Tschechien – Alternative für deutsche Ski-Gäste?

Mag. Arnold Oberacher, GF und Partner der Edinger Tourismusberatung GmbH., führte im Jänner eine Fachexkursion in die Skigebiete des Iser- & Riesengebirges durch. Nur wenige hundert Kilometer von Berlin, Dresden oder Leipzig entfernt, versuchen die größten Skigebiete Tschechiens sich als Ziel- und Zukunftsmarkt für deutsche Gäste zu positionieren. Projekte wie die Nordische Ski-WM 2009 oder FIS-Weltcup-Rennen zeugen davon. Um sich auf diese Herausforderung einstellen zu können, überzeugten sich österreichische Seilbahnunternehmen, Skischulen, Skiverleiher und Tourismusverbände von der Qualität und dem Potenzial Nordböhmens.

Mag. Arnold Oberacher, Partner und Geschäftsführer der Edinger Tourismusberatung, ist u. a. auf Skigebiete spezialisiert und blickt gerne über den Tellerrand. Fotos: ETB

MM-FRAGE: „Herr Mag. Oberacher, welche Erkenntnisse haben Sie über die tschechischen Wintersportgebiete in puncto Angebot, Professionalität und Marketingaktivitäten gewonnen?“
Oberacher: „Insgesamt kann man in diesem Land eine Aufbruchstimmung beobachten – ähnlich wie bei uns in den 70-er und 80-er Jahren. Angebotsseitig gibt es zwar in vielen Bereichen – vor allem bei den Liftanlagen – noch Aufholbedarf. Allerdings werden intensive Angebotserneuerungen durchgeführt und es gibt für die nächsten Jahre weitere Ausbau- und Erweiterungspläne. Auffällig ist dabei vor allem die „Marken“-Orientierung der Tschechen. Man setzt fast ausschließlich neue Anlagen und Geräte von Anbietern wie Doppelmayr, Kässbohrer oder Skidata ein. Der Einsatz gebrauchter Anlagen und Einrichtungen ist kaum ein Thema. Schwächen sind derzeit vor allem noch in der Logistik der Skigebiete erkennbar – hier wurde früher mal da und mal dort ein Lift entwickelt ohne ein ,Skigebiet‘ im Auge zu haben. Allerdings wird gerade an diesem Punkt derzeit sehr intensiv gearbeitet. Auch die Professionalität der im Wintersportbereich tätigen Mitarbeiter ist überraschend hoch. Gerade in den Führungsbereichen sind fast ausschließlich universitär ausgebildete Techniker und Betriebswirte bzw. Marketingspezialisten tätig. Dies ist auch im Marketing spürbar. Durch den Einsatz von Sponsoring, Cross-Marketing und Kooperationen (z. B. mit Audi, etc.) wird sehr wirkungsvolles Marketing gemacht. Auch im Vertrieb werden neben klassischen Kanälen wie Internet oder Reiseveranstaltern auch alternative Kanäle, wie z. B. deutsche Schulen, Vereine, Betriebsausflüge, etc. bedient. In Summe entstand jedenfalls der Eindruck eines dynamischen und engagierten Wintersportangebotes, das sich vor allem gegenüber alpinen Destinationen klar positionieren und etablieren will.“
MM-FRAGE: „Haben wir noch Vorurteile, was die Entwicklung und Qualität in Tschechien angeht?“
Oberacher: „Offen gestanden glaube ich schon, dass vor allem aus Sicht der Alpendestinationen hier nach wie vor oftmals das Vorurteil besteht, diese Länder würden noch in der ,Kuckucksuhr‘ schlafen. Jeder aber, der sich vor Ort selbst überzeugt, wird erkennen, dass bereits heute einige mittlere und kleinere Skigebiete im Alpenraum ihre Mühe hätten mit manchen der tschechischen Nachbarn mitzuhalten. Mir geht es dabei weniger um die Qualität einzelner Aspekte (wie z. B. Modernität der Aufstiegshilfen oder Beschneiungsanlagen), sondern um das vom Gast wahr genommene Gesamtprodukt. Die dort gebotene aktuelle Qualität, das durchwegs funktionierende Zusammenspiel der meisten Anbieter (Beherbergung, Gastronomie, Skiverleih, Skischulen, etc.) in Kombination mit dem nach wie vor bestehenden deutlichen Preisvorteil (Tageskarten kosten hier durchschnittlich die Hälfte von österreichischen Angeboten) machen Tschechien auch für westliche Zielgruppen durchaus zu einer interessanten Alternative. Es ist keinesfalls mehr so, dass diese Länder nur von uns lernen können – mangelnde Investitionskraft machen sie oftmals durch Innovationskraft wett.“

Blick auf Pez: Das Iser- und Riesengebirge in Nordböhmen mit den Gebieten „Skiareal Jested“ in Liberec, „Skiarena Cerna-hora“ in Janske Lazne, Pez Pod Snezkou oder Spindleruv Mlyn bietet gerade für Wintersport-Einsteiger eine ideale Topografie.

MM-FRAGE: „Wie sieht der tschechische Markt selbst aus (Inländeranteil, Skifahrerstruktur, Schulskikurse, Begeisterung etc.)?“
Oberacher: „Tschechien ist eine sehr begeisterte Alpinund Outdoor-Nation. Dies zeigt sich auch im Wintersport. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern weist dieses Land einen überdurchschnittlich hohen Wintersportler- Anteil auf. Grund dafür ist, dass es in Tschechien nach wie vor regelmäßge Schulskikurse gibt, sodass nahezu jeder Tscheche in seinem Leben einmal auf Skiern stand. In Kombination mit dem immer höher werdenden Wohlstandsniveau ist die Chance groß, dass diese ,Neulinge‘ im Wintersport auch als hinkünftiges Marktpotenzial erhalten bleiben. Der (aktive) Wintersportleranteil wird in Tschechien auf rund 20 bis 25 % der Bevölkerung geschätzt. Die Begeisterung für diese Sportart zeigt sich auch an der Skiausrüstung, der Bekleidung und den Accessoires wo sich die Tschechen überwiegend etablierte Marken leisten.“
MM-FRAGE: „Haben Sie den Eindruck, dass Nordböhmen eine ernsthafte Konkurrenz im Kampf um Wintersportgäste werden könnte?“
Oberacher: „Hinsichtlich der Konkurrenz mit den alpinen Destinationen muss man sicherlich differenzieren. Die Nähe, vor allem zu den (ost)deutschen Zielmärkten, zu Polen und das große Potenzial in Tschechien selbst macht das Land vor allem für Kurzentschlossene und Einsteiger attraktiv. Die geringe Anreisedistanz und das Gefühl, als Einsteiger nicht gleich ein „Großskigebiet“ kaufen zu müssen in der Kombination mit den niedrigen Preisen machen die Region für Einsteiger äußerst attraktiv. Damit sind diese Skigebiete eigentlich wichtige „Feeder- Skigebiete“, die eine wertvolle Nachwuchsarbeit für die gesamte Europäische Wintersport-Industrie leisten. Wenn sie den Sport dann einmal beherrschen ist für viele aber ein Urlaub in einem imageträchtigeren und anspruchsvolleren Angebot der alpinen Destinationen der nächste logische Schritt.“
MM-FRAGE: „Sie sprechen von Feeder-Skigebieten. In Österreich ist ja eine Initiative angelaufen, die rot-weiß-rote Skigebiete als Einsteigergebiete positionieren will. Müssen wir in diesem Bereich also mit vermehrter Konkurrenz von den Nachbarn rechnen?“
Oberacher: „Die Leistungsvorteile wie räumliche Nähe zu Märkten wie Deutschland, ein überschaubares Angebot und die Preiswürdigkeit liegt in diesen Ländern auf der Hand. Gerade aus diesem Grund ist aber eine österreichische Initiative wichtig, um sich gegenüber diesen Einsteigerangeboten klar zu positionieren. Vor allem für mittlere und kleinere Skigebiete bietet dies eine Chance. Angesichts der Angebotsqualität in diesen Ländern kann eine positive Alleinstellung aber nur über Leistungsvorteile und Qualität und nicht über einen ruinösen Preiskampf passieren. Die österreichische Initiative stößt genau in dieses Horn und liegt meines Erachtens damit goldrichtig.“

Die Teilnehmer der Tschechien-Exkursion mit der Edinger Tourismus-Beratung kamen aus den Bereichen Seilbahnen, Tourismusverbände, Skischulen und Sportgeschäfte bzw. Skiverleihstaionen

MM-FRAGE: „Welche Fehler sollte man in diesem Zusammenhang vermeiden?“
Oberacher: „Der größte Fehler wird wohl sein, dass man diesen Märkten mit einer gewissen Arroganz und Überheblichkeit entgegentritt. Besucher aus diesen Ländern haben westeuropäisches Anspruchsniveau. Wir müssen in den Alpen und in Österreich daher vor allem in jenen Bereichen, in denen in diesen Ländern noch deutlicher Aufholbedarf besteht, unsere Alleinstellung suchen. Das gilt vor allem für den Bereich der Dienstleistung. Das sozialistische System in diesen Ländern hat verhindert, dass diese Menschen gelernt haben ,Dienst zu leisten‘. Das ist heute noch stark spürbar und wird sich wohl auch nicht von heute auf morgen ändern. Genau hier muss unsere vielgerühmte ,Gastlichkeit‘ ansetzen – vom Parkplatzeinweiser über den Gastromitarbeiter bis zum Liftbediensteten.“
MM-FRAGE: „Wäre kooperieren eine bessere Taktik als konkurrieren? Wie könnte so eine Marketingpartnerschaft aussehen?“
Oberacher: „Ich bin überzeugt, dass diese Skigebiete eine ganz wichtige Nachwuchsfunktion besitzen und zum Teil sehr große Märkte abdecken. Im Sinne der Zukunft des europäischen Wintersportmarktes müssen wir daher froh sein, dass es derartige Anbieter auch in Zukunft noch gibt. Da nach dem ,Einsteigen im Heimatland‘ für viele Gäste ein ,Winterurlaub in den Alpen‘ der logische nächste Schritt ist, macht es meines Erachtens jedenfalls mehr Sinn, mit diesen Gebieten zusammen zu arbeiten als sie als Konkurrenten zu sehen. Ich denke, dass Kooperationen hier sehr vielfältig aussehen können, vom reinen Cross-Marketing bis hin zu Zusammenarbeiten auch bei Technik- und Managementfragen.“

Infozentrum und Talstation in Janske Lazne.

MM-FRAGE: „Gibt es vielleicht sogar Bereiche, wo die Tschechen uns voraus sind?“
Oberacher: „Neben den bereits angesprochenen Aspekten fällt vor allem ein enorm hohes Qualitätsbewusstsein im Bereich der ,Sauberkeit’auf. Selbst bei den ältesten Anlagen finden Sie kaum verbleichte oder mit Aufklebern zugepflasterte Hinweistafeln und auch die für den Gast sichtbare Technik wird offensichtlich jährlich mit Farbe neu aufgefrischt. Gleiches gilt für die Umfeldstrukturen in diesen Skigebieten, wie z. B. Stationsgebäude oder Hütten. Zwar gibt es viele ältere Strukturen, aber alle sind top gepflegt. Ein weiterer Punkt ist sicherlich auch das Denken in ,touristischen Produkten‘: Wenn aus Sicht des Gastes in der Dienstleistungskette eines Winterurlaubs etwas fehlt oder in nicht optimaler Qualität vorhanden ist (z. B. Skischule, Skiverleih, etc.), wird das von den Bergbahnen relativ schnell selbst organisiert und gemacht. Ebenso in überraschend professionellem Maß vorhanden ist das Marketing im Bereich Cross-Marketing und Sponsoring mit Konsumgüter-Produzenten, wie z. B. der Automobilindustrie. Das Marketing geht dabei oftmals über einen klassischen Rahmen hinaus. So steht beispielsweise direkt im Einstiegsbereich von Spindlermühle eine ,Audi-Bar‘, die vom Barhocker bis zur Speisekarte auf diese Marke hin durchdesignt ist.“
MM-FRAGE: „Was glauben Sie, wie sich diese Skigebiete Nordböhmens weiter entwickeln werden? Ist überhaupt die Finanzkraft da, dass sie uns paroli bieten können?“
Oberacher: „In jedem Gespräch mit tschechischen Verantwortlichen wird spürbar, dass diese absolut in der Zukunft denken und viele Projekte und Ideen im Kopf haben. Aber auch ganz konkrete Planungen für die nächsten ein, zwei Jahre liegen vor. Allerdings kommt hier sehr oft schon auch die betriebswirtschaftliche Realität ins Spiel: Vor allem technische Investitionen im Bereich der Aufstiegshilfen, Beschneiung und Pistenpflege mit etablierten Marken müssen fast zum gleichen Preis realisiert werden wie im Alpenbereich. Dem gegenüber steht dann natürlich die deutlich geringere Preisdurchsetzung. Kostenseitig sind zwar die Personalaufwendungen wieder vergleichsweise günstig, gleichzeitig sind die Energiekosten in Tschechien sehr hoch (Treibstoff wird zu den gleichen Preisen wie bei uns verkauft), sodass beim wirtschaftlichen Ergebnis die Bäume auch nicht in den Himmel wachsen. Andererseits wird der Wettbewerb in Tschechien voraussichtlich nicht besonders stark steigen, da die topografische Situation und vor allem die (überraschend strenge) Naturschutzgesetzgebung im Land die Neuentwicklung von Skigebieten oder Skigebietszusammenschlüsse nur sehr limitiert möglich machen wird. Diese Situation – gepaart mit einer kontinuierlich steigenden Kaufkraft – ermöglicht es noch relativ leicht auch Investoren zu finden. Und so erwarte ich in den nächsten Jahren vor allem einen massiven Ausbau und eine Professionalisierung der bestehenden Anbieter. Es werden sich also ein paar wenige, aber hochprofessionelle Top-Einsteiger-Skigebiete hier etablieren. Diesnicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass nahezu alle größeren tschechischen Skigebiete auf enormen Bettenkapazitäten sitzen – beispielsweise existieren allein in der Region Spindlermühle rund 10 000 Gästebetten.“
MM-FRAGE: „Wer wird in Zukunft mehr von der Osterweiterung profitieren? Österreich vom Gästestrom aus den neuen Staaten Tschechien, Ungarn, etc. oder die Tschechen, indem sie Deutsche und Ost-Österreicher anlocken? Bumerang-Effekt?“
Oberacher: „Ohne schönfärberisch klingen zu wollen, aber ich glaube, dass tatsächlich alle gewinnen können. Solange sich österreichische Wintersportangebote klar und eindeutig, vor allem über Qualität zum fairen Preis, positionieren und attraktive Gesamturlaubspakete schnüren, werden wir es schaffen, uns als ,imageträchtige‘ Wunschund Zieldestinationen bei diesen Gästen zu verankern. Von den Skigebieten in Osteuropa wiederum erwarte ich, dass sie vor allem im Einsteiger- und Anfängersegment, aber auch im etwas preissensiblen Gäste-Segment punkten können. Für alpine Destinationen bedeutet dies aber nicht, dass man sich zurücklehnen kann. Eine klare Positionierung passiert nicht von alleine und auch nicht von heute auf morgen und wenn man sie nicht aktiv anstrebt, ist man schneller bei der Durchschnittlichkeit als man glaubt. Und Durchschnittlichkeit ist im unternehmerischen Leben bekanntermaßen die leichteste Angriffsfläche für Mitbewerber – auch jene aus Tschechien.“
MM: „Herr Mag. Oberacher, wir danken Ihnen für das Gespräch.“

Michael Seeber: Wachstumschancen in Osteuropa und im Fernen Osten

Die Prinoth AG kann neuerlich auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Vor allem in den Ostmärkten konnte man starke Zuwächse verzeichnen. Die Pluspunkte der Prinoth-Pistenfahrzeugpalette liegen dabei in der Wirtschaftlichkeit, der Qualität und den technischen Features.

