Bewegung ist Leben – vor allem auf dem Berg

Thomas Humer, GF der Abtenauer Firma Outdoor Consulting Team (OCT), ist nach 20 Jahren Erfahrung ein Experte auf seinem Gebiet. Kürzlich hat er wieder mit der Errichtung des „Planai Abenteuerparks“ in Schladming aufgezeigt (siehe Artikel S. 12-13), der als Ganzjahresattraktion unweit der Bergstation angelegt ist. Humer, der jahrelang den Outdoorbereich im Aktivhotel-Resort von Ex-Skirennläufer David Zwilling in Abtenau geleitet hat, ist der Meinung, dassBergbahnen im Sommer – bzw. auch Herbst oder Frühling – nur dann Frequenzen schaffen, wenn es oben am Berg ein attraktives Angebot für Aktivitäten gibt. Um den künftigen Bedarf an Outdoor-Guides abdecken zu können, hat Humer mit dem WIFI eine neue Berufsausbildung ins Leben gerufen.

Interviewpartner Thomas Humer, Geschäftsführer von OCT. Fotos: OCT

MM-FRAGE: „Herr Humer, wie ist es zur Entwicklung des Abenteuerparks gekommen?“Humer: „Bereits vor 15 Jahren entstand beim Resort David Zwilling u. a. der erste Hochseilpark, allerdings damals noch in Tallage. Die Philosophie war allerdings auf Gruppen konzentriert,mit denen wir auch Rafting und andere Outdoor- Aktivitäten durchführten. Bis das Konzept für die breite Masse tauglich wurde, hat es allerdings Jahre gedauert, daher ist der sogenannte ,Abenteuerpark’ erst in den letzten 3 Jahren entstanden. Grundsätzlich gibt es im Hochseilgartenbereich zum einen Seminarübungen für 10 bis 20 Leute mit den Themen ,gemeinsames Sichern und Erlebnis im Team’ und zum anderen eben das Abenteuerparkkonzept vergleichbar mit dem Klettersteig-System, wo die Leute nur eingewiesen werden, ehe sie sich in den Parcours begeben. Etwa so, wie wenn man Skifahren gelernt hat und dann auf die rote, blaue oder schwarze Piste geht. Mit der Einschulung ist dann ein sicheres Durchlaufen des Parkes gewährleistet. Als Besonderheit wurde auf der Planai auch ein Kinderpark mit Spielplatzhöhe angelegt, in dem die Kinder alleine aktiv sein können. Der Planai Abenteuerpark ist der erste Prototyp auf dem Berg, der nächste wird auf dem Linzer Pöstlingberg unter dem Motto ,Erlebnis am Berg in einer Stadt’ folgen.“MM-FRAGE: „Wie realisiert ihr den Bau eines solchen Parks?“Humer: „Ich habe in Stefan Gatt einen Partner, der mich seit 20 Jahren begleitet (bekannt u. a. durch die Himalaya- Expedition mit der Erstbefahrung des Mt. Everest mit einem Snowboard). Stefan ist der Bauingenieur der Parks, die OCT betreibt sie. Mittlerweile dürfen wir behaupten, dass wir nicht nur gut bauen, sondern dass 20 Jahre an Erfahrung drinnenstecken. Bei derPlanung ist zu berücksichtigen, dass jeder für sich seinen Abenteuerpark nach seiner Struktur konzipiert und nicht einfach kopiert. Er muss genau für die Region, die Kunden und die Zielsetzung passen und etwas Spezielles sein – sonst lebt es nicht.“

Mit Funsportgeräten schafft man auch bei nicht so guten Verhältnissen schnell einen Erlebniswert.

MM-FRAGE: „Was braucht in Zukunft eine Bergbahn, um im Sommer Frequenz zu schaffen?“Humer: „Sie braucht vor allem Leben am Berg. Das Ziel für die Leute muss sein, sich oben am Berg aktiv zu bewegen! Und das am besten über alle vier Jahreszeiten hinweg. Durch diese Taktik erhält einerseits der österreichische Tourismus einen hohen Stellenwert und andererseits reduziert sich auf diese Weise die Abhängigkeit vom Schnee. Theoretisch könnte man sagen: wenn wir im Oktober oder November keinen Schnee haben, dann gibt es trotzdem ein Erlebnisprogramm am Berg. Ob es heiß ist oder regnet oder schneit – wir haben einfach immer Programme. Das Abenteuer findet immer statt.“MM-FRAGE: „Wer soll solche Programme umsetzen?“Humer:„Hierfür braucht man natürlich gut ausgebildete Mitarbeiter. Deswegen haben wir in Zusammenarbeit mit dem WIFI Österreich ein neues Berufsbild geschaffen. Das heißt, wir bilden ab November Leute zum diplomierten Freizeit- und Outdoor-Guide aus mit den 3 Säulen- Outdoor-Programme kennen und beherrschen – anschließend die Möglichkeit sich zu spezialisieren z. B. auf Bergführer oder auf den Bereich Wasser;- Erlebnis-Pädagogik und Low-Events (alles was mit Natur, Wald und Erlebnis zu tun hat);- Spiel, Sport & Fun (u. a. ständig neue Fungeräte ausprobieren in Gruppen und dann eventuell für die Masse Integrieren).“

Schlechtwetter gibt es eigentlich nicht in Österreich, nur unpassende Kleidung. Bei Canyoning und Rafting spielt das keine Rolle.

MM-FRAGE: „Es gibt vermutlich künftig einen großen Bedarf an solchen Outdoor-Guides?“Humer: „Es ist nicht nur ein Bedarf an diesen Leuten vorhanden, sondern es wird auch eine neue Chance für den Tourismus entstehen – sei es in der Hotellerie, bei den Bergbahnen oder den Agenturen. Weil in Zukunft wird es zu wenig sein, nur Infrastruktur zu bauen. Es muss ein Leben passieren, die Aktivität muss begleitet sein, es muss ein Spirit vorhanden sein. Auch der Wintertourismus würde ohne die Skischulen am Berg nicht funktionieren. Das ist der Geist, der das Ganze lebendig macht. Es ist also kein Selbstläufer. Die Gäste brauchen diese Betreuung sogar von Jahr zu Jahr immer mehr. Und nicht nur, dass sie es brauchen. Es ist auch förderlich, um neue Kontakte zu knüpfen, gemeinsam Spaß zu haben. Dieses Bedürfnis nimmt zu, da es immer mehr Single-Haushalte gibt, Leute die Kurztrips machen wollen, die einige Tage aussteigen wollen. Oder jeder in der Familie macht etwas anderes und manches machen sie auch zusammen. Diese Zielgruppen muss man ansprechen bis hin zu den aktiven Senioren.“MM-FRAGE: „Was kann sich eine Bergbahn von einem Anbieter wie OCT erwarten?“Humer: „Für die Bergbahnen ist interessant, dass wir von der OCT spezialisiert sind auf den Bereich Betreuen, Entwickeln und Begeistern von Menschen. Wir können als Partner zu Bergbahnen fungieren, und einen Abenteuerpark mit deren Unterstützung hinbauen und betreiben – also ganz wesentlich, die Bergbahn braucht sich nicht um die Betreuung kümmern. Das ist ja nicht deren Kerngeschäft. Der einzige darüber hinaus noch wichtige Faktor für ein erfolgreiches Funktionieren eines Abenteuerparks ist, dass die Region eine Sommercard hat, wie es in Schladming der Fall ist. Der Vorteil ergibt sich insofern, weil der Kunde/Gast die Bergbahn nicht extra bezahlen muss und deshalb grundsätzlich auf den Berg fährt. Wenn er dann auf dem Berg ist, will er etwas unternehmen – z. B. eine Runde im Abenteuerpark. Daher bin ich der Meinung, dass in Zukunft der Sommertourismus für Bergbahnen nur dann funktionieren wird, wenn die Hotellerie unmittelbar mit eingebunden ist. Denn das Entscheidende ist, dass der Gast die Beförderungskosten im Sommer im Unterschied zum Winter anders sieht. Seilbahnfahren sowie diverse Ausflugsmöglichkeiten gehören zum Gesamtpackage mit Unterkunft und Verpflegung einfach dazu, so empfindet man häufig. Dieser Ansatz bewährt sich bereits in den Regionen. Würde man am Berg etwas machen ohne Einbettung in eine solche Gästecard, könnte man es durchaus aus kritisch sehen. So wie im Winter der Skibus für den Gast ,gratis’ ist, so ist im Sommer die Liftkarte im Package beim Vermieter integriert. Alle anderen Dienstleistungen bezahlt der Kunde dann ohnehin gerne, weil er dann unmittelbar ein Erlebnis hat. Die Bergbahn muss sozusagen den Tourismus-Euro schon aus den Betten heraus lukrieren. Dann funktioniert es und dann entfällt auch der Druck.“

Das Konzept der Abenteuerparks ist nun so weit gediehen, dass es für die breite Masse taugt.

MM-FRAGE: „Welche Rolle spielen bei eurem Konzept Funsportgeräte?“Humer: „Wir waren eine der Ersten, die in unseren Outdoor-Zentren mit Fungeräten viel gemacht haben – Airboarden, Snowbiken, Scooter, Bikeboard, Sommerbockerl etc. etwa am Karkogel in Abtenau. Man darf aber nicht nur im Verleihgeschäft gut sein, sondern muss auch in der Betreuung von Gästen kompetent sein. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Diesen Spagat schafft nicht jeder. Da muss man wirklich spezialisiert sein, deshalb auch die professionelle Ausbildung für solche Berufe.Und solche Outdoor-Guides dürfen auch die Freude und den Spirit über das ganze Jahr nicht verlieren. Die Marke OCT steht dafür, Leute zu begeistern durch und an der Bewegung. Daher brauchen wir auch mehrere OCT-Zentren (derzeit 11 in Österreich, Deutschland und Südtirol), um die Gäste kursieren lassen zu können. Von dieser Idee, dass die Leute zirkulieren, lebt ja auch ein Skiverbund wie Amadé. Wir sind jedenfalls diejenigen, welche nicht nur konzeptionell mitarbeiten, sondern auch in die Umsetzung gehen. Denn Konzepte gibt es viele, aber wenige, die sie umsetzen und es leben!“MM-FRAGE: „In Österreichs Tourismus spielt das Thema Schlechtwetter eine zu große Rolle. Was sagen Sie dazu?“Humer: „Was ist eigentlich Schlechtwetter? Schlechtwetter haben wir nicht, nur unpassende Kleidung. Man kann auch bei Regen viel unternehmen, etwa beim Rafting spielt das Wetter keine Rolle. Da fehlt es an der Einstellung, auch bei den Touristikern. Es geht nur darum, dass eine Bewegung stattfindet und die Leute dazu animiert werden. Sonst gehen sie bei ,Schlechtwetter’ nur in den Wellnessbereich, aber nicht Outdoor.Noch dazukommt, dass im Gesundheits-, Wellness- und Bewegungsbereich noch zu wenig darauf geachtet wird, dass es viel gesünder ist, sich natürlich in einem Gelände zu bewegen, als mehrmals pro Woche ins Fitnessstudio zu gehen. Schladming hat einen guten Mix der Hotellerie geschaffen, der sowohl touristisch angelegt ist, aber auch gruppenmäßig angelegt ist wie z. B. Seminarhotels. Die sind im November ausgebucht, klassische Seminarzeit. Aber die Seminarteilnehmer wollen auch etwas erleben! Man muss sich also nur Gedanken machen, wer kommt zu welcher Jahreszeit in die Region? Im April und November z. B. die 50+ Zielgruppe, die haben Zeit. Wichtig ist heute, dass die Leute in ein, zwei Stunden alles beherrschen, um etwas erleben zu können. Kaum jemand will noch langwierig etwas lernen. Das ist der Unterschied zum Skischul-Konzept. Und dass man mit Fungeräten auch bei nicht so guten Verhältnissen den Erlebniswert schafft.“MM: „Herr Humer, wir danken für das Gespräch.“

Eugen Nigsch, Bergbahnen Brandnertal – Zukunft hat, wer ganzheitlich agiert

Wie Phönix aus der Asche ist das Vorarlberger Brandnertal in der Saison 07/08 gestiegen. Nach veränderter Gesellschafterstruktur hat der seilbahntechnische Zusammenschluß zwischen Brand und Bürserberg endlich geklappt (Doppelmayr 8 EUB und 60er Pendelbahn von Steurer bzw. Carvatech-Kabinen, Planung Melzer & Hopfner), was eine neue Positionierung erlaubt. Der Modernisierungsschub betrifft aber auch die Software-Facts Dienstleistungsbewußtsein, Auftritt, ein Destinationsmanagement-System von SKIDATA und das ganzheitliche Agieren als Talschaft in Hinblick auf ein 365-Tage-Angebot. Verantwortlich für die qualitative Aufwertung zeichnet der neue Geschäftsführer Eugen Nitsch, der sich seine Sporen u. a. bei der Silvretta Nova und der Skihalle Wittenburg verdient hat.

Eine Pendelbahn und eine 8 EUB verbinden seit der Saison 07/08 die Skigebiete Brand und Bürserberg.

MM-FRAGE: „Schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang in der Branche.“Nigsch: „Mein erster Kontakt zur Wintersportbranche war bei der Firma Head in Kennelbach, anschließend bei Sport Strolz in Lech. Weitere Stationen waren die Firma CSA in Schruns, eine Skilehrerausbildung, 1996 ein Uni-Lehrgang über Marketing, dann von 1997–1999 bei den Silvretta Nova Bergbahnen als Mitarbeiter im Marketing (konnte viel von DI Kurt Bitschnau lernen), Projektentwicklung und Geschäftsleitung für den Snowfunpark Wittenburg bis zur Eröffnung im Dezember 2006 und schließlich Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal seit September 2006.“MM-FRAGE: „Was waren die Highlights der Entwicklung des Brandnertales bzw. der Bergbahnen bis heute?“Nigsch: „Das Wintersportgebiet umfasst 53 Pistenkilometer, 14 Anlagen und 8 Bergrestaurants, der erste Lift wurde 1951 errichtet. In der jüngeren Vergangenheit waren zwei wesentliche Highlights der Rückkauf von der Pfänderbahn AG 1998 und dass 2006 die Gesellschaftsanteile der Raiffeisenbank je zur Hälfte an die Gemeinden Brand und Bürserberg übergingen und somit die ganze Gesellschaft wieder in Talschaftsbesitz gekommen ist. Der wichtigste Schritt waren die Neubauten der Dorfbahn (8 EUB Doppelmayr 1 049 m lang, 390 m Höhendifferenz) sowie zeitgleich der Panoramabahn (Steurer- Pendelbahn, 1 500 m freies Seilfeld) für die seilbahntechnische Verbindung zwischen Brand und Bürserberg.

