Seit 65 Jahren nutzen Einheimische und Gäste die Katrinseilbahn, um aus dem Alltag auszusteigen. Geschäftsführer Johannes Aldrian hat dem MOUNTAIN MANAGER Einblick in die Besonderheiten der Destination gegeben.

Wann wurde die Katrinseilbahn errichtet, um welchen Seilbahntyp handelt es sich?

Die Katrinseilbahn wurde 1959 eröffnet und war damals die erste kuppelbare Einseilumlaufbahn in Österreich mit einer speziellen Klemme. Sie war bis 1976 in Betrieb und wurde in der Folge durch das jetzige System einer 4er-Einseilumlaufbahn von Girak ersetzt. 1998 wurden die vorhandenen Klemmen gegen die neuen Girak-Nockenklemmen getauscht, 2007 wurde die Elektrotechnik erneuert. Betrieben wird das Seilbahnunternehmen, das als GmbH geführt wird, zu 100 % von der Stadt Bad Ischl. Bis 2010 hatten wir auf der Katrin neben dem Sommerangebot im Winter Skibetrieb, der dann allerdings aus Kostengründen eingestellt wurde.

Katrinseilbahn im Sommer und im Winter. ©Bettina Gangl

Katrinseilbahn im Sommer und im Winter. ©Bettina Gangl

Wie viele Personen werden pro Jahr transportiert, woher kommen die Gäste?

Die Katrinseilbahn befördert im Jahr rund 70.000 Gäste, wobei wir einen großen Anteil an Einheimischen haben. Gerade bei den Saisonkarten achten wir deshalb sehr darauf, dass sie für die Einheimischen leistbar sind. Es ist unser Ziel, den Berg für sie als Naherholungsziel so interessant und leicht erreichbar wie möglich zu machen.

Dann gibt es natürlich viele Gäste, die aus dem Welser und Linzer Raum zu uns kommen. Unsere Region zeichnet sich durch ausgesprochen wenig Nebel aus, sodass die „Nebelflüchtlinge“ einen Aufenthalt auf der Katrin zu schätzen wissen. Im Sommer machen dann auch sehr viele Gäste, die das Salzkammergut besuchen, einen Abstecher auf die Katrin.

Seit wann bist Du Geschäftsführer der Seilbahn, wie war Dein Zugang zur Branche?

Ich bin sein 2013 Geschäftsführer und habe diese Position in einer Situation übernommen, in der es für den Fortbestand der Seilbahn sehr schlecht ausgesehen hat. Im Team haben wir dann versucht, die Katrinseilbahn mit kleinen Schritten sukzessive wieder attraktiver zu machen. Das hat sich sehr erfolgreich entwickelt. Mittlerweile kommen wir bereits das fünfte Jahr ohne Zuschüsse aus, wir können also wirklich autonom arbeiten. Alles, was wir an Überschüssen erwirtschaften, können wir auch wieder in die Technik der Seilbahn und die Qualitätsverbesserung stecken. Das macht die Arbeit sehr interessant, weil man natürlich auch sieht, wie sich die Dinge weiterentwickeln.

Mein Weg zur Seilbahnbranche war kein direkter. Ich bin aus Graz und habe dort Maschinenbau studiert. Das Studium habe ich allerdings nicht abgeschlossen, weil es mir zu trocken war und ich mehr mit Menschen arbeiten wollte. Ich war in der Folge viel im Ausland, etwa in Kroatien und in der Türkei, im Bereich Yachtcharter tätig, habe aber auch in Spanien und Frankreich in der Gastronomie gearbeitet. In Wien war ich für Feinkost Käfer im Bereich Eventmanagement aktiv, dazu als Konzertveranstalter für klassische Konzerte. Bei den Stationen hat eine zur nächsten geführt, bis ich dann gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin nach Bad Ischl gezogen bin. Hier habe ich 3 Jahre für den Tourismusverband gearbeitet. Als ich dann 29 Jahre alt war, hat sich mir die Gelegenheit geboten, als Geschäftsführer für die Katrinseilbahn in die Bergbahnbranche einzusteigen. Durch die damalige schlechte Finanzsituation der Seilbahn war mir ein Scheitern sehr bewusst, ich habe aber die Aufgabe auch sehr bewusst angenommen. Wenn es die Möglichkeit gibt, eine so wunderbare Seilbahn weiterzuführen und zu erhalten, sollte man die Herausforderung annehmen. Das habe ich gemacht und die Entwicklung war letztendlich sehr positiv. Wir sind hier ein kleines Team, das aus 15 Mitarbeitern besteht. Es ist alles überschaubar, jeder ist mit viel Engagement bei der Sache.

„Die Katrinseilbahn setzt ihren Fokus auf Entspannung und Erholung“

Welchen Stellenwert hat die Katrinseilbahn im touristischen Umfeld der Region?

