und Zeitersparnis, da das ständige, aufwändige Ausprobieren entfällt.“ Nur mit Markenführung kann man sich im Verdrängungswettbewerb erfolgreich behaupten (mehr von Klaus Koch im nächsten MM)!
Erhebung von Markenstatus für SkigebieteDI Johann Füller von der Hyve AG (München) ergänzte o. a. Vortrag mit seinem Beitrag über „Online- Erhebung des Markenwertes von Skigebieten“. Filler stellte einige Methoden und die Abwicklung über Hyve vor. Ergebnisse könne man auch auf der eigenen Homepage ausschlachten, z. B.: diese Region wurde mit 8,5 bewertet (Skala von 0–10). Die Kosten für eine Einmalerhebung pro Marke beginnen bei ca. 10 000 Euro.

Urs Grimm, neuer Geschäftsführer von Ski-Data, entführte das Publikum in die Zukunft des Ticketings.

Beispiele führender Industrie-Marken der BergbahnbrancheDie vier Sponsoren des MM-Symposiums, CSA, Doppelmayr, Kässbohrer und SkiData trugen schließlich auch das ihre bei, um die Kraft der Marke zu demonstrieren. Doppelmayr gab einen Überblick über seine Pionierleistungen früher/heute und präsentierte das jüngste Beispiel „Sitzheizung“ im Detail. Kässbohrer-Geschäftsführer Gebhard Schwarz sprach über „Servicemarketing“ beim PistenBully und die Strategie der Nachhaltigkeit. SkiData’s neuer Geschäftsführer Urs  Grimm zeigte anhand der neuen System-Generation „Freemotion“ die Zukunft im Ticketing auf (Zutritt ohne Drehkreuz) und die Innovationskraft des Salzburger Unternehmens vor. Die neuen Ansätze dienen bereits einem Destination Management, durch das Marktanteilsverluste des Alpintourismus aufgehalten werden sollen. Zu guter letzt stellte „Hubsi“ Huber von der CSA GmbH Schruns das nunmehr erweiterte Produkt für „365 Tage Bergerlebnis“ vor, den NTC Blue Day bzw. NTC Vital und NTC Multimedia. Diese Programme definieren das Erleben von Berg und Natur völlig neu – unabhängig davon, wie körperlich fit die Teilnehmer sind. Von Fun-Sportaren bis zu Multimedia-Weiterbildung, vom Erlebnistag für Schulen, Firmen oder Vereine bis zur Gesundheitswoche. Somit war auf diesem Symposium für jeden etwas dabei.mak

Matthias In-Albon, CEO Bergbahnen Destination Gstaad AG: Nach gelungenem Turnaround Vorwärtsstrategie eingeleitet

Die Bergbahnen Destination Gstaad AG (200 Pistenkilometer, 31 Anlagen) im Berner Oberland erlebt nach einer dreijährigen, herausfordernden Sanierungsphase einen klaren Aufwärtstrend: + 18 % bei Ersteintritten und Umsatz, + 39% beim Cashflow. Somit konnte CEO Matthias In-Albon ruhigen Gewissens Stufe Zwei zünden: Die Vorwärtsstrategie, verbunden mit vielen Investitionen vor allem aber mit dem klaren Bekenntnis zur größtmglichen Convenience für den Gast. Die Destination Gstaad zielt nämlich darauf ab, sich als die führende alpine Genussdestination zu positionieren!

Matthias In-Albon, CEO Bergbahnen Destination Gstaad AG

MM: „Wie war Ihr Werdegang und wie sind sie in die Seilbahnbranche gekommen? Seit wann sind Sie CEO bei der Bergbahnen Destination Gstaad AG und welche Stationen hatten Sie zuvor?“ Matthias In-Albon: „Ich bin studierter Wirtschaftsingenieur der Hochschule für Technik Nordwestschweiz und habe im Weiteren an der Hochschule Luzern ein Wirtschaftstudium mit Vertiefung Unternehmensentwicklung und -vermarktung abgeschlossen. Hierauf war ich beim Konzern Lonza AG (Prozessindustrie-Unternehmen) fr die Reorganisation der weltweiten Supply Chain verantwortlich. Als leidenschaftlicher Skifahrer war es aber eigentlich von jeher mein Traum, in einer Bergbahn zu arbeiten. Diese Gelegenheit ergab sich 2011 mehr oder weniger zufllig in Saas-Fee, wo ich mit dem damaligen CEO zusammentraf. Mir wurde ein Job als COO und stv. CEO der Saastal Bergbahnen AG angeboten, mit dem Zustndigkeitsbereich Technik und Betrieb. In Saas Fee habe ich 4 Jahre lang sehr lehrreiche Erfahrungen in der Seilbahnbranche gemacht‘. Es war spannend zu sehen, dass man bei jedem Rdchen, das man dreht, direkt den Output sehen konnte – im Gegensatz zu einem Grokonzern. Zuletzt habe ich hier die Fusionierung der Bergbahnen Saas-Fee und Saas-Almagell wesentlich mitgetragen.
Im August 2015 wurde ich im Rahmen des Sanierungsprozesses von der Bergbahnen Destination Gstaad AG zum neuen Geschftsfhrer bestellt. Dass ich nicht von jeher aus der Bergbahn-/Tourismusbranche komme, hat sich immer wieder als enormer Vorteil herausgestellt, einerseits das Konzeptionelle andererseits auch die Reorganisation betreffend. Es geht vor allem ums Umsetzen und nicht lange Diskutieren – eine Schwche im ganzen Tourismus. Motto: Nicht im Konjunktiv reden, sondern anpacken!“ MM: „Die BDG stand bei Ihrem Eintritt 2015 vor groen Herausforderungen. Es ging um Sanierung und Restrukturierung. Welche Situation haben Sie vorgefunden und mit welchen Manahmen haben Sie darauf reagiert?“ In-Albon: „Im Sommer 2015 habe ich mich auf einen Sprung ins kalte Wasser eingelassen, dessen Ausgang damals noch ungewiss war. Obwohl ich sehr daran glaubte, dass das Konzept von grischconsulta so umgesetzt werden kann.
Die notwendigen Restrukturierungsmanahmen waren klar, praktisch habe ich sie identisch in Saas-Fee durchgefhrt. Da ich nicht aus der Region komme, konnte ich unbefangen und sachlich an die ganze Sache herangehen. Ich habe eine politische, nach Beamten-Mentalitt gefhrte, marode Bergbahn vorgefunden, die 2004 aus einer Fusion von einem Dutzend Unternehmen zustande gekommen war. Jedoch wurde damals nur die Administration zentralisiert, die einzelnen Bergbahnen existierten betrieblich weiter und jeder Berg hatte praktisch einen Mini-Direktor. Der Reiz daran war, dass man viele alte Gewohnheiten hinterfragen konnte / sollte und viel Neues gestalten konnte. 2016 war dann das Jahr der Sanierung (40 Mio. Schulden reduziert, Aktienkapitalaufstockung von 25.2 Mio. CHF), 2017 das Jahr der Restrukturierung und 2018 konnten wir die Vorwrtsstrategie (Investitionen) mit der neuen Saanerslochbahn einleiten. Diese gibt uns letztlich wieder eine Berechtigung am Markt sowie einen Komfortstandard, der den heutigen Gsteerwartungen entspricht. Also zuerst sanieren, dann restrukturieren und hierauf erst investieren.“

Die Destination Gstaad-Saanen im Berner Oberland will sich als fhrende alpine Genussdestination positionieren. Fotos: BDG

MM: „Wre es Ihrer Meinung nach ohne einen Mediator wie die Beratungsfirma grischconsulta berhaupt mglich gewesen, eine praktikable Sanierungslsung zu finden?“ In-Albon: „Nein, das wre ohne Sanierungsplan von grischconsulta nie gegangen. Eine externe professionelle Sichtweise und auch Hartnckigkeit ist unabdingbar. Das Wichtige war die Entpolitisierung der Gesellschaft, daran sind die Vorsanierungen alle gescheitert. Sonst wird von auen, je nach politischer Richtung, bestimmt, was die Bahn machen muss.Zum einen brauchte es schmerzhafte Eingriffe, es gab Zeitdruck und Demotivation der Mitarbeiter – andererseits musste man berzeugend kommunizieren, neu ausrichten und die ganze Fhrungsmanschaft umstrukturieren. Das war eine Herkulesarbeit.“ MM: „Was hat sich seit Ihrem Engagement als Geschftsfhrer konkret entwickelt bzw. verndert und welche Investitionen wurden gettigt?“ In-Albon: „Zunchst die Restrukturierung und der Abbau von ca. 50 berflssigen Saisonstellen, die wir fast ohne Kndigung vornehmen konnten. Wir haben grundstzlich zu viele Bahnen im Verhltnis zu den 200 Pistenkilomern, Darum wurde im Frhling ein peripheres Einstiegsportal mit einer alten Sesselbahn bereits stillgelegt. Weiters werden wir einen Einzelberg mit einer Gondelbahn und 3 Skiliften den Betrieb per Jahresendeeinstellen. Das Motto lautet: Lieber kleiner werden, aber dafr feiner! Wir sind immer noch eine der grten Bergbahnen im Berner Oberland.
Im Bereich Beschneiung haben wir in den letzten zwei Jahren 10 Mio. CHF investiert (u.a. 100 Schneemaschinen von TechnoAlpin angeschafft). Dieses Jahr bauten wir die 10 EUB-Ersatzbahn auf das Saanersloch fr 29 Mio. CHF, die Mitte Dezember erffnet wird. Nchstes Jahr folgt die 10 EUB Gondelbahn-Eggli fr 12 MCHF und im Folgejahr das neue Berghaus auf dem Eggli,Weitere Investitionen in den Ausbau der Beschneiung sowie fr Ersatzbahnen (2022/2023) und die Sommerinszenierung werden folgen. Das ist sicherlich eine Herausforderung fr ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 27 Mio. CHF! Nicht zu vergessen ist die Sanierung von 6 unserer 10 Bergrestaurants, die meist in Eigenregie umgebaut wurden. Das ist ein wesentlicher Punkt: man spart Kosten und kann die Belegschaft ganzjhrig beschftigen – hier packten sogar die Kche handwerklich an! Schlielich wurde 2017 noch das Berghotel Rinderberg an der Mittelstation angekauft und zur „Swiss Alpine Lodge“ umgebaut. “

Im Rahmen der Sanierung bzw. Neuausrichtung wurden in Gstaad 4 Storichtungen beschlossen.