Michael Seeber, Präsident des Aufsichtsrates LEITNERGROUP. Fotos: Leitnergroup

MM-FRAGE: „Wie ist das letzte Geschäftsjahr für die Prinoth-Pistenfahrzeuge verlaufen?“
 
Seeber: „Wir können auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. 2002 konnten wir einen Umsatz von 58 Mio. Euro erreichen, 2003 bereits 73 Mio. und im letzten Geschäftsjahr 82 Millionen. Das ist wiederum eine Rekordbilanz mit einem Marktanteil von 45 % und 445 verkauften Pistenfahrzeugen.“
 
MM-FRAGE: „Auf welchen Märkten konnten sie Zuwächse verzeichnen, wo sehen Sie Wachstumschancen?“
 
Seeber: „Vor allem in den so genannten ,neuen Märkten‘ in Osteuropa und im Fernen Osten konnten wir starke Zuwächse verzeichnen. Gründe dafür gibt es mehrere. So ist zum einen die gesamte Verkaufs- und Servicestruktur qualitativ verbessert und auf viele neue Länder ausgeweitet worden. Wiederum wurden – wie erstmals in 2003 – neue Pistenfahrzeuge statt wie bisher gebrauchte nach China, Korea, Bulgarien, Slowakei, Polen, Tschechien und nach Rumänien verkauft. Zum zweiten bietet Prinoth die weltweit kompletteste Pistenfahrzeug-Palette an. Mitverantwortlich war nicht zuletzt die positive Entwicklung des Tourismussektors. In Osteuropa und im Fernen Osten sehen wir auch die größten Wachstumschancen. Grundsätzlich sind wir jedoch auch im Bereich Gebrauchtmaschinen überaus erfolgreich – ein weiteres Indiz, dass die Kunden die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit unserer Produkte schätzen.“
 
MM-FRAGE: „Wo sehen Sie die Pluspunkte der Prinoth-Produktpalette und was macht sie am Markt erfolgreich?“
 
Seeber: „Da ist zum einen die Wirtschaftlichkeit der Modelle, dann Qualität allgemein und Pistenqualität im Speziellen. Pistenqualität ist letztendlich der wichtigste Output eines Pistenfahrzeugs, denn dafür hat es der Kunde ja gekauft. Dazu kommen die technische Überlegenheit der Pistenfahrzeuge allgemein und der Trommelwinde im Speziellen. Die Winde gewinnt ständig an Bedeutung, da sie nicht nur im Steilen, sondern auch zum Verfrachten von Schnee, insbesondere von Kunstschnee, eingesetzt wird. Prinoth hat weltweit 50% und in Europa 60 % Marktanteil bei Windenfahrzeugen. Außerdem verfügen wir über Kundendienst-Servicestellen weltweit. Wo wir verkaufen, kann sich der Kunde auch auf eine Betreuung im After-sale-Service verlassen.“
 
MM-FRAGE: „Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der neue Unternehmenssitz in Sterzing/Unterackern seiner Bestimmung übergeben. Welche Vorteile hat die damit realisierte Zentralisierung?“
 
Seeber: „Der Neubau war wegen Platzmangel und stetigem Wachstum notwendig geworden. Der Umzug ins neue Bürogebäude und die Produktionshalle erfolgte 2004. Das Areal ist insgesamt 23 000 m2 groß, wobei die Produktionshalle 5000 m2 und die Bürofläche 1150 m2 einnehmen. Die verschiedenen Abteilungen, die vorher teilweise noch getrennt waren (Gasteig, St. Ulrich), wurden damit unter ein Dach gebracht. Grund für die unterschiedlichen Standorte war die Geschichte der Firmen Prinoth und Leitner. Im Jahr 2000 erfolgte dann die Fusion von Prinoth in Gröden mit der Sparte Pistenfahrzeuge Leitner in Sterzing. Damit wurden praktisch 2 der erfahrensten und am längsten am Markt tätigen Firmen im Bereich Pistenfahrzeuge fusioniert. Prinoth gibt es immerhin seit 1960 und Leitner seit 1969. Der neue Unternehmenssitz bringt u. a. optimierte Prozesse und Abläufe, kurze Wege, verbesserte Kommunikation und auch Generierung von Synergieeffekten durch die Nähe zum Leitner-SFA-Werk mit sich. Durch den zentralisierten Unternehmenssit z mit großzügig ausgelegter Produktionshalle ist es uns möglich, alle Prinoth Fahrzeuge in Sterzing zu produzieren.
Durch die Zentralisierung ist es auch möglich und insbesondere unser Bestreben, den Kundendienst zu optimieren, d. h. noch effizienter zu machen.“
 
MM-FRAGE: „Welche Auswirkungen hat die Etablierung der LEITNERGROUP auf die Aufgabenverteilung bei Prinoth?“
 
Seeber: „2003 erfolgte die Vereinigung der einzelnen Kompetenzbereiche unter der Dachmarke LEITNERGROUP. Bei den Pistenfahrzeugen, die in einer eigenen Gesellschaft, der Prinoth AG geführt werden, fungiert seither Dr. Werner Amort als Präsident des Verwaltungsrates. Er genießt in dieser Funktion mein volles Vertrauen und ist damit auch oberster Ansprechpartner für alle Belange im Bereich der Pistenfahrzeuge. Wäre er im Moment nicht im Ausland, würde auch er dieses Gespräch jetzt mit Ihnen führen.“
 
MM-FRAGE: „Vor einigen Jahren war ein Ausbau bzw. eventuell auch eine Verlegung des Standortes Zirl im Gespräch, sind solche Pläne noch aktuell?“
 
Seeber: „Eine Verlegung des Standortes Zirl aus dem Großraum Innsbruck weg ist nicht im Gespräch. Wir denken über einen Ausbau nach, jedoch müssen dabei die Rahmenbedingungen stimmen. Nicht selten begegnen wir Hürden vielfältiger, auch bürokratischer und politischer Art, wenn wir einen Standort erweitern wollen.“

Das Paradefahrzeug in der Prinoth-Produktpalette: der Leitwolf.