Ich denke, dass die Katrinseilbahn ein wichtiges Ausflugsziel in der Region ist. Es gibt in der Umgebung eine Reihe an Seilbahnen, die ihr eigenes Angebot haben – die Katrinseilbahn setzt ihren Fokus auf Entspannung und Erholung. Wir möchten keine Inszenierungen machen, es gibt keine Trails, keine Zipliner oder ähnliches. Auf den Gipfel führt bei uns auch keine Straße, der Bereich ist tatsächlich frei von jeglichem Straßenverkehr. Man könnte also durchaus sagen, dass man auf die Katrin rauffährt, um runterzukommen. Der Fokus liegt auf der Entspannung und dem Ausblick, das wissen unsere Gäste auch zu schätzen. Es gibt am Berg sehr interessante Begegnungen, wenn sich Einheimische mit Gästen treffen und austauschen.

Katrinseilbahn im Sommer und im Winter. ©Bettina Gangl

Katrinseilbahn im Sommer und im Winter. ©Bettina Gangl

Welche Saison ist für das Unternehmen die besucher- und umsatzstärkste?

Die Sommersaison macht rund 80 % unseres Umsatzes aus. Wir haben im Winter zwar auch täglich geöffnet, allerdings ohne Skibetrieb. Es geht im Winter darum, dem Nichtskifahrer einen Zugang auf den Berg zu ermöglichen. Im Winter haben wir ein deutlich kleineres Angebot als im Sommer, aber das hat sich bisher sehr gut etabliert. Für unsere Mitarbeiter bedeutet das, dass wir ihnen eine ganzjährige Beschäftigung anbieten können. Und das ist uns auch sehr wichtig.

Wie sieht das Angebot im Sommer aus?

Wir haben das Areal in seiner Ursprünglichkeit belassen, weil hier alles Naturschutzgebiet ist. Am Berg gibt es bei uns die Katrin-Almhütte und den Katrin-Berggasthof als Gastronomiebetriebe, dazu ein schönes Wanderwegenetz, das entlang des Katergebirges führt und wunderschöne Aussichtspunkte erschließt. Der 7-Seenblick-Wanderweg z. B. dauert rund 2 Stunden und führt auf den Katrin Gipfel mit dem historischen Franz-Josef-Kreuz, für den Rundweg Rosen- und Feuerkögerl zur Aussichtsplattform „Trauntalblick“ ist man etwa 1 Stunde unterwegs. Unsere Gäste genießen die Ruhe und die Aussicht und das darf auch gerne so bleiben, wie es ist. Eine Inszenierung findet man auf der Katrin nicht.

Seit wann gibt es den Erlebnisweg, was bietet er?

Der Erlebnisweg wurde zu unserem 60-jährigen Bestehen fertig. Dafür gibt es 12 Stationen rund um die Bergstation, die leicht zu begehen sind und in der man viel über die Tiere am Berg und die Natur generell erfährt. Unter dem Stichwort „1.000 m“ möchten wir vor allem Kindern, aber auch Erwachsenen näherbringen, was der Höhenunterschied im Vergleich zum Tal bedeutet, wie er sich auf das Leben, die Flora und Fauna auswirkt. Dazu gibt es in den Stationen nicht nur Infotafeln, sondern auch etwas zum Anschauen, zum Spielen und zum Erforschen.

Aussicht von der Bergstation der Katrinseilbahn. ©Bettina Gangl

Aussicht von der Bergstation der Katrinseilbahn. ©Bettina Gangl

Was dürfen Gäste im Winter erwarten?

Im Grunde genommen sieht das Angebot im Winter ähnlich aus, allerdings können wir aufgrund unserer Topografie die Wanderwege nicht räumen. Das ist technisch nicht möglich und auch aufgrund der Lawinensicherung. Wir sind daher bemüht, das Gebiet rund um die Bergstation zu sichern und zu präparieren. Die Gastronomiebetriebe sind geöffnet, es gibt Sonnenliegen und die Kinder haben eine kleine Rodelbahn. Die Zeichen stehen hier auch im Winter auf Entspannung. Skitourengeher nutzen aber die früheren Skipisten zum Raufkommen. Die Katrin Seilbahn befördert keine Skifahrer nach oben, wohl aber Skitourengeher nach unten, wenn unten die Schneelage für eine Abfahrt nicht mehr passt. Schneeschuhwandern ist auch möglich, aber in überschaubarem Maß. Grundsätzlich bieten wir im Winter ein Ausflugsziel am Berg, das man ohne Ski erreichen kann.

„Wir wollen unsere bestehende Seilbahn so behalten, wie sie ist“

Rundweg Feuerkögerl. ©Bettina Gangl

Rundweg Feuerkögerl. ©Bettina Gangl

Sind Neuerungen/Ergänzungen geplant?

