Young Mountain: Wie gewinnt man die Gäste von morgen bereits heute?
Die scouts event marketing gmbh hat sich ganz einem Thema verschrieben: dem jungen Wintersportler und seinen Bedürfnissen. Seit Jahren betreut die Grazer Werbeagentur viele Wintersportgebiete in den Bereichen jugendgerechtes Marketing und jugendgerechte Infrastruktur. Dabei stehen meist drei Fragen im Vordergrund: „Wie kann man der Überalterung der Gäste entgegenwirken? Wie bringt man die junge Generation regelmäßig auf Piste und Berg? Wie kann man aus den Jugendlichen von heute die Stammgäste von morgen machen?“ Das Konzept „Young Mountain“ befasst sich mit genau diesen Fragen. MM sprach mit Mag. Paul Zach über die Eckpunkte des erfolgreichen Ansatzes.
ISPO 06: Die Trendwende ist geschafft
Die diesjährige Winter-ispo vom 29. 1.-2. 1. 06 brach alle Rekorde: 1.806 Aussteller und mehr als 60 000 Fachbesucher in München (+ 10 %). Noch erfreulicher als die hohe Frequenz war jedoch die euphorische Stimmung der Branche. Denn die lang erwartete Trendwende war zu Beginn des Sportjahres 2006 geschafft! Wesentlich daran beteiligt ist Skifahren, das – angestoßen durch Carving – deutlich vielseitiger und vor allem auch jünger wurde. Ein Umsatzplus von 8% bei Wintersporthardware im Jahr 2005 war die Folge. Für 2006 wird durch Olympia in Turin und die Fußball WM in Deutschland eine weitere Stärkung des Aufwärtstrends erwartet.
Weltneuheit: Alu-Schlitten mit Stoßdämpfer
Der hochmoderne neue Schlitten „Alurunner“ gewann den Brand New Award auf der letzten ISPO in der Kategorie Winter-Hardware.
Die Zeit für Bullriding ist gekommen
Die Downhill-Go Karts der Fa. Rollsurfing Funsport GmbH aus Parkstein bei Weiden (D), erfreuen sich seit der letzten Interalpin großer Nachfrage. Die Pilotanlage in Lenggries (Oberbayern) erweckt Sommer-Hoffnungen bei den Schleppliftbetreibern.
Matthias In-Albon, CEO Bergbahnen Destination Gstaad AG: Nach gelungenem Turnaround Vorwärtsstrategie eingeleitet
Die Bergbahnen Destination Gstaad AG (200 Pistenkilometer, 31 Anlagen) im Berner Oberland erlebt nach einer dreijährigen, herausfordernden Sanierungsphase einen klaren Aufwärtstrend: + 18 % bei Ersteintritten und Umsatz, + 39% beim Cashflow. Somit konnte CEO Matthias In-Albon ruhigen Gewissens Stufe Zwei zünden: Die Vorwärtsstrategie, verbunden mit vielen Investitionen vor allem aber mit dem klaren Bekenntnis zur größtmglichen Convenience für den Gast. Die Destination Gstaad zielt nämlich darauf ab, sich als die führende alpine Genussdestination zu positionieren!
Matthias In-Albon, CEO Bergbahnen Destination Gstaad AG
MM: „Wie war Ihr Werdegang und wie sind sie in die Seilbahnbranche gekommen? Seit wann sind Sie CEO bei der Bergbahnen Destination Gstaad AG und welche Stationen hatten Sie zuvor?“ Matthias In-Albon: „Ich bin studierter Wirtschaftsingenieur der Hochschule für Technik Nordwestschweiz und habe im Weiteren an der Hochschule Luzern ein Wirtschaftstudium mit Vertiefung Unternehmensentwicklung und -vermarktung abgeschlossen. Hierauf war ich beim Konzern Lonza AG (Prozessindustrie-Unternehmen) fr die Reorganisation der weltweiten Supply Chain verantwortlich. Als leidenschaftlicher Skifahrer war es aber eigentlich von jeher mein Traum, in einer Bergbahn zu arbeiten. Diese Gelegenheit ergab sich 2011 mehr oder weniger zufllig in Saas-Fee, wo ich mit dem damaligen CEO zusammentraf. Mir wurde ein Job als COO und stv. CEO der Saastal Bergbahnen AG angeboten, mit dem Zustndigkeitsbereich Technik und Betrieb. In Saas Fee habe ich 4 Jahre lang sehr lehrreiche Erfahrungen in der Seilbahnbranche gemacht‘. Es war spannend zu sehen, dass man bei jedem Rdchen, das man dreht, direkt den Output sehen konnte – im Gegensatz zu einem Grokonzern. Zuletzt habe ich hier die Fusionierung der Bergbahnen Saas-Fee und Saas-Almagell wesentlich mitgetragen.
Im August 2015 wurde ich im Rahmen des Sanierungsprozesses von der Bergbahnen Destination Gstaad AG zum neuen Geschftsfhrer bestellt. Dass ich nicht von jeher aus der Bergbahn-/Tourismusbranche komme, hat sich immer wieder als enormer Vorteil herausgestellt, einerseits das Konzeptionelle andererseits auch die Reorganisation betreffend. Es geht vor allem ums Umsetzen und nicht lange Diskutieren – eine Schwche im ganzen Tourismus. Motto: