Neuer Startpunkt, gleiche Spannung: Vom Mattunjochboden aus ging es direkt auf den berüchtigten Schmerzensberg. Foto: Philipp Schilcher
Österreichisches Triple beim Kultrennen „Der weisse Rausch“
Der weisse Rausch lockte am 19. April 2025 wieder 555 Teilnehmer:innen und zahlreiche Zuschauer:innen zum großen Saisonfinale nach St. Anton am Arlberg. Bei strahlendem Sonnenschein kämpften sich die Athlet:innen durch schweren Schnee und über herausfordernde Passagen. Der Vorarlberger Dieter Bischof verteidigte eindrucksvoll seinen Titel, gefolgt vom Tiroler Dominik Schranz. Bei den Damen jubelte Petra Zeller vor Lokalmatadorin Katrin Alber.
Wenn sich der Winter verabschiedet, dann tut er das in St. Anton am Arlberg mit Stil – und mit Schweißperlen auf der Stirn. Zum 26. Mal ging das legendäre Rennen „Der weisse Rausch“ über die Bühne – und für den krönenden Saisonabschluss zeigte sich der Arlberg von seiner sonnigsten Seite. Während die vielen Zuschauer:innen im Zielbereich das Kaiserwetter genossen, mussten sich die Athlet:innen mit anspruchsvollsten Pistenverhältnissen herumschlagen: schwerer, weicher Schnee, Buckel bis ins Tal und Temperaturen, die die Oberschenkel zum Glühen brachten. „Der weisse Rausch ist ein Mythos – und wie jeder Mythos verlangt er alles“, bringt es Tourismusdirektor Martin Ebster auf den Punkt. „Gerade bei diesen Pistenverhältnissen zeigt sich, wer wirklich an seine Grenzen gehen kann.“
Geänderter Start, brutaler Anstieg
555 Skifahrer:innen, Snowboarder:innen und Telemarker:innen starteten diesmal nicht wie gewohnt vom Vallugagrat, sondern vom Mattunjochboden. Die Sicherheit steht an vorderster Stelle, deshalb entschied sich das OK-Team für diese Variante. Was gleich blieb, war das gnadenlose Warm-up – und zwar im wortwörtlichen Sinne. Bevor die Abfahrt begann, ging es heuer mit Ski und Snowboard in der Hand steil bergauf: Der berüchtigte Schmerzensberg wartete mit knapp 300 Metern gnadenlosem Anstieg. Wer zu schnell war, dem brannten die Lungen. Wer zu langsam war, der verlor den Anschluss. „Der Schmerzensberg war in diesem Jahr steiler denn je – da hat garantiert jeder ordentlich Laktat beim Aufstieg gespürt. Und auch die restliche Strecke hatte es in sich: grandios, aber extrem fordernd. Besonders die Kandahar war wieder ein buckliges Monster“, so OK-Chef und Erfinder des Rennens, Peter Mall.
Kopf-an-Kopf-Rennen bis zur Ziellinie
Schon beim Anstieg kristallisierten sich die Top-Anwärter heraus. Angeführt vom Tiroler Dominik Schranz und dem Vorarlberger Dieter Bischof entwickelte sich ein packendes Duell. Schranz führte bis zur gefürchteten Kandahar – doch genau dort schlug Bischof zu: Mit cleverer Linienwahl überholte er seinen Freund und Teamkollegen und zog davon. Doch das Rennen hatte noch ein letztes Hindernis in petto: Schneehügel kurz vor dem Ziel, zu Fuß und mit Ski in der Hand zu überwinden. Genau hier kam es zum finalen Schlagabtausch – Bischof gegen Schranz, Mann gegen Mann, Ski gegen Müdigkeit. Mit letztem Einsatz sicherte sich Dieter Bischof das Triple und wurde erneut Sieger. Zweiter: Dominik Schranz. Dritter: der junge Lokalmatador Tobias Kerber aus Pettneu am Arlberg.
Spitzenleistungen bei den Frauen
Im Damenfeld setzte sich mit Petra Zeller eine Athletin durch, die bereits 2017 und 2022 den weissen Rausch für sich entscheiden konnte. Die Deutsche bewies erneut ihre Klasse und holte sich nach einer Aufholjagd den Sieg. Für Begeisterung im Ziel sorgte auch die Lokalmatadorin Katrin Alber, die bei ihrem Heimrennen in St. Anton am Arlberg mit einer beherzten Fahrt auf Platz zwei fuhr. Den dritten Platz sicherte sich Chiara Pohlner, ebenfalls aus Deutschland, mit einem technisch starken Lauf. Neben den Skifahrer:innen zeigten auch die Snowboarder:innen eindrucksvoll, welches sportliche Niveau beim Saisonfinale am Arlberg herrschte. Mambo Jonckheere aus Belgien setzte sich durch und fuhr souverän zum Sieg. Bei den Damen triumphierte Camilla Van-Der-Borg aus Österreich, die mit einer starken Linie überzeugte.
Die Zukunft des Mythos: Der Weisse Rausch Mini
Beim „Weissen Rausch Mini“ stürzten sich heuer 80 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren ins Rennen – so viele wie noch nie. Der Start erfolgte etwas früher als beim Hauptrennen, doch das Rennen stand dem Original in nichts nach. Eine kleine Zusatzschlaufe mit Anstieg gleich zu Beginn forderte Kraft, Konzentration und Kampfgeist – ganz im Stil des legendären Vorbilds. Der Deutsche Xaver Holzinger, Sohn des Seriensiegers Florian Holzinger, konnte sich erneut durchsetzen und verteidigte seinen Titel aus dem Vorjahr. Bei den Mädchen zeigte Malou Klein, ebenfalls aus Deutschland, eine starke Leistung und sicherte sich den Sieg.
Comeback der Gesamtwertung: „Die weißen Rennen“
2025 feierte eine besondere Wertung ihr Comeback: Die weißen Rennen. Wer sowohl beim St. Antoner Kultrennen „Der weisse Rausch“ als auch beim Lecher Pendant, dem weißen Ring, am Start war, kämpfte um den Gesamtsieg. 37 Damen und Herren stellten sich der Doppelbelastung – eine Herausforderung, die noch mehr Spannung und Prestige ins Spiel brachte. Die Gesamtsieger 2025: Dieter Bischof (AUT) und Alexandra Braun (GER).
Emotionen im Ziel – und Begeisterung im Livestream
Wer es nicht persönlich nach St. Anton am Arlberg geschafft hat, konnte das Spektakel auch online miterleben: Der Livestream, moderiert von Martin Ebster und Martin Böckle, brachte das Kultrennen direkt ins Wohnzimmer – inklusive Interviews mit Stargästen wie den beiden Skirennläufern Michael Matt und Christian Borgnaes, Skibergsteiger Silvano Wolf und dem neunfachen Rausch-Sieger Paul Schwarzacher. Im Zielbereich sorgten unzählige Zuschauer:innen für Stadion-Atmosphäre. Applaus, Emotionen, erschöpfte Sieger – ein besseres Finale hätte man der Wintersaison kaum wünschen können.
Ausblick: Der Berg ruft – auch im Sommer
Kaum ist „Der weisse Rausch“ Geschichte, steht die Sportregion St. Anton am Arlberg schon wieder in den Startlöchern. Die nächste Saison wirft ihre Schatten voraus – diesmal in Wander-, Lauf- und Radschuhen. Highlights wie der Montafon Arlberg Marathon, der ARLBERG Giro, der Arlberger Wadlbeißer und das Yoga Festival versprechen sportliche Höhenflüge im Sommer. Der Mythos lebt – auf Schnee, Asphalt und Almen.
Alle Ergebnisse gibt es auf der Website www.der-weisse-rausch.at