Die renommierte Kärntner Wintersport- & Alpine Wellness Destination Bad Kleinkirchheim beeindruckt seit Jahren mit drei Dingen: der geschickten Vermarktung á la „Von den Pisten in die Thermen“, der größten Lanzenanlage Europas und pfiffigen Ideen zur Emotionalisierung. Seit Ing. Rudolf Egger nicht nur technischer sondern auch kaufmännischer Leiter der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Sport- u. Kuranlagen GmbH & Co. KG ist, bläst mächtiger Aufwind: 80 % Umsatzsteigerung seit 2000. Gute Effekte müssen nicht teuer sein!

Ing. Rudolf Egger, alleiniger Geschäftsführer der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Sport- und Kuranlagen GmbH & Co KG sowie der Bad Kleinkirchheimer Thermen GmbH. Fotos: BB Bad Kleinkirchheim

MM-FRAGE: „Herr Egger, beschreiben Sie Ihren Werdegang zum Mountain Manager.“
Egger: „Ich bin 1977 in das Unternehmen eingetreten und war Bauleiter bei einer der ersten Einseilumlaufbahnen Österreichs. Nach Inbetriebnahme der Seilbahn war ich BL für das Skigebiet Nockalm-St.Oswald, dann ab 1989 BL für das Skigebiet Kaiserburg und Assistent der Geschäftsführung, von 1990 bis zum Jahr 1999 technischer Geschäftsführer der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen. Seit dem Jahr 2000 bin ich Vorstand der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen Holding AG, Geschäftsführer der Bad Kleinkirchheimer Thermen GmbH und alleiniger Geschäftsführer der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen, Sport- und Kuranlagen GmbH & Co KG.“
MM-FRAGE: „Skizzieren Sie die Entwicklungsgeschichte der Bergbahnen Bad Kleinkirchheim in den letzten 10 Jahren.“
Egger: „Aufgrund der sonnigen Südlage und der schneearmen Zeit in den 90er Jahren haben die Bergbahnen verstärkt in Beschneiungsanlagen investiert. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass es jetzt, im Jahre 2005, möglich ist, 97 % der Pistenfläche mit 700 Schneigeräten in kürzester Zeit einzuschneien (Europas größte Lanzenschneianlage). Damit produzieren wir 1,4 Mio. m3 Schnee/Jahr. Somit ist Bad Kleinkirchheim eines der schneesichersten Skigebiete in den Südalpen und verbunden mit den vielen Sonnenstunden, variantenreichen langen Abfahrten und dem Angebot ,Von den Pisten in die Thermen’ein attraktiver Wintersportort. Bad Kleinkirchheim war Vorreiter in Sachen Angebotsqualität; so besteht derzeit in zahlreichen Hotels in BKK die Möglichkeit, den Skipass schon am Frühstückstisch zu buchen. Service wird in Bad Kleinkirchheim groß geschrieben, der bargeldlose Zahlungsverkehr zählt genauso dazu, wie die Möglichkeit über das Internet zu buchen, Informationen auf unserer Homepage abzurufen oder auch täglich die aktuellen Veranstaltungs- und Wetterinfos der Bergbahnen in der jeweiligen Unterkunft zu erhalten. Unser Skibus fährt die Winterurlauber in kurzen Intervallen zu allen Einstiegsbereichen im Skigebiet und ist genauso wie die Parkplätze gratis.“

„Von den Pisten in die Thermen“ lautet der Slogan in Bad Kleinkirchheim.

MM-FRAGE: „Wie positioniert sich Bad Kleinkirchheim im Wettbewerb, zeichnen sich hier Veränderungen ab?“
Egger: „Bad Kleinkirchheim positioniert sich durch die neue Franz Klammer-Weltcupabfahrt wieder verstärkt als attraktiver Weltcup-Ortmit der Möglichkeit alle alpinen Wettbewerbe für Damen und Herren hier durchführen zu können. Durch die optimalen natürlichen Gegebenheiten – Berge und gesunde Höhenlage einerseits, Thermalwasservorkommen andererseits – wird unser Slogan ,Von den Bergen bzw. Pisten in die Thermen’ mit unseren Angeboten erlebbar gemacht. Im Zuge des Neuausbaues der Therme Römerbad ab April 2006 sollen unsere Basisangebote wie Wandern und Wintersport verstärkt in Kombination mit Wellness in den Thermen angeboten werden.“

Mit dem Bau der Franz Klammer-Abfahrt hat sich Bad Kleinkirchheim wieder neu positioniert als attraktiver Weltcup-Ort.

