Urs Grimm, SkiData: Freemotion wird das Tor zur Zukunft öffnen
Urs Grimm ist seit 1. Juli Geschäftsführer bei SkiData im Bereich People Access und Vorstandsmitglied. Grimm war zuvor GF der Bergbahnen Engadin in St. Moritz und hat daher als Ex-Anwender einen speziellen Zugang zu dieser Materie, was schon fruchtbare Diskussionen bei SkiData auslöste… Vor allem ist Grimm aber Visionär und vertritt mit Leidenschaft das neue Zugangs-System „Freemotion“, das die Wintersportwelt revolutionieren sollte.
Interviewpartner Urs Grimm, Geschäftsführer bei SkiData im Bereich People Axess, kommt von der Anwenderseite. Dementsprechend kundenorientiert ist sein Blick in die Zukunft.
MM-FRAGE: „Urs wie hast Du Dich nach einem halben Jahr bei SkiData in diese große Herausforderung eingearbeitet, wie ist dein spezieller Zugang zu dieser Materie als Ex-Anwender?“
Grimm: „Aus meiner Sicht hat es sich als großer Vorteil erwiesen, das Geschäft von der Anwenderseite her zu kennen. Ich konnte durch diese jahrelangen Erfahrungen in die speziellen Anforderungen, Wünsche & Probleme der Kunden bereits einige interessante Diskussionen intern auslösen. Wir arbeiten zur Zeit sehr intensiv daran, dass sich unsere Systeme zukünftig noch einfacher installieren lassen, sich permanent selbst diagnostizieren, die Fernwartbarkeit noch weiter ausgebaut wird und wir damit unseren Kunden einen Zuverlässigkeitsgrad der Systeme bieten, die sich an den Anforderungen eines Flughafens orientieren, wo unsere Car Access Systeme 365 Tage lang, 24 Stunden größtmögliche Ausfallssicherheit gewähren.“
Das neue Freemotion-Gate von SkiData ist grundsätzlich offen…
MM-FRAGE: „Was wird sich bei SkiData ändern bzw. hat sich geändert, seitdem Du dabei bist? Wie unterscheidest Du Dich von deinem Vorgängern, bringst du neue Aspekte rein?“
Grimm: „Der neue Aufbau der Organisation,der zu Beginn dieses Jahreseingeleitet wurde, ist nun weitgehend abgeschlossen. Die stärkere Endkundenorientierung ist deutlich zu spüren und auch das Denken, Gesamtlösungen für die Bedürfnisse und Anforderungen unserer Kunden zu entwickeln, die weit über das hinaus gehen, was unsere Branche bisher gewohnt war sind in der neuen Organisation manifestiert. Wir sprechen inzwischen vom ,Access for Future‘ und meinen damit Gesamtlösungen, die jederzeit in bestehende Systemumgebungen integriert werden können, oder die auch fähig sind, sich schnell zukünftigen technischen Innovationen anzupassen. Der Gesamtnutzen und das Bedürfnis des Kunden stehen im Vordergrund der Überlegungen und nicht die technischen Erklärungen, warum etwas vielleicht nicht funktionieren könnte. Zur Frage ,Unterscheidung zum Vorgänger‘: es gab in dem von mir nun geleiteten Bereich keinen Vorgänger, da diese Stelle im Rahmen der Neuorganisation der SKIDATA T geschaffen wurde. Ich kann daher auch gar keine Vergleiche mit Vorgängern anstellen, was ich im übrigen auch nicht machen würde, hätte es einen gegeben. Denn jeder Mensch hat unterschiedliche Stärken und Schwächen. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich mit meinem Persönlichkeitsprofil und den Berufserfahrungen hervorragend zur SKIDATAT passe und diese mit Sicherheit in eine erfolgreiche Zukunft führen werde.“