MM-FRAGE: „In Österreich wurde vor wenigen Wochen das 1. erdgasbetriebene Pistenfahrzeug vorgestellt. Welchen Stellenwert räumen sie solchen Alternativen ein?“
 
Seeber: „Mit Wasserstoff betriebene Pistenfahrzeuge können sicher die Zukunft sein. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Automobilbranche hier Vorreiter sein wird. Eine derartige Entwicklung wird aller Voraussicht nach nicht von einem Sektor ausgehen, welcher gemessen am Gesamtfahrzeugmarkt einen winzigen Teil ausmacht. Prinoth ist dabei, die Entwicklungen in diese Richtung genau zu beobachten und wird als Technologieführer baldmöglichst auch die entsprechenden Maßnahmen setzen. Schließlich hat LEITNERGROUP in den letzten Jahren durch die Entwicklung des Direktantriebs im Seilbahnbereich und auch des getriebefreien Windgenerators bewiesen, sehr wohl in der Entwicklung von zukunftsweisenden Technologien in der Verringerung von Energieverbrauch bzw. Erzeugung von umweltfreundlichen Energien einen entscheidenden Beitrag zu leisten.“
 
MM-FRAGE: „Wo liegen Ihrer Meinung nach die Herausforderungen in der technischen Weiterentwicklung der Pistenfahrzeuge, z.B. Wirtschaftlichkeit, noch mehr Leistung?“
 
Seeber: „Ein wesentlicher Punkt ist sicherlich die Wirtschaftlichkeit. Hinsichtlich Wirtschaftlichkeit sind die Prinoth Pistenfahrzeuge bereits führend. Zusatzgeräte wie Fräse und Winde nehmen immer mehr Leistung ab, so dass schwächer motorisierte Pistenfahrzeuge ständig an der Leistungsgrenze fahren, auf Deutsch ausgedrückt ,Vollgas‘. Wie es jeder vom Auto kennt, ist das nicht mehr wirtschaftlich. In unserer Produktpalette sind 2 Pistenfahrzeuge mit 430 PS, die noch über eine gehörige Leistungsreserve verfügen. Eine Reihe von Skigebieten verfügt mittlerweile über automatische ,Fahrterfassungs-Systeme‘, wie z. B. durch GPS, die genau feststellen, wie wirtschaftlich welcher Fahrer mit welchen Pistenfahrzeugen ist. Die Ergebnisse aus diesen Auswertungen sprechen eine klare Sprache: Prinoth Pistenfahrzeuge mit ihrer stärkeren Motorisierung sind wirtschaftlicher. Unverständlicherweise gibt es immer noch Skigebiete, die den Verbrauch bei Pistenfahrzeugen pro Stunde und nicht pro Hektar präparierter Fläche rechnen.  Nur ein Verbrauch pro Flächeneinheit kann die Wirtschaftlichkeit eines Pistenfahrzeuges darstellen. Im Moment liegen wir deshalb mit der Leistung genau im richtigen Bereich, also den derzeitigen Anforderungen entsprechend. Diesbezüglich hängt aber sehr viel von der weiteren Entwicklung z. B. von Zusatzgeräten ab, welche vielleicht zusätzlich oder mehr Leistung aufnehmen. Ist dies der Fall, könnte der Einsatz von Maschinen mit noch höherer Leistung sinnvoll bzw. sogar notwendig werden.“dwl

Rudolf Egger, Bad Kleinkirchheim Emotion und Perfektion

Die renommierte Kärntner Wintersport- & Alpine Wellness Destination Bad Kleinkirchheim beeindruckt seit Jahren mit drei Dingen: der geschickten Vermarktung á la „Von den Pisten in die Thermen“, der größten Lanzenanlage Europas und pfiffigen Ideen zur Emotionalisierung. Seit Ing. Rudolf Egger nicht nur technischer sondern auch kaufmännischer Leiter der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Sport- u. Kuranlagen GmbH & Co. KG ist, bläst mächtiger Aufwind: 80 % Umsatzsteigerung seit 2000. Gute Effekte müssen nicht teuer sein!