Interviewpartner Eugen Nigsch ist seit September 2006 Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal. Fotos: BB Brandnertal

MM-FRAGE: „Es heißt, das Brandnertal sei wie der Phönix aus der Asche aufgestiegen. Wie hat sich der Aufstieg abgespielt, welche Maßnahmen wurden ergriffen – auch auf der Software Seite?“Nigsch: „Wichtig war die Attraktivierung vom Dorfzentrum aus, um in 3 Minuten bequem und trockenen Fußes auf den Berg zu gelangen. Vom Management her gesehen haben wir die Betriebsabläufe optimiert und uns um die Motivation der Mitarbeiter gekümmert. Dies bleibt auch weiterhin im Fokus. Wir haben auch relativ flache Managementstrukturen, einen klaren Führungsstil und viel Spaß bei der Arbeit. Dies spüren auch die Gäste und geben uns oft positives Feedback über unseren Auftritt, die Freundlichkeit usw. Hier steckt für mich auch eines der größten Potenziale in einem Dienstleistungsbereich, also wie man mit dem Faktor Mensch umgeht. Auch in punkto Marketing hat sich einiges verändert. Früher hat man sich als Bergbahnen Brandnertal verkauft,jetzt steht nur noch der Begriff ,Brandnertal’ im Vordergrund. Wir wollen alle zusammen die Talschaft vermarkten, die Bergbahn sieht sich als Teil der Dienstleistung, die der Gast in Anspruch nimmt. Diese Strategie, sich als Ganzes zu verkaufen, ist mittlerweile auch in allen Köpfen verankert – bis hin zur Skischule, den Hoteliers, den Gemeinden, dem Golfklub etc. Dadurch ist eine Dynamik entstanden, die bereits sehr viel Positives ausgelöst hat und noch auslösen wird.“MM-FRAGE: „Es hat endlich ein Zusammenschluß mit Bürserberg stattgefunden. Wie verändert sich der Auftritt nach außen, welche Zukunftsperspektiven ergeben sich dadurch?“Nigsch: „Man hat schon vor 30 Jahren begonnen, darüber zu diskutieren, aber erst die neue Gesellschafterstruktur hat den technischen Zusammenschluss ermöglicht. Man hat klare Worte gesprochen, was passiert, wenn man es nicht tut. Gesellschaftsmäßig gehören wir ja schon seit Anfang der 70er Jahre zusammen, aber die seilbahntechnische Verbindung war einfach nicht vorhanden. Nach längeren Diskussionen mit der Naturschutz-Anwaltschaft über einen Skiweg, der zur Bergstation der Panoramabahn geführt werden musste, gab es Anfang 2007 auch grünes Licht von dieser Seite. Nun kann endlich ein zusammenhängendes Skigebiet vermarktet werden, was uns in die Liga der mittleren Größe bringt. Darauf sind wir auch stolz. Der Aufsichtsrat – vor allem der Vorsitzende Walter Huber – hat das Ganze jahrelang vorangetrieben, die Feinjustierung darf ich auf meine Fahnen heften.Mit Blick auf die Zukunft werden wir weiter an der Qualität arbeiten, ältere Anlagen erneuern, die Beschneiung ausbauen sowie im Bereich Gastronomie aufholen. Da wir mit größeren Frequenzen rechnen, muss das gastronomische Angebot dementsprechend angepasst werden.“MM-FRAGE: „Helfen Ihnen Ihre Erfahrungen mit der Skihalle Wittenburg im jetzigen Marketing, wie ist überhaupt Ihre Einschätzung der Marketing-Rolle für ein Bergbahnunternehmen?“Nigsch: „Ich bin vielleicht kein typischer Seilbahner, weil ich nicht von der Technik-Seite her komme. So gesehen hat mir die Projektentwicklung und die Kundenstromanalysen, die wir in Zusammenhang mit Indoor-Projekten erstellt haben, sehr viel gebracht. Man sieht dadurch alles ganzheitlicher, denn bei einer Skihalle hat man das ganze Bündel mit Skibetrieb, Beschneiung, Verleih, Skischule, Gastronomie und Hotel sozusagen unter einem Dach in komprimierter Form! Wenn man das 5 Jahre lang gemacht hat, dann entwickelt man viel Verständnis für die Bedürfnisse der einzelnen Dienstleister sowie für ein Gesamtprodukt, das der Gast immer als solches wahrnimmt. Eine Bergbahn bleibt zwar nach wie vor ein technischer Betrieb, aber das Denkenwird in eine andere Richtung gehen (müssen). Denn der technische Standard ist in allen Skigebietenso hoch, dass man sich dadurch kaum mehr unterscheiden können wird. Hingegen bei Softfacts wie Freundlichkeit, Erscheinungsbildoder kleinen Goodies wie da und  dort eine Bank aufstellen oder, dass man den Leuten die Skier aus der Hand nimmt und in den Köcher stellt, kann man sich differenzieren. Mit einem Wohlfühlklima, das der Gast ja letztlich sucht.“

Blick auf die 1541 m lange Strecke der neuen 60er-Panoramabahn „Burtscha“ von Bürserberg, die von Steurer Doren und Carvatech realisiert wurde.

MM-FRAGE: „Wie kooperiert ihr mit den anderen touristischen Dienstleistern?“Nigsch: „Es gibt sehr konstruktive Gespräche, einen guten Gemeinschaftsgeist und Zusammenhalt in der Talschaft. Wir packen etwas gemeinsam an und wenn wir scheitern, dann scheitern wir alle zusammen, oder wir sind zusammen erfolgreich. Das ist eigentlich eine sehr gute Basis.“MM-FRAGE: „Das ,neue Brandnertal’ erscheint dynamisch und pfiffig. Welche Ideen haben Sie eingebracht? Sind Sie ein Querdenker? Was ist das Entscheidende bei der Umsetzung?“Nigsch: „Ich bin ein konsequenter Verfolger von gewissen Punkten, die mir wichtig sind wie z. B. Dienstleistung. Ich habe auch den Mut, einmal etwas Neues zu probieren und nehme es in Kauf, dass es daneben gehen könnte. Als Querdenker sehe ich mich in gewissen Bereichen ganz bestimmt. Wir arbeiten jetzt z. B. an neuen Vertriebswegen mit gewissen Partnern, was vielleicht vorher noch niemand angegangenist. Ich halte mich auch für einen Netzwerker, weil das Wissen aus einem guten Netzwerk heraus entscheidend ist, um gewisse Projekte angehen zu können und Erwartungen und Bedingungen an Partner formulieren zu können. Das Entscheidende bei der Umsetzung sind für mich die Klarheit und dieAusdauer, das ergibt dann eine Konsequenz.“

Die neue Dorfbahn ersetzte die altbewährte Niggenkopfbahn I und befördert 1695 P/h komfortabel in drei Minuten vom Ortskern Brand auf den Berg

MM-FRAGE: „Es wird bei euch in Zukunft auch ein Destinations- Management System von SKIDATA eingesetzt. Welche Überlegung steck dahinter, was erhofft man sich dadurch? Seid ihr hier bei den ,Frühen’ dabei, also eher Pioniere.“Nigsch: „Mit diesem Instrument wollen wir das Produkt Brandnertal noch besser verkaufen und über neue Vertriebskanäle mehr Kunden erreichen als bisher. Und wir möchten dadurch auch gewisse Annehmlichkeiten für den Gast schaffen. Wenn ein Familienvater am Urlaubsziel ankommt, hat er ja die ersten eineinhalb Tage nur Arbeit (einchecken, Skipässe, Ausrüstung besorgen etc.). Das Urlaubsgefühl soll aber von der ersten Minute an da sein, daher wollen wir von dieser Arbeit möglichst viel abnehmen. Das sind Serviceleistungen, mit denen man sich gegenüber dem Mitbewerb einen Vorsprung herausarbeiten kann. Tatsächlich sind wir hier bei den Ersten, die das zur Saison 08/09 anwenden werden.Momentan läuft ein Probebetrieb mit einigen teilnehmenden Partnern und wir sind überzeugt, ass dies der richtige Weg ist.“MM-FRAGE: „Welche langfristige Vision haben Sie von der Destination Brandnertal? Es soll angeblich ein Ganzjahresangebot werden? Wie kann man sich das konkret vorstellen?“Nigsch: „Unser Ziel ist es schon, die 365-Tage-Strategie zu fahren, um das ganze Jahr Wertschöpfung zu generieren. Es kann ja nicht sein, dass man das Geld, das im Winter verdient wird, im Sommer wieder drauflegt. Es gehört sicherlich eine große Konsequenz dazu, um hier zu reüssieren, aber wir sehen das Potenzial. Wir denken z. B. über Ganzjahres-Saisonkarten ,Skifahren-Golfen’ nach und führen eine Erhebung durch, ob so ein Produkt nachgefragt würde. Die Kunden sind überrascht und finden die Kombination höchst interessant. Golfen nimmt zu, das bemerken auch wir an der Auslastung, und jetzt möchten wir die Zeiten zwischen Sommer- und Wintersaison oder umgekehrt mit Produkten füllen, die am Markt verkaufbar sind. Das ist das Entscheidende beim Kreieren neuer Produkte. Das Brandnertal hat das Potenzial dazu, dementsprechende Produkte zu schaffen. Ab Ende März kann man jedenfalls schon Golf spielen und viele Golfer sind auch Ski-affin.“

Snow & Golf ist eine der neuen Positionierungen des Brandnertales.

MM-FRAGE: „Soll durch die 365-Tage-Strategie auch die Schneeabhängigkeit der Bergbahn-Umsätze etwas verringert werden? Wie stehen Sie überhaupt zum Thema Klimawandel?“Nigsch: „Wenn man dadurch die Abhängigkeit von Temperaturen, sprich technischer Beschneiung, verringern kann, tut man sich sicherlich leichter. Man hat nicht alljährlich diese große Zitterpartie. Durch solche Produktentwicklungen kann man sich ein wenig entlasten, zur Gänze sicherlich nicht, da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Faszination des Schnees ist einfach das Zentrum, davon sollten wir uns auch nicht zu sehr wegbewegen. Wir können künftig aber auch noch andere Potenziale verkaufen wie z. B. die Ruhe der Berge. Ruhe ist heute ein Gut, das die Leute bewusst suchen – nicht nur Halli Galli. Wir glauben oft, wir sollten noch weiß Gott was in die Berge raufbauen. Das muss nicht unbedingt der richtige Weg sein. Walt Disney spielt sich wo anders ab. Die faszinierende Bergwelt, die wir haben, sollen wir gut verkaufen, aber nicht überpinseln. Der Berg an sich hat immer eine Faszination, Sommer wie Winter.“MM-FRAGE: „Die Münchner ISPO hat aufgezeigt, dass es derzeit einen starken Outdoor-Trend in der Bevölkerung gibt, jedoch Skifahren seit langem stagniert. Wird sich eine Bergbahn langfristig vom ,Transporteur für Skifahrer’ wegentwickeln müssen, ein neues Selbstverständnis und neue Geschäftsfelder aufbauen müssen?“Nigsch: „Wintersport bleibt mittelfristig das Kerngeschäft. Sicher wird man auf andere Sportarten und Trends schnell reagieren müssen. Aber das ist nur eine Frage der Flexibilität. Man soll sich dabei aber nichts verbauen, denn Trends sind oft nach einer gewissen Lebensdauer auch wieder vorbei. Wichtig ist, sich nicht dagegen zu verwehren. Als Transporteur alleine sehen wir uns sowieso schon längst nicht mehr. Schön wäre es, wenn man als Bergbahn die ganze Wertschöpfungskette schließen könnte. Das bleibt im Moment aber eher den Großen vorbehalten. Hingegen ist Berggastronomie für uns auf jeden Fall ein Thema und wir werden ein eigenes Projekt verwirklichen. Man könnte sich gedanklich sogar ein Engagement der Bergbahnen im Bereich Unterkunft vorstellen. Allerdings braucht man dazu die Fachleute für das operative Geschäft und einen starken Vertrieb. Ich denke, dass die Bergbahnbranche in den nächsten Jahren hier die Initiative noch stärker ergreifen wird.“MM: „Herr Nigsch, wir danken für das Gespräch.“

Dr. Helene Karmasin, Karmasin Motivforschung Wien

„Wenn Kinder keinen Kontakt zum Wintersport finden, sind sie als Gäste verloren“

Foto: KMW

„Das Wichtige an Marken ist, dass sie eine Bedeutung, einen speziellen Faktor enthalten, der genau mit diesem Produkt, diesem Angebot in Verbindung gebracht wird“, so Dr. Helene Karmasin, eine der führenden Motivforscherinnen in Österreich. Mit dem MOUNTAIN MANAGER hat sie sich über das Image des Wintersports, Zielgruppen und den Zugang zu jungen Leuten unterhalten.MM-FRAGE: „Welches Image hat der Wintersport heute?“Karmasin: „Der Wintersport hat im Prinzip immer noch ein gutes Image. Er gehört für viele Leute zum Leben dazu – ist also eine Art, wie sie im Winter gerne ihren Urlaub verbringen wollen. Er ist interessant, ganz anders als ein Sommerurlaub, hatmit Kälte, Natur, Berge und Skifahren zu tun. Für all jene, die nicht in Österreich leben, und vor allem für die dortigen Elitegruppen, hat Wintersport eine hohe Anziehungskraft, weil sich das nur wenige Leute leisten können.Natürlich ist das Image aber nicht nur positiv. Es gibt auch Aspekte, die den Winterurlaub als teuer, gefährlich und unsicher vom Wetter her qualifizieren. Dazu gilt der Winterurlaub immer wieder als Domäne für die bürgerliche Mittelschicht, die etwas älter ist. Die Bilder, die vielen Menschen beim Thema Wintersport durch den Kopf gehen und von den Medien geprägt werden, sind vom Rennsportbeeinflusst. Der Rennsport ist zwar etwas, was den Nationalstolz einiger anspricht, aber durchaus nicht alle begeistert. Man kann also zusammenfassen, dass der Wintersport im Kern positiv besetzt ist, aber dass man doch aufmerksam sein muss, weil es durchaus problematische Aspekte gibt.“

Eine ganze Region sollte sich als stimmiges Paket anbieten, Bergbahnen spielen darin eine vorrangige Rolle. Foto: SLT GmbH

MM-FRAGE: „Für welche Zielgruppen ist er damit interessant?“Karmasin: „Die Zielgruppen, die am positivsten zum Wintersport, zum Skifahren und zum Skifahren Lernen stehen, sind die so genannte bürgerliche Mittelschicht und die Eliten. Es sind damit nicht jene Zielgruppen, die heute auf anderen Märkten die vorrangige Rolle spielen. Ich gebe aber zu bedenken, dass es sich hier um eine Einschätzung handelt, die nicht ins Detail geht. Die jungen Leute stehen dem Wintersport nicht unbedingt so positiv gegenüber – er findet einfach in der Kälte statt, ist gefährlich, teuer und man muss sich auch noch anstellen. Einschränkungen hinsichtlich der Beliebtheit findet man auch bei Frauen und bei all jenen Gruppen, die sehr gesundheitsbewusst sind. Bei letzteren zeigen sich zwei Aspekte. All jene, die schon in der Kindheit mit Wintersport begonnen haben, sind auch später bemüht, ihn weiter auszuüben – außer sie bekommen gesundheitliche Probleme. Eine zweite Gruppe sieht zwar den sportlichen Nutzen, ist aber nur im Ansatz bereit, ausgerechnet Wintersport auszuüben – hier müsste man noch stärker ansetzen.“„Man muss jungen Leuten das Gefühl geben, dass sie willkommen sind!“

Für Kinder ist es wichtig, so bald wie möglich Zugang zum Wintersport zu bekommen. Foto: Snow Sport

MM-FRAGE: „Wie müsste das Image aussehen/verändert werden, damit eine junge Zielgruppe angesprochen werden kann?“Karmasin: „Da muss man sich damit beschäftigen, was junge Menschen wollen und dann eine ganz spezielle Angebotsschiene für junge Leute schaffen. Das heißt nicht, dass alles in Richtung Fun, Fun, Fun laufen muss – aber um eine junge Zielgruppe anzusprechen, muss man spezielle Unterbringungsmöglichkeiten schaffen, eine ganz spezifische Infrastruktur und man muss den jungen Leuten das Gefühl geben, willkommen zu sein. Viele junge Leute haben den Eindruck, dass man sie gar nicht so gerne sieht.Junge Leute haben auch sehr viel mehr Lust Ski zu fahren, wenn sie schon als Kinder damit in Kontakt gekommen sind. Wenn sie als Kinder keinen Kontakt zum Wintersport gefunden haben, entschließen sie sich auch später nicht oder nur sehr schwer dazu, dann sind sie als Gäste eigentlich verloren. Es ist also sehr wichtig, dass man Kinder sehr früh mit dem Skifahren oder Snowboarden in Kontakt bringt.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert können dabei Schulskiwochen haben?“Karmasin: „Schulskiwochen sind wirklich sehr wichtig, weil sie vielfach einen Einstieg in diese Materie darstellen. Gerade Kinder, deren Eltern keinen Draht zum Wintersport haben, können dabei für den Sport begeistert werden. Wenn die Schulskiwochen wegfallenwürden, fehlt von Anfang an ein wesentlicher Teil des jungen Publikums.“MM-FRAGE: „Wie müssten Schulskiwochen aussehen, damit sie motivierend auf die Jugendlichen wirken?“Karmasin: „Hier kommt es natürlich sehr viel auf die Lehrer an. Damit Schulskiwochen für Jugendliche attraktiv sind, müssen Lehrer gewonnen werden. Lehrer, die Schulskiwochen organisieren, bürden sich viel Arbeit auf, tragen viel Verantwortung und haben oft das Gefühl, sie werden damit allein gelassen und ihre Leistung wird nicht gewürdigt. Natürlich müssen Lehrer auch Angebote wählen, die für junge Leute motivierend sind und das ist nicht einfach. Ski fahren oder Snowboard fahren muss vielfach erst erlernt werden, wobei man sehr gutes Material und gute Lehrer braucht, die hier auch Know-how vermitteln können. Darüber hinaus darf die Unterhaltung nicht zu kurz kommen. Man zwingt die Jugendlichen während des Schulskikurses in Lebensumstände, die sie ansonsten nicht unbedingt kennen. Es gibt fixe Schlafenszeiten,die jungen Leute müssen sich in eine  Gruppe einfügen und können nicht einfach ausgehen, wann sie wollen, und natürlich dürfen sie auch keinen Alkohol trinken. Lehrer sind also gefordert, auch ein Unterhaltungsprogramm zusammenzustellen.Wir haben eine große Untersuchung zum Thema Schulskikurse gemacht und dabei festgestellt, dass es sehr wohl Lehrer gibt, die ganz ausgezeichnete Programme erstellen und damit auch die Schüler begeistern. Daneben gibt es aber natürlich auch Beispiele, die gar nicht funktionieren, wo sich Schüler langweilen und so in Zwänge gepresst werden, dass siesich nicht wohlfühlen können.Das entscheidende Kriterium bei Schulskikursen sind also die Lehrer. Gefordert sind daneben die Infrastruktur, die Industrie und die Bergbahnunternehmen mit ihrem Bemühen, was sie für Lehrer tun können.“

Bergbahnen müssen ihre gelebte Verantwortung für die Natur stärker in den Blickpunkt rücken. Foto: RV Dachstein Tauern

„A brand is more than a product“MM-FRAGE: „Wie kann es für Bergbahnunternehmen gelingen, aus der Angebotsmenge herauszutreten und aus Ihrem Produkt eine Marke zu machen?“Karmasin: „Jeder der ein besonderes Produkt oder eine Marke haben will, muss für etwas Spezielles einstehen. Es gilt die Maxime ,a brand is more than a product’. Die Angebotsleistung muss perfekt sein, die Erwartungen müssen erfüllt werden. Dann muss man sich einen Aspekt aussuchen, der darüber hinausgeht und mit dem man sich voll identifiziert, in dem man einzigartig ist. Dieser Aspekt muss dann entsprechend inszeniert werden, sodass sich in den Köpfen der Gäste die spezielle Leistung, die Verbindung zwischen Angebot und X festsetzt. Das ist für Bergbahnunternehmen natürlich nicht so einfach. Sie verkaufen kein Fruchtjoghurt, das es in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Vielfach haben Bergbahnunternehmen eine absolut dominierende Stellung im Ort, sodass man daraus vielleicht den Schluss zieht, auch ein absolut dominierendes Angebot zu haben. Man glaubt dann natürlich auch, die Gäste müssten das genauso sehen und ohnehin kommen.“MM-FRAGE: „Welche Rolle spielt in dieser Hinsicht Infrastruktur, welche die emotionale Qualität?“Karmasin: „Hier muss eine absolute Balance vorhanden sein. Man kann nicht Dinge versprechen, die man dann nicht vorfindet. Die Infrastruktur muss perfekt sein, und das in Hinsicht Komfort, Sicherheit und Freundlichkeit der Mitarbeiter. Die emotionale Qualität muss in der Folge noch dazukommen. Nur dann wird dem Gast auch das besondere Angebot bewusst werden, dann wird er Freude daran haben.“MM-FRAGE: „Was sehen Sie als die wesentlichen Faktoren für Bergbahnunternehmen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein?“Karmasin: „Vorrang hat die Leistung, die von Beginn an perfekt sein muss. Diese Leistung muss dann in das Image, das Wertefeld einer Region eingefügt werden. Es geht also tatsächlich darum, eine ganze Region als stimmiges Paket anzubieten. Die Bergbahnen müssen darin eine vorrangige Rolle spielen. Der dritte Aspekt ist die Verantwortung. Bergbahnen tragen eine große Verantwortung, nicht nur für die Sicherheit der Gäste, sondern auch für die Natur. Wenn man Bergbahnen mit der Zerstörung von unberührter Natur in Zusammenhang bringt, und das hört man immer wieder – dann ist das ausgesprochen kontraproduktiv. Man muss hier sehr viel besser die Verantwortung und die Sorge um die Natur in den Blickpunkt rücken. Bergbahnen müssen diejenigen sein und alssolche auch erkannt werden, die sehr sorgfältig und sehr verantwortungsbewusst mit der Natur umgehen.“dwl

Fusionieren ist mehr als das Zusammenführen von Bilanzen

Dr. Ing. Roland Zegg ist Gründer und Inhaber der Grischconsulta AG in Chur, einem Beratungsunternehmen aus hochmotivierten Kompetenzträgern und Entscheidungsfindern mit hohem Praxisbezug. Geschätzt wird der erfahrene Quer- und Freidenker Zegg nicht nur wegen der jährlichen Durchführung des TourismusForum-Alpenregionen (TFA), das der Branche jedesmal wertvolle Impulse zu brandaktuellen Themen vermittelt, sondern auch als Moderator bzw. Coach von Projektgruppen – insbesondere bei Fusionen. So hat Grischconsulta die drei größten Fusionen in der Schweizer Bergbahnbranche mitgestaltet und ist in mehreren Destinationsprojekten engagiert. Höchste Zeit, Dr. Zegg um einige Statements für das MM-Magazin zu bitten!

Dr. Roland Zegg, Gründer und Inhaber des Beratungsunternehmens Grischconsulta AG in Chur (vorne) hat sich als Coach bestens bewährt. Fotos:grischconsulta

MM-FRAGE: „Grischconsulta hat die 3 größten Bergbahn-Fusionen der Schweiz mitgestaltet bzw. gecoacht. Haben Sie den Dreh raus in dieser sensiblen Materie, weil Sie sich darauf spezialisiert haben? Worauf kommt es an, damit man so einen Prozess erfolgreich durchziehen kann? Wo liegt Ihr spezielles Know-how?“Zegg: „Wir haben bereits am Tourismusforum 2001 das provokative Thema ,kooperieren – fusionieren oder kapitulieren’ aufgegriffen und darauf hingewiesen, dass durch Fusionen in der Schweizer Bergbahnbranche große Synergien realisiert werden können, die dringend notwendig sind. Anschließend durften wir die Fusion der Bergbahnen von Zermatt leiten, dann diejenige von Davos-Klosters und kürzlich jene von Engadin-St. Moritz. Dazu kommen erfolgreiche Fusionen von Unternehmungen in mittelgroßen Destinationen. Unter den fünf rentabelsten Bergbahnen der Schweiz sind heute drei Unternehmen, die aus Fusionen unter unserer Leitung entstanden sind. Die Investitionen,die durch die Bergbahnfusionen ausgelöst wurden, haben jeweils die ganze Destination befruchtet. Der bisher augenscheinlichste Erfolgssprung fand in Zermatt statt. Dort haben die Bergbahnen seit der Fusion rund 200 Mio. Franken im Skigebiet investiert und den Cash-Flow fast verdoppelt. Grischconsulta hat mittlerweile einen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Unsere Stärke dabei ist der solide betriebswirtschaftliche Background, technisches Know-how und – wahrscheinlich am wichtigsten – die sensitive Führung der Projektteams durch die heiklen Themen der Verhandlungen. Nur das Zusammenführen zweier Bilanzen macht jedoch bei weitem noch keine erfolgreiche Fusion aus. Der Einbezug der unterschiedlichen Kulturen und das Eingehen auf wichtige Detailfragen, sowie die Transparenz und Offenheit innerhalb des Projektes sind nicht zu unterschätzende Faktoren.“MM-FRAGE: „Wie weit ist die Schweiz bei der Bildung größerer Einheiten im Bergbahnbereich jetzt und welche Perspektiven bieten sich noch an?“Zegg: „Auf Stufe der großen, bekannten Destinationen sind die wesentlichen Restrukturierungen gemacht, bei den mittelgroßen oder kleinen Gebieten gibt es nach wie vor einen hohen Anpassungsbedarf und auch einen entsprechenden wirtschaftlichen Druck. Die Konsolidierung würde schneller erfolgen, wenn der freie Markt spielen würde. Es gibt jedoch immer wieder Investoren, Fangemeinden oder auch die öffentliche Hand, welche ein an und für sich nicht mehr marktfähiges Gebiet weiterhin betreiben wollen.“

Die Fusionierung der Bergbahnen Engadin-St. Moritz wurde ebenfalls von Grischconsulta begleitet und brachte das viertgrößte Bergbahnunternehmen der Schweiz hervor. Im Bild die Signalbahn in Corviglia.

MM-FRAGE: „Besteht die Gefahr, dass man ein Allheilmittel im Fusionieren sucht? Ab wann ist diese Taktik zielführend und wann ist eher abzuraten?“Zegg: „Fusionen sind definitiv kein Allheilmittel. Wenn die Eigentumsverhältnisse zwischen Partnern zu unterschiedlich sind, z. B. zwischen Investoren und einer Gemeinde, dann wird man bei der Fusionsbestrebungen kaum den gemeinsamen Nenner finden. Bei kleineren Einheiten oder bei nicht zusammenhängenden Skigebieten können Kooperationen, Tarifverbünde, gemeinsame Marketinganstrengungen zweckmäßiger sein als eine Fusion. Aber auch bei Kooperationen ist es wichtig, dass das Aufwand-Nutzen-Verhältnis genau geprüft wird.

Roland Zegg kann als Moderator von Projektteams auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Seine Stärke ist die sensitive Führung bei heiklen Themen.

MM-FRAGE: „Mit dem Fusionieren alleine wird das Problem der kalten Betten aber noch nicht gelöst. Was muss hier geschehen, um Investoren anzulocken?“Zegg: „Dieses Problem ist charakteristisch für die Schweiz. Dies das hat mit politischen und volkswirtschaftlichen Faktoren zu tun, auf die der Tourismus keinen Einfluss hat. Die politische Stabilität, der sichere Franken und die steigenden Bodenpreise machten und machen die Schweiz einerseits attraktiv für Immobilienanlagen. Zusammen mit den hohen Betriebs- und Baukosten für Hotels führt dies andererseits dazu, dass Hotelbetriebe, die nicht mehr rentieren, geschlossen und nachher in Form von Zweitwohnungen vergoldet werden. Lösen kann man das Problem nur teilweise über Marktmechanismen. Eine Möglichkeit sind wirkungsvolle Lenkungsabgaben, d. h. es braucht neue Tourismusgesetze, welche die Bewirtschaftung von Wohnungen belohnen und ,kalte Betten’ massiv bestrafen. Grischconsulta hat z. B. hierzu Tourismusgesetze für grosse Schweizer Destinationen ausgearbeitet, die zu Modellen für weitere Tourismusorte werden könnten. Um Investoren für Hotels anzulocken muss die Destination attraktiv sein. Die Zonenplanung und Baugesetzgebung muss den Bau großer Hotels mit 200–400 Betten ermöglichen. Wenn diese planerischen Voraussetzungen geschaffen werden, ist es für Investoren interessant, in der Schweiz Hotels zu bauen und damit ,warme Betten’ zu schaffen. Bergbahnen brauchen die erforderliche Auslastung, sonst können sie die Infrastrukturen nicht mehr erneuern. Und das erreichen sie nur mit warmen Betten im Ort. Ohne diese Gäste, welche die starken Schwankungen des Tagestourismus ausgleichen, ist dies in großen Destinationen kaum zu schaffen.

CD Cover zum TA Forum 2001: kooperieren, fusionieren – oder kapitulieren?