MM-FRAGE: „Welche Zukunftsvorstellung hast Du von einem im Freizeitgeschäft wettbewerbsfähigen Wintersportgebiet, wohin kann und soll hier die Reise gehen?“
Grimm: „Meiner Meinung nach geht der Trend hin zum umfassenden Service am Gast. Das ist mehr als modernste Aufstiegshilfen und bestens präparierte Pisten anzubieten, sondern eine Erlebniswelt Berg, in der alles leicht und bequem funktioniert, wo Spannung und Spaß herrschen und wo Urlaubsgefühle aufkommen. Die Gewohnheiten der neuen Generationen, sich dieses Urlaubsgefühl zu gönnen, sind gerade dabei, sich dramatisch zu verändern. Alpine Tourismusdestinationen müssen daher mehr dazu übergehen, für eine kontinuierliche, proaktive Ansprache Ihrer Zielgruppen zu sorgen. Gleichzeitig müssen sie auch mehr in die Beziehungspflege zu ihren bestehenden Gästen investieren. Für uns wird vor allem die Tatsache Bedeutung haben, dass auch der Wintersportgast es als selbstverständlich betrachten wird, das touristische Angebot ganz einfach buchen zu können. Wir werden daher unsere Kunden zukünftig unterstützen müssen, Gesamt-Packages leicht und dynamisch schnüren zu können, Leistungen wie Bergbahn, Skiverleih, Skischule, Parken, Hotelzutritt, etc. wie selbstverständlich als gemeinsames Ganzes anzubieten – ganz egal welche Besitzverhältnisse in der Destination herrschen. Die entsprechende Abrechnung wird nicht nur mehr unter den verschiedenen Bergbahngesellschaften zu passieren haben, sondern auch unter vielen verschiedenen Leistungserbringern. Ich meine daher, dass der Begriff Destinationsmanagement für Wintersportregionen nicht nur mehr eine Worthülse sein wird, sondern ein MUST, um sich erfolgreich vermarkten zu können. Sämtliche Angebotsszenarien von Frühbucher-Bonisystemen bis hin zu Spontanbucheraktionen müssen für eine ganze Destination per Knopfdruck realisierbar sein, um dem Wettbewerb und den damit verbundenen neuen Reisegewohnheiten der Gäste gerecht zu werden. Und wahrscheinlich werden noch ganz andere, heute noch unvorstellbare Marketingaktivitäten zu realisieren sein. Ich denke auch, dass man die Gäste zukünftig nicht mehr mit der heutigen Tarifsystematik bei den Bergbahnen begeistern können wird, sondern eine Generation, die mit Werbeslogans wie ,geiz ist geil‘ oder ,eat what you want‘ aufgewachsen ist, mit neuen Tarifansätzen überraschen müssen wird. Auch wenn es heute noch unrealistisch klingt, aber was spricht in der Tarifsystematik gegen ein Angebot ,Wintersport um 10 Cent in der Minute‘?! Es wird meiner Meinung daher nicht nur wichtig sein, die jungen Generationen durch Skikursaktionen an den Wintersport heranzuführen, sondern auch ihren gewohnten Konsumansprüchen gerecht zu werden, die im touristischen Kontext ja bereits bei den Billigfliegern Einzug gehalten haben.“
…und sperrt nur bei einem ungültigen Passierversuch ab. Das erhöht das Zugangstempo der Wintersportler wesentlich.