MM-FRAGE: „Bad Kleinkirchheims Slogan lautet ,Von den Pisten in die Therme’. Habt ihr einen Wettbewerbsvorteil durch diese Verbindung?“
Egger: „Als Österreichs erster zertifizierter Alpine Wellness Ort verfügt Bad Kleinkirchheim sowohl über eine lange Tradition wie über ein kompetentes modernes Angebot in Sachen Wohlfühlen. Wir sind natürlich bei der Produktgestaltung im Vorteil gegenüber anderen Orten, die auch über Thermen verfügen, die sich aber nicht im Eigentum der Bergbahnen befinden. Daher können wir sehr gut Angebots-Pakete schnüren – so z. B. im Spätwinter ab Mitte März die ,Ski-Thermen Wochen’, in denen der Skipass bereits im Aufenthalt integriert ist und die Therme zum 1/2 Preis besucht werden kann. Im Jänner, wenn die Branche die sogenannten Jännerlöcher füllt, bieten wir Wellness-Pauschalen, d. h. der 3-Tages-Skipass beinhaltet die Thermenbenützung. Im Herbst veranstalten wir ,Berg- Thermen Wochen’: Ab 3 Tagen Aufenthalt mit Frühstück sind Bergbahnen und Thermen bereits im Nächtigungspreis enthalten (ab 105,– €). All diese Angebote werden sehr gut angenommen, vor allem bei den Italienern (22 % Herkunftsanteil), aber auch aus Slow enien und Kroatien gibt es starke Zuwächse.“

Europas größte Lanzenanlage (680 Stück) beschneit 97 % der Pisten in Bad Kleinkirchheim.

MM-FRAGE: „2006 wird nach 12 Jahren wieder ein Weltcup-Rennen in Bad Kleinkirchheim stattfinden. Was hat euch dazu bewogen, wieder im Skizirkus präsent zu sein?“
Egger: „Hier geht es darum, ein Signal der Winterkompetenz auszustrahlen. Wir wollten bereits 2003 mit dem Bau der Franz-Klammer-Abfahrt eine Rennstrecke zur Verfügung stellen, die alle Stücklein spielt. Es gibt bei uns in Österreich viele Möglichkeiten, Slalom, Super-G und Riesentorlauf zu fahren, aber nur wenige attraktive Herren-Abfahrtsstrecken. Unsere neue Strecke, die wir unserem Lokalmatador Franz Klammer zum 50. Geburtstag gewidmet haben, erfüllt alle Anforderungen der FIS und ist zudem hoch interessant, da sie fast keine Ruhephasen erlaubt. Wir wollten jedenfalls aus Imagegründen unbedingt wieder in den Weltcup zurück – nur dann wird man als Top-Skigebiet international wahrgenommen. Das ist uns für Jänner 2006 mit einer Damenabfahrt gelungen, wobei die Damen ein verkürztes Rennen ohne den steilen Klammerstich fahren werden. Unser Ziel ist es, quasi das ,Kitzbühel der Damen’ zu werden. Dafür sind bei uns schon die geeigneten Rahmenbedingungen vorhanden. Thermen, Wellness und Emotionen sind Themen, mit  denen wir uns in den letzten Jahren sehr intensiv beschäftigen. So achten wir beispielsweise auf unseren Pisten auf eine entsprechende Optik, wenn es sein muss, auch durch Geländekorrekturen. Wir wollen überall den ungetrübten Blick ins Tal oder auf das Bergpanorama ermöglichen und schaffen bewusst Aussichts- und Verweilpunkte. Plötzlich steht da irgendwo mitten  auf der Piste ein, Schnee-Wohnzimmer’ mit rotem Sofa, Fernseher und Stehlampe zum Relaxen! So ein Eye-Catcher überrascht, fasziniert und wird dankbar angenommen.“

Wohnzimmeratmosphäre auf der Piste – eine von vielen Überraschungen in Bad Kleinkirchheim.

