Die Entwicklung hin zu immer größer werdenden Skigebieten im Alpenraum ist sowohl national als auch international ein Trend. Eine Fachtagung für die Tourismus- und Bergbahnbranche, veranstaltet von der Universität für Bodenkultur Wien in Kooperation mit der Stiftung „pro natura-pro ski in Saalfelden befasste sich mit den Vor- und Nachteilen von Skigebietsfusionen.

Eine aktuelle Studie, präsentiert durch Prof. Dr. Pröbstl Haider von der Universität für Bodenkultur, demonstrierte, dass Pistenkilometer alleine nicht immer ausschlaggebend für die Auswahl des Skigebietes sind und bei unterschiedlichen Segmenten durchaus eine hohe Preissensibilität besteht. Die Besonderheit der Studie lag darin, dass die für die Skigebietsentwicklung relevanten Kriterien –  wie Schneesicherheit, Pistenkilometer, öffentliche Anbindung, Schwierigkeitsgrade und Erlebnisqualität – nicht separat, sondern im Verbund abgefragt wurden. Es wurde deutlich, dass Details wie „Ski-in-Ski-out-Angebote“ oder die Nähe zu Gletscherskigebieten und das oft sehr unterschiedliche Landschaftserlebnis die „traditionell“ angeführten Einflussgrößen wie Pistenkilometer, Schneesicherheit und Schwierigkeitsgrad „überstimmen“ können.Auch Prof. Urs Wagenseil von der Hochschule Luzern, mit eigener langjähriger Erfahrung im Destinationsmanagement in Wintersportgebieten, nahm in Hinblick auf die Nachfrage von Großskigebieten eine kritische Position ein. Wichtiger als die Anzahl an Pistenkilometer sieht er die Gesamtpalette des Angebots. Aus seiner Sicht seien die „Hardcore Skifahrer“, die ihren Ehrgeiz auf die Bewältigung möglichst großer Pistendistanzen legen, weniger bedeutsam für den wirtschaftlichen Erfolg als die vielfältigeren Bedürfnisse der anderen Gästesegmente. Dr. Roland Zegg von grisch consulta erklärte aus seiner Erfahrung mit mehreren Zusammenlegungen in der Schweiz, wie eine erfolgreiche Fusion verlaufen kann und was grundlegende Erfolgsfaktoren sind. Als wichtigste Voraussetzungen nannte er demnach die „finanzielle Sanierung aller beteiligter Unternehmen vor der Fusion“, „die Entwicklung einer starken Vision“, „Ethik, Respekt und Fairness“, „Beachtung von betrieblicher Kultur und Historien“, sowie „externe Projektbegleitung“, die alle Perspektiven wahrnimmt. Aus seiner Erfahrung mit zahlreichen Schweizer Zusammenlegungen erachtet er die „transition“ Phase – jene des Vertrauensaufbaus – als ebenso wichtig, wie das tatsächliche bilanzielle Zusammenwachsen der Betriebe. Fusionen waren zwar in den letzten zehn Jahren ein Mittel um die Medienwirksamkeit der Gebiete zu stärken und ein Versuch, durch Synergieeffekte negative Entwicklungen auszugleichen, Dr. Zegg zeigte aber auch auf, dass diese Ambitionen nicht immer erfolgreich waren. Hier wird der „Synergie-Humbug“, wie Dr. Zegg die „Illusion mancher Businesspläne“ bezeichnet, deutlich. Im Wettbewerb der Skigebiete in einem global stagnierenden Markt sieht er Zusammenlegungen, wenn sie unter den richtigen Voraussetzungen geschehen, dennoch als eine erfolgsversprechende Strategie. Die Belange von Natur und UmweltDie Belange von Natur und Umwelt wurden durch Dr. Johannes Kostenzer, Umweltanwalt des Landes Tirol, repräsentiert. Er betonte, dass es vor allem um eine „qualitative Flächenbilanz“ im alpinen Lebensraum gehe und nicht um eine quantitative. Selbst wenn es später beim Scheitern eines Vorhabens einen „geordneten Rückzug gäbe“, so könne mancher Schaden nicht wieder gut gemacht werden. Dass Fusionen in Hinblick auf die ökologischen Auswirkungen auch „abgemildert“ werden können, betonte Dr. Marc Winkler Geschäftsführer der Sextner Dolomiten. Beim zweiten Anlauf, der inzwischen bereits realisierten Verbindung zwischen vier italienischen Skigebieten, wurde zunächst durch genaue Aufnahmen im Gelände identifiziert, wo die tatsächlichen Konfliktpunkte liegen. Danach wurde versucht „zu vermeiden was zu vermeiden geht, danach vermindern was möglich ist und was übrig blieb durch Ausgleichsmaßnahmen zu kompensieren“. Die Bemühungen wurden – auch von den vormaligen Gegnern des Projektes – positiv honoriert. Zum Abschluss zeigte Dr. Winkler, dass ein erfolgreicher Zusammenschluss nicht immer eine Fusion durch Aufstiegsanlagen bedeuten muss und das Bedürfnis nach Auswahl und Abwechslung auch über gut durchdachte Bahnverbindungen in Kombination mit dem entsprechenden Komfort in der Skiaufbewahrung oder dem Skiverleih und der damit zusammenhängenden Zusammenarbeit der Skigebiete funktionieren kann. Er hinterfragte auch aus der Südtiroler Perspektive, das bloße „Nachahmen“ und „Nacheifern“ und empfahl ein langsameres Wachsen. Weitere Informationen: bergumwelt.boku.ac.at