MM-FRAGE: „Welche Rolle spielt dabei der Trend ,cheap & chic’, lässt sich hier eine neue Schiene öffnen im Alpentourismus?“Zegg: „,Cheap & chic’ hat ein starkes Wachstumspotenzial, weil damit Skiurlaub in den Alpen für ein großes Marktsegment erschwinglich wird. Diese Gäste suchen nicht in erster Linie Luxus und Komfort, sondern das Erlebnis und den Unterschied zum Alltag. Es sind Leute jeder Alterskategorie, die ihr Geld lieber für Skifahren, einen schönen Ausflug, für Events und Abenteuer ausgeben, als für luxuriöse Übernachtungen. Sehr erfolgreich agieren hier die Schweizer Jugendherbergen, aber auch mehrere Bergbahnen operieren bereits erfolgreich im Segment ,cheap & chic’ und sichern sich damit zusätzliche Ersteintritte, d.h. reinen Cash-Flow, den sie sonst nicht hätten. Dort, wo Hotelbetten verschwinden, kommen Bergbahnen in Zugzwang, selbst für Unterkunftskapazitäten zu sorgen. Für die Bergbahn erzeugt dabei ein Bett in einer Jugendherberge mindestens so viele Ersteintritte wie ein Bett in einem Fünfsterne-Hotel.“MM-FRAGE: „Eine andere Strategie ist es, als Destination oder Tourismusbetrieb auf Nachhaltigkeit zu setzen. Sie selbst engagieren sich hier mit dem Steinbock-Label. Welche Erwartungen haben Sie an dieses Segment, wird das eine namhafte Größe in der Szene erreichen? Wird es gar einmal ,zum guten Ton’ gehören z. B. klimaneutrale Ferien anzubieten?“Zegg: „Nachhaltigkeit muss die Antwort der Alpintourismus-Wirtschaft auf die Herausforderung von Klimawandel und Umwelt sein. Da Nachhaltigkeit im Tourismus bisher abstrakt und schwer greifbar ist, geben wir ihr einen Namen und bauen deshalb das Steinbock-Label auf. Das Steinbock-Label ist weltweit die einzige Auszeichnung, die die Nachhaltigkeitsleistung von Hotelbetrieben klar, einfach und überzeugend dokumentiert und vergleichbar macht. Ich bin überzeugt, dass in Zukunft ökologische Baubegleitung bei Bergbahnprojekten, Bergrestaurants mit Minergiestandard, Windkraftwerke etc. eine große Bedeutung erhalten. Nachhaltigkeit wird zu einem Verkaufsargument. Klimaneutrale Winterferien sind dabei nur eine Möglichkeit, der Sensitivität der Gäste in Klimafragen zu entsprechen. Der Gast wird im Skiurlaub so hautnah wie sonst nirgends mit dem konfrontiert, was er sonst nur in den Medien hört und liest (Schneesituation, Klimaveränderung, Gletscherschwund etc.). Und deshalb ist es auch im Interesse der Bergbahnen, dieses Thema aufzugreifen und proaktiv Lösungen aufzuzeigen. Der Gast ist dafür dankbar, er kann sein Gewissen beruhigen und ist auch bereit, diesen Mehrwert zu bezahlen.“

Erfolgsbeispiel Lenk vor und nach der Fusionierung

MM-FRAGE: „Sie haben bisher bereits 18 TFA’s veranstaltet. Wie fällt die Bilanz aus, konnten Sie das bewegen, was Sie sich vorgenommen haben, und werden Sie weiter machen?“Zegg: „Das TourismusForum Alpenregionen ist unser Beitrag an die Branche. Wir investieren viel in das TFA, es ist die Essenz aus unserer Beratungs- und Forschungstätigkeit. Unser Ziel war und ist es, Trendsetter zu sein, also die Zukunftsthemen vorzugeben. Die Entscheidungsträger der erfolgreichen Bergbahnen und der führenden Destinationen im deutschsprachigen Raum honorieren das mit ihrer Teilnahme am TFA. Dies wiederum bedeutet, dass das TFA als Plattform für den Erfahrungsaustausch und als Impulsgeber eine starke Hebelwirkung erhalten hat. So sind Destinationsstrategien konkretisiert, Verkehrsmanagementlösungen initiiert, Mitarbeiterprogramme aufgenommen worden und auch schon Tourismusfachschulen entstanden, um einige Beispiele zu nennen – das sind wertvolle Impulse, die das TFA gibt. Die Bilanz fällt nach 18 Durchführungen positiv aus, dies bestätigen uns auch die Teilnehmer. Das TFA ist übrigens in Europa das einzige Tourismussymposium von Bedeutung, das seit seiner Gründung eigenwirtschaftlich finanziert wird, d.h. ohne Steuergelder, Subventionen oder Verbandsbeiträge auskommt. Deshalb hat es auch eine klare unternehmerische Note. Das 19. TFA wird im März oder April 2009 stattfinden, der Ort steht noch nicht fest.“

Cheap & chic ist im Kommen. Im Bild ein Zimmer des Hotels ValBlu in Vorarlberg.

MM-FRAGE: „Herr Dr. Zegg, wir danken für das Gespräch.“
Kontakt: grischconsulta, Roland Zegg, Tel. ++41 (0) 81/3549800, www.grischconsulta.ch

    
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Alexander Melchior, Geschäftsführer Bergbahnen Langes Lermoos–Biberwier: Alle Wünsche aus einer Hand

In Lermoos und Biberwier gilt es, die Anforderungen zweier Skidestinationen unter einen Hut zu bringen. Geschäftsführer Alexander Melchior hat mit dem Mountain Manager über sein Konzept und seine Ambitionen gesprochen.

Alexander Melchior, GF Bergbahnen Langes Lermoos–Biberwier. Fotos: Langes Resorts

MM-FRAGE: „Wie sieht das Angebot der Bergbahnen im Winter 2007/08 in Lermoos und Biberwier aus?“Melchior: „Unser Angebot umfasst unsere volle Kapazität, die wir zur Verfügung stellen können. Wir haben heuer im Vergleich zum letzten Jahr keine Beschneiungsprobleme und auch die Schneesicherheit wurde von Anfang an gewährleistet. Wir haben alle Bahnen in Betrieb und alle Abfahrten sind in einem Top-Zustand. Insgesamt stehen so 15 Aufstiegsanlagen zwischen 1 000 bis 2 100 m Seehöhe und 42 Pistenkilometer zur Verfügung.“MM-FRAGE: „Gab es für die Saison Neuerungen, stehen Investitionen an?“Melchior: „Als Neuheit für die Wintersaison 2006/07 haben wir in Lermoos den Einersessellift ,Hochmoos’ durch eine kuppelbare 6er Sesselbahn mit Wetterschutzhauben, den ,Hochmoos Express’ ersetzt. 2007 wurde das CUBE Hotel in Betrieb genommen,auf das wir noch zu sprechen kommen. 2008 haben wir neuerlich Investitionen und Bauausführungen zu tätigen, bei denen wir gerade am Planen sind. Konkret arbeiten wir an zwei neuen Liftprojekten und an einem Beschneiungsteich. Bei den Liftprojekten handelt es sich einmal um einen Ersatz einer alten Anlage, dazu soll eine komplette Neuerung kommen.“

6er-Sessel Hochmoos-Express.

MM-FRAGE: „Welche Zielgruppe sprechen Sie im Winter an?“Melchior: „Wir betreuen grundsätzlich zwei Berge, haben also ein sehr großes Angebot für unterschiedliche Zielgruppen. Dazu gehören Anfänger, Familien und genauso ambitionierte, sportliche Skifahrer. Daraus ergibt sich eine breite Palette an Gästen, die wir ansprechen können und müssen, um beide Skigebiete auszulasten. Bei den Urlaubsgästen, die länger bleiben, sind die Benelux-Staaten gut vertreten und natürlich Deutschland. Dazu kommen Gäste aus Großbritannien. Bei den Tageskarten dominieren eindeutig die deutschen Gäste. Regional betrachtet liegt unser Einzugsgebiet in den Regionen westlich von München mit Schwerpunkt Stuttgart, Ulm und Augsburg.“MM-FRAGE: „Wie wichtig sind Events und Veranstaltungen“?Melchior: „Events sind Teil unseres Gesamtprojektes, sodass wir auch regelmäßig Veranstaltungen durchführen müssen. Wir sind z. B. sehr bemüht, ein schönes Opening zu machen oder den Winter mit einer entsprechenden Schlussveranstaltung ausklingen zu lassen. Dazwischen gibt es ebenfalls immer wieder Events, um Aufmerksamkeit zu erregen. Da wir, wie schon erwähnt, eine sehr unterschiedliche Gästestruktur haben, können wir nicht immer den Geschmack aller treffen. Unsere Veranstaltungen sind deshalb auf eine bestimmte Zielgruppe gerichtet, die wir dann ganz bewusst ansprechen.“

Das NTC hält für alle Wünsche das richtige Sportgerät parat.

„Vernünftige Verpflegung ist wesentlich für das Wohlbefinden der Gäste“MM-FRAGE: „Sie haben eine große Auswahl im Bereich der Gastronomiebetriebe. Welche Bedeutung haben sie in der Winterdestination, wie sieht das Angebot aus?“Melchior: „Es war uns ein Anliegen, jegliche Form der Gastronomie bieten zu können, wobei wir modernes Ambiente genauso schätzen wie gewachsene, rustikale Gemütlichkeit. Deshalb haben wir Selbstbedienungsrestaurants genauso wie Bedienungsrestaurants, Après-Ski-Angebote, Short-Inn-Stops, Lounges und Hütten. Wir messen der Gastronomie auch roße Bedeutung zu, weil sie einen wesentlichen Beitrag zum Gesamteindruck der Skidestination leistet. Eine vernünftige Verpflegung ist wesentlich für das Wohlbefinden der Gäste, wobei wir für jeden Geschmack etwas bieten wollen. Deshalb findet man bei uns internationale Gerichte ebenso wie die regionale Küche.“MM-FRAGE: „Wie wichtig ist für die Destination das NTC, wie wird es von den Gästen angenommen?“Melchior: „Das NTC ist ein wesentlicher Aspekt im Gesamtangebot „Berg’. Wir versuchen für den Kunden ein Angebot zu schaffen, bei dem er verschiedenste Bereiche aus einem Pool bekommen kann. Das heißt, der Kunde kontaktiert uns, und wir schaffen die Basis, damit er seine Zeit so verbringen kann, wie er sich das vorstellt. Dazu gehören die Liftanlagen als Transporter, das NTC als Dienstleister, die Gastronomie für das leibliche Wohl und mittlerweile auch die Beherbergung in Form des CUBE-Hotels. Auf diese Weise können wir alle Wünsche aus einer Hand anbieten und abdecken. Die Gäste greifen auf dieses Angebot sehr gerne zurück, wobei wir gerade dieses Jahr bemerken, dass unser umfassendes Angebot auch dankend angenommen wird.“

Seit Sommer 2007 wird das Angebot mit dem CUBE Hotel ergänzt.

MM-FRAGE: „Im Rahmen des NTC werden nicht nur die bekannten Wintersportgeräte propagiert, sondern auch Trendsportgeräte – wie wichtig sind für Sie die ‚Non- Skiers’?“Melchior: „Ich glaube, es gehören alle Varianten zum Erlebnis ,Berg’, wir müssen einfach eine breite Palette an Angeboten haben. Wenn wir zu einseitig sind und nur den Skifahrer oder Snowboarder betreuen, werden wir an Struktur verlieren. Unser Hauptaugenmerk muss wieder darauf ausgerichtet sein, Jugendliche auf den Berg zu bringen und ihnen Freude und Vergnügen am Berg zu vermitteln. Das ist zusammengefasst auch unsere Intention mit den Trendsportgeräten. Es wird kein Können vorausgesetzt. Die Gäste kommen zu uns und sind in der Lage, das Erlebnis Berg voll auszuschöpfen. Im Moment liegt der Prozentsatz jener Gäste, die sich mit den unterschiedlichen Trendsportgeräten befassen, zwar noch unter 8% – wir hoffen aber, dass wir noch Marktanteile dazu gewinnen.“MM-FRAGE: „Was genau umfasst der NTC Blue Day?“Melchior: Der Blue Day bedeutet, dass man sich den ganzen Tag am Berg aufhalten und unterhalten kann. Man bezahlt dafür einen Fixpreis und ist dann in der Lage, sämtliche Sportgeräte vom Ski über das Snowboard bis hin zu den schon erwähnten Trendsportgeräten auszuprobieren. Dabei kann man in jeder TC-Station zukehren, das Gerät tauschen und ohne Zeitverlust wieder etwas anderes ausprobieren. Alle unsere Trendsportgeräte werden den Gästen von geschulten Guides vorgestellt. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass Spaß und Freude an der Bewegung von Anfang an dabei sind.“

Das NTC bietet im Sommer u. a. Fahrten mit dem „Monsterroller“.

„Wir wollen Lermoos und Biberwier 365 Tage im Jahr positionieren“MM-FRAGE: „2007 ist das CUBE Hotel in Betrieb gegangen. Warum ist das dahinter stehende Konzept für Lermoos/Biberwier wichtig/stimmig und was bietet es?“Melchior: „Das Konzept der CUBE Hotels ist ganz einfach. Im Grundsatz geht es darum, den Berg auch für jüngere Leute attraktiv zu machen. Dabei „Wir wollen Lermoos und Biberwier 365 Tage im Jahr positionieren“MM-FRAGE: „2007 ist das CUBE Hotel in Betrieb gegangen. Warum ist das dahinter stehende Konzept für Lermoos/Biberwier wichtig/stimmig und was bietet es?“Melchior: „Das Konzept der CUBE Hotels ist ganz einfach. Im Grundsatz geht es darum, den Berg auch für jüngere Leute attraktiv zu machen. Dabei gehen, die Ergebnisse des Sommerbetriebes zu verdoppeln.“MM-FRAGE: „Welches Angebot haben Sie im Sommer, sind für 2008 Neuerungen geplant?“Melchior: „Grundsätzlich sind wir auch im Sommer bemüht, ein breites Angebot zur Verfügung zu tellen. Für den Sommer 2008 sind wieder Neuerungen geplant. So möchten wir an unseren Trendsportstrecken, den Rollstrecken, arbeiten. Dazu möchten wir eine Karte schaffen, die einem Pistenverzeichnis im Winter gleichkommt. Es soll also blaue, rote und schwarze Rollstrecken geben, um unseren Kunden mehr Abwechslung zu bieten. Gleichzeitig soll das Sortiment an Rollgeräten vergrößert und erweitert werden. Dazu wird es zusätzliche Aktivitäten am Berg geben, damit wir unsere Attraktivität im Sommer weiter stärken.“MM-FRAGE: „Unterscheidet sich Ihre Zielgruppe vom Sommer von jener im Winter?“Melchior: „Eigentlich unterscheidet sie sich minimal. Wir haben im Sommer und im Winter eine ähnliche Gästestruktur. Zu uns kommen im Sommer die traditionellen Wanderer, im Winter die traditionellen Skifahrer. Dazu kommen die jüngeren Gäste, die sowohl im Sommer als auch im Winter über die traditionellen sportlichen Aktivitäten hinausgehen und neue Erfahrungen am Berg sammeln wollen.Es ist uns dabei bewusst, dass es Familien nicht immer leicht haben, ihren Kindern und Jugendlichen Freude und Spaß am Berg zu vermitteln. Wir denken aber, dass wir mit unserem Angebot hier sehr gut mithelfen, dann auch noch 14-, 15-, und 16-Jährige auf den Berg zu holen. Von der Aufenthaltsdauer haben wir sowohl Tages- als auch Urlaubsgäste. Die Region Lermoos hat sowohl im Sommer als auch im Winter eine gute Frequenz bei den Nächtigungszahlen. Mittlerweile gibt es bei uns auch schon 5 Hotels, die ganzjährig geöffnet sind, wodurch wir eine sehr gute Grundauslastung haben. Die Auslastungsintensität bei den Tagesgästen entspricht im Sommer in etwa jener im Winter.“MM-FRAGE: „Wo sehen Sie Herausforderungen für Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?“Melchior: „Die Herausforderung wird sicherlich darin liegen, sich im Service kontinuierlich zu verbessern und dabei Maßstäbe zu setzen. Darüber hinaus dürfen wir den Fokus auf die Qualität im Gesamtpaket nicht verlieren.“dwl

Dipl.-Ing. Peter Huber, Vorstandsvorsitzender VDS Vorst. Technik & Betrieb Bayerische Zugspitzbahn BB AG: Ganzjahresurlaub muss gepuscht werden

Die Zugspitze ist Werbeträger erster Güte und vielen Gästen ein Begriff. Dennoch verfolgt auch die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG mit ihren unterschiedlichen Bahnen einen klar strukturierten Kurs, um zwischen wachsendem Investitionsbedarf und veränderlichen Umsätzen erfolgreich zu wirtschaften.