MM-FRAGE: „Man findet bei euch auch weitere Eye-Catcher wie z. B. eine Gipfelgalerie. Was steckt hinter solchen Ideen?“
Egger: „Den Technikern geht es im Allgemeinen weniger ums Emotionale, genau das wollen aber die Kunden. Wie gesagt, achten wir schon beim Pistenbau darauf, dass die Wintersportler immer wieder schöne Aussichten genießen können und viel Platz auf breiten Pisten haben. Skifahren ist ja bei weitem mehr als nur der Sport an sich, es sollen viele Sinne angesprochen werden. Man sucht das Gesamterlebnis Natur, das ist der Unterschied zur Skihalle… Mit Kunst auf der Piste unterhalten wir beispielsweise unsereGäste auf eintönigen Schleppliftfahrten. Jedes Jahr wird ein anderer Künstler vorgestellt und auf diese Weise heimische Kunst kommuniziert. Heuer haben wir begonnen, die Leute in den Anstellbereichen via MP3 Player zu unterhalten. Und zwar in jedem Anstellbereich mit einer anderen Musikrichtung! Da gibt es den Lift mit Austro-Pop, einen anderen mit Klassik, wieder einen mit Volksmusik oder einen mit Oldies. Der Gast erkennt spätestens beim dritten Mal, dass hier ein System dahintersteckt und fährt gezielt z. B. zum Oldie-Lift, weil hier ,seine’ Musik gespielt wird. So kann man Gästeströme lenken… und auch dieser Gag ist ungeheuer gut angekommen. Faktum ist, dass der Gast unterhalten und beschäftigt werden will. Und zwar eine Woche lang. Das klappt heute mit Sport alleine kaum mehr. Pfiffige Ideen sind gefragt, denn die bleiben im Gedächtnis und solche Angebote müssen nicht teuer sein.

Tolle Idee: beim Speicherteich Brunnach wurde ein Ostseestrand auf 2000 m Höhe angelegt!

MM-FRAGE: „Wie wichtig ist das Marketing für Sie?“
Egger: „Im Marketing wurde früher ja nichts gemacht. Wenn Skifahren aber nicht ,IN’ ist, dann können wir es aber vergessen! Ich bin seit dem Jahr 2000 auch kaufmännischer Geschäftsführer (vorher technischer GF) und konnte den Umsatz um 80 % steigern. Dies wäre nicht gelungen, wenn ich nicht eigene Marketingleute in den Betrieb geholt hätte, die gezielt Märkte bearbeiten, Produkte entwickeln, PR und Werbung machen. In diesem Zusammenhang geht es immer wieder um die Preisdiskussion. Ich glaube, es ist zwar eine Preissensibilität vorhanden, aber der Preis ist nicht ausschlaggebend dafür, ob jemand Ski fährt oder nicht. Ein gutes Produkt hat seinen Preis, aber es muss eben perfekt auf die Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet sein. Das Angebot bestimmt die Nachfrage und umgekehrt. Hier sind auch die Grenzen technischer Innovationen bzw. Investitionen zu suchen. Technik darf kein Selbstzweck sein, sondern muss einen konkreten Kundennutzen erzeugen – Sicherheit ist natürlich Voraussetzung. Maßgeblich für unsere E rfolge ist auch die gute Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband und dem Skiclub. Das ist im Prinzip ganz einfach und trotzdem hoch spannend. Großveranstaltungen wie Europacup- und Weltcuprennen oder auch das Musi-Open-Air werden so perfekt organisiert. Im Verkauf versuchen wir schon durch die Bezeichnung unsere Produkte zu emotionalisieren. So vergeben wir originelle Namen für Wege, Plätze oder Pisten, die zum Nachdenken anregen oder Assoziationen auslösen. Bei uns gibt es nicht die Panoramawege – die hat man überall, bei uns heißen sie z. B. Seitenblicke-Boulevard. Wir haben auch keine Berg- und Talfahrkarten mehr sondern Gipfeltickets, Wellnesstickets oder Galerietickets. Ein anderer Gag ist die Sache mit den Strandkörben, Liegestühlen und Sonnenliegen inklusive Thermo-Schutzauflagen an einem Speichersee. Das findet man kaum wo auf 2000 m Höhe. Um es auf die Spitze zu treiben, haben wir dort sogar weißen Sand aufgeschüttet…“

Die Seilbahngalerie: beim Schleppliftfahren Bilder schauen.