MM: „Wurde die Positionierung der BDG bzw. der ganzen Destination hinsichtlich Wintersport aber auch Sommererlebnisse neu definiert? Wie sieht sie heute aus?“ In-Albon: „Ja so ist es. 2016 wurden smtliche Vermarktungen (Hotellerie, Tourismus, Bergbahnen, Tarifverbund) in eine Gesellschaft gebracht, um die Schlagkraft zu bndeln. Seither treten wir mit einem gemeinsamen Brand auf. Dabei haben wir uns auf drei Produktlinien geeinigt:
1) Bergerlebnis Weiss
2) Bergerlebnis Grn
3) Lifestyle und Reputation
Die VISION lautete: Gstaad ist die fhrende alpine Genuss-Destination! Und die Mission ist: Wir machen die Destination persnlich erlebbar! Gstaad Saanenland steht fr alpine Echtheit und Lifestyle.
Die dahinter stehenden Werte sind: vielfltig, genussorientiert, kundenfreundlich und authentisch. Dies ist die bergreifende Destinationsstrategie, an welche die Bergbahn anknpft.
Wir selbst verfgen ber zwei grere zusammenhngende Skigebiete. Ersteres (Zweisimmen-Saanenmser-Schnried) positionieren wir, indem wir es sehr offen gestalten mchten fr die sportlichen Tagesgste – u. a. auch mit einem direkten Bahnanschluss aus Bern. Das zweite Skigebiet Gstaad-Saanen-Rougemont, das hauptschlich von den Hotelgsten und wohlhabenden Chaletbesitzern genutzt wird, positionieren wir mit dem Produktmerkmal Genuss, Boutique und Lifestyle.
Im Sommer wollen wir die zwei Einzelberge Rinderberg und Wispile mglichst authentisch inszenieren. Rinderberg ist interessant fr Tagesgste im Bereich Familien und Senioren, wo wir auf das Thema „Rind“ setzen. Der Gstaader-Hausberg Wispile zielt auf die Feriengste mit Familien und Wanderer ab und hier werden wir versuchen, die Gste mit einem Spielplatz sowie einem Streichelzoo auf dem Plateau zu halten. Bei der Angebotsentwicklung fr Wispile haben wir mit Pronatour zusammengearbeitet, die Inszenierung vom Rinderberg (Indoor und Outdoor) fhren wir mit Erlebnisplan durch. Weitere Ideen wie z. B. ein Pumptrack auf dem Berg sind momentan noch in der Pipeline,

Am 15. Dezember 2018 wird die besonders komfortable und leise 10 EUB Saanerslochbahn erffnet – die erste D-Line von Doppelmayr weltweit mit Glaspanorama-Dach Kabinen von CWA.

MM: „Ist das Sommergeschft bei Euch eigentlich rentabel?“ In-Albon: „Das Sommergeschft macht genau genommen rein betriebswirtschaftlich keinen Sinn (zu viele Anlagen im Verhltnis zu den Gsten), ist aber von einer groen volkswirtschaftlichen Relevanz. Die Situation kann ein mehrheitlich privates Unternehmen nicht positiv stemmen. Daher hat sich die ffentliche Hand nach langen Verhandlungen im Frhjahr 2018 bereit erklrt, einen finanziellen Beitrag fr die gewnschten Betriebe zu leisten. Man erkannte, dass unser Sommerbetrieb letztlich ein service public ist wie etwa ein Freibad, welcher nun im Rahmen eines Leistungsauftrages abgegolten wird.“ MM: „Was wrden Sie als Euer Alleinstellungsmerkmal bezeichnen?“ In-Albon: „Das ergibt sich aus der Vision, Gstaad als die fhrende alpine Genussdestination anzulegen. Fr die Bergbahn heit das, dass wir die ganze Angebotsgestaltung genussorientierter fokussieren und berall bei der Realisierung auf das Authentische achten. Zum Beispiel auch beim Buchungsprozess, der mglichst automatisiert und digitalisiert erfolgen muss, bis der Gast auf der Piste ist, dann aber soll er das Handy weglegen und sich vom Alltagsstress erholen.
Dass die Gste Authentizitt schtzen, wurde uns bei der aktuellen Studie „Best Ski Resort“ besttigt. Wir haben auch in diesen Punkten wie z. B. dem Naturerlebnis, , Exklusivitt, Authentizitt, Gemtlichkeit, Wellness (Platz 1 in der Gesamtwertung) sowie Ruhe und Erholung berdurchschnittlich gute Platzierungen erreicht..“

Talstation Saanerslochbahn mit unterirdischer Garagierung im Bau. Sie fgt sich nach den Plnen vom Architekturbro Jaggi & Partner gut ins Ortsbild ein. Auf dem Dach wurden Photovoltaik-Module platziert.

MM: „Im Sommer konntet Ihr die Meldung verbreiten, dass der Turnaround gelungen sei und eine Vorwrtsstrategie eingeleitet wurde. Was kann man sich darunter genau vorstellen?“ In-Albon: „Das Signal lautet: Wir sind wieder auf dem Markt – mit dem Fokus auf Convenience. Dabei verfolgen wir verschiedene Storichtungen wie z. B. die Verbesserung des Fahrkomforts bzw. das ganze Erlebnis rund um die Bahnfahrt, wo wir uns klar zum Dienstleistungsunternehmen hin entwickeln wollen. Diesbezglich werden die nchsten zwei Jahre noch viele Projekte umgesetzt. Bereits auf diesen Winter kommen ein neues Pistenleitsystem und Liftinfosystem. Denn der Kunde entscheidet letztlich emotional, nicht rational, ob das Gesamterlebnis stimmt.“

In die Beschneiung wurden allein in den letzten zwei Jahren 10 Mio. CHF investiert. Viel wird in Gstaad in Eigenregiegeleistet, um Jahresstellen zu schaffen. Im Bild 2.v.l CEO Matthias In-Albon, daneben rechts Verwaltungsratsprsident Heinz Brand.

MM: „Das jngste Projekt ist die Modernisierung der Bergbahn Saanersloch –eine Weltneuheit. Was soll sie bewirken und was erwartet die Gste?“ In-Albon: „Ja in der Schweiz wurde die D-Line von Doppelmayr jetzt das erste Mal bei uns gebaut, weltweit ist es die erste mit Glaspanorama-Dach. Unsere berlegungen dabei waren einerseits die Einsparungen bei jhrlichen Betriebskosten / Wartung gegenber einer konventionellen Bahn, sowie die Minimierung der notwendigen Mehrkosten fr den Lrmschutz, diebei der„leisen“ D-Line entfllt. Andererseits passt dieser Premium-Bahntyp mit hchstem Fahrkomfort und attraktivem Design genau zu unserer Fokussierung . Wir mchten sozusagen mit diesem Genussprodukt der o. e. Destinations-Strategie gerecht werden. Wir haben kein Matterhorn und keinen Ausflugsberg. Daher wollen wir uns ber die Convenience und Architektur differenzieren, die sich perfekt ins Landschaftsbild fgen – aber auch etwas darstellen soll! Eben passend zu unserer Gstestruktur.“ MM: „Das Dach der Talstation wurde mit hocheffizienten Photovoltaik-Elementen ausgestattet. Wollt Ihr damit kobewusstsein signalisieren, oder geht es um Stromsparen – oder ums Image bei den Jungen?“ In-Albon: „Diese Manahme hat mit unserer Unternehmensstrategie zu tun, die besagt, dass wir nachhaltig wirtschaften mchten. Also Profit, aber mit Rcksicht auf die Gesellschaft und die Umwelt. Diesbezglich haben wir bereits verschiedene Aktionen durchgefhrt, etwa die Ausrstung aller Pistenfahrzeuge mit einer Schneehhenmessung (SNOWsat), was markante Einsparungen bei den Ressourcen bewirkte sowie die Planbarkeit optimierte. Wir wissen, dass wir sehr viele Ressourcen brauchen, versuchen den Verbrauch mglichst gering zu halten. Weiter beziehen wir bereits Strom zu 100 % aus erneuerbarer Energie und haben auf den Bahnen ein Leitsystem installiert, das automatisch eine Geschwindigkeitssteuerung betreibt. Dazu kommt jetzt noch die vermehrte Nutzung der Sonnenenergie. Sicherlich bringt es auch frs Image etwas, allerdings mssen wir die diesbezgliche Kommunikation knftig noch verbessern.“

Die BDG hat bereits 6 ihrer 10 Bergrestaurants modernisiert, damit sie zum Gesamt- erlebnis passen. Im Bild das neue Restaurant Saanerslochgrat auf 1.937 m.

MM: „Blick in die Zukunft: Was halten Sie fr die grten Herausforderungen fr Seilbahnunternehmen Eurer Gre? Und welche Trends werden Ihrer Meinung nach mittelfristig schlagend?“ In-Albon: „Unsere groen Herausforderungen sehe ich rund ums Thema Klimawandel, dann die Winter- /Sommerpositionierung und den Fachkrftemangel in den Bergregionen. Auf der anderen Seite fordert uns die Digitalisierung heraus. Last but not least ist es die emotionale Abholung des Gastes, wovon Convenience nur ein Teil ist. Das Ziel muss sein, dem Gast perfekte Tage auf unseren Bergen zu ermglichen. Der Gast wird
kurzfristiger buchen und nur noch bei Schnwetter kommen, weil die Alternativen und die Mobilitt immer grer werden. Diesem Wandel mssen wir uns stellen und das knnen wir nur, indem wir u. a. die Convenience nach oben schrauben, weil alle Konkurrenten – die Bade- und Golfurlaube etc. – machen das lngst. Das ganze Produkt Skifahren ist einfach noch sehr kompliziert. Also die Herausforderungen, die wir zu meistern haben, sind gro – und das in einer sehr klein fragmentierten Struktur, wie wir sie hier in der Schweiz haben.“ MM: „Herr In-Albon, wir danken fr das Gesprch.“,

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Klaus Nussbaumer, CEO Pizolbahnen AG – „Die Natur ist unsere Bühne“

Seit 2010 lenkt Klaus Nussbaumer als CEO die Geschicke der Pizolbahnen AG im Schweizer Bad Ragaz. Unter seiner kompetenten Federführung hat sich das Bergbahnunternehmen im berühmten „Heidi-Land“ (7,3 Mio. CHF Umsatz) bemerkenswert weiterentwickelt – vor allem das Sommerangebot wurde intensiv ausgebaut. Die Pizolbahnen lassen aber auch durch progressive Ideen wie ein wetterabhängiges Pricing aufhorchen.