Für die Zugspitzbahn gab es neue Triebwagen modernster Bauart.

MM-FRAGE: „Sie sind seit November 2006 Vorstandsvorsitzender des VDS, welche Aufgaben sehen Sie als vorrangig?“Huber:„Gerade der letzte Winter hat sehr viel Unruhe in die Branche gebracht. Ich glaube deshalb, dass wir uns der Verantwortung stellen müssen. Die Winter davor waren ausnahmslos gut und wirklich als Winter zu bezeichnen. Bei den Diskussionen wird leider oft vergessen, dass wir in den 70er und 80er Jahren ähnliche Winter in Folge hatten wie den letzten. Vor diesem Hintergrund muss die Tourismusindustrie versuchen, den Ganzjahresurlaub zu puschen. Das wird in einigen Destinationen schon erfolgreich gemacht. Wir in Deutschland haben im Gegensatz etwa zu Österreich, Frankreich oder der Schweiz seit jeher den Ganzjahrestourismus. Die alten Bergbahnen wurden nicht wegen des Winters gebaut, sondern wegen der ,Sommerfrischler’. Aus dieser Historie ist der Ursprung unserer Bergbahnen ein anderer. Sicherlich haben wir vor allem in den 70er und 80er Jahren bei der Entwicklung des Wintertourismus auch mit gutem Erfolg mitgemischt, sind dann aber aufgrund der zurückhaltenden Investitionen etwas ins Hintertreffen gelangt, wobei einige große Stationen in Deutschland durchaus auf internationalem Parkett mithalten können. Ich glaube, dass wir insgesamt versuchen müssen, eine Ausgewogenheit von Sommer- und Wintertourismus herzustellen. Einige Stationenwerden auch in Zukunft sehr gut vom Wintertourismus leben können, aber es gibt viele kleine Gebiete in einer problematischen Höhenlage, wo man versuchen muss, mit anderen Angeboten ein Standbein zu schaffen.“

Dipl.-Ing. Peter Huber, Vorstandsvorsitzender VDS/Vorstand Technik und Betrieb Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG. Fotos: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG

„Es ist gut, dass der Verband stark auftritt“MM-FRAGE: „Was hat Sie an dieser Aufgabe im VDS gereizt, welcheAmbitionen haben Sie in dieser Funktion?“Huber:„Ich bin seit 26 Jahren bei der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG und kenne den VDS noch, als er beim BDE Bund Deutscher Eisenbahner war. Der Verband ist sicherlich sehr wichtig für diese kleine Branche im Tourismusbereich mit seiner enormen Wertschöpfung. Ich glaube daher, dass es sehr gut ist, dass der Verband hier stark auftritt. Er hat in der Vergangenheit schon sehr gute Arbeit geleistetund diese Arbeit muss einfach weitergeführt werden – als Interessensvertretung in der Politik, im Tourismus und in der Gesetzgebung.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben die deutschen Seilbahnen im europäischen Umfeld, was zeichnet sie aus – wo besteht Handlungsbedarf?“Huber:„Was Gesetze und Rechte betrifft, sind wir in Deutschland nicht die Schlechtesten in der Umsetzung und Bayern hat hier im Besonderen mit einem gesunden Pragmatismus nach vorne gearbeitet. So sind wir z. B. bei der Umsetzung der neuen Seilbahnrichtlinie sehr gut vorwärts gekommen. In Deutschland ist nicht der Bund für die Umsetzung der neuen Seilbahnrichtlinie zuständig, sondern die Länder. Bayern hatte dabei auch den Vorsitz in der Länderkonferenz, gute Vorarbeit geleistet und Zeichen gesetzt. Was uns natürlich zu schaffen macht, ist die hohe Mehrwertsteuer in Deutschland, auch wenn das auf politischer Ebene vielleicht nicht so gerne gehört wird. Bayern würde uns in dieser Materie vielleicht unterstützen, aber in anderen Bundesländern, die kein Interesse an Seilbahnen haben, ist das natürlich anders. Wenn man von den Preisen, die zum Teil günstiger sind als im benachbarten Ausland, die höhere Mehrwertsteuer abrechnet, fehlt uns einfach eineMarge, die in der Industrie mehr als eine Dividendenausschüttung wäre. Bei einem Entgegenkommen im Bereich der Mehrwertsteuer könnten wir einen Teil als Preisreduzierung an den Fahrgast weitergeben, andererseits würde uns Geld für dringend notwendige Investitionen zur Verfügung stehen.“MM-FRAGE: „Wie geht es den deutschen Seilbahnunternehmen wirtschaftlich?“Huber:„Insgesamt fehlt allen deutschen Seilbahnen das Kapital, um neu zu investieren. Diejenigen, die hier in den letzten Jahren massiv investiert haben, verzeichnen gewisse Erfolge, wobei man natürlich sehen muss, wo hier die Fremdkapitalsquote liegt. Wenn dann zwei oder drei schlechte Jahre kommen, sei es bei einer Sommer- oder Winterregion, besteht die Gefahr, dass es eng wird.“MM-FRAGE: „Welche Unternehmen gehören zur Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG, wie ist das Unternehmen positioniert?“Huber:„Wir betreiben hier in Garmisch-Partenkirchen mit zwei Ausnahmen alle Bergbahnen, auch das gesamte Skigebiet auf der Zugspitze und das Classic-Gebiet mit Hausberg, Alpspitze und Kreuzeck, wo dann auch die Weltmeisterschaft 2011 stattfinden wird. Die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG gehört mit zu den umsatzstärksten Bergbahnen in Deutschland, womit wir eine Vorreiterrolle haben. Den Namen ,Zugspitze’ kennen sicher noch mehr Leute als Garmisch-Partenkirchen, die Kombination von beiden Begriffen ist damit noch besser. Die Zugspitze ist unser Zugpferd und verkauft sich demnach sehr gut. Auf diese Weise sind wir auch am internationalen Markt sehr gut positioniert. Die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG ist in der glücklichen Lage, 50 % des Umsatzes im Sommer zu machen, vorrangig auf der Zugspitze, wobei wir aber auch schöne Wandergebiete im Bereich Kreuzeck und Alpspitze haben, dazu den Panoramaberg Wank. Hier haben wir unsere Stärken und können uns durchaus mit Säntis, Titlis oder dem Jungfraujoch in der Schweiz vergleichen. Wir verfügen damit über ein Alleinstellungsmerkmal, wie essehr wenige Bergbahnen in Europa haben. Die übrigen 50 % des Umsatzes kommen aus dem Wintersport – je zur Hälfte aus dem Classic-Skigebiet (750–2 000 m) und Zugspitze (2 000–2 650 m).“

Bei der Hausbergbahn brachte die Modernisierung einen Systemwechsel von der Pendelbahn zur Einseilumlaufbahn.

„Leider haben wir nicht ausreichend Dauerurlauber“MM-FRAGE: „Welche Gästestruktur haben Sie?“Huber:„Wir sind vorrangig ein Naherholungsgebiet, 70 bis 80 % unserer Gäste fallen in dieses Segment. Leider haben wir nicht ausreichend Dauerurlauber, die für längere Zeit im Ort bleiben, wie wir es etwa von den klassischen Skiregionen in Österreich oder der Schweiz kennen. Wir sind vor den Toren Münchens, das kann ein Fluch sein oder auch am Wochenende umsatzmäßig sehr interessant. Wir haben damit im näheren Umkreis ein Einzugsgebiet von ca. 3 Mio. Bürgern. Wenn man dabei von einem Skifahreranteil von 10 bis 15 % ausgeht,sind das 300 000 bis 400 000 potenzielle Skifahrer, die erreichbar sind. Wir haben außerdem eine sehr gute Nahverkehrsanbindung. So konnte man heuer z. B. wieder direkt mit dem Skizug von München nach Garmisch-Partenkirchen direkt zurTalstation der Hausbergbahn fahren. Diesen Vorteil werden wir in den nächsten Jahren versuchen, auszubauen – der Individualverkehr am Wochenende kommt immer mehr in Verruf und wird auch immer teurer, sodass wir hier eine sehr gute Alternative anbieten können.“MM-FRAGE: „Was gibt es Neues für den Sommer 2007?“Huber:„Wir bauen auf der Zugspitze gerade den ,Gletschergarten’, eine Restauranterweiterung. Wir haben am Berg auch ein sehr gutes Tagungsgeschäft, was nicht typisch für Bergbahnen ist. Wir erwirtschaften ca. 5% unseres Umsatzes im Tagungsgeschäft, wobei wir in der Regel Gruppen mit einer Stärke von ca. 100 Personen haben, Veranstaltungen mit bis zu 1 000 Personen sind auch kein Problem für uns.“MM-FRAGE: „Wie sieht das Angebot im Winter aus, gibt es Neuerungen in der Infrastruktur?“Huber:„Wir haben seit 2002 sehr massiv investiert. 2002 haben wir etwa die Kreuzeckbahn als 1. moderne Zweiseilumlaufbahn in Deutschland in Betrieb genommen. 2003 haben wir auf der Zugspitze im Gletscherbereich einen bestehenden Schlepplift durch eine 6er-Sesselbahn ersetzt. Letztes Jahr wurde dann die Großkabinenpendelbahn auf den Hausberg durch eine Einseilumlaufbahn ersetzt. Der Systemwechsel wurde aus Komfortgründen vorgenommen, außerdem war die Beförderungskapazität mit Wartezeiten bis zu 2 Stunden nicht mehr zeitgemäß. Damit haben wir von 3 Zubringerbahnen im Classic-Skigebiet 2 durch Hochleistungsbahnen ersetzt. Insgesamt haben wir damit jetzt eine Zubringerleistung vom Tal aus von mehr als4500 P/h. Dabei beschränkt sich die Leistung der Bahnen allerdings nicht nur in der Zubringerfunktion, sie werden auch bei 4 Talabfahrten für Wiederholungsfahrten genutzt. Letztes Jahr haben wir auf unserer Zahnradbahnstrecke 4 neue Triebfahrzeuge modernster Bauart mit Videoscreens in Betrieb genommen.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert haben Veranstaltungen/Events?“Huber:„Eine vernünftige Anzahl an Events ist sicherlich notwendig in einem Skigebiet, um auch bei jüngeren Gästen attraktiv zu sein. Andererseits glaube ich, dass sehr viele Gäste im mittleren oder Pensionsalter durch Events nicht angezogen werden. Ich denke, dass es die gesunde Mischung ausmacht und dass es in Zukunft um das Wintererlebnis gehen wird. Da will mannicht laute Musikberieselung, sondern einfach nach einer Abfahrt vor einer Hütte in der Sonne sitzen. Qualität wird in Zukunft immer mehr im Vordergrund stehen, Ballermann am Berg ist für unsere Region vorbei.“MM-FRAGE: „Was versteht man unter der Zugspitz-Rundreise?“Huber:„Das ist eines unserer Alleinstellungsmerkmale. Dabei bieten wir eine Fahrt mit der Zahnradbahn vom Ortszentrum Garmisch- Partenkirchen auf die Zugspitze bis zum Gletscher. Von dort führt eine Seilbahn ganz hinauf zum Gipfel. Von dort geht es mit der Eibsee-Seilbahn hinunter zum Eibsee und weiter mit dem Zug retour nach Garmisch-Partenkirchen. Das ganze ist ein Tagesausflug mit Besuch der Zugspitzausstellung, unserer Gastronomie undnatürlich des Gletschers. Hier wird es in den nächsten Jahren noch ein erweitertes Angebot geben, damit der Gast den Gletscher in der Natur sehen und das Wetter, den Wind, Eis und Schnee erleben kann.“MM-FRAGE: „Die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG hat am Aktionstag ,Menschen mit Behinderung’ teilgenommen. Wie lange engagiert sich das Unternehmen auf diesem Sektor, wie werden die Angebote angenommen?“Huber:„Der deutsche Seilbahnverband engagiert sich hier schon seit vielen Jahren, wobei unsere Angebote von den Behinderten sehr gerne angenommen werden. Heuer war der Termin leider etwas später als geplant, außerdem waren vorher 14 Tage schlechtes Wetter – und dann hatten wir wieder das erste schöne Wochenende und den Aktionstag. Man hat uns überrannt, wir hatten über 1 000 Behinderte am Berg und das war ein Rekord. Unser Engagement für die Behinderten sehen wir sowohl als soziale Aufgabe als auch als Marketinginstrument. Wenn man sich dann am Berg bewegt, hat man auch gute Kontakte zu den Gästen und bekommt die Resonanz ganz direkt.“

Die Zugspitze wird im Sommer und im Winter gerne besucht.

„Die Gletscherabdeckung ist sicher eine Dimensionsfrage“MM-FRAGE: „Auf der Zugspitze sind auch Wissenschaft und Forschung präsent, welche Einrichtungen gibt es?“Huber:„Wir haben historisch bedingt und schon vor dem Bau der Zugspitzbahn die höchste deutsche Wetterstation, die 1897 gebaut wurde. Früher wurde diese Station von einem Mann allein betreut, der im Winter auch nicht herunter gekommen ist. Danach kamen Messungen atmosphärischer Strahlungen, Gammastrahlen etc. dazu. Nach der Stilllegung des Hotels Schneefernerhaus (Endstation der Zahnradbahn), das von 1930 bis 1982 in Betrieb war, wurde es Anfang der 90er Jahre damals noch unter Mithilfe des Wirtschaftsministeriums in eine Forschungsstation umgebaut. Inzwischen sind dort das IMK-IFU, Institut für Meteorologie und Klimaforschung, das Forschungszentrum Karlsruhe, das DLF (Deutsche Luft- und Raumfahrt) oder der Deutsche Wetterdienst angesiedelt. Wir haben erst vor kurzem einen Vertrag unterzeichnet, dass die Nutzung des ehemaligen Hotels weitergehenkann.“MM-FRAGE: „Ist für Sie ,Gletscherabdeckung’ ein Thema?“Huber:„Wir gehören gemeinsam mit dem Pitztaler Gletscher zu den ersten, die hier aktiv geworden sind, und das schon vor mehr als 15 Jahren. Die ersten Versuche gingen mit Vliesplanen über die Bühne, dann folgten Thermoplanen, PU-Schaum-Planen und schließlich Kunststoffplanen, also weiße PVC-Planen. Diese Planen sind sehr stabilund reißfest und können dann in einer gewissen Größe zusammengebunden werden. Zum ersten Mal gesehen haben wir das aber am Pitztaler Gletscher, für den die Firma Bellutti damals die Planen geliefert hat.Die Gletscherabdeckung ist ein wichtiger Bestandteil in unserem Unternehmen. Wir legen derzeit zwischen 6 000 und 9 000 m2 aus. Probleme bei der Gletscherabdeckung gibt es jedoch auch. Das sind zum einen die Herbststürme, die dazu führen, dass sich die Planenflächen wie ein großes Segel bewegen können und nicht mehr zu bändigen sind. Das zweite Problem liegt darin, die Plane rechtzeitig vor dem ersten Schneefall wieder zu entfernen. Wenn sich auf dieser Fläche Schnee ansammelt, ist es sehr gefährlich, dass er z. B. bei Sonneneinstrahlung zum Rutschen anfängt. Außerdem ist es schwierig, den Schnee von einer so großen Fläche zu entfernen, ohne die Plane zu beschädigen, Abschaufeln per Hand wäre nicht mehr möglich. Die Gletscherabdeckung hat damit sowohl mechanische als auch physikalische Grenzen und ist darüber hinaus natürlich auch eine Kostenfrage.“MM-FRAGE: „Welche Aufgaben sehen Sie als vorrangig, um die Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG auf Erfolgskurs zu halten?“Huber:„Derzeit ist der Anteil des Fremdkapitals im Unternehmen noch sehr hoch, vorrangiges Ziel ist es, Schulden abzubauen und auf eine vernünftige Eigenkapitalquote zu kommen. Wir haben dazu in den letzten Jahren einen sehr strengen Sanierungskurs gefahren, Personal entlassen und im Sommer wie Winter Bahnen zeitweise geschlossen. Früher wurden alle Bahnen auch im Sommer betrieben, mittlerweile fährt die Hausbergbahn im Sommer nicht mehr, die Wankbahn ist zu auslastungsschwachen Zeiten im Winter geschlossen. Momentan sind wir guter Dinge, dass wir den Turnaround schaffen werden.“ dwl

Peter Lorenz, GF Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH/Alpenbahnen Spitzingsee GmbH: Wir müssen für Winter mit wenig Schnee gerüstet sein

Die Bergbahnen am Brauneck, Wallberg und Spitzingsee haben ein sehr unterschiedliches Angebot, das entsprechend gefördert und ausgebaut wird. GF Peter Lorenz stellt im Gespräch mit demMountain Manager die Besonderheiten der Bahnen vor und zeigt Wege in die Zukunft auf.