MM-FRAGE: „Ihr imitiert also einen Ostseestrand auf 2 000 m?“
Egger: „Ja, wir versuchen Winterinfrastruktur auch im Sommer zu nutzen und haben einen Speichersee für Schneewasser bei der Bergstation der 8 EUB Brunnach/St. Oswald im Sommer kurzerhand zum ,Ostseeestrand’ umgetauft. In einer Uferkurve haben wir Ihn originalgetreu mit Sand und Strandkörben ausgestattet und das Motto lautet hier: Kühle Brise statt Hitzestau! Diese Werbung lockte schon zahlreiche Kunden auf diese gesunde Höhenlage und in den hier angrenzenden Nationalpark Nockberge. Das Konzept wird ergänzt durch das neue Panoramarestaurant Nock IN, einen gemütlichen Erlebnisrundweg für die ganze Familie mit sensationellem Panorama auf die Südalpen, einer Nordic Walking-Station und unserem Tiersuchspiel für Kinder. Wir verstecken nämlich unsere Nationalpark-Tiere (Nachbildungen) und schicken die Kinder auf eine lustige Fährtensuche. Bei jedem Tier, das sie gefunden haben, können Sie einen Stempel in ihren Spielpass drücken. Ist er voll, gibt es im Restaurant Nock IN einen Preis. Die Tiere können übrigens sprechen, erzählen vom Winter und über sich selbst. Jedes Jahr begeben sich über 4000 Kinder auf die Spuren der Nationalparktiere!“
MM-FRAGE: „Apropos Restaurant. Steckt nicht auch hinter dem neuen Nock IN ein recht originelles Konzept?“
Egger: „Wir gingen bei der Konzeption und Strategie für das Bergrestaurant davon aus, dass die Leute hauptsächlich auf den Berg fahren, um etwas zu sehen. Deshalb war die Anforderung an den Architekten, ein SB-Restaurant zu planen, in dem man von jedem Sitzplatz aus das Bergpanorama sehen kann. Das Gebäude ist sehr modern mit großzügigen Panoramafenstern und einer Sonnenterasse und passt zur benachbarten Kabinenbahn-Bergstation Brunnach. Wir wollten auch die Angebote dem Flair anpassen, also nicht nur traditionelle Kost anbieten. Stattdessen gibt es hausgemachte Nudeln in allen Varianten. Nudeln sind modern, gesund und geben Kraft. Wir versuchen auch hier mit guten Ideen Kundenwünsche zu erfüllen. So haben wir beispielsweise im Winter das leidige Garderobenproblem von Skihütten gelöst: Wir haben einfach die Sessellehne höher gezogen, so dass man bequem den Anorak oder die Jacke darüber hängen kann und für Handschuhe, Brillen, Mützen etc. an der Rückseite ein Gepäcksnetz angebracht. So hat man die Bekleidung , am Mann’, alles ist weg vom Tisch und man spart sich die (ewig überfüllten) Garderoben. Außergewöhnlich ist im Sommer auch die Segafredo Café-Lounge mit roten Ledersofas, abgesetzt auf ein Podest aus Lärchenbrettern. In diesem Bereich gibt es eine eigene Speise- und Cafékarte und hier sind auch wieder die Werke jener Künstler zu bewundern, die wir auf der Gipfelgalerie ausstellen. Heuer sind es Aquarelle von Anton Mahringer. Durch die Café-Lounge ergibt sich so noch ein Zusatznutzen als Bergcafé mit ausgezeichneten Mehlspeisen und Café-Variationen. Es geht eben bei allem immer um die Einzigartigkeit und die Vielfalt.“
MM-FRAGE: „Was ist die größteHerausforderung für die Zukunft?“
Egger: „100 % Skivergnügen auf den Pisten – 100% Wellness in den Thermen! Das ist unser Motto. Unsere Kunden erwarten sich heute weit mehr als nur die pure Beförderung durch die Bergbahnen. Wir sind daher bestrebt, durch innovative Ideen im Einklang mit der Natur Erlebnisse am Berg zu inszenieren. Wir versuchen, unsere Kunden immer wieder zu überraschen, schnell auf neue Bedürfnisse zu reagieren, um erfolgreich am Markt zu agieren. In diese Richtung zielen auch unsere aktuellen Pläne. Bad Kleinkirchheim präsentiert sich mal besinnlich und entspannend, mal rasant und sportlich. Aber immer wohltuend erholsam! Stets kombiniert der Weltcuport in den Kärntner Nockbergen seine moderne Ski-Infrastruktur auf einzigartige Weise mit dem Wohlfühlangebot seiner Thermen. Um diesem Anspruch auch zukünftig gerecht werden zu können, beginnen wir im April 2006 mit dem Umbau des Thermal-Römerbades zu einem Zentrum für Wellness und Lebensbalance. Denn der Slogan von Bad Kleinkirchheim lautet: „Von den Pisten in die Thermen!“
MM: „Herr Egger, wir danken für das Gespräch.“