Foto: Fetzer

MM: „Zunächst zu Ihrer Person: Wie war Ihr Werdegang in die Seilbahnbranche, seit wann sind Sie GF der Pizolbahnen AG und welche Funktionen bekleiden Sie eventuell sonst noch?“ Klaus Nussbaumer: „Ich durfte im Jahr 1995 in den Dienst der Bergbahnen Brandnertal, damals einer Tochter der Pfänderbahn AG eintreten, um nach der Ausbildung zum Betriebsleiter diese Funktion zu übernehmen. Nach zwei Jahren wurden die Bahnen verkauft und ich wechselte 1997 zur Pfänderbahn nach Bregenz. In diesen Jahren hat mich die Persönlichkeit des damaligen Vorstands DDr. Hubert Kinz stark geprägt. Dort entwickelte ich mich auch vom Techniker zum Touristiker. Nach dem Abschluss des Studiums zum Tourismusmanager an der Uni Innsbruck, führte der Weg 2001 zur Silvretta Nova. Hier durfte ich als Geschäftsleiter der Bergbahnen Diedamskopf, damals Teil der Nova-Gruppe, die Geschicke leiten. 2010 folgte dann der Wechsel zu den Pizolbahnen in Bad Ragaz-Wangs (11 Aufstiegsanalgen, 43 km Pisten). Neben der Tätigkeit als CEO der Pizolbahnen bin ich noch Verwaltungsrat der Pool Alpin Schweiz AG.“

Genuss-Skifahren: Die Pizolbahnen in Bad Ragaz bieten 43 km Pisten und 11 Aufstiegshilfen, darunter zwei moderne Gondelbahnen. Fotos: Pizolbahnen AG

MM: „Was hat sich seit Ihrem Engagement (2010) als Geschäftsführer der Pizolbahnen in Bad Ragaz entwickelt, welche Investitionen wurden getätigt?“ Nussbaumer: „Im Winter 2009/10 ging die neue 8er-Gondelbahn Wangs in Betrieb. Dies ist der zweite Zubringer ins Gebiet, nach dem im Winter 2007/08 die 8er-Gondelbahn Bad Ragaz eröffnet wurde. Im Folgejahr wurden für den Sommer und Winter Masterpläne für die zukünftige Entwicklung des Pizol erstellt. Neben den bekannten Angeboten wie z. B. der 5-Seen Wanderung, welche weitgehend im Perimeter des UNESCO Naturwelterbe Sardona liegt, konnten für das Sommergeschäft Projekte wie der Heidipfad, der Wasserspielplatz Wasserwald, der Swiss MovePark oder auch der Pizol Panorama Höhenweg umgesetzt werden. Alles immer im Credo: „Die Natur ist unsere Bühne“. Dies zeigt sich auch wieder im neuen „Edelweiss Weg“ der zum Suntigweidsee und die Bergstation Schwamm führt.
Im Winter lag der Fokus zuerst darauf, das Angebot am Berg zu optimieren und auszubauen. Daraus entstanden der Riderpark Pizol die Funslope, der Airboardweg sowie der permanente „Vreni Schneider Run“ – ein permanenter Torlauf mit Zeitnehmung. Dazu zusätzliche Winterwanderwege und Schneeschuhrouten.
Großen Fokus haben wir auf den Ausbau der Beschneiung gelegt. So wurde das Leitungsnetz vervierfacht und das Wasserdargebot durch ein Speicherbecken und einen See erweitert. Mit dem Winter 16/17 konnten wir die alte SL-Anlage Schwamm, durch die 6er-Sesselbahn Schwamm-Wissi Stei, eine Anlage von Bartholet mit Sesseln „Design by Porsche Designstudio“, verwirklichen. Damit erfüllten wir unseren Gästen einen langen Wunsch und erschließen eine der schönsten Pisten am Pizol noch besser.
In diesen 8 Jahren konnten zudem zwei Gastronomiebetriebe erworben werden, die derzeit verpachtet sind.

Die Pizolbahnen planen die Erweiterung ihrer Gastronomie und wollen das Panorama-Restaurant ‚Aurea‘ auf Pardiel erwerben. • Der SwissMovePark – ein Bewegungspark mit verschiedenen Elementen – ergibt ein völlig anderes Entspannen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht.

MM: „Wie ist die Positionierung der Pizolbahnen AG, hat sich diese verändert oder wurden Konturen geschärft? Welche Herausforderungen hat es gegeben?“ Nussbaumer:  „Wir haben uns zu Beginn angesehen, wo die natürlichen Stärken der beiden Bergseiten sind. Die Ragazer Seite haben wir dann als sportlich-familiär und die Wangser Seite sportlich-alpin definiert. Der gesamte Berg ist sportlich. Beginnend bei den Pisten bis hin zu den alpinen Wanderungen. Dies ist das verbindende Element. Die Seite Bad Ragaz wird zudem mit dem Thema Heidi bespielt. Die Geschichte von Johanna Spyri spielt ja im nahen Maienfeld und Ragaz.
Die Seite Wangs besticht durch seine alpinen Wanderungen auf den Pizolgipfel (2.844 m), die 5-Seen Wanderung oder auch den Aussichtspunkt Garmil. Das UNESCO Weltnaturerbe ist zudem auf dem Pizol Panorama Höhenweg erlebbar.“ MM: „Das Sommergeschäft spielt bei Euch keine unwichtige Rolle. 2011 habt Ihr Euch von „Erlebnisplan“ ein Masterkonzept erstellen lassen. Wie sieht dieses aus, was wurde umgesetzt und was ist in peto?“ Nussbaumer: „Wir haben schon recht viel vom damaligen Masterplan ‚Erlebnisreich Pizol‘ umgesetzt. Auch Neues ist im Rahmen der ständigen Evaluierung dazu gekommen. Derzeit sind wir in der Konzeptionierung von weiteren Angeboten, die ab dem Sommer 2019 umgesetzt werden.
Eines davon soll ein Leuchtturmprojekt werden, welches aber noch von Bewilligungen abhängt. Wir werden sehen, ob wir alle Beteiligten überzeugen können. Daher möchte ich dies derzeit nicht weiter ausführen.“ MM: „Was war der wirtschaftliche Effekt der Inszenierung des Sommerangebotes?“ Nussbaumer: „Mit den gesetzten Maßnahmen konnte der Sommerumsatz in den letzten 8 Jahren verdoppelt werden. Dies unter Einbezug von Erhöhungen der Ticketpreise von ca. 15 %.“ MM: „Voriges Jahr wurde der SwissMovePark an der Bergstation der 8er Gondelbahn Bad Ragaz, im Wandergebiet Pardiel eingeweiht. Was war die Zielsetzung mit dieser Attraktion, wie wurde sie angenommen?“ Nussbaumer: „Wir konnten mit dem auf Bewegung spezialisierten Schuhherstellern „kybun“ (Luftkissen-Sohle) und dem Trampolin Hersteller „bellicon“ eine tolle Kooperation abschließen und den Swiss Move Park entwickeln. Dies ergibt ein völlig anderes Entspannen und Schwingen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht. Gepaart ist der Swiss Move Park mit dem Balancierpfad für Kinder. Der Bewegungspark mit verschiedenen Elementen wird daher von allen Generationen angenommen und hat sich etabliert.“

Die Pizolbahnen planen die Erweiterung ihrer Gastronomie und wollen das Panorama-Restaurant ‚Aurea‘ auf Pardiel erwerben. • Der SwissMovePark – ein Bewegungspark mit verschiedenen Elementen – ergibt ein völlig anderes Entspannen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht.

MM: „Soll sich der Pizol sukzessive in Richtung ‚Gesundheitsberg‘ weiter entwickeln? Woher kommt die Idee und welche Schritte sollen noch folgen?“
Nussbaumer: „Bad Ragaz hat eine jahrhundertlange Thermal- und Kurgeschichte, welche vor allem durch die Tamina Therme und das Grand Resort Bad Ragaz mit seinem Gesundheitszentrum erlebbar ist. Dazu passt der Swiss Move Park oder auch die 1. Schweizer Saunagondel mit Hotpot im Wellnessdörfli. Dies ist eine schöne Sache, die gut zu Bad Ragaz passt. Vorab ist es aber kein Ziel, ausschließlich „Gesundheitsberg“ zu werden. Wie wir alle wissen, ist das Erlebnis am Berg Sommer wie Winter für den Körper und die Seele gesund. Wir müssen es nur erlebbar machen. Z. B. über Wanderungen, den Swiss Move Park oder wie auch immer.“ MM: „Derzeit plant Ihr eine Erweiterung der Gastronomie und wollt das Restaurant AUREA erwerben. Was steckt hinter diesem strategischen Schritt, was erwartet Ihr Euch davon?“ Nussbaumer: „Wir haben uns im Verwaltungsrat schon länger mit dem Zukunftspotenzial am Pizol auseinandergesetzt. Schlußendlich müssen wir die Dienstleistungskette am Berg im Griff haben bzw. derart beeinflussen können, dass wir die Gäste mit dem Gesamtangebot begeistern können. Derzeit stehen auf Pardiel 3 Gastronomiebetriebe zum Verkauf, weshalb wir uns hier engagieren.“ MM: „Ist auch ein Engagement im Übernachtungsbereich eine Option für Euch? Wie sieht es generell hier mit der Bettensituation aus?“ Nussbaumer: „Ja, auch in diesem Bereich machen wir uns Gedanken. Immer mehr Hotels in der Region werden geschlossen oder zu Wohnungen umgebaut. Auch am Berg selber ist diese Tendenz ersichtlich. Daher sind wir aktiv daran, uns diesem Geschäftsfeld zu widmen. Wir benötigen, wie alle Destinationen, warme und keine kalten Betten.“

Die Pizolbahnen haben zur Wintersaison 2016/2017 ein ‚meteo-dynamisches Pricing‘ eingeführt. • Auch die 1. Saunagondel der Schweiz findet man am Pizol im ‚Wellnessdörfli‘.

MM: „Das Testportal Skiresort.de hat Euch für den Winter 2017/18 erneut ausgezeichnet. Auf welche davon seid Ihr besonders stolz und worauf führt Ihr diesen Erfolg zurück?“ Nussbaumer: „Es hat uns sehr gefreut, dass wir von Skiresort.de und anderen Bewertungsplattformen ausgezeichnet wurden. Besonders die Freundlichkeit & die Serviceorientierung der Mitarbeitenden stechen hier hervor. Dies führen wir auf die wiederkehrenden internen und externen Schulungen zurück, die wir seit Jahren umsetzen. Das Thema ist definitiv bei den Mitarbeitenden angekommen. Dazu haben wir unser Programm „Helping Hand Pizol“ entwickelt. Durch einfache Hilfsmittel und einer eigenen Mitarbeiter-App wird immer wieder auf den Mitarbeitenden eingegangen bzw. er kann mit dem Kader einfach und jederzeit in Kontakt treten.“ MM: „Stichwort Meteo-dynamisches Pricing. Warum habt Ihr wetterabhängige Tageskarten eingeführt – als Vorreiter!? Wie ist die Reaktion darauf?“ Nussbaumer: „Wir denken, dass sich die Branche in punkto Angebot und Tarife bewegen muss, um nicht im globalen Tourismus unterzugehen. Die Pizolbahnen haben sich daher schon länger mit dem Pricing auseinandergesetzt und Verschiedenes ausprobiert. Als die FH St. Gallen auf uns zugekommen ist, ob wir nicht bereit wären ein zweijähriges Projekt zu lancieren, haben wir sofort zugesagt. Als Tagesgast-Skigebiet sind wir v. a. vom Wetter abhängig. Daher war der Ansatz, über Wetterprognosen den Onlinepreis zu beeinflussen, spannend. Mit den Projektpartnern der Belalpbahnen und tipo-Ticketing konnten wir sehr gute Gespräche führen und Erfahrungen austauschen. Dies wissenschaftlich begleitet. Das Ergebnis war für uns überraschend positiv. Bei einem Umsatz von knapp TCHF 200 lag die Kannibalisierungsrate bei niedrigen 16 %. Somit konnten 84 % dieser Gäste, trotz unbeständigen Wetters, zusätzlich für einen Skitag gewonnen werden. Diese Gäste waren mit dem Angebot sehr zufrieden, da die Erwartungen auch geringer waren als an einem goldschönen Wintertag. Dadurch ist die Weiterempfehlungsrate sehr hoch. Nebeneffekt dabei war auch, dass die Onlinebuchungen enorm zugenommen haben – auch bei Sonnenschein und normalen Onlinetarifen. Insgesamt denken wir, dass dieses System für uns passt und weitergeführt werden wird. Wie bei allen anderen Systemen auch, ist es keines, welches über jedes Skigebiet gestülpt werden kann.“

Die Pizolbahnen haben zur Wintersaison 2016/2017 ein ‚meteo-dynamisches Pricing‘ eingeführt. • Auch die 1. Saunagondel der Schweiz findet man am Pizol im ‚Wellnessdörfli‘.

MM: „Abschließende Frage: Welche Trends erkennen Sie generell in unserer Branche und wie wollen Sie darauf reagieren?“ Nussbaumer: „Ich denke, jede Bergbahn Gesellschaft muss ihre Stärken und Schwächen kennen und diese individuellen Lösungen finden.
Die großen Investitionssummen lassen es aber kaum zu, die notwendigen Umsätze nur noch in wenigen Monaten verdienen zu können. Daher ist die Entwicklung zur Winter- und Sommer – oder noch besser Jahresdestination wichtig. Die Pizolbahnen haben hier schon reagiert und die Betriebstage von bisher 240 auf 300 Tage erhöht. Damit entsteht ein Mehrwert für den Gast und die Wetterabhängigkeit wird auf mehr Tage verteilt. Damit dann auch noch die Wertschöpfung im Unternehmen bleibt, ist das Engagement in der gesamten Dienstleistungskette notwendig. Daran arbeiten wir jetzt auch.“ MM: „Herr Nussbaumer, wir danken für das Gespräch!“

Benjamin Müller Marketing Kampenwandbahn – „Ansprüche an die eilbahnen steigen“

Mit welchem Angebot gelingt es kleinen Bergbahnbetrieben, Gäste auf den Berg zu bringen? Und welche Wege werden eingeschlagen, um sich optimal zu präsentieren? Der MOUNTAIN MANAGER hat bei der Kampenwandseilbahn GmbH nachgefragt.

Benjamin Müller Marketing Kampenwandbahn

MM: „Wie lange gibt es die Kampenwandbahn?“Benjamin Müller: „Die Kampenwandbahn ist 2017 60 Jahre alt geworden, das heißt sie ist 1957 in Betrieb gegangen. Bei der Kampenwandbahn handelt es sich um eine Zweiseil-Umlaufbahn, die von Aschau im Chiemgau auf 1.461 m Seehöhe führt. In den Kabinen finden jeweils 4 Personen Platz, die Beförderungskapazität liegt bei 400 P/h. In Betrieb ist nach wie vor eine Bahn, die sich rein äußerlich kaum verändert hat. Natürlich gab und gibt es sicherheitstechnisch entsprechende Anpassungen, d. h. die Bahn ist am neuesten Stand der Technik.“MM: „Wie sehen die Betriebszeiten aus, gibt es Sommer– und Winterbetrieb, wo liegt der Schwerpunkt?“Müller: „Wir haben grundsätzlich ganzjährig geöffnet, also jeden Tag im Sommer und im Winter. Nur für die Revisionen gibt es im Herbst und im Frühjahr ein Zeitfenster von wenigen Wochen, in denen wir geschlossen haben. Am meisten Gäste hat die Kampenwandbahn im Sommer zu verzeichnen, da sind wir am besten aufgestellt. Im Winter ist die Schneesicherheit nicht so hoch, dass das Skigebiet mit anderen Destinationen, vor allem in Österreich, in Konkurrenz treten könnte.“MM: „Was sind die Besonderheiten der Bahn generell, wie ist das Angebot positioniert?“Müller: „Die Kampenwandbahn spricht generell ein breites Publikum an. Wir haben am Berg eine ganze Reihe an Möglichkeiten für den Gast, das betrifft das Wandern ebenso wie das Gleitschirmfliegen oder die Kletterei. Natürlich ist das Gebiet auch ideal für Familien, die hier mit den Kindern schöne Spaziergänge unternehmen können und z. B. den Panoramaweg nutzen, der schön flach geführt wird. Es gibt viele Einkehrmöglichkeiten, sodass auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt ist.“

Die Kampenwandbahn wurde 1957 in Betrieb gestellt. Fotos: Kampenwandseilbahn GmbH

„Wenn man erst einmal mit der Seilbahn gefahren ist, wird man schnell feststellen, dass es Spaß macht!“MM: „Was erwarten Sie sich von der Bergbahn-Kooperation im Chiemgau?“Müller: „Wir erwarten uns von der Kooperation, dass sie Lust macht aufs Seilbahn-Fahren. Wir haben dadurch die Möglichkeit, noch mehr zu werben – und das überregional. Durch die Kooperation wird besser wahrgenommen, dass es zwischen Wendelstein und Berchtesgaden eine ganze Anzahl an Bergbahnen gibt, die für sich besonders und einzigartig sind. Wenn man erst einmal mit einer Seilbahn gefahren ist, wird man schnell feststellen, dass es Spaß macht. Wir hoffen, dass man dann auf den Geschmack kommt, noch andere Bahnen nutzt und Seilbahnen noch beliebter werden. Seilbahnen bieten Vorteile für jüngere Leute, die am Berg aktiv sein wollen, genauso wie für Gäste, die Erholung suchen und die Ruhe genießen wollen. Deswegen ist es wichtig, dass man diese Kooperation vorantreibt.“

Im Winter erschließt die Bahn ein kleines, feines Skigebiet.

„Die Kampenwandbahn erschließt eines der letzten Naturschneeparadiese in den Alpen“MM: „Was bieten Sie Ihren Gästen im Sommer?“Müller: „Wir haben unterschiedliche Angebote im Sommer. Das Gebiet eignet sich etwa hervorragend zum Wandern, Klettern, Gleitschirmfliegen oder Mountainbiken. Seit einigen Jahren gibt es auch die Bergblumen-Wanderungen, die sehr beliebt sind und im Sommer täglich bei jeder Witterung angeboten werden. Geführt werden die Wanderungen von Bauernlandlerinnen aus der Region Aschau, die den Gästen die Bergwelt und die Alpenflora mit lustigen Geschichten präsentieren. Die Wanderung ist leicht und gemütlich. Das ist ein wichtiger Baustein, der sich sehr gut entwickelt hat und den wir sicher noch ausbauen wollen. Wir verleihen am Berg auch Wanderschuhe von LOWA. Mit LOWA gibt es eine Kooperation, durch die es möglich ist, LOWA-Modelle ausgiebig und kostenlos zu testen. Wenn ein Wanderer also nicht die richtigen Schuhe dabei hat oder LOWA einfach kennenlernen möchte, hat er in den Sommermonaten die Möglichkeit, das kostenlos zu tun.“MM: „Gab es für 2017 Neues oder sind Neuerungen für die nächsten Jahre geplant?“Müller: „Das Thema der geführten Wanderungen wird in Zukunft sicher noch weiter ausgebaut werden. Für diesen Sommer haben wir zusätzlich das Klettern stärker als bisher in den Fokus gerückt. Dazu hat es durch die Kooperation mit einer örtlichen Bergschule zu unterschiedlichen Terminen die Möglichkeit gegeben, alpines Klettern kennenzulernen. Die Kampenwand ist bei Kletterfans bekannt und bietet Anfängern und Geübten optimale Voraussetzungen. Dieses Thema soll auch noch weiter ausgebaut werden.“MM: „Woher kommen die Gäste im Sommer?“Müller: „Wir haben Gäste aus der ganzen Welt. Der Großteil kommt natürlich aus Deutschland, dazu gibt es aber auch Gäste aus den Niederlanden, Großbritannien oder den USA. Bei den Tagesgästen reicht das Einzugsgebiet bis nach Nürnberg hinauf, bei den Urlaubern haben wir Gäste aus München und der ganzen Chiemsee-Region, die von dort aus Tagesausflüge zur Kampenwand starten.“

Gipfel der Kampenwand.