Ing. Rudolf Egger, alleiniger Geschäftsführer der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Sport- und Kuranlagen GmbH & Co KG sowie der Bad Kleinkirchheimer Thermen GmbH. Fotos: BB Bad Kleinkirchheim

MM-FRAGE: „Herr Egger, beschreiben Sie Ihren Werdegang zum Mountain Manager.“
Egger: „Ich bin 1977 in das Unternehmen eingetreten und war Bauleiter bei einer der ersten Einseilumlaufbahnen Österreichs. Nach Inbetriebnahme der Seilbahn war ich BL für das Skigebiet Nockalm-St.Oswald, dann ab 1989 BL für das Skigebiet Kaiserburg und Assistent der Geschäftsführung, von 1990 bis zum Jahr 1999 technischer Geschäftsführer der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen. Seit dem Jahr 2000 bin ich Vorstand der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen Holding AG, Geschäftsführer der Bad Kleinkirchheimer Thermen GmbH und alleiniger Geschäftsführer der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Sport- und Kuranlagen GmbH & Co KG.“
MM-FRAGE: „Skizzieren Sie die Entwicklungsgeschichte der Bergbahnen Bad Kleinkirchheim in den letzten 10 Jahren.“
Egger: „Aufgrund der sonnigen Südlage und der schneearmen Zeit in den 90er Jahren haben die Bergbahnen verstärkt in Beschneiungsanlagen investiert. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass es jetzt, im Jahre 2005, möglich ist, 97 % der Pistenfläche mit 700 Schneigeräten in kürzester Zeit einzuschneien (Europas größte Lanzenschneianlage). Damit produzieren wir 1,4 Mio. m3 Schnee/Jahr. Somit ist Bad Kleinkirchheim eines der schneesichersten Skigebiete in den Südalpen und verbunden mit den vielen Sonnenstunden, variantenreichen langen Abfahrten und dem Angebot ,Von den Pisten in die Thermen’ein attraktiver Wintersportort. Bad Kleinkirchheim war Vorreiter in Sachen Angebotsqualität; so besteht derzeit in zahlreichen Hotels in BKK die Möglichkeit, den Skipass schon am Frühstückstisch zu buchen. Service wird in Bad Kleinkirchheim groß geschrieben, der bargeldlose Zahlungsverkehr zählt genauso dazu, wie die Möglichkeit über das Internet zu buchen, Informationen auf unserer Homepage abzurufen oder auch täglich die aktuellen Veranstaltungs- und Wetterinfos der Bergbahnen in der jeweiligen Unterkunft zu erhalten. Unser Skibus fährt die Winterurlauber in kurzen Intervallen zu allen Einstiegsbereichen im Skigebiet und ist genauso wie die Parkplätze gratis.“

„Von den Pisten in die Thermen“ lautet der Slogan in Bad Kleinkirchheim.

MM-FRAGE: „Wie positioniert sich Bad Kleinkirchheim im Wettbewerb, zeichnen sich hier Veränderungen ab?“
Egger: „Bad Kleinkirchheim positioniert sich durch die neue Franz Klammer-Weltcupabfahrt wieder verstärkt als attraktiver Weltcup-Ortmit der Möglichkeit alle alpinen Wettbewerbe für Damen und Herren hier durchführen zu können. Durch die optimalen natürlichen Gegebenheiten – Berge und gesunde Höhenlage einerseits, Thermalwasservorkommen andererseits – wird unser Slogan ,Von den Bergen bzw. Pisten in die Thermen’ mit unseren Angeboten erlebbar gemacht. Im Zuge des Neuausbaues der Therme Römerbad ab April 2006 sollen unsere Basisangebote wie Wandern und Wintersport verstärkt in Kombination mit Wellness in den Thermen angeboten werden.“

Mit dem Bau der Franz Klammer-Abfahrt hat sich Bad Kleinkirchheim wieder neu positioniert als attraktiver Weltcup-Ort.

MM-FRAGE: „Bad Kleinkirchheims Slogan lautet ,Von den Pisten in die Therme’. Habt ihr einen Wettbewerbsvorteil durch diese Verbindung?“
Egger: „Als Österreichs erster zertifizierter Alpine Wellness Ort verfügt Bad Kleinkirchheim sowohl über eine lange Tradition wie über ein kompetentes modernes Angebot in Sachen Wohlfühlen. Wir sind natürlich bei der Produktgestaltung im Vorteil gegenüber anderen Orten, die auch über Thermen verfügen, die sich aber nicht im Eigentum der Bergbahnen befinden. Daher können wir sehr gut Angebots-Pakete schnüren – so z. B. im Spätwinter ab Mitte März die ,Ski-Thermen Wochen’, in denen der Skipass bereits im Aufenthalt integriert ist und die Therme zum 1/2 Preis besucht werden kann. Im Jänner, wenn die Branche die sogenannten Jännerlöcher füllt, bieten wir Wellness-Pauschalen, d. h. der 3-Tages-Skipass beinhaltet die Thermenbenützung. Im Herbst veranstalten wir ,Berg- Thermen Wochen’: Ab 3 Tagen Aufenthalt mit Frühstück sind Bergbahnen und Thermen bereits im Nächtigungspreis enthalten (ab 105,– €). All diese Angebote werden sehr gut angenommen, vor allem bei den Italienern (22 % Herkunftsanteil), aber auch aus Slow enien und Kroatien gibt es starke Zuwächse.“

Europas größte Lanzenanlage (680 Stück) beschneit 97 % der Pisten in Bad Kleinkirchheim.

MM-FRAGE: „2006 wird nach 12 Jahren wieder ein Weltcup-Rennen in Bad Kleinkirchheim stattfinden. Was hat euch dazu bewogen, wieder im Skizirkus präsent zu sein?“
Egger: „Hier geht es darum, ein Signal der Winterkompetenz auszustrahlen. Wir wollten bereits 2003 mit dem Bau der Franz-Klammer-Abfahrt eine Rennstrecke zur Verfügung stellen, die alle Stücklein spielt. Es gibt bei uns in Österreich viele Möglichkeiten, Slalom, Super-G und Riesentorlauf zu fahren, aber nur wenige attraktive Herren-Abfahrtsstrecken. Unsere neue Strecke, die wir unserem Lokalmatador Franz Klammer zum 50. Geburtstag gewidmet haben, erfüllt alle Anforderungen der FIS und ist zudem hoch interessant, da sie fast keine Ruhephasen erlaubt. Wir wollten jedenfalls aus Imagegründen unbedingt wieder in den Weltcup zurück – nur dann wird man als Top-Skigebiet international wahrgenommen. Das ist uns für Jänner 2006 mit einer Damenabfahrt gelungen, wobei die Damen ein verkürztes Rennen ohne den steilen Klammerstich fahren werden. Unser Ziel ist es, quasi das ,Kitzbühel der Damen’ zu werden. Dafür sind bei uns schon die geeigneten Rahmenbedingungen vorhanden. Thermen, Wellness und Emotionen sind Themen, mit  denen wir uns in den letzten Jahren sehr intensiv beschäftigen. So achten wir beispielsweise auf unseren Pisten auf eine entsprechende Optik, wenn es sein muss, auch durch Geländekorrekturen. Wir wollen überall den ungetrübten Blick ins Tal oder auf das Bergpanorama ermöglichen und schaffen bewusst Aussichts- und Verweilpunkte. Plötzlich steht da irgendwo mitten  auf der Piste ein, Schnee-Wohnzimmer’ mit rotem Sofa, Fernseher und Stehlampe zum Relaxen! So ein Eye-Catcher überrascht, fasziniert und wird dankbar angenommen.“

Wohnzimmeratmosphäre auf der Piste – eine von vielen Überraschungen in Bad Kleinkirchheim.

MM-FRAGE: „Man findet bei euch auch weitere Eye-Catcher wie z. B. eine Gipfelgalerie. Was steckt hinter solchen Ideen?“
Egger: „Den Technikern geht es im Allgemeinen weniger ums Emotionale, genau das wollen aber die Kunden. Wie gesagt, achten wir schon beim Pistenbau darauf, dass die Wintersportler immer wieder schöne Aussichten genießen können und viel Platz auf breiten Pisten haben. Skifahren ist ja bei weitem mehr als nur der Sport an sich, es sollen viele Sinne angesprochen werden. Man sucht das Gesamterlebnis Natur, das ist der Unterschied zur Skihalle… Mit Kunst auf der Piste unterhalten wir beispielsweise unsereGäste auf eintönigen Schleppliftfahrten. Jedes Jahr wird ein anderer Künstler vorgestellt und auf diese Weise heimische Kunst kommuniziert. Heuer haben wir begonnen, die Leute in den Anstellbereichen via MP3 Player zu unterhalten. Und zwar in jedem Anstellbereich mit einer anderen Musikrichtung! Da gibt es den Lift mit Austro-Pop, einen anderen mit Klassik, wieder einen mit Volksmusik oder einen mit Oldies. Der Gast erkennt spätestens beim dritten Mal, dass hier ein System dahintersteckt und fährt gezielt z. B. zum Oldie-Lift, weil hier ,seine’ Musik gespielt wird. So kann man Gästeströme lenken… und auch dieser Gag ist ungeheuer gut angekommen. Faktum ist, dass der Gast unterhalten und beschäftigt werden will. Und zwar eine Woche lang. Das klappt heute mit Sport alleine kaum mehr. Pfiffige Ideen sind gefragt, denn die bleiben im Gedächtnis und solche Angebote müssen nicht teuer sein.

Tolle Idee: beim Speicherteich Brunnach wurde ein Ostseestrand auf 2000 m Höhe angelegt!

MM-FRAGE: „Wie wichtig ist das Marketing für Sie?“
Egger: „Im Marketing wurde früher ja nichts gemacht. Wenn Skifahren aber nicht ,IN’ ist, dann können wir es aber vergessen! Ich bin seit dem Jahr 2000 auch kaufmännischer Geschäftsführer (vorher technischer GF) und konnte den Umsatz um 80 % steigern. Dies wäre nicht gelungen, wenn ich nicht eigene Marketingleute in den Betrieb geholt hätte, die gezielt Märkte bearbeiten, Produkte entwickeln, PR und Werbung machen. In diesem Zusammenhang geht es immer wieder um die Preisdiskussion. Ich glaube, es ist zwar eine Preissensibilität vorhanden, aber der Preis ist nicht ausschlaggebend dafür, ob jemand Ski fährt oder nicht. Ein gutes Produkt hat seinen Preis, aber es muss eben perfekt auf die Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet sein. Das Angebot bestimmt die Nachfrage und umgekehrt. Hier sind auch die Grenzen technischer Innovationen bzw. Investitionen zu suchen. Technik darf kein Selbstzweck sein, sondern muss einen konkreten Kundennutzen erzeugen – Sicherheit ist natürlich Voraussetzung. Maßgeblich für unsere E rfolge ist auch die gute Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband und dem Skiclub. Das ist im Prinzip ganz einfach und trotzdem hoch spannend. Großveranstaltungen wie Europacup- und Weltcuprennen oder auch das Musi-Open-Air werden so perfekt organisiert. Im Verkauf versuchen wir schon durch die Bezeichnung unsere Produkte zu emotionalisieren. So vergeben wir originelle Namen für Wege, Plätze oder Pisten, die zum Nachdenken anregen oder Assoziationen auslösen. Bei uns gibt es nicht die Panoramawege – die hat man überall, bei uns heißen sie z. B. Seitenblicke-Boulevard. Wir haben auch keine Berg- und Talfahrkarten mehr sondern Gipfeltickets, Wellnesstickets oder Galerietickets. Ein anderer Gag ist die Sache mit den Strandkörben, Liegestühlen und Sonnenliegen inklusive Thermo-Schutzauflagen an einem Speichersee. Das findet man kaum wo auf 2000 m Höhe. Um es auf die Spitze zu treiben, haben wir dort sogar weißen Sand aufgeschüttet…“

Die Seilbahngalerie: beim Schleppliftfahren Bilder schauen.

MM-FRAGE: „Ihr imitiert also einen Ostseestrand auf 2 000 m?“
Egger: „Ja, wir versuchen Winterinfrastruktur auch im Sommer zu nutzen und haben einen Speichersee für Schneewasser bei der Bergstation der 8 EUB Brunnach/St. Oswald im Sommer kurzerhand zum ,Ostseeestrand’ umgetauft. In einer Uferkurve haben wir Ihn originalgetreu mit Sand und Strandkörben ausgestattet und das Motto lautet hier: Kühle Brise statt Hitzestau! Diese Werbung lockte schon zahlreiche Kunden auf diese gesunde Höhenlage und in den hier angrenzenden Nationalpark Nockberge. Das Konzept wird ergänzt durch das neue Panoramarestaurant Nock IN, einen gemütlichen Erlebnisrundweg für die ganze Familie mit sensationellem Panorama auf die Südalpen, einer Nordic Walking-Station und unserem Tiersuchspiel für Kinder. Wir verstecken nämlich unsere Nationalpark-Tiere (Nachbildungen) und schicken die Kinder auf eine lustige Fährtensuche. Bei jedem Tier, das sie gefunden haben, können Sie einen Stempel in ihren Spielpass drücken. Ist er voll, gibt es im Restaurant Nock IN einen Preis. Die Tiere können übrigens sprechen, erzählen vom Winter und über sich selbst. Jedes Jahr begeben sich über 4000 Kinder auf die Spuren der Nationalparktiere!“
MM-FRAGE: „Apropos Restaurant. Steckt nicht auch hinter dem neuen Nock IN ein recht originelles Konzept?“
Egger: „Wir gingen bei der Konzeption und Strategie für das Bergrestaurant davon aus, dass die Leute hauptsächlich auf den Berg fahren, um etwas zu sehen. Deshalb war die Anforderung an den Architekten, ein SB-Restaurant zu planen, in dem man von jedem Sitzplatz aus das Bergpanorama sehen kann. Das Gebäude ist sehr modern mit großzügigen Panoramafenstern und einer Sonnenterasse und passt zur benachbarten Kabinenbahn-Bergstation Brunnach. Wir wollten auch die Angebote dem Flair anpassen, also nicht nur traditionelle Kost anbieten. Stattdessen gibt es hausgemachte Nudeln in allen Varianten. Nudeln sind modern, gesund und geben Kraft. Wir versuchen auch hier mit guten Ideen Kundenwünsche zu erfüllen. So haben wir beispielsweise im Winter das leidige Garderobenproblem von Skihütten gelöst: Wir haben einfach die Sessellehne höher gezogen, so dass man bequem den Anorak oder die Jacke darüber hängen kann und für Handschuhe, Brillen, Mützen etc. an der Rückseite ein Gepäcksnetz angebracht. So hat man die Bekleidung , am Mann’, alles ist weg vom Tisch und man spart sich die (ewig überfüllten) Garderoben. Außergewöhnlich ist im Sommer auch die Segafredo Café-Lounge mit roten Ledersofas, abgesetzt auf ein Podest aus Lärchenbrettern. In diesem Bereich gibt es eine eigene Speise- und Cafékarte und hier sind auch wieder die Werke jener Künstler zu bewundern, die wir auf der Gipfelgalerie ausstellen. Heuer sind es Aquarelle von Anton Mahringer. Durch die Café-Lounge ergibt sich so noch ein Zusatznutzen als Bergcafé mit ausgezeichneten Mehlspeisen und Café-Variationen. Es geht eben bei allem immer um die Einzigartigkeit und die Vielfalt.“
MM-FRAGE: „Was ist die größteHerausforderung für die Zukunft?“
Egger: „100 % Skivergnügen auf den Pisten – 100% Wellness in den Thermen! Das ist unser Motto. Unsere Kunden erwarten sich heute weit mehr als nur die pure Beförderung durch die Bergbahnen. Wir sind daher bestrebt, durch innovative Ideen im Einklang mit der Natur Erlebnisse am Berg zu inszenieren. Wir versuchen, unsere Kunden immer wieder zu überraschen, schnell auf neue Bedürfnisse zu reagieren, um erfolgreich am Markt zu agieren. In diese Richtung zielen auch unsere aktuellen Pläne. Bad Kleinkirchheim präsentiert sich mal besinnlich und entspannend, mal rasant und sportlich. Aber immer wohltuend erholsam! Stets kombiniert der Weltcuport in den Kärntner Nockbergen seine moderne Ski-Infrastruktur auf einzigartige Weise mit dem Wohlfühlangebot seiner Thermen. Um diesem Anspruch auch zukünftig gerecht werden zu können, beginnen wir im April 2006 mit dem Umbau des Thermal-Römerbades zu einem Zentrum für Wellness und Lebensbalance. Denn der Slogan von Bad Kleinkirchheim lautet: „Von den Pisten in die Thermen!“
MM: „Herr Egger, wir danken für das Gespräch.“

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