Peter Lorenz, GF Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH/AlpenbahnenSpitzingsee GmbH. Foto: dwl

MM-FRAGE: „Die Brauneckbahn feierte 2007 ihr 50-jähriges^Bestehen, schildern Sie bitte kurz die Entwicklung.“„Im November vor 50 Jahren ging die Brauneckbahn in Betrieb. Ziel war es damals, eine Bergbahn für Wanderer, Skifahrer, aber vor allem auch für die Hüttenwirte zu bauen. Damals mussten nämlich noch große Mengen an Material für die Wirte nach oben transportiert werden, da viele Hütten am Brauneck bewirtschaftet sind. Der Materialtransport hat sich später im Sommer mit dem Bau der Forststraße über Wegscheid erübrigt, im Winter ist die Bahn dafür aber auch heute noch von großem Nutzen. Früher war es ein Anliegen, die Bahn möglichst direkt mit dem öffentlichen Verkehr zu verbinden. Aus diesem Grund wollte man die Talstation ursprünglich sogar drüber der Isar bauen, Einwände von Grundstücksbesitzern haben das aber unmöglich gemacht. Die Talstation wurde dann gleich nach der Isar, also 300 bis 400 m vom heutigen Standpunkt entfernt gebaut. Bedingt durch den Individualverkehr hat sich dieser Standort in der Folge allerdings als nicht mehr so gut erwiesen, sodass man die Talstation 1980 am heutigen Platz neu gebaut hat.Die Bahn selber war von Anfang an eine Zweiseilumlaufbahn, die im Laufe der Jahre immer wieder modernisiert wurde. Die Förderleistung wurde erhöht, die Kabinen erneuert. Mit dem Bahntyp sind wir bis heute sehr zufrieden, weil es im oberen Bereich ein Spannfeld gibt, das windanfällig ist. 2001 hat man eine neue Bergstation errichtet, auf der ein Panoramarestaurant als Zusatz zum Hüttenangebot gebaut wurde. Da die Brauneckbahn mittlerweile auch eine Nachtfahrgenehmigung hat, finden dort nicht nur tagsüber, sondern auch am Abend Veranstaltungen statt.“MM-FRAGE: „Welches Angebot hat die Brauneckbahn heute im Winter?“Lorenz: „Das Brauneck war eigentlich schon immer ein Skiberg. Es existieren Fotos aus der Zeit, in der es die Bahn noch nicht gegeben hat. Da hatte sich vom Bahnhof her eine lange Schlange an Fußgängern gebildet, die ihre Skier am Rücken tragen und auf den Berg spazieren. Nach dem Bau der Kabinenbahn wurden dann im Skigebiet auch zusätzliche Lifte gebaut, sowohl von unserer Gesellschaft als auch von anderen, zum Teil privaten Betreibern. Heute verfügen wir im gesamten Skigebiet mit 34 km Pisten neben der Kabinenbahn über einen 4er-Sessellift, einen 3er-Sessellift, einen 2er-Sessellift und 14 Schlepplifte.Der Zugang zum Skigebiet kann aber nicht nur über die Brauneck- Kabinenbahn erfolgen, sondern auch von Wegscheid aus über einen langen Schlepplift und einen 4er-Sessellift. Die Mehrheit unserer Kunden kommt zu uns, um Ski zu fahren. Die Entwicklung zum Snowboarden haben wir natürlich auch miterlebt, doch hielt sich hier der Andrang in Grenzen. Ein anderer Liftbetreiber, der im Skigebiet einen Zweiersessellift und 2 Schlepplifte betreibt, will jetzt aber eine entsprechende Szene aufbauen und ein Angebot an Boxen, Rails etc. entwickeln. An Gästen haben wir hier viele Familien und natürlich auch viele Kinder, weil wir hier und auch in Wegscheid sanfte Hänge haben, die zum Skifahren-Lernen optimal sind. Wir haben auch sehr gute Kinderskischulen, das KinderSchneeLand ,Villa Lustig’ und einen ,Kids Park’ mit einem entsprechenden Angebot. Wenn man heute Skifahrer in München nach ihren Anfängen fragt, bekommt man meistens zur Antwort, dass sie es am Brauneck gelernt haben. Im oberen Bereich unseres Skigebiets haben wir dann aber auch sehr anspruchsvolle Pisten, sodass auch für Fortgeschrittene und Könner ein Angebot vorhanden ist. UnsereStärken sind die Nähe zu München und die vielen bewirtschafteten Hütten, die zum Rasten einladen.“

Das Brauneck war schon immer Anziehungspunkt für Skifahrer. Fotos: Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH

„Viele Investitionen wurden zugunsten der Beschneiung zurückgestellt“MM-FRAGE: „Wie wichtig sind dabei Alternativen zum Skifahren (Gastronomie, Wandern etc.) bzw. Events und Veranstaltungen?“Lorenz: „Winter-Wandern kann man in unserer Region sehr gut, das wird für Gäste auch immer interessanter. Wir werden uns deshalb überlegen, einen ausgewiesenen Winter- Wanderweg zu etablieren. Das ist aber noch eine Idee für die Zukunft. Es gibt natürlich Überlegungen und Vorstellungen, auch den Nicht-Skifahrer stärker im Angebot zu berücksichtigen. Gerade im Frühjahr ist unsere Gaststätte bei der Bergstation immer einen Besuch wert. Man kann gut essen, die Sonne genießen und das Treiben auf der Piste beobachten. An Veranstaltungen sind die Skirennen vom Skiclub Lenggries ein Begriff. Viele der deutschen Skirennläufer wie Hilde Gerg, Martina Ertl, Michaela Gerg-Leitner oder Traudl Treichl kommen vom Skiclub Lenggries. Der Skiclub hat eine eigene beschneitePiste und einen eigenen Lift, wo regionale und Europacup-Rennen über die Bühne gehen. Wir hatten sogar schon 2 Weltcup-Rennen, etwa den FIS-Herren-Weltcup-Slalom 1980, die bei uns abgehalten wurden. Darüber hinaus gibt es Rennen, die von Firmen durchgeführt werden. Die Trennung der Pisten vom Skiclub und jener der Brauneckbahnen hat sich dabei sehr gut bewährt. Unsere Gäste können auf diese Weise die Liftkarten ohne Einschränkungen nützen und bei Interesse nebenan bei den Rennen dabei sein.“MM-FRAGE: „Gibt es Neuerungen für die kommende Saison?“Lorenz: „Für diesen Winter hat man viele Investitionen zugunsten der Beschneiung zurückgestellt, weil man für Winter mit wenig Schnee gerüstet sein will. Deshalb haben wir uns im Januar entschlossen, die vorhandeneBeschneiungsanlage auszubauen  und zu vergrößern. Für diesen Zweck wurde ein Konzept erstellt, das auch künftige Erweiterungsmöglichkeiten einschließt, sodass wir in einigen Jahren, etwa bis 2010/2011 in der Lage sind, das ganze Gebiet zu beschneien. Die Investitionen für diesen Winter, die sich auf den oberen Teil der Weltcupabfahrt beziehen, betragen 2,2 Mio. Euro. Die Schnee-Erzeuger kommen on Lenko, für die Planung zeichnete Klenkhart verantwortlich. Dazu haben wir den bestehenden Beschneiungsteich, der ein Fassungsvermögen zwischen 6 000 und 7000 m3 hatte, auf 16000 m3 vergrößert. Wenn wir dann, wie vorgesehen, auch in den nächsten Jahren noch erweitern, werden wir einen zusätzlichen Beschneiungsteich brauchen. Das vorhandene Gesamtkonzept versetzt uns aber schon jetzt in die Lage, bei der Dimensionierung entsprechend vorausschauend zu arbeiten.“

Die Zweiseilumlaufbahn auf das Brauneck feierte 2007 ihr 50-jähriges Bestehen.

MM-FRAGE: „Was bietet die Brauneckbahn im Sommer?“Lorenz: „Wir sind in Lenggries nicht nur eine Wanderregion, sondern verfügen z. B. über gute Möglichkeiten zum Gleitschirm-Fliegen. Gleich neben der Bergbahn gibt es eine Flugschule, in der man sich das nötige Wissen zum Paragliden und Drachenfliegen erwerben kann. An guten Flugtagen kommen wir durchaus auf 200 bis 300 Starts. Natürlich ist das Wandern für uns aber ein wichtiges Thema. Wenn man mit der Brauneckbahn nach oben fährt, hat man ein sehr gutes Angebot für längere und kürzere Touren wie z. B. den Panorama-Weg, den Kleinen Brauneck-Höhenweg, die Große Höhenwanderung, den Alpenwanderung-Rundweg oder die Benediktenwand. Auf der Stie-Alm hat man die Möglichkeit eine Schaukäserei zu besuchen, dazu wird viel für Kinder getan. So lädt man Schulklassen ein, die dann das Leben auf einer Alm kennen lernen und z. B. selber Brot backen können. Man versucht also mit vielen kleinen Ideen, den Berg interessant zu machen. Die beste Zeit dafür ist im Herbst, Ende August, September und Oktober, wobei uns die Nähe zu München zugute kommt. Man ist in relativ kurzer Zeit hier und kann dann bei einem Tagesausflug noch viel unternehmen.“

Die Wallbergbahn ist ganzjährig in Betrieb.

„Wir haben im Sommer und im Winter viele Tagestouristen“MM-FRAGE: „Welche Gäste sprechen Sie an?“Lorenz: „An den Wochenenden kommen sehr viele Familien. Für sie haben wir Familienkarten, bei denen es für die Kinder Vergünstigungen gibt. Die Familienzieht es nicht nur auf den Berg, auch in unmittelbarer Nähe zur Talstation der Brauneckbahn gibt es ein umfassendes Angebot. So haben wir bei der „Alten Mulistation“, einer guten Gastwirtschaft, einen schönen undgut ausgerüsteten Kinderspielplatz. Ebenfalls in der Nähe befindensich eine Falknerei und ein Kletterhochseilgarten, die für Gäste viel Interessantes bieten. Das Angebot in der Umgebung nimmt uns keine Gäste, sondern bringt eine bunte Vielfalt, von der alle Anbieter profitieren.Für junge Leute sind außerdem der Mountainbike-Funpark und die Bullcart-Piste interessant. Die Felsengruppen bei der Stie-Alm eignen sich für Kletterkurse oder geführte Klettertouren für Sportkletterer, ein Klettergarten bietet beste Möglichkeiten zum Trainieren.Das Gros der Gäste sind aber Familien und ältere Leute, die unsere Region zu schätzen wissen. Was das Einzugsgebiet der Gäste betrifft, profitieren wir, wie schon erwähnt, von der Nähe zu München. Natürlich haben wir auch Gäste aus Lenggries,Bad Tölz, Wolfratshausen, Holzkirchen, Ebersberg, Freising bis nach Augsburg.Grundsätzlich haben wir im Sommer und im Winter sehr viele Tagestouristen. Im Winter sind rund 80 % unserer Gäste Tagesgäste, 20 % sind Urlauber, die länger in der Region bleiben.“MM-FRAGE: „Sie sind neben der Brauneckbahn auch für die Geschicke der Wallbergbahnen und Spitzingsee verantwortlich. Wie sieht das konkret aus?“Lorenz: „Ich bin bei allen Bahnen Geschäftsführer. Die Wallbergbahnwurde bis vor 4 Jahren als eigene Gesellschaft geführt, dann erfolgte die Fusionierung mit den Brauneckbahnen. Der Name des Unternehmens lautet jetzt ,Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH’. Dann ist da noch die Alpenbahnen Spitzingsee GmbH, die als eigenständiges Unternehmen geführt wird.“MM-FRAGE: „Wodurch ist das Angebot der Wallbergbahn und der Alpenbahnen Spitzingsee gekennzeichnet?“Lorenz: „Die Wallbergbahnen hatten in früherenJahren mit der Kabinenbahn, einem Sessellift und Schleppliften einen guten Winterbetrieb mit entsprechenden Abfahrten. Die steilen Pisten waren aber nicht für die Masse der Skifahrer geeignet, eine Präparierung sehr schwierig. Vor 10 Jahren wurden die Lifte eingestellt, nur die Kabinenbahn wurde weiter betrieben. Der Umsatz hat sich dann schwerpunktmäßig auf den Sommer verlagert. Es gibt dort wie bei uns viele Gleitschirmflieger und viele Gäste, die das Panorama genießen oder wandern. Es werden auch viele Filme am Wallberg gedreht. 2001 wurde dann eine präparierte Winterrodelbahn gebaut, in die man sehr viel Ehrgeiz gesteckt hat. An guten Wintertagen kann man dort bis zu 2 000 Gäste begrüßen. Wenn es viel schneit, kommen die Freaks zu uns zum Tiefschneefahren auf der ehemaligen berüchtigten Talabfahrt, die nun nicht mehr präpariert wird. Ist die Rodelstrecke offen, kommen die Rodelfahrer. Bei einem guten Winter verteilt sich der Umsatz jetzt zu 60 % auf den Sommer, zu 40 % auf den Winter. Im letzten Jahr haben wir 20% im Winter erwirtschaftet, 80% im Sommer. Die Aufstiegsanlagen Spitzingsee gingen 2002 in Konkurs und wurden dann von der Unternehmensgruppe Schörghuber und der Kreissparkasse Miesbach übernommen, die Alpenbahnen Spitzingsee GmbH wurde gegründet. In der Folge hat man viel investiert, bis heute sind das rund 15 Mio. Euro. So wurdenzwei alte Zweiersessellifte, die ,Stümpflingbahn’ und die ,Suttenbahn’, durch kuppelbare 4er-Sesselbahnen ersetzt, eine Vollbeschneiungbeider Abfahrten wurde gebaut, Pisten moderat verbreitert und die Parkplätze erweitert. Gemeinsam mit der Kabinenbahn ,Taubenstein’,die auch im Sommer genutzt wird, hat man jetzt ein gutes Angebot für die Gäste. Umsatzmäßig liegt der Schwerpunkt im Winter, der Spitzingsee war schließlich von jeher bekannt als ,Schneeloch’.“  

Bergstation des kuppelbaren 4er-Sessels „Stümpflingbahn“.

„Die Unternehmen geben Impulse für die Region und stärken den Tourismus in Bayern“MM-FRAGE: „Welche gemeinsamen Ziele verfolgen die Bergbahnunternehmen?Lorenz: „Die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH und die Alpenbahnen Spitzingsee GmbH werden als eigenständige Unternehmen geführt, aber natürlich gibt es Synergien.Man kann sich mit Fahrzeugen und Know-how aushelfen, sodass man beweglich ist und auf diese Weise Geld sparen kann.Grundsätzlich möchte man mit den Unternehmen Impulse für die Region geben und den Tourismus in Bayern stärken. Dazu verfügt die Unternehmensgruppe Schörghuber über Hotels in den jeweiligen Regionen, sodass sich auch zwischen den Bergbahnen und den Übernachtungsbetrieben gute Synergien ergeben.Die Unternehmensziele werden für die einzelnen Gesellschaften separat definiert, weil sie so unterschiedlich sind. So will man für die Brauneckbahnen mit Sommer- und Winterprogramm in weiterer Folge den Sommer stärken.In Spitzingsee mit dem Schwerpunkt Winter ist der große Modernisierungsschub nahezu abgeschlossen, hier stehen noch kleinere Investitionen etwa im Bereich der Gebäude an. Hier wird man in den nächsten Jahren aber vermehrt darübernachdenken, wie man den Sommer attraktiver machen kann. Bei den Wallbergbahnen stehen Verbesserungen bei der Rodelbahn im Raum, die Visionen und Ideen gehen hier in Richtung Beschneiung.“MM-FRAGE: „Wo sehen Sie die Vorteile von Kooperationen zwischen Bergbahnunternehmen?“Lorenz: „Natürlich gibt es zwischen Bergbahnen, die eng zusammenarbeiten, Synergien im Austausch von Personal, Maschinen und Knowhow. Ein weiterer Vorteil sind Kartenverbünde untereinander oder gemeinsam mit anderen. Die Brauneck-, Wallberg- und Spitzingsee- Bahnen sind gemeinsam mit dem Ski-Paradies Sudelfeld und dem Skizentrum Zahmer Kaiser inTirol Partner im Verbund AlpenPlus, den es mittlerweile seit 5 Jahren gibt. Dieser Skipass- und Bergbahnverbund mit seinen SommerundWinterangeboten hat sich zu einem wichtigen Faktor im bayerischen Touristikangebot entwickelt.“MM-FRAGE: „Was sind für Sie die größten Herausforderungen der nächsten Zeit?“Lorenz: „Die größte Herausforderung sind in den nächsten Jahren sicherlich Winter mit wenig Schnee. Solche Winter hat es zwar auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben, aber die Intervalle scheinen kürzer zu werden. Die Klimaerwärmung ist unbestritten da und muss in die Konzepte eingebaut werden. Der Sommer wird wichtiger, die Angebote müssen darauf abgestimmt werden. Natürlich wird der Winter Thema bleiben, Investitionen in Beschneiung und Anlagen sind deshalb nach wie vor gerechtfertigt. Der Gast will aber auch inschneearmen Wintern unterhalten  werden, darauf müssen wir uns vorbereiten.“ dwl

Bernhard Schöpf, Imster BB: Ganzjährig nutzbare Attraktionen sichern das Überleben

Die 1966 gegründeten Imster Bergbahnen im Tiroler Oberland haben, wie viele andere kleinere Bergbahnunternehmen auch, jahrelang um das Überleben gekämpft. Die Idee, einen Alpine Coaster von der Firma Wiegand zu verwirklichen, hat dann das Blatt im Jahr 2003 gewendet. Der damalige BB-Chef Franz Krismer wollte aber nicht irgendeine Sommerrodelbahn, sondern die „längste Alpen-Achterbahn der Welt” mit 3 550 m Länge. Heute kann Krismers Nachfolger Ing. Bernhard Schöpf stolz von 200 000 Coaster-Gästen pro Sommer und einem 50:50 Umsatzverhältnis der beiden Saisonen berichten. Aber Imst ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus, sondern entwickelt das Angebot jährlich um ein – möglichst ganzjahrestaugliches – Modul weiter.

Der Alpine Coaster von Wiegand stellte die Imster Bergbahnen auf neue Beine. Der offizielle Titel lautet: längste Alpenachterbahn der Welt. Fotos: Imster Bergbahnen

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Der gelernte Baumeister Ing. Bernhard Schöpf übernahm als Quereinsteiger im Jahr 2004 die Geschäftsführung der Imster Bergbahnen mit der Absicht, den Betrieb zu sanieren. Foto: mak

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Der Alpine Coaster erlaubt auch einen Winterbetrieb, ist also ein ideales Sportgerät für Ganzjahrestourismus. Fotos: Imster Bergbahnen

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Die Imster Bergbahnen verfügen über 105 Schlitten für die 3550 m lange Strecke. Jeder Schlitten wird einmal pro Woche überprüft und unter Umständen zur Reparatur ausgesondert. Die Rückenlehne und der 3-Punkt-Gurt geben besondere Sicherheit.

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Die 1. Grasskischule Österreichs befindet sich ab der Talstation der Imster Bergbahnen.

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Das Bunge Trampolin in Albins Kinderpark wird gerne angenommen.

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Architekturqualität – (k)ein Widerspruch zum Bauen in Skigebieten?

DI Sigbert Riccabona ist seit 1991 als Landesumweltanwalt von Tirol
tätig, als diese Stelle eingerichtet wurde, um dem Naturschutz eine
Rechtsstellung in Behördenverfahren zu sichern. Er hat bisher in ca. 8
000 Naturschutzverfahren maßgeblich zur Erhaltung der Natur Tirols
beigetragen. Denn auch künftige Generationen besitzen den Anspruch auf
einen lebenswerten Naturraum. Für den Mountain Manager hat Riccabona
sich Gedanken über die Qualität der Architektur in Skigebieten gemacht,
die seiner Meinung nach eine regionale Verpflichtung hätte.

Der Tiroler Landesumweltanwalt Di Sigbert Riccabona fördert Projekte, die das Bewußtsein über den Naturschutz im Rahmen der zukünftigen Landschaftsentwicklung stärken. Foto: Landesumweltamt

MM-FRAGE: „Herr Riccabona, was verstehen Sie unter regionaler Verpflichtung der Architektur, was ist zu tun?“
Riccabona
„Wir müssen uns einerseits auf Vergangenes, auf Traditionelles, natürlich Gewachsenes besinnen und andererseits die Mittel und Möglichkeiten der Gegenwart und Zukunft zum Wohle des Menschen und der Erde nutzen. Architekten, die heute in den Bergen planen, müssen auch etwas von Geo- und Thermodynamik, von Maschinenbau, von Bauphysik, von Energiebilanzen, von Natur-, Wasser- und Umweltschutz verstehen. Liftanlagen in den Bergen dürfen nicht weiterhin die Wiederholung oder die Adaption gewohnter internationaler Logistik und/oder produktionstechnischer Produkt- und Erscheinungsbilder sein! Projekte in den Bergen sollen die ganzheitliche Beantwortung der jeweils gestellten Anforderung an die Nutzung, die Ästhetik, die Umweltverträglichkeit und die Nachhaltigkeit sein. Nicht das Entweder- Oder, also Massentourismus oder Naturschutz und Nachhaltigkeit darf weiterhin der Entwicklungsmaßstab in den Bergen sein, viel mehr sollten Massentourismus und Naturschutz und Nachhaltigkeit die Entwicklung prägen. Mit Intelligenz und Phantasie, mit Kommunikation und Toleranz, mit Mut und Wahrhaftigkeit wird es gelingen, die Besonderheit der Bergregion wieder zu dem zu machen, was sie einmal war: Authentisch, unverwechselbar, regionalspezifisch und gastfreundlich.“
MM-FRAGE: „Wie erleben Sie den Umgang mit dem Thema Architektur in den Vorhaben des Wintertourismus?“
Riccabona
„In den ca. 1 000 Behördenverfahren zu Vorhaben des Wintertourismus der vergangenen 20 Jahre, in denen ich eingebunden war, wurde jede Debatte über Formensprache, Ästhetik, Architektur als ein weiches, ,weinerliches’, unbequemes Thema angesehen und von der Ideologie der Beschleunigung und Marktherrschaft etc. erdrückt. Jeder Versuch doch eine architektonische Verbesserung in die Bauvorhaben zu bringen wurde mit dem Argument des Zeitverlustes und des erhöhten Aufwands abgelehnt. Vielfach sind heute aus Liftanlagen monströse Bahnhöfe mit riesigen Parkplätzen geworden. Wo das Gelände nicht passt, wird es passend gemacht. Diese Wucht der Beschleunigung führt zu Phänomenen der Übererschließung und stößt an Grenzen der ökologischen, sozialen und kulturellen Verträglichkeit in ganzen Regionen. Ökologische und soziokulturelle Bedenken (psychosoziale Belastungserscheinungen) einerseits und eine Überfunktionalisierung des Wintersports haben das technische Bergerlebnis in die Enge getrieben.“

Beispiel einer Architektur, der es gelungen ist, auf das neue Verständnis von Naturerlebnis einzugehen: das neue Panorama- Gipfel-Haus auf dem Wurmkogl in Hochgurgl. Foto: Q3 A + D

MM-FRAGE: „Woher kam diese Beschleunigungsideologie?“
Riccabona
„Um 1900 begann der Aufstieg des österreichischen Seilbahnwesens. Insbesondere nach den beiden Weltkriegen wurden die Seilbahnen wie in keinem anderen Land als Metapher vom technischen Fortschritt (Moderne) mit der Metapher nationaler Aufstieg verknüpft. Der Seilbahnbau galt in Österreich der Nachkriegszeit als Staatssache, wurde zu einer spezifisch österreichischen Berg- und Fortschrittssymbolik und wesentlicher Teil einer modernen nationalen Kultur. Bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war diese heroische Komponente bei Seilbahnbauten zu spüren und fand ihren kraftvollen natur-, berg-, und heimatverbundenen Ausdruck in der Architektur der Tal-, Mittel- und Bergstationen, sowie anderer touristischer Bauten (Hotel, Ausflugsstraßen, etc.).
Am Anfang stand das Schweben nach oben (Erlebnis in der Auffahrt) im Vordergrund, wie einige Zitate belegen: ,Man lernt erst jetzt sehen’ (Nordkettenbahn 1925)/, Schweben und schauen und selig sein’ (Georg Vogath 1957)/,Österreich geht hierin wieder führend voran … und unsere Heimat wird damit auf dem Gebiete des Bergbahnbaues wieder Ton angebend …’ (die Seilschwebebahn auf die Rax 1925).
Allmählich wurde jedoch das wiederholbare Erlebnis der Abfahrt über das Erlebnis der Auffahrt gestellt. Ein neuer Abschnitt der Entwicklung des Seilbahnbaues begann. Führte die von der Seilbahn beschleunigte Bergfahrt anfänglich zu neuen Sehmustern und Wahrnehmungsphänomenen (,Es sind nicht 10 Panoramen, die sich uns erschließen, es sind 1 000, Landschaft ist auf einmal kein stilles Bild mehr. Sie ist Geschehen geworden, Bewegung, Aktion, Kampf. Landschaft als Handlung’; Vogath 1957) wurde später die Beschleunigung in den Dienst des Massentransports gestellt. Damit wurde der Seilbahnmythos obsolet. Seilbahnunternehmen wurden zu Transportunternehmen und – wie andere Transportunternehmen auch – von technischer Funktionalität, Finanzierbarkeit (den Impuls gaben ERP-Mittel), Sicherheit, dem alleinigen Ziel der Beschleunigung gemäß dem Motto: ,Masse mal Beschleunigung bringt Geld’, beherrscht.
Die Beschleunigungsideologie wurde ausgedehnt auf die Planung, den Bau und die Adaptierung der Landschaft, sowie die Manipulierung des Schnees.“
MM-FRAGE: „Gibt es jetzt nicht auch Anzeichen eines neuen Verständnisses von Naturerlebnis und wie sieht die passende Architektur dazu aus?“
Riccabona
„Ja, zwar noch vereinzelt, aber doch deutlich sichtbar werden solche Anzeichen einer neuen behutsameren und respektvolleren Beziehung von Mensch und Natur. Nicht mehr die Eroberung der Wildnis, das Tempo, die Masse stehen im Vordergrund, sondern auch das Innehalten in der Beschleunigung. Das Sich-Besinnen, das Schauen und Sehen, das Auskosten des Blicks und die Begegnung mit der Natur werden, wenn auch nur zwischendurch, von Menschen in Skigebieten geschätzt.
Der Blick über das Joch in eine andere stille Gipfelwelt, das Panorama des Gipfels etc. erzeugen Stimmungen und Emotionen, die immer mehr zu einem Zustand des Sich-Wohl-Fühlens gehören. Beispiele einer Architektur, der esist, diese Stimmungen in einer einfachen, reduzierten Formensprache zu fördern und sozusagen zu zelebrieren sind mittlerweile zu einer sehr beliebten Attraktion geworden: die Plattformen und das Panorama-Gipfel-Haus im Ötztal.
Harte und technisch überfunktionalisierte Gebäude, Pisten, Beschallungen, Teiche, Leitungen, Parkplätze, jahrmarktsähnliche Angebote in der Hochgebirgsregion im Zusammenhang von Werbeveranstaltungen, Bergrestaurants, etc. vermögen nicht diese Wohlfühlkomponenten nachhaltig zu ersetzen.“
MM: „Herr Riccabona, wir danken für das Gespräch.“

Das Sich-Besinnen, das Auskosten des Blicks und die Begegnung mit der Natur werden von Menschenin Skigebieten wieder mehr geschätzt. Plattformen im Ötztal gehen darauf ein. Foto: Q3 A + D

DI Sigbert Riccabona ist seit 1991 als Landesumweltanwalt von Tirol
tätig, als diese Stelle eingerichtet wurde, um dem Naturschutz eine
Rechtsstellung in Behördenverfahren zu sichern. Er hat bisher in ca. 8
000 Naturschutzverfahren maßgeblich zur Erhaltung der Natur Tirols
beigetragen. Denn auch künftige Generationen besitzen den Anspruch auf
einen lebenswerten Naturraum. Für den Mountain Manager hat Riccabona
sich Gedanken über die Qualität der Architektur in Skigebieten gemacht,
die seiner Meinung nach eine regionale Verpflichtung hätte.

