Mathias Christian Moosleitner, GF Bergbahnen Filzmoos GmbH. ©filzmoos.ski
Mathias Christian Moosleitner, GF Bergbahnen Filzmoos GmbH: „Unser Angebot soll up-to-date sein!“
2019 wurde die Bergbahnen Filzmoos GmbH an Moosleitner verkauft. Der MOUNTAIN MANAGER hat nachgefragt, welche Ambitionen man vor Ort hat, was schon gemacht wurde und was man noch plant.
Den Namen Moosleitner kennt man aus der Baubranche, womit beschäftigt sich Ihr Unternehmen da?
Die Unternehmensgruppe Moosleitner ist im Baubereich in den Sparten Sand, Kies und Naturstein, Humus, Beton, Erbau, Abbruch, Recycling und Entsorgung aktiv. Dazu steht uns ein großer Maschinenpark und eine moderne Lkw-Flotte zur Verfügung. Moosleitner ist außerdem Mitglied im Fachverband Mineralik – Recycling und Verwertung BVSE Bayern und führt für seine qualitätsgeprüften Recyclingbaustoffe das QUBA-Qualitätssiegel.
Die Unternehmenszentrale ist in Saaldorf-Surheim in der Nähe von Freilassing, Niederlassungen gibt es auch in Salzburg, Lamprechtshausen, Hallwang, Golling, Nussdorf am Haunsberg oder Brunn/Geisenfeld. Wir haben in der Unternehmensgruppe Moosleitner rund 200 Beschäftigte, davon bei den Bergbahnen Filzmoos 47 Mitarbeiter, von denen 23 ganzjährig beschäftigt sind.
2019 haben Sie die Bergbahnen Filzmoos als Mehrheitseigentümer gekauft – was war der Grund, sich hier zu engagieren?
Moosleitner ist alleiniger Eigentümer der Bergbahnen Filzmoos GmbH. Die Beziehung zu den Bergbahnen Filzmoos war für unsere Familie immer eine sehr enge. Meine Mutter ist aus Filzmoos, ich habe hier das Skifahren gelernt und die Familie hat in Filzmoos immer gern ihren Urlaub verbracht.
Deshalb haben wir letztendlich auch den Entschluss gefasst, uns hier zu engagieren und das Unternehmen zu kaufen. Wir sind überzeugt, dass wir die Bergbahnen Filzmoos GmbH so aufstellen können, dass ein erfolgreiches Wirtschaften möglich ist. Natürlich gehört auch viel Leidenschaft für den Wintersport und den Berg dazu, um die Aufgaben anzugehen – die ist in der Familie aber mit Sicherheit vorhanden.
Welchen Stellenwert hat das Bergbahnunternehmen in der Region?
Es gibt eine Wechselwirkung in der Entwicklung einer Region und der Bergbahn. Oder anders gefragt: Was wäre eine Bergbahn ohne Tourismus in der Region bzw. was wäre eine Tourismusdestination ohne Bergbahn? Beide beeinflussen sich gegenseitig, und das hoffentlich im positiven Sinn. Wenn sich eine Region weiterentwickelt, ist immer auch die Bergbahn gefordert. Wenn sich die Bergbahn weiterentwickelt und investiert wird, wie an unserem Beispiel, erwartet man natürlich auch, dass es positive Auswirkungen auf die Region und die Destination gibt. Wir merken in Filzmoos schon, dass speziell 2019 und auch noch in den Jahren danach eine sehr positive Stimmung und Motivation da ist, dass sich etwas tut. Wir sehen, dass wieder Geld in den Ort investiert wird und nicht alles nach außen fließt.

Die neue 6er-Sesselbahn sixpack erfüllt alle Anforderungen an einen komfortablen und effizienten Personentransport. ©filzmoos.ski
„Die Mannschaft ist voll dabei und motiviert!“
Wie war das Unternehmen bei Übernahme aufgestellt, was waren die Probleme/Herausforderungen?
Wir haben ein funktionierendes Unternehmen übernommen, bei dem alle sicherheitstechnischen Wartungen so gemacht wurden, wie es erforderlich ist. Dennoch war offensichtlich, dass in den letzten 20 Jahren keine größeren Investitionen getätigt wurden. Auch die Stimmung in der Mannschaft war verhalten, weil vielfach die Perspektiven gefehlt haben. Werbung für das Unternehmen und das Angebot war so gut wie nicht vorhanden. Es war also zuerst wichtig, sich alles anzusehen und sich einen Überblick zu verschaffen, wo man ansetzen muss und was gemacht werden muss. Dabei haben wir dann auch schnell die Unterstützung im Team gemerkt. Die Mannschaft war voll dabei und ist voll motiviert an die Aufgaben gegangen, hatte wieder ein Ziel vor Augen und eine „greifbare“ Geschäftsleitung als Ansprechpartner.
Welche Ziele peilen Sie an, wie möchten Sie das Unternehmen positionieren?
Die Bergbahnen Filzmoos GmbH ist sicher ein Zugpferd der Region und das möchten wir auch in Zukunft so halten und ausbauen. Wir suchen eine gute Zusammenarbeit mit allen involvierten Stellen im Tourismus, mit den Skischulen und dem Skiclub. Es ist uns ein Anliegen, mit unserem Angebot up-to-date zu sein, das betrifft die Hardware genauso wie die Software. Da haben wir schon investiert und es soll auch noch einiges folgen. Man soll sich in Filzmoos einfach wohlfühlen und aus einem guten, durchdachten Angebot das Passende wählen können.
Sie haben bereits 2020 mit einer ganzen Reihe an Investitionen begonnen, was wurde gemacht?
Wir haben viele Neuerungen auf den Weg gebracht und Neuanschaffungen getätigt. So wurde etwa ein neues Pistenfahrzeug gekauft und in die Beleuchtung investiert. Es gibt einen modernen Werbeauftritt und wir haben uns um mehr mediale Präsenz bemüht. Am Großberglift wurde ein Photopoint installiert, beim sixpack eine Ski-Movie-Strecke, also eine moderne Zeitmessstrecke. An der Bergstation der Papagenobahn, die wir auch im Sommer in Betrieb haben, wurde in den Ausbau der Rad- und Wanderwege bzw. die Verlängerung der Höhenlanglaufloipe investiert, sodass man nun eine 16 km lange Strecke zur Verfügung hat. Dazu wurde für die Langläufer oder auch Wanderer ein Gebäude mit Umkleidemöglichkeiten, das Langlaufhaus, einem Inforaum, Toiletten und abschließbarem Stauraum errichtet. Erneuert wurde auch das Pistenleitsystem, die Panoramakarte wurde neu gemacht. Es wurden viele Dinge auf den Weg gebracht, die zu einer modernen Infrastruktur in einem Skigebiet gehören und für den Gast Vereinfachungen bringen.
2021 wurde der Neubau der 6er-Sesselbahn Mooslehen durchgezogen – was waren hier die Herausforderungen?
Wir hatten mit den Planungsarbeiten bereits 2020 begonnen und sind dann aufgrund der Coronakrise, den damit verbundenen Preissteigerungen bzw. Lieferproblemen vor der Entscheidung gestanden, wann wir zu bauen beginnen und ob es nicht besser wäre, das Projekt erst 2022 zu realisieren. Wir haben uns dann aber entschieden, doch 2021 zu starten. Im Rückblick war das eine sehr gute Entscheidung und wir sind sehr froh, dass alles so gut gelaufen ist. Im Mai 2021 ist die alte Liftstation abgerissen worden, zu bauen begonnen haben wir im Juni 2021.
Die Bauarbeiten wurden in nur 6 Monaten durchgezogen, wobei wir auf eine möglichst umweltschonende Vorgangsweise Bedacht genommen haben. Bei Bauarbeiten muss man immer darauf gefasst sein, dass es Herausforderungen gibt und man die Arbeiten immer wieder auf die Gegebenheiten abstimmen muss – glücklicherweise hat es aber keine großen Probleme gegeben.
Für die Talstation verwenden wir zum Heizen Erdwärme, dazu gibt es eine Photovoltaikanlage. Auf diese Weise konnten wir den gesamten Energieverbrauch der modernen 6er-Sesselbahn im Vergleich mit dem früheren Doppelsessellift um über 14 % reduzieren. Darauf sind wir sehr stolz.
„Die Gäste sind begeistert und fühlen sich wohl“
Welche Erwartungen haben Sie an die neue Bahn, wie sind Sie nach der 1. Saison zufrieden?
Wir sind sehr zufrieden mit der neuen Bahn, wir hatten keine Probleme mit dem Ablauf oder der Handhabung. Wir sind wirklich sehr froh über unsere Entscheidung für die LEITNER-Bahn und auch darüber, dass sich der Energieverbrauch im Vergleich mit dem Vorgängerlift wirklich so deutlich reduzieren hat lassen. Dabei können wir doppelt so viele Gäste befördern wie vorher. Und auch die Architektur ist ganz wundervoll gelungen. Die Talstation ist ein attraktiver Einstiegspunkt, sie ist modern und fügt sich trotzdem sehr gut in die Umgebung ein.
Wir haben auch gesehen, dass das Angebot in dieser Saison sehr gut angenommen worden ist. Die Gäste sind begeistert und fühlen sich wohl. Das wollen wir auch in Zukunft im Auge behalten, auch im Hinblick auf Skischulen oder Skiclubs. Ihnen möchten wir vor Ort gute Möglichkeiten zum Arbeiten und Trainieren bieten.
Welche Investitionen stehen für den nächsten Winter an, wie sieht der Zeitplan aus?
Wir werden uns auch in nächster Zeit noch mit Dingen beschäftigen müssen, die veraltet sind oder mit den Anforderungen nicht mehr Schritt halten können. Ein Bereich ist sicher die Beschneiung. Für den Bereich der neuen sixpack haben wir die Beschneiung in diesem Bereich so adaptiert, wie es möglich und behördlich natürlich genehmigt war. Ein Thema für die nahe Zukunft ist aber sicher der Schneiteich, bei dem das Auslaufen der Konzession absehbar ist und der auch ausgebaut werden müsste. Hier rechnen wir damit, dass wir 2024/25 aktiv werden können. Im Moment sind wir mit den Vorbereitungen und dem Genehmigungsverfahren beschäftigt. Durch die geplante Größe könnten wir eventuell einen Teich an anderer Stelle einsparen und auch sehr viel Energie. Ein solches Projekt braucht aber dafür viel Vorbereitung, damit alles passt.
Im Bereich der Bergstation der Papagenobahn ist ein Übungslift geplant. Dazu soll es an neuralgischen Stellen Verbesserungen bei den Pisten geben. Auch im Fuhrpark, im Bereich der Schneeerzeuger und beim Kassensystem wird es in den nächsten Jahren sicher noch einiges an Investitionen geben.
Welchen Stellenwert hat der Sommer in Filzmoos, wie sieht das Angebot im Moment aus und wird es Neuerungen geben?
Der Sommer hat einen hohen Stellenwert und entspricht der Ausrichtung der Region. Wir legen großen Wert auf Naturverbundenheit, also stehen Wandern und Radfahren im Fokus. Da kann man dann mit der Papagenobahn nach oben fahren und findet ein entsprechendes Angebot an Wander- oder Bikewegen. In diesem Bereich sind wir auch am Überlegen und Planen, wie wir dieses Angebot noch so ausbauen können, dass man eine moderne Infrastruktur hat, aber dennoch die Ausrichtung auf die Natur gewahrt bleibt.
Sehen Sie im Sommer in der Entwicklung noch Luft nach oben?
Wir sehen hier in Filzmoos durchaus noch Luft nach oben. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der Sommer in den Bergen noch an Bedeutung gewinnen wird. Das Interesse der Gäste ist vorhanden und wird sicher noch mehr werden. Man sollte bei der Angebotsausrichtung aber nicht nur den Spaß am Berg im Blick haben – es geht auch darum, Gästen die Besonderheiten der Bergwelt als Teil der Natur näher zu bringen.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihr Bergbahnunternehmen, um in Zukunft erfolgreich zu wirtschaften?
Eine Herausforderung wird sicher die Preispolitik sein. Energie und Investitionen werden immer teurer, das wird sich auch in der Preispolitik auswirken müssen. Hier wird es wichtig sein, für alle Seiten einen guten und akzeptablen Weg zu finden. Man muss am Ball bleiben und zusehen, dass das Angebot modern bleibt oder wie in unserem Fall modern wird – und das zu Konditionen, die für alle machbar sind.
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