MM: „Was bieten Sie den Besuchern im Winter?“Müller: „Im Winter verwandelt sich die Kampenwand in ein kleines, feines Winterparadies. Wir haben ein Skigebiet mit ca. 12 km leichten bis schweren Pisten. Dazu gibt es mit 5 km eine relativ lange Talabfahrt. Wir haben dazu 3 präparierte Winterwanderwege, die super Möglichkeiten für all diejenigen bieten, die keine Bretter an den Füßen haben und sich trotzdem im Schnee bewegen möchten. Für Kinder haben wir eine Snowtubing-Bahn, die kostenlos zu benutzen ist. Das hängt aber natürlich von der Schneelage ab. Die Kampenwand erschließt nämlich eines der letzten Naturschneeparadiese in den Alpen, wir verzichten gänzlich auf technische Beschneiung.“MM: „Ist das Einzugsgebiet der Gäste im Winter anders als im Sommer?“Müller: „Die Struktur ist etwas anders. Im Winter ist der Anteil an einheimischen Gästen oder Besuchern aus der Region höher als im Sommer. Grundsätzlich spielt hier der Tagesgast eine große Rolle, der bei Schönwetter und bei entsprechender Schneelage das Angebot der Kampenwand nutzt.“MM: „Welche Rolle spielt das kulinarische Angebot?“Müller: „Das Gebiet um die Kampenwand zeichnet das umfangreiche kulinarische Angebot aus. Wir  haben hier einige Hütten im gesamten Gebiet verteilt. Direkt 100 m von der Bergstation entfernt liegt z. B. die SonnenAlm mit einer ausgezeichneten bayerischen Küche, mit Übernachtungsmöglichkeiten und Räumlichkeiten für Veranstaltungen wie Tagungen und Hochzeiten. Die Hütten rundherum haben ganz unterschiedliche Angebote mit Schmankerln, zum Teil auch aus eigener Produktion. Eine solche Vielfalt ist sicher außergewöhnlich und eine Besonderheit der Region um die Kampenwand.“MM: „Gibt es besondere Veranstaltungen, welchen Stellenwert haben sie?“Müller: „Wir haben Veranstaltungen, die sich seit Jahren etabliert haben. Allen voran ist hier die Sonnwendfeier zu nennen, die wir jedes Jahr im Juni veranstalten. Diese Feier ist nicht nur in der Region bekannt und beliebt. Der Platz ist ideal, weil der wunderschöne Ausblick die Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem macht. Dazu gibt es eine Reihe an Bergmessen, die von den Gemeinden der Region abgehalten werden. Der spirituelle oder geistliche Aspekt war bei der Kampenwand schon immer ein wichtiges Thema. Sehr beliebt ist zu Ostern das Ostereiersuchen mit den Kindern, wobei vom Osterhasen kleine Geschenke versteckt werden, die dann gesucht werden. Das ist nicht nur für die Kinder eine große Freude und hat sich sehr gut etabliert.“

„Liegende“ Stefanie von Quast am Kunstwanderweg am Blomberg.

MM: „Wo sehen Sie die Herausforderungen der Zukunft?“Müller: „Die Ansprüche an die Seilbahnen werden steigen und damit auch die Ansprüche an uns. Gäste wollen nicht mehr nur eine Seilbahn, die sie nach oben bringt – Gäste wollen auch ein Angebot am Berg. Die Herausforderung besteht sicherlich darin, bei allen möglichen Angebotserweiterungen die Naturschönheit und Naturbelassenheit nicht zu gefährden und dennoch möglichst vielen Leuten, ihr persönliches Bergerlebnis zu ermöglichen.“MM: „Es gibt Gerüchte, dass eine neue Bahn gebaut werden soll. Ist da etwas dran?“Müller: Es gibt schon längere Zeit die Überlegung, die bestehende Bahn durch eine neue Bahn zu ersetzen. Es existiert aber noch kein konkretes Vorhaben. Mit einer Entscheidung für oder gegen eine neue Bahn ist vor 2018 auch nicht zu rechnen.“ dwl

„Produkte anbieten, die nicht jeder hat!“

Die Blombergbahn Bad Tölz wurde 1971 in Betrieb genommen und erschließt ihren Gästen ein gut durchdachtes Sommer- und Winterangebot für die ganze Familie. Der MOUNTAIN MANAGER hat mit Hans Zintel, dem geschäftsführenden Gesellschafter, über die Herausforderungen und Ziele seines Unternehmens gesprochen.

Hans Zintel, geschäftsführender Gesellschafter Blombergbahn. Fotos: Eberhard Franke

MM: „Wie lange gibt es die Blombergbahn und wie hat sie sich entwickelt?“Hans Zintel: „Die Blombergbahn gibt es seit 1971, die touristische Entwicklung hier in Bad Tölz reicht aber bis ins Jahr 1906 zurück. Das ganze Gebiet gehört der Stadt Bad Tölz, liegt aber auf der Flur der Gemeinde Wackersberg bzw. vor der Gebietsreform auch Oberfischbach. 1906 gab es im Sommer schon einen stabilen Sommer- bzw. Gesundheitstourismus. Um auch den Winter für Touristen attraktiv zu machen, wurde eine Winterrodelbahn gebaut mit einer entsprechenden Gastronomie im Tal und am Berg. Schon damals war der Wunsch nach einer Seilbahn vorhanden.Letztendlich dauerte es bis in die Mitte der 60er-Jahre, bis man zwei Investoren für die Seilbahn gefunden hatte. Einer war mein Vater, der zweite war Franz Josef Koch. Meine Familie kommt aus der Schausteller-¬Branche, sodass wir von Anfang an viel Erfahrung mit dem Unterhaltungsbereich hatten. 1971 wurde der Doppelsessellift eröffnet, der damals als leistungsstärkster seiner Art galt – die Finanzierung war alles andere als einfach. Bereits 1974 stand die Bahn dann schon vor dem Konkurs, weil man mit viel höheren Beförderungszahlen gerechnet hatte. Auch der Winterbetrieb, für den dieses Areal angedacht war, und für den man noch 2 Schlepplifte gebaut hatte, entwickelte sich nicht so, wie gedacht.Mein Vater hat dann die Anteile von Franz Josef Koch übernommen und sich Attraktionen für die Gäste einfallen lassen, um das Angebot attraktiv zu machen. 1976 wurde nach einer 18-monatigen Genehmigungsphase eine Sommerrodelbahn gebaut, die zweite in Deutschland und die längste Sommerrodelbahn weltweit, was uns einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde eingebracht hat. Wir waren überall in den Medien, der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Dazu wurde bereits 1976 eine Beschneiungsanlage gebaut. Das Angebot am Blomberg war also ursprünglich als Attraktion für den Sommer und den Winter gedacht.“

Blick auf die Talstation und den Doppelsessellift.

MM: „Wo liegt heute der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit – im Sommer oder im Winter?“Zintel: „Schon in den 70er-Jahren ist der Sommer immer besser gelaufen als der Winter, das hat sich in den folgenden Jahren verstärkt. Schließlich sind wir hier vor der Entscheidung gestanden, wie es in Zukunft weitergehen soll. Es ist mir dann gelungen, in den Gemeinderäten Wackersberg-Oberfischbach, Bad Heilbrunn sowie im Stadtrat Bad Tölz einen Konsens für die Umsetzung eines Masterplanes zu erreichen, der in der Folge auch in die Tat umgesetzt wurde. Im Plan wurde der Schwerpunkt auf den Sommer gelegt, wobei der Winter nicht vernachlässigt wurde. Insgesamt wurden für eine ganze Reihe an Attraktionen wie z. B. den Blomberg-Blitz, einen Spielbereich oder den Kinderfreizeitpark rund 2,4 Mio. Euro investiert. Mittlerweile ist es allerdings so, dass rund 3 Viertel des Umsatzes im Sommer erwirtschaftet werden, ein Viertel im Winter.“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahn – was hat Sie veranlasst, in diesem Bereich aktiv zu sein?“Zintel: „Ich bin hier aufgewachsen, mein Elternhaus steht hier an der Talstation. Ich war also von klein auf dabei und habe mir schon mit 12 Jahren Taschengeld mit kleineren Arbeiten verdient. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, aber immer in den Ferien oder am Wochenende hier mitgearbeitet. Dann habe ich am WIFI in Innsbruck die Seilbahnakademie besucht, die Maschinisten- und Betriebsleiterkurse gemacht und bei anderen Seilbahnunternehmen entsprechende Praktika absolviert. 2001 wurde ich Betriebsleiter, 2007 Geschäftsführer und 2013 habe ich dann die Anteile meiner Eltern übernommen, sodass ich jetzt geschäftsführender Gesellschafter bin.Rückblickend muss ich sagen, dass ich mir nie eine Arbeit hätte vorstellen können, wo es ständig gleiche Abläufe gibt oder man nur nach Anweisung arbeitet. Ich wusste, dass man bei meiner jetzigen Tätigkeit immer vor neue Herausforderungen gestellt wird. Und diese Herausforderungen nehme ich auch ganz bewusst an.“