DI Sigbert Riccabona ist seit 1991 als Landesumweltanwalt von Tirol
tätig, als diese Stelle eingerichtet wurde, um dem Naturschutz eine
Rechtsstellung in Behördenverfahren zu sichern. Er hat bisher in ca. 8
000 Naturschutzverfahren maßgeblich zur Erhaltung der Natur Tirols
beigetragen. Denn auch künftige Generationen besitzen den Anspruch auf
einen lebenswerten Naturraum. Für den Mountain Manager hat Riccabona
sich Gedanken über die Qualität der Architektur in Skigebieten gemacht,
die seiner Meinung nach eine regionale Verpflichtung hätte.

Dr. Christoph Eisinger, Managing Director Ski amadé: Live dabei in Ski amadé

Die Erfolgskurve der Kooperation Ski amadé zeigt seit ihrem Beginn im November 2000 deutlich bergauf. Es gibt ein Plus an Gästen, die Investitionen erreichen mit 57 Mio. Euro ein herausragendes Niveau, ein Skipass eröffnet die Möglichkeit 860 Pistenkilometer zu nutzen. Der „MOUNTAIN MANAGER“ hat nachgefragt und sich über Erfahrungen, Pläne und Motive informiert.

Dr. Christoph Eisinger, Managing-Director Ski amadé. Fotos: Ski amadé

MM-FRAGE: „Wann und mit welcher Zielsetzung wurde Ski amadé gegründet?”Eisinger: „Ski amadé wurde am 30. November 2000 mit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages ins Leben gerufen. Dieser Gründung ist ein Prozess vorangegangen, der ca. 1,5 bis 2 Jahre gedauert hat. In dieser Zeit hat man sich gefunden, gemeinsame Strategien entwickelt und Einzelfragen wie z. B. den unfangreichen Kooperationsvertrag verhandelt. Dazu hat man sich in unterschiedlichen Arbeitsgruppen mit dem Marketing, der Entwicklung der Marke oder dem Preissystem beschäftigt. Nachdem man am 30. November 2000 an die Öffentlichkeit gegangen war, hat man dann die zugrunde liegenden Ideen sukzessive umgesetzt und sich im Frühjahr 2001 auf den Markennamen ,Skiverbund amadé’ geeinigt. Die erste Saison mit einheitlichem Liftticket und gemeinsamem Marketing war der Winter 2001/02. In weiterer Folge wurde der ursprüngliche Name zu Ski amadé verändert, weil er smarter klingt und sich besser einprägt. Ausgangslage für die Entscheidung zu Ski amadé war die Marktsituation. Man hat erkannt, dass die Nachfrage in den klassischen Märkten stagniert, gleichzeitig aber das Angebot der Konkurrenz größer wird. Deshalb war man der Meinung, dass man stärker auftreten kann, wenn man kooperiert. Auch andere Trends waren zu beobachten, etwa die Tendenz in Richtung größerer Skidestinationen und das Interesse der Gäste nach einem erweiterten Angebot. Durch die Kooperation wollte man dem Gast einen Mehrwert bieten, einen Skigroßraum, den man in Anspruch nehmen kann – aber nicht muss. Außerdem wird mit einem erweiterten Angebot auch ein Mehr an Qualität transportiert.MM-FRAGE: „Wie viele Mitglieder gibt es heute, was umfasst deren Angebot?’’Eisinger: „Wir haben 22 selbstständige Unternehmen als Mitglieder, die sich in einer engen Kooperationsbasis zusammengefunden haben. Diese Unternehmen sind wieder in Regionen zusammengefasst. Zu ihnen zählen Gastein, Großarl, Hochkönigs Winterreich, Salzburger Sportwelt und die Region Dachstein Tauern. Unser gemeinsames Produkt ist der Skipass, der ab 1,5 Tageskarten zum Tragen kommt. Früher war auch die Tageskarte selbst einheitlich, das wurde aber aufgrund von Meinungsunterschieden mit der Bundeswettbewerbsbehörde und der Arbeiterkammer abgeändert. Wir machen gemeinsam Marketing und bündeln Budgets, um Märkte effizienter bearbeiten zu können. Daraus ergeben sich enorme Vorteile hinsichtlich Effizienzsteigerung und Kostensynergien.”

Struktur und Organisation im Überblick.

MM-FRAGE: „Strebt man noch mehr Mitglieder an – was spricht dafür, was dagegen?’’Eisinger: „Hier gibt es zwei Überlegungen. Natürlich würde das Portfolio von Ski amadé durchaus noch die eine oder andere Region vertragen, wobei dabei vor allem Obertauern denkbar wäre. Das würde allein vom geografischen Gesichtspunkt oder vom Marketing her noch Sinn machen. Es sind diesbezüglich schon früher Gespräche geführt worden, wobei man vor Ort kein Interesse gezeigt hat, Ski amadé beizutreten.Die zweite Überlegung betrifft die Managementebene von Ski amadé, die sich im Laufe der Zeit entwickelt, verdichtet und somit einen kontinuierlichen Prozess durchlaufen hat. Jede Integration eines zusätzlichen Partners würde daher auch einer entsprechenden Abstimmung bedürfen. Eine solche würde die Dynamik der Entwicklung sicherlich auf 1 bis 2 Jahre bremsen, weil man mit internen Aufgaben beschäftigt ist.’’MM-FRAGE: „Wie funktioniert Ski amadé?’’Eisinger: „Das grundlegende Regelwerk von Ski amadé ist im Kooperationsvertrag zusammengefasst. Hier sind alle Entscheidungs-, Vertretungs- und Kontrollprozesse festgehalten. Einmal im Jahr gibt es eine Mitglieder-Hauptversammlung, in der die wesentlichen strategischen Entscheidungen getroffen werden. In der Exekutivebene agiert der Vorstand von Ski amadé, der aus 13 Personen besteht. Die Vorstandsmitglieder werden aus den Regionen entsandt, die laut Vertrag eine genau definierte Anzahl an Personen entsenden können. Der Vorstand trifft sich jeden Monat, wobei aktuelle Entscheidungen getroffen werden und Know-how ausgetauscht wird. Diese Entscheidungen werden vom Management entsprechend vorbereitet, notwendiges Datenmaterial wird zur Verfügung gestellt und dann wird umgesetzt – das alles ist dann meine Aufgabe. Dazu gibt es Arbeits- und Projektgruppen, in denen ein reger Erfahrungsaustausch über unterschiedliche Themen stattfindet.’’

Vergleich Skifahrertage – Investitionen Ski amadé. Grafik: Pleon Publico

„Der Vorteil für den Gast liegt im Produkt’’MM-FRAGE: „Wo liegen die Vorteile für die Mitglieder, wo für den Gast?’’Eisinger: „Die Vorteile für die Mitglieder liegen in der Verwirklichung von Synergien in einer starken Kooperationsgemeinschaft. Ein wesentlicher Punkt dabei sind Marketingvorteile, weil wir in der Gemeinschaft Märkte besser erschließen können. Das ist uns in den letzten Jahren auch sehr gut gelungen. So haben wir etwa im zentraleuropäischen Raum unsere Nächtigungen um 100% steigern können. Dazu verfügt man in der Gemeinschaft über Informationen und Wissen, das man einzeln nicht in dieser Konzentration zur Verfügung hätte. Ein dritter Punkt ist das Angebot, das wir bereitstellen und das in je der Region verfügbar ist – also der Produktvorteil. Dazu gehört der Skipass, den es nicht nur in einer, sondern in vier weiteren Regionen zu einem vernünftigen Preis gibt. Wir haben dabei sehr strenge Regelungen für dieses Produkt, etwa hinsichtlich der Preisgestaltung. Unser Bekenntnis zur Preisstabilität bedeutet für die Unternehmen eine stabile Wertschöpfung und die gute Planbarkeit für Investitionen. Ein weiterer Vorteil ist der gemeinschaftliche Einkauf, der zwar nur in einzelnen Bereichen wie dem Skipass-System zum Tragen kommt, dort aber sehr wichtig ist. Der Vorteil für den Gast liegt im Produkt. Durch den gemeinsamen Skipass kann er einen Skiraum nutzen, der groß und ausgesprochen vielfältig ist, ohne dass er dafür mehr zahlen muss. Er erhält zu einem fixen Preis einen kostenlosen Mehrwert. Vorteile für den Gast ergeben sich natürlich auch aus dem gemeinsamen Marketing, der Kostenstabilität und dem Qualitätsniveau, dem sich unsere Mitglieder verpflichtet fühlen.’’MM-FRAGE: „Birgt ein Verbund nicht auch die Gefahr der Vereinheitlichung und wie stellen Sie sicher, dass das Individuelle bewahrt wird?’’Eisinger: „Ich will nicht leugnen, dass ein großer Verbund eine limitierte Flexibilität hat. Man kann zwar einige Dinge mehr umsetzen, aber durch die Normierungen, die ein solcher Verbund mit sich bringt, sind die Packages vielleicht nicht so flexibel, als wenn sie von jeder Region selber festgelegt werden. Dennoch sind die Positionierungen der einzelnen Regionen im Verbund sehr unterschiedlich, und das wollen wir auch gar nicht ändern. Gastein z. B. definiert sich über den USP „Skifahren und Therme’’,Hochkönigs Winterreich hat ein durchdachtes Angebot für Familien.Ski amadé bietet für die unterschiedlichen Positionen ein gemeinsames Dach, wir sehen uns als Österreichs größtes Skivergnügen. Die Details aber muss jede Region für sich selbst bestimmen. Unser Werbeauftritt ist auch so aufgebaut, dass wir die Regionen mit ihren individuellen Positionen präsentieren. Der Gast kann dann aus dieser großen Vielfalt das für ihn Passende, seine Nische auswählen.’’

Ein Skipass eröffnet Winterspaß auf 860 Pistenkilometern.

MM-FRAGE: „Wie sehen Sie die derzeitige Position von Ski amadé am Markt?’’Eisinger: „Der Bekanntheitsgrad der Marke ist sicherlich in den letzten Jahren z. B. in Österreich oder im süddeutschen Raum immer stärker gestiegen. Das sind natürlich auch die Märkte, die wir am intensivsten bearbeiten und aus denen mehr als 50% unserer Gäste kommen.Dabei profitieren wir natürlich vom Begriff amadé, der früher schon in Zusammenhang mit einer unserer Regionen, nämlich der Sportwelt Amadé, heute Salzburger Sportwelt, benutzt und dann für die Gemeinschaft verwendet wurde. Das hat uns den Vorteil gebracht, dass wir nicht bei Null anfangen mussten, sondern auf einer Basis, die schon bekannt war und die dann entsprechend ausgebaut und mit neuen Inhalten gefüllt werden konnte.Groß ist unser Bekanntheitsgrad darüber hinaus auch im Beneluxraum oder am tschechischen Markt. Hier spüren wir die Vorteile der Gemeinschaft sehr deutlich.’’„Die entscheidende Herausforderung für die Zukunft ist es, unsere Philosophie noch stärker in den Köpfen und im Denken der Unternehmer zu verankern’’MM-FRAGE: „Wie hat sich das Angebot von Ski amadé in den Jahren entwickelt bzw. verändert?’’Eisinger: „Am Anfang lag unser Schwerpunkt auf Bekanntheitsgrad und Image, mittlerweile gehen wir verstärkt in Richtung Marketing. Dementsprechend richteten sich unsere Aktionen auf den Bekanntheitsgrad und das Image der Marke, heute gibt es immer mehr gemeinschaftliche Projekte z. B. mit den Tourismusverbänden, die sich mit der Marke Ski amadé synergetisch auf Märkte begeben. Mit Hilfe eines Förderungstopfes werden auch Projekte gefördert, die unsere Regional- und Tourismusverbände gemeinsam mit Ski amadé durchführen. Ein wesentlicher Aspekt ist in diesem Zusammenhang unsere Internetplattform, die 2,2 Mio. Zugriffe aufweisen kann und unsere Entwicklung sehr deutlich zeigt. Zuerst diente sie hauptsächlich als Informationsmedium, heute ist sie eine bedeutende E-Commerce-Plattform in der Region. Es gibt sehr viele Hoteliers und Beherberger, die ihr Angebot präsentieren. Der Kunde kann also direkt auf das Produkt Ski amadé zugreifen und gleich buchen. Das hat sich ganz hervorragend entwickelt und ist dementsprechend wichtig im Marketing.’’MM-FRAGE: „Wo sehen Sie die künftigen Herausforderungen/Ziele und welche Rolle spielt dabei die Ski amadé-Akademie?’’Eisinger: „Die Grundphilosophie, die hinter einer Kooperation steht, ist meiner Meinung nach das Bemühen, die Kooperation zu verdichten, zu verbessern und noch mehr Vertrauen aufzubauen. Dazu möchten wir die Synergien noch besser nutzen und das Gemeinsame noch mehr in den Blickpunkt rücken. Das bedingt natürlich auch großes Vertrauen in die Kooperation. Schließlich geht es auch darum, die Einzelinteressen zugunsten der Gesamtheit in den Hintergrund zu rücken. Das wird die entscheidende Herausforderung der Zukunft, in den Köpfen und im Denken der Unternehmerunsere Philosophie so zu verankern, dass sie permanent gelebt wird. Dazu gibt es natürlich auch einzelne Projekte, die uns am Herzen liegen, wie etwa die Ski amadé Akademie. Dabei handelt es sich um ein Bildungskonzept, aus dem die einzelnen Mitglieder schöpfen können. Das Ziel, das wir verfolgen, stellt die Personalentwicklung in den Mittelpunkt und bietet entsprechende Schulungsangebote. Die Ski amadé Akademie gibt es nun seit 5 Jahren, wobei das Programm immer wiederkehrende Veranstaltungen und natürlich auch neue Inhalte aufzuweisen hat. Dabei legen wir Wert auf maßgeschneiderte Angebote für unsere Mitarbeiter, die ganz gezielt auf die jeweilige Situation der Bergbahnen Rücksicht nehmen. Ein wesentlicher Punkt für die künftige Entwicklung ist der Vertrieb. Die Wintertouristikbranche verbindet mit dem Begriff „Marketing’ häufig mehr Werbung als den Verkauf. Die Verkaufskomponente sollte deshalb in Zukunft noch verstärkt herausgearbeitet werden. Nicht zu vergessen bei den künftigen Herausforderungen sind dazu der gemeinsame Einkauf, den man in einigen Bereichen noch ausweiten könnte, und die Produktentwicklung. Gerade bei der Entwicklung der Produkte können wir innerhalb der Kooperation von den Erfahrungen unserer Mitglieder profitieren. Das ist umso wichtiger, als wir in Zukunft unsere Produkte noch exakter auf die Zielgruppen abstimmen werden müssen.’’„Potenzial sehe ich nicht in einem Markt, sondern in vielen Märkten’’MM-FRAGE: „Wo sehen Sie länderspezifisch noch Marktpotenzial?’’

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