MM-FRAGE: „Das momentane Highlight bei SkiData ist ja das System Freemotion. Ihr sprecht von einer Revolution für die Wintersportwelt. Kannst Du kurz das visionäre Potenzial darstellen, das in Freemotion steckt?“
Grimm: „Unsere FREEMOTION-Idee mit der Open Gate-Technologie baut auf Überlegungen auf, die zu mehr Komfort für den Gast führen bei gleichzeitig präziserer Kontrolle. Nachdem es in der Regel viel mehr Gäste mit berechtigten Tickets gibt als mit gar keinen oder ungültigen Tickets, lässt sich durch das bedingte Offenhalten des Drehkreuzes ein weitaus höheres Abfertigungstempo und mehr Komfort für den Gast erzielen – d. h., wer einen gültigen Skipass hat, kommt schneller zu den Aufstiegshilfen. Das ist auch nur fair, denn warum sollten die ehrlichen, zahlenden Skifahrer nur wegen einigen Möchtegern-Schwarzfahrern Nachteile erfahren müssen? Gleichzeitig sind wir dank moderner Technologien nun soweit, Schwarzfahrer sicher zu erkennen und ihnen das Handwerk zu legen.“
MM-FRAGE: „Es geht dabei auch um einen Paradigmenwechsel, also dass der Skifahrer plötzlich vor offenen Drehkreuzen statt geschlossenen steht. Wie werden die Wintersportler darauf reagieren? Hat man das ,getestet‘, gibt es hier Aufklärungsarbeit oder stellen sich die Leute sofort (dankbar) um?“
Grimm: „Es war uns sehr wichtig dieses neue System ausgiebigen Feldtests zu unterziehen, bevor wir zur Nullserie übergehen. Die im letzten Jahr in Sölden gewonnenen Erfahrungen haben wir in die Nullserie perfekt einfließen lassen. Diese Saison werden wir die Nullseriensysteme in ausgesuchte Gebiete liefern. Die darauf folgende Saison wird FREEMOTION die gesamte Schneesportwelt erobern. Das ,Open Gate‘-Prinzip hat sich von Anfang an voll bewährt, die Gäste haben diesen bequemeren Zugang dankend angenommen. Nach kurzer Umgewöhnungsphase waren sie mit dem System vertraut und haben die neue Zugangssituation bei Befragungen als äußerst sympathisch und innovativ bewertet.“
MM-FRAGE: „Ich denke, bei euren Überlegungen geht es nicht nur um technologische Fortschritte, die z. B. das Handling bzw. die Abwicklung einfacher machen, sondern auch um Effekte, welche die Seilbahnunternehmen im Wettbewerb der Destinationen unterstützen und den Wintertourismus insgesamt gegenüber Sea & Sun-Tourismus stärkt. Kannst du mir da deine Position genauer beschreiben?“
Grimm: „Die alpinen Tourismusdestinationen sind für uns sehr wichtig. Unsere Tätigkeit als Solutionsystemintegrator für Destinationsmanagement nehmen wir sehr ernst. Es ist uns wichtig, mit unseren Lösungen multiapplikations- und multiplattformfähig zu sein – so wie wir das bereits mit der All Access Card (ACC) unter Beweis stellen. Das Ziel dabei ist immer, den Zugang zu den touristischen Leistungen zu vereinfachen und damit beizutragen, dass ein gezielter Einsatz und die Verknüpfung modernster Technologien dazu führt, dass die alpinen touristischen Destinationen im Vergleich zum Wettbewerb am internationalen Tourismusmarkt bestehen können.“
MM-FRAGE: „Stichwort Destinationsmanagement. Welche Hilfen gibt hier eure moderne Software z. B. für die Tourismusverbände sowie die Leitbetriebe der Region (Bahnunternehmen, Hotels, Skiverleih, Skischule etc.)? Wird dadurch professionelles Destinationsmanagement erst möglich?“
Grimm: „FREEMOTION bietet offene Schnittstellen in alle Richtungen. Somit kann unser System mit allen heute in der IT vorstellbaren Systemvarianten in Kontakt treten, Daten austauschen, analysieren und entsprechende Ableitungen vornehmen. Zudem stellen wir heute eine universell einsetzbare Buchungsplattform ,Direct to Access‘ (vormals ,Direct to Lift‘) zur Verfügung.“
MM-FRAGE: „Durch die Benützung der Tickets werden ja eine Fülle von Daten generiert. Wie kann man diese für Kundenbindungsstrategien (CRM) einsetzen? Und wer schult die Anwender darauf hin?“
Grimm: „Eine dieser Schnittstellen stellt der sogenannte CRM Connector dar, der es erlaubt, die aus unserem System generierten Daten in ein professionelles CRM System überzuleiten. Das sind nicht nur Daten über die Kunden, sondern vor allem Daten über deren Gewohnheiten und die damit verbundene Wertschöpfung. Diese Daten stellen für Dritte wie z. B. Banken, Autohersteller etc. einen nicht zu unterschätzenden Informationsschatz dar! Stellen Sie sich zum Beispiel vor, eine regionale Bank würde die beliebteste und meist frequentierte Skipiste der Einheimischen kennen und daher zielgruppengenau ihre Kommunikationsmaßnahmen ableiten können.!