Die Klassik-Rodelbahn …

„Die klassische Vorstellung über eine Bergbahn gilt für uns nicht mehr“MM: „Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie im Sommer/Winter?“Zintel: „Was die Mitarbeiter betrifft, arbeiten wir nicht nur mit Angestellten, sondern auch mit Aushilfen. Wir haben also eine Stammmannschaft und Aushilfen, die nur dann eingesetzt werden, wenn man sie wirklich braucht. Das gibt uns die Flexibilität, die für uns wichtig ist, weil wir natürlich stark vom Wetter abhängig sind. In Zahlen ausgedrückt sind Mitarbeiter zu einem Drittel angestellt, alle anderen werden bei Bedarf geholt. 2016 sind so 49 Mitarbeiter für uns tätig gewesen. Aufgewachsen bin ich hier in einem Familienbetrieb, in dem zum Großteil wirklich Familienangehörige beschäftigt waren. Das hat sich in den letzten Jahren also stark verändert.“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion wichtig, wo ¬sehen Sie die Herausforderungen einer kleinen Destination?“Zintel: „Die Herausforderung liegt sicher in der klassischen Vorstellung über eine Bergbahn, die so für uns nicht mehr gilt. Bei uns heißt es nicht im Winter Ski fahren und im Sommer Wandern, wir haben unser Angebot auf spezielle Nischen ausgerichtet, die nicht alle andern auch bedienen. Trotzdem ist es auch hier enger geworden, weil viele Bergbahnen zusätzliche Angebote für ihre Gäste erarbeiten müssen. Der  Kuchen wird ja grundsätzlich nicht größer, es ändert sich nur die Verteilung. Seit rund 10 Jahren haben viele Bergbahnen mit schneearmen Wintern zu kämpfen und sind auf der Suche nach Zusatzangeboten. Da ist es natürlich eine Riesenherausforderung, Produkte anbieten zu können, die nicht jeder hat. Dazu kommt aber, dass wir nicht die Riesenumsätze erzielen – da heißt es sehr genau abzuwägen und Entscheidungen gut zu überlegen, damit wir interessante Angebote haben und dazu den technischen Standard aufrechterhalten können.Eine weitere Herausforderung ist für uns das Lohnniveau. Wir haben in Deutschland jetzt Mindestlöhne, die gezahlt werden müssen. Dazu kommt, dass wir in Bayern Vollbeschäftigung haben. Die Lohnausgaben sind für uns also ein großes Kriterium, wobei es für einen kleinen Betrieb vor dem jetzigen wirtschaftlichen Hintergrund in Bayern gar nicht so einfach ist, entsprechend gute Mitarbeiter zu finden. Aber ich hatte auch Glück, dass ich gute Leute mit Liebe zum Berg gefunden habe.“

und der Blomberg-Blitz.

MM: „Wie sieht das Winterangebot aus?“Zintel: „Wir haben vor einigen Jahren das Ski fahren zurückgestellt, weil die Winter immer weniger Schnee und auch weniger Frost haben. Da war auch die Grundbeschneiung schwierig zu machen. Deshalb haben wir uns entschlossen, andere Wege zu gehen. Die vorhandene Skiabfahrt haben wir zwar behalten, wir präparieren sie aber nicht mehr. Wir bieten aber  einen Aufstieg für Skitourengeher, den so genannten Gamssteig, an. In einer Zeit, in der andere Betriebe mit Problemen zu kämpfen haben, weil etwa Skitourengeher unterwegs sind, wenn die Pisten präpariert werden, haben wir ein spezielles Angebot geschaffen. So ist bei uns auch der Berggasthof länger offen,  damit man einkehren kann. Das bringt uns zwar keinen zusätzlichen Umsatz, weil uns der Gasthof nicht gehört, macht aber die Destination attraktiv.Wir konzentrieren uns jetzt im Winter auf das Winterrodeln. Dazu haben wir im Vorfeld genau analysiert, wo wir stehen. Beim Winterrodeln waren wir in Deutschland unter den Top-Ten, beim Skifahren nicht so gut positioniert. Deshalb gibt es bei uns den Schwerpunkt Rodeln. Wir haben den früheren Schlepplift in einen Rodellift umgebaut, in die Sicherheit investiert und den Rodelverleih gestärkt. Dazu haben wir unterschiedliche Schwierigkeitsstufen beim Rodeln, damit man für Familien und Könner gleichermaßen ein stimmiges Angebot hat. Am Samstag gibt es die Möglichkeit zum Nachtrodeln. Da freut es uns besonders, dass wir bei diesen Gelegenheiten oft bis zu 600 Leute bei uns begrüßen können. Auch der Blomberg-Blitz ist in Betrieb. Und natürlich spielt auch das gastronomische Angebot eine Rolle, damit unsere Gäste gut versorgt sind. Die Winterwanderwege werden gut präpariert,  sodass man sich in der winterlichen Natur bewegen kann. Dazu legen wir Wert darauf, dass alle unsere  Angebote erschwinglich bleiben, damit die Gäste möglichst oft wiederkommen.“MM: „Was bietet die Blombergbahn im Sommer, gibt es Neuerungen für 2017?“Zintel: „Im Sommer haben wir die Klassik-Rodelbahn, die nach all den Jahren immer noch sehr gut nachgefragt wird. 2008 wurde der Blomberg-Blitz gebaut. Er wurde damals aus Kostengründen nur in  einer Länge von 600 m/Wegstrecke rauf und runter realisiert. Diese Strecke wurde jetzt auf 1,2 km, also aufs Doppelte verlängert. Das war eine Investition von fast 1 Mio. Euro, fertig geworden ist alles im letzten Herbst. Waren früher drei Viertel der Fahrten auf der klassischen Rodelstrecke und ein Viertel am Blomberg-Blitz, so hat sich das Nutzungsverhältnis jetzt auf 50:50 verändert, ein schöner Erfolg. Auch im Sommer bieten wir am Samstag das Nachtrodeln an.Am Blomberg gibt es außerdem ein schönes Wandergebiet und ein umfassendes Angebot für Kinder im Kindererlebnispark. An der Bergstation befindet sich der höchst gelegene Kletterwald Deutschlands, der Kunstwanderweg „Sinneswandel“ und der Trainingsparcours „Gipfeltrimm“. An der Tal- und in der Nähe der Bergstation finden unsere Gäste gemütliche Einkehrmöglichkeiten.“

„Liegende“ Stefanie von Quast am Kunstwanderweg am Blomberg.

„Neues bringen, damit es keinen Stillstand gibt“MM: „Wie lange gibt es den Kunstwanderweg „Sinneswandel“ und was bietet er den Besuchern?“Zintel: „In unserem Masterplan 2004 hatten wir erste Ideen dazu, aber kein Geld zur Gestaltung. Dann habe ich in der Vorsitzenden vom Kunstverein Tölzer Land eine Verbündete gefunden, um Kunst dorthin zu bringen, wo man Zeit und Muße hat. 2008 wurde dann Deutschlands höchst gelegener Kunstwanderweg eröffnet. Beteiligt war neben der Blombergbahn und den Gemeinden Bad Tölz und Wackersberg auch der Kulturfonds Oberbayern. Das Projekt hat sich sehr positiv entwickelt und kommt sehr gut an. Man hat dort oben auch immer wieder Symposien veranstaltet und so die Aufmerksamkeit auf das Kunsthandwerk gelegt. Natürlich muss man auch hier immer wieder etwas Neues bringen, damit es zu keinem Stillstand kommt. Damit haben wir auch wieder eine neue Zielgruppe angesprochen und unsere Nischen weiter ausgebaut.“MM: „Der Übungsparcours „Gipfeltrimm“ beruht auf Erkenntnissen der traditionellen Chinesischen Medizin. Wie hat sich das Angebot entwickelt, wie wird es angenommen?“Zintel: „Ich hatte mit 27 einen Bandscheibenvorfall und bin bei Dr. Werner Klingelhöffer gelandet. Er hat mir dann von der Kinsporth-Trainingsmethode (Sportkinesiologie nach Dr. Klingelhöffer) erzählt. Das war der Beginn, oben am Berg einen Übungsparcours anzulegen und ein Angebot zu schaffen. Gebaut und unterstützt wurde das Projekt dann von der Stadt Bad Tölz und wir hatten wieder eine Attraktion mehr. Bad Tölz hat eine lange Tradition im Gesundheitstourismus, da passt das Angebot am Berg ganz ausgezeichnet.“MM: „Wie sieht das Einzugsgebiet Ihrer Besucher aus, gibt es Unterschiede Sommer/Winter?“

Wackersberger Alm im Winter.

Zintel: „Unser Einzugsgebiet ist im Sommer und im Winter identisch. Es erstreckt sich v-förmig in Richtung Norden und reicht im Westen von der bayerischen Landesgrenze bis nach Rosenheim und ¬München weiter östlich, rauf nach Ingolstadt, Augsburg, Fürstenfeld und Dachau. München liegt gerade mal 48 km Luftlinie weg, da kommen viele Gäste zu uns nach Bad Tölz. Außerdem haben wir Besucher aus Österreich, aber auch Amerikaner, Franzosen und Japaner, sogar arabische Gäste kommen zu uns. Viele Besucher machen in der Region Urlaub und statten uns dabei einen Besuch ab. Rund 90 % unserer Gäste sind Tagesgäste.“MM: „Wie sehen Sie die künftige Entwicklung der Blombergbahn, was steht am Programm?“Zintel: „Rechtzeitig zu unserem 50. Geburtstag ist ein neuer Masterplan im Entstehen. 2 Vorschläge wurden eingereicht, wir haben uns dann für das Projekt der idee Concept & Exhibition Engineering GmbH entschieden. Das sieht u. a. die Realisierung von Themenwanderungen vor, den Ausbau bzw. ein Update der Wanderwege mit Unterstellmöglichkeiten, die Präsentation der Geschichte des Blombergs oder die Stärkung der CI. Wir haben die Aktivitäten am Berg auch klar getrennt. Von der Mittelstation ins Tal ist Spaß angesagt, da darf es auch lauter werden. Von der Mittelstation nach oben steht die Natur im Fokus und der Sport am Berg. Damit wollen wir den unterschiedlichen Interessen unserer Gäste Rechnung ¬tragen.Vom Zeitrahmen her befinden wir uns im Moment in der 2. Workshop-Runde. Erfahrungsgemäß werden wir noch 6 bis 9 Monate brauchen, bis wir eine endgültige Entscheidung getroffen haben. Schließlich müssen wir die Interessen aller, also der Gemeinden Wackersberg-Oberfischbach, Bad Heilbrunn und der Stadt Bad Tölz, des Gastronomiebetreibers und der Almbewirtschafter unter einen Hut bringen. Und dann beginnt das Genehmigungsverfahren, wir haben also noch viel zu tun. dwl

Mag. Franz Schafflinger, Vorstand Gasteiner Bergbahnen AG: Mut zu Neuem – von Crowdfunding über Schlossalm NEU bis Alpin Ice

SkiGastein hat sich unter dem Vorstand der Gasteiner Bergbahnen AG Mag. Franz Schafflinger seit 2003/04 beeindruckend weiterentwickelt. Aufsehen erregte vor Kurzem das – finanziell und emotional –erfolgreiche Crowdfunding für das Generationen-Projekt „Schlossalm NEU“. Ebenso mutig und überraschend ist die Entscheidung für eine neue Attraktion am Berg: Alpin Ice!

Mag. Franz Schafflinger, Vorstand Gasteiner Bergbahnen AG

MM: „Herr Schafflinger, seit unserem
letzten MM-Interview sind 12 Jahre vergangen. Fassen Sie bitte in groben Zügen
zusammen, was sich seither in SkiGastein getan hat.“
Franz Schafflinger: „Wir haben uns auf Qualitäts- und
Produktverbesserungen konzentriert. Im langjährigen Schnitt investierten wir
jedes Jahr rund 10 Millionen Euro, da konnten wir sehr viel umsetzen: Die
Schlagkraft der Schneeanlagen wurde massiv verbessert. Neue Seilbahnen auf dem
Stubnerkogel sorgen für einen optimalen Zusammenschluss des Kernski­gebietes
Schlossalm – Angertal – Stubnerkogel. Das Angebot für die Freerider wurde
erweitert (Infopoints, Piepscheck, Lawinensuchfeld, Skirouten, …) und die
Positionierung des Sommerangebotes vorangetrieben. Es wurden nicht nur Schwächen
ausgemerzt. Im Bereich der Erlebnisinszenierung waren wir unter den Vorreitern.
Und dann hat uns auch noch eine ­umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung für
das „Generationenprojekt Schlossalm NEU“ auf Trab ­gehalten.“

Die neue 10 EUB Schlossalmbahn wird die Förderkapazität von bisher 1400 P/h auf 3000 P/h mehr als verdoppeln und im Dezember 2018 in Betrieb gehen. Fotos: Gasteiner Bergbahnen AG

MM: „Wofür steht SkiGastein heute,
welche Rolle spielt die Kombination mit den Thermen – gibt es ­generell heute
ein differenzierteres Angebot bei Euch als früher?“
Schafflinger: „Gastein hat eine sehr lange
touristische Tradition sowohl im Sommer als auch im Winter. Daher auch ein
breites Angebot, wo für jeden etwas dabei ist. Mit Ausnahme der Gletscher ist
Sportgastein das höchstgelegene Skigebiet im Bundesland Salzburg und bietet
allein aufgrund der Höhenlage oberhalb der Waldgrenze umfangreiche Möglichkeiten
für Freerider, die sich abseits der präparierten Pisten viel wohler fühlen.
Mit den Open Faces hatten wir heuer
erstmals eine eigene Veranstaltung für diese Zielgruppe. Spaß-Elemente wie
Funslope, SkiMovie oder Snowpark sind heute aus dem Skigebiet nicht mehr
wegzudenken. Daneben gibt es aber auch kunstvolle Schneeskulpturen,
Schneeschuhwanderungen im Zirbenwald oder einen frühmorgendlichen Gipfelsieg
mit anschließendem Gourmetfrühstück. Gastein bietet neben dem Ski fahren auch
viele andere touristische Angebote. Einzigartig sind die beiden Thermalwasser
Badeseen, die im Sommer 2017 in der Alpentherme eröffnet werden. Es will nicht
jeder alles, aber alle wollen etwas Besonderes! Die Kombination von Ski, Bergen
& Thermen, die unglaubliche Angebotsvielfalt und –dichte auf einem sehr überschaubaren
Raum. Die Wahlmöglichkeit zwischen drei Orten mit sehr unterschiedlichen
Charakteren, die einander nicht widersprechen sondern sich sinnvoll ergänzen,
machen Gastein zu etwas Besonderem.“
MM: „Euer größtes Projekt derzeit ist „Schlossalm
NEU“. Was kann man sich darunter konkret vorstellen und worauf zielt es
vorrangig ab? Geht es hier um mehr als nur einen Bahn-Neubau?“
Schafflinger: „Das „Generationenprojekt
Schlossalm NEU“ sieht die Errichtung einer Einseilumlaufbahn (10er-Kabinen) in
zwei Sektionen hinauf auf die Schlossalm vor. Die neue multifunktionale
Talstation – die auf die andere Seite der Bundesstraße verlegt wird – erlaubt
einen stressfreien Einstieg in das Skigebiet. Umsteigen bei der Bergfahrt erübrigt
sich künftig. Die Förderkapazität verdoppelt sich von 1.400 auf 3.000 Personen
pro Stunde. Die neue Bergstation liegt ­etwas höher, sodass sie an einem
idealen Verteilpunkt situiert ist, von dem aus der Skigast gleich zwischen drei
Abfahrtsmöglichkeiten (Schlossalm, Kleine ­Scharte und Haitzingalm) mit jeweils
mehr als 1.200 m Höhendifferenz wählen kann. Der Neubau ersetzt die
Standseilbahn, außerdem werden auch noch die Doppelsesselbahn Haitzingalm und
die fix geklemmte Vierersesselbahn Kleine Scharte abgetragen. Die kuppelbare
Vierersesselbahn Sendleiten wird ebenfalls abgetragen und im Rahmen des
Projektes – auf genau der gleichen Trasse – durch eine kuppelbare
Achtersesselbahn mit einer Kapazität von rund 4.000 P/h ersetzt. Die Seilbahnen
sind so positioniert, dass je nach Wetter- und Schneelage das Skigebiet in
unterschiedlichen Höhenlagen genutzt werden kann. Insgesamt werden 20 ha
Pistenfläche im Skigebiet Schlossalm neu gestaltet. Für die Beschneiung neuer
sowie bestehender Pistenflächen wird ein Speicherteich mit 150.000 m3
Wasservolumen errichtet. Hier geht es um wesentlich mehr als um den Bau einer
neuen Seilbahn. Es ist zwar eine klassische Ersatzinvestition, aber durch eine
leichte Änderung in der Trassenführung, die höhere Lage der Bergstation und die
Öffnung der Mittelflanke durch eine attraktive Ski­abfahrt bis ins Tal erfährt
der gesamte Berg eine ganz andere Wirkung. Zudem kann eine Bahn eingespart
werden, was nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch Sinn ergibt. Und
trotzdem hat der Gast ein größeres Angebot, mehr Komfort und mehr Wahlmöglichkeiten.“

Im Rahmen des ¬Umbaus bleiben vier Bahnen (blau) ¬bestehen, drei ¬werden abgetragen (rot) und zwei ¬Bahnen werden neu errichtet (grün).

MM: „Ihr habt einen
Investitionshorizont von 131 Mio. € in den nächsten 10 Jahren. Diesbezüglich
habt Ihr Euch eine spezielle Strategie einfallen lassen. Schildern Sie diese
und welche Rolle spielt dabei das Bürgerbeteiligungsmodell?“
Schafflinger: „Jährliche Investitionen in Höhe
von 10 Millionen Euro sind für uns „normal“. Das Besondere beim Projekt
Schlossalm ist die Konzentration der Investitionen auf drei Jahre. Für uns war
es daher wichtig, das Investitionsvolumen für den Zeitraum von 2016 – 2020 mit
rund 84,8 Mio. Euro sicherzustellen. Etwa ein Viertel (21,3 Mio. Euro) stemmen
wir aus dem frei verfügbaren Cashflow, 48 Mio. über ­Leasing und Kredite von
Banken und 15 Mio. über ein Beteiligungsdarlehen der Aktionäre. Bei den sehr
gut besuchten öffentlichen Präsentationen des Generationenprojektes „Schlossalm
NEU“ wurde rasch klar, dass großes Interesse in der Bevölkerung an einer ­Beteiligungsmöglichkeit
besteht. Der bei den Beteiligungsdarlehen vorgesehene Mindestbetrag von 10.000
Euro war allerdings vielen Kleinaktionären zu hoch. Um diese mit an Bord zu
holen, wurde eine Bürgerbeteiligung nach dem Alternativfinanzierungs­gesetz
gestartet, das die Möglichkeit bot, sich in Form eines nachrangigen Darlehens –
ab 100 € und bis ­maximal 10.000 € pro Person – zu beteiligen.“

Eine neue Piste ¬(Mitte) wird vom Brandbichl bis zur Mittelstation bzw. zur Talstation der Schlossalmbahn ¬entstehen.