Für uns ist ein großes Thema der nächsten Monate die Generalrevision. In einer neuen Richtlinie zur Generalrevision, die mit 1. November 2024 in Kraft treten wird, heißt es, dass Seilbahnen spätestens 40 Jahre nach der erstmaligen Betriebsbewilligung, und dann alle 30 Jahre, eine Generalrevision durchführen müssen. Hier geht es um die Überprüfung und technische Ertüchtigung unserer alten Seilbahn, damit wir die nächsten 30 Jahre weiterfahren können. Das ist uns sehr wichtig, weil wir kein Interesse haben, eine neue Seilbahn zu bauen. Die bestehende Bahn erfüllt unsere Anforderungen, weil mit ihr auch die Anzahl der Gäste so gesteuert werden kann, wie es für die Gastronomiebetriebe am Berg, die Sparzierwege und Aussichtspunkte verträglich ist. Deshalb wollen wir unsere bestehende Bahn mit den Kleinkabinen, mit der Fahrtdauer und dem Fahrerlebnis so behalten, wie sie ist. Um das in Zukunft zu gewährleisten, wird sicher viel Arbeit auf uns zukommen.

Dazu wollen wir natürlich das bestehende Angebot am Berg so gut wie möglich instandhalten, die Wege und die Gebäude pflegen, kleinere Verbesserungen durchführen, damit sich die Gäste wie bisher wohlfühlen beim Entspannen.

Im Winter nutzen Tourengeher die früheren Pisten zum Aufstieg. ©Bettina Gangl

Im Winter nutzen Tourengeher die früheren Pisten zum Aufstieg. ©Bettina Gangl

Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit im Unternehmen?

Nachhaltigkeit ist für uns sehr wichtig. Auch hier sehen wir den Erhalt der alten Seilbahn als Beitrag. Wir wollen Bestehendes pflegen und erhalten und nicht gegen Neues tauschen. Dazu ist es uns ein Anliegen, unseren Strom aus einer nachhaltigen Quelle zu sichern, und zwar aus einem regionalen Kleinwasserkraftwerk. Thema wird in Zukunft, wenn wir die Generalrevision erfolgreich hinter uns gebracht haben, auch eine PV-Anlage am Berg, damit wir im Großen und Ganzen stromautark werden. Es geht uns darum, alles zu vermeiden, was der Natur abträglich ist. Nachhaltigkeit schließt bei uns auch die Mitarbeiter ein, denen wir ein gutes Umfeld etwa durch eine Ganzjahresanstellung bieten möchten. Als kleiner Betrieb sehen wir uns da wirklich die Details an, damit die einzelnen Bereiche in sich stimmig sind.

Die Katrinseilbahn hat als Nachhaltigkeitsprojekt „die Kartoffelpyramide“ unterstützt – was ist das?

Die Kartoffelpyramide befindet sich hinter der Bergstation. Dieses Projekt, bei dem es um den Anbau von Kartoffeln geht, wird in Zusammenarbeit mit den Fachvorständen der HLW Bad Ischl und der „Kartoffelbotschafterin“ Ulrike Haunschmid durchgeführt. Vor zwei Jahren wurde hier erstmals eine Kartoffelpyramide gebaut, um zu zeigen, dass man auch im alpinen Bereich Kartoffel ziehen kann. Parallel zu den Arbeiten am Berg wird dann auch im Unterricht an der HLW ein Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit gelegt, Ernährung und Lebensmitteltechnologie am Beispiel der Kartoffel ins Blickfeld gerückt. Die Ernte wird dann bei uns in der Gastronomie verkocht. Das Projekt hat durchaus Potenzial, damit man es noch weiterentwickeln kann.

Das kulinarische Angebot am Berg lockt zum Verweilen und Genießen. ©Bettina Gangl

Das kulinarische Angebot am Berg lockt zum Verweilen und Genießen. ©Bettina Gangl

Worin siehst Du die größten Herausforderungen für den erfolgreichen Fortbestand der Katrinseilbahn?

Da wir das Thema Skifahren im Winter schon seit einigen Jahren nicht mehr im Angebot haben, abgesehen von den Tourenskifahrern natürlich, betrifft uns die Problematik rund um das Thema Klimawandel nicht. Dafür warten natürlich andere Aufgaben, wie etwa die Generalrevision. Es ist uns bewusst, dass unser Weg nicht der übliche ist, dem wollen wir uns aber bewusst stellen. Das Thema Mitarbeiter wird in den nächsten Jahren natürlich eine Herausforderung werden, speziell dann, wenn es um Nachfolgeregelungen gibt. Da geht es um Wissen, um die Einstellung zum Betrieb und zur Arbeit in diesem Bereich. Die Gastronomie funktioniert hier sehr gut, aber auch das ist nicht selbstverständlich. So hatten wir letztes Jahr im Sommer mit 228 Tagen etwa die längste Sommersaison bisher. Hier die Qualität zu halten, ist uns wichtig und wird immer wieder eine Herausforderung sein. Wir wollen Stammgäste, die immer wieder kommen, darauf zählen wir. Insgesamt müssen wir darauf achten, dass das Angebot für unsere Gäste stimmt, in der Qualität und im Preis.

lw