Urs: „Es wird meiner Meinung nach nicht nur wichtig sein, die jungen Generationen durch Skikursaktionen an den Wintersport heranzuführen, sondern auch ihren gewohnten Konsumansprüchen gerecht zu werden, die im touristischen Kontext ja bereits bei den Billigfliegern Einzug gehalten haben!“
MM-FRAGE: „Hotel und Ticket gleichzeitig via Internet buchen und per Kreditkarte bezahlen wie beim Online-Bücherkauf – das wollen doch die Wintersportkunden schon heute und bald wird dieses Angebot ein Muss sein. Warum ist hier unsere Branche noch so weit hinten, wie schnell können wir da aufholen und welche Rolle spielt SkiData dabei?“
Grimm: SKIDATAT hat hier eine Vorreiterrolle übernommen, denn von Anfang an waren wir bemüht, den technischen Entwicklungen im Bereich Internet und Mobilkommunikation mit geeigneten Access-Lösungen für Skigebiete zu nutzen. Ich denke dabei an die Kooperation von SKIDATAT mit bekannten österreichischen Mobiltelefonprovidern und natürlich an die Integration unserer ,’Direct to Access‘-Lösung in die Webportale der Skigebiete. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass man in der Tourismusbranche dieser Art des Vertriebs noch etwas skeptisch gegenübersteht, weil dafür zusätzliche Kosten anfallen. Andererseits sind die Lösungen für den Endkonsumenten noch relativ umständlich: man denke nur an die SMS-Buchung über Handy, die zu kompliziert ist. Je einfacher der Zugang zu diesen Dienstleistungen für die Gäste wird, desto größer wird ihre Akzeptanz sein. Ein interessantes Detail am Rande: als wir die Webportale der Skigebiete mit der Direct to Access-Lösung ausgestattet hatten, war die Nachfrage nach Weihnachtsgutscheine n für vorgekaufte Lifttickets enorm! Das wäre eine Erfolgsstory geworden, hätten damals die Skigebiete diese Möglichkeit angeboten!“
MM-FRAGE: „Abschließend: Glaubst Du, dass sich die Auslastung und Wertschöpfung unserer Destinationen ganz einfach durch ein Tool wie ,Freemotion‘ steigern bzw. Marktanteilsverluste im Alpentourismus wieder wett machen lassen? Das klingt doch zu schön, um wahr zu sein?!“
Grimm: „Grundsätzlich sehen wir es als unsere noble Aufgabe, unseren Kunden Lösungen anzubieten, die es ihnen ermöglichen Geld damit zu verdienen. Wir können die allgemeinen Trends im internationalen Tourismus mit unseren Produkten natürlich nur indirekt beeinflussen. Ich denke aber, dass es unsere Aufgabe sein muss, Komfort zu steigern und den Zugang zur Leistung so einfach wie möglich zu gestalten. Der Gast muss sich letztendlich wohl fühlen und unsere Systeme dürfen keinesfalls Anlass dazu bieten, das Urlaubsvergnügen zu trüben.“
MM: „Urs wir danken Dir für das Gespräch.“