MM: „Man hört, dass sich das Gasteiner
Crowdfunding zur Erfolgsgeschichte gemausert hat. Was ist bisher geschehen und
worauf führen Sie den positiven Verlauf zurück?“
Schafflinger: „Die bei unserer Bürgerbeteiligung
angebotenen 3 Varianten mit Verzinsungen zwischen 4 – 7 % entpuppten sich als
ein ausgesprochenes Erfolgsmodell. Offensichtlich ist es gelungen, Investoren
wie Sportbegeisterte mit einer Kombination aus Darlehensmodell (Zinsen und
Tilgung in Cash) und Belohnungsmodell (Zinsen in Gutscheinen und Tilgung in
Cash) zu überzeugen. Gleich nach Zeichnungsbeginn startete der Run auf die
attraktiv verzinsten Modelle. Die Plattform 1000×1000.at musste nach weniger
als 72 Stunden geschlossen werden, weil die nach dem
Alternativfinanzierungsgesetz maximale Summe von 1,5 Millionen Euro überschritten
wurde. Damit wurden alle Erwartungen bei weitem übertroffen, denn ursprünglich
rechneten wir nur mit 500.000 €. Im Schnitt investierten die 310 Anleger rund
4.800 Euro. Um der Vielzahl der Interessenten, die in der „ersten Runde“ zu spät
gekommen sind, doch noch eine Möglichkeit für eine Beteiligung zu bieten, wurde
eine „zweite Runde“ nach dem Fern- und Auswärtsgeschäftegesetz entwickelt.
Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Vorverkaufsmodell, wo – wegen der
zeitlich verzögerten Einlösungsmöglichkeit – der Wert der Gutscheine deutlich über
dem einmalig eingezahlten Betrag liegt. Oder anders ausgedrückt: Alle, die bei
diesem Modell mitmachen, können sich über einen Stammkundenrabatt in Höhe von
rund 7 % freuen. Auch dieses Modell hat vorzeitig die von uns gesetzte
Obergrenze von 1,6 Millionen Euro erreicht! Der durchschnittliche
Beteiligungsbetrag lag nicht bei den angenommenen 1.000 € pro Person, sondern über
3.000 €. Abgewickelt wurden beide Modelle über die Plattform 1000×1000.at.
Innerhalb weniger Monate haben sich damit Einheimische und Stammgäste mit einer
in Österreich noch nie dagewesenen Rekordsumme in Höhe von rund 3,1 Millionen €
an der Finanzierung dieses Generationenprojektes beteiligt. Die Gasteiner
Bergbahnen sind das erste Unternehmen mit einem etablierten Geschäftsmodell,
dem über diesen Weg Geld in dieser Größenordnung zur Verfügung gestellt wurde.
Das innovative Finanzierungsmodell hat bereits in eines der Standardwerke der
Fachliteratur Aufnahme gefunden. Im Buch „Finanzmanagement im Tourismus:
Grundlagen und Praxis der Tourismusfinanzierung“ von Manuela Wiesinger und
Martin Schumacher ist es als Praxisbeispiel zu finden.“
MM: „Sehen Sie das Crowdfunding als
taugliche Möglichkeit der Kundenbindung bzw. für Imagesteigerung?“
Schafflinger: „Die neue Bahn wird erst im
Dezember 2018 den Betrieb aufnehmen, aber alle reden jetzt schon sehr positiv
darüber und tragen die Botschaft weiter. Besonders hier und bei den vielen
Medienberichten sieht man den Mehrwert von Crowdfunding für Kommunikation,
Innovation und Kundenbindung. Gerade die Einheimischen und die Stammkunden, die
einen Bezug zur Region, zum Angebot haben, nutzten die Möglichkeit, sich an der
Investition mit attraktiven Zinsen zu beteiligen. Sie sind nicht nur
Investoren, sondern auch Botschafter für das Projekt.“

Die Gasteiner Bergbahnen haben schon mehrmals bewiesen, dass sie innovativ sind: die Hängebrücke am Stubnerkogel war die 1. touristisch inszenierte Brücke.

MM: „Glauben Sie, dass solche Modelle
in der Bergbahnbranche künftig verstärkt aufgegriffen werden?“
Schafflinger: „Ich bin davon überzeugt, dass es für
viele eine sehr gute Möglichkeit wäre, Einheimische und Stammkunden emotional
bei großen Projekten zu beteiligen und damit auch an das Unternehmen zu binden.
Entscheidend ist aber eine passende „Geschichte“ und der richtige Zeitpunkt in
der Kommunikation.“
MM: „Kürzlich habt Ihr die nächste
aufsehenerregende Innovation namens ‚Alpin Ice‘ mit einer Machbarkeitsstudie
eingeleitet. Worum handelt es sich und warum haben Sie sich für diese Idee
entschieden?“
Schafflinger: „Neben der neuen Seilbahn haben wir
auch mögliche Attraktionen am Berg mitüberlegt, um das Bergerlebnis für
Nicht-Skifahrer im unmittelbaren Nahbereich der Bergstation wesentlich zu
verbessern. In den letzten Monaten und Wochen haben sich unsere Überlegungen
auf das Thema „Eislaufen am Berg“ zugespitzt. Eislaufen ist nach dem Skifahren
mit großem Abstand die beliebteste Wintersportart der ­Österreicher. Große Städte
haben das Eislaufen auf temporären Eisbahnen längst entdeckt und erfolgreich
vermarktet. Mit Eiswegen in Panoramalage rund um die Bergstation planen wir ein
neues Bergerlebnis. Eislaufwege mit max. 3 % Steigung sind schneeunabhängig und
auch für Nicht-Skifahrer geeignet. Geplant ist kein klassischer Eislaufplatz,
sondern Eiswege mit Ziel- und Ausgangspunkt bei der Bergstation, die
schrittweise erweiterbar wären und im Endausbau ­eine Länge von bis zu 1,5 km
erreichen könnten.
Mit Nordic Ice Skating gibt es auch
eine neue alpine Bewegungsform. Ähnlich dem Langlauf gleitet der Sportler auf
Kufen mit Stöcken über das Eis. Diese Sportart – in Österreich fast unbekannt –
hat sich in Skandinavien, USA und Kanada längst als kultige Sportart etabliert
und könnte mit dem ALPINE ICE Konzept auch bei uns Fuß fassen. Für Spaziergänger
wäre ein begleitender Winterwanderweg mit herrlichem Bergpanorama oder auch
eine Eisstockbahn vorgesehen. Phantasie birgt diese Idee auch für den
Saisonstart. In Kombination mit der schnellen Beschneibarkeit einer Skiabfahrt
von der Berg- bis zur Talstation könnten wir mit nur einer Seilbahn neben einem
Angebot für Skifahrer auch ein attraktives Angebot für Nicht-Skifahrer bieten.
Auch die gastronomische Versorgung wäre am Berg gesichert. In Verbindung mit
den Thermen und dem Advent sehen wir damit ein Potenzial für die Belebung der
Vorsaison. Wir wollen diese Idee vorantreiben und werden uns bemühen, alle
erforderlichen Bewilligungen zu erreichen.“

Die neue Attraktion „Alpin Ice“ – Panorama-Eislaufen in der Höhe – soll rund um die Bergstation ein einzigartiges Erlebnis auch für Nicht-Skifahrer ermöglichen. Foto: Alpin Ice

MM: „Welche Rolle spielen
Nichtskifahrer in Gastein und wie geht Ihr als Bergbahnen mit diesem Phänomen
konstruktiv um?“
Schafflinger: „Wegen des klassischen Kur- und
Gesundheitsangebotes haben wir auch im Winter rund 30 % Nichtskifahrer im Tal.
Mit entsprechenden Angeboten am Berg können wir auch mit ihnen ein Geschäft
machen. Wir setzen nicht voraus, dass jemand Ski fahren kann, wenn er unsere
Leistungen in Anspruch nehmen will. Viele Gäste nutzen in den Bergen die Möglichkeit
zum Abschalten, zum Entschleunigen, zum Auftanken und zum Kraftholen. Kurz: Zum
Aufladen der eigenen Energie. Sie wollen sich selbst „etwas Gutes“ tun, auch
das Gesundheitsangebot nutzen. Und nebenbei gönnt man sich eben sportliche,
kulinarische und kulturelle Genüsse. Die Seilbahn ist Mittel zum Zweck. Wir
bieten Angebote am Berg und die entsprechende Kulisse: Berge voll schöner
Augenblicke – egal ob Skifahrer oder Nichtskifahrer.“
MM: „Glauben Sie, dass man künftig das
sogenannte Bergerlebnis noch mit weiteren Aspekten anreichern kann und hier
noch Spielraum – im wahrsten Sinne des Wortes – hat?“
Schafflinger: „Das Ende der Fahnenstange ist mit ­Sicherheit
noch nicht erreicht. Wir sind ständig bemüht, die Erwartungen unserer Gäste zu
erfahren und zu verstehen, damit wir auch passende Produkte entwickeln oder
verbessern können. Die Komfortansprüche der Skigäste haben sich grundlegend geändert.
Keiner will heute noch zweimal anstehen und umsteigen, um bis auf den Gipfel zu
kommen. „Non stop to the top“ ist die neue Zielrichtung. Es hat sich viel ­getan
in der Angebotsentwicklung, vor allem in Richtung Erlebnisinszenierung.
Skifahren alleine ist heute zu wenig. Die Kunden sind anspruchsvoller geworden
und erwarten für ihr Geld ein entsprechendes Angebot. Es liegt an uns, Mut für
Neues zu haben und innovative Angebote zu entwickeln. Wer immer nur nachmacht,
was andere vorzeigen, wird nie ganz vorne sein.“
MM: „Welche Bedeutung hat das
Sommergeschäft inzwischen bei Euch? Sind auch hier Erweiterungen geplant?“
Schafflinger: „Der Winter ist und bleibt das
Hauptgeschäft. Der Berg im Sommer gewinnt aber wieder an Attraktivität. Mit der
gezielten Angebotsentwicklung und der unterschiedlichen Positionierung unserer
drei Sommerberge haben wir es in den letzten Jahren geschafft, die
Gasteintritte mehr als zu verdoppeln. Umsatzmäßig liegen wir jetzt bei einem
Anteil des Sommergeschäfts in der Nähe von 10 %. Mittelfristig erscheint uns
ein Anteil von 15 % durchaus realistisch. Das Angebot werden wir schrittweise
erweitern, dabei aber unserer Positionierung treu bleiben.“
MM: „Herr Mag. Schafflinger, wir danken
für das ­Gespräch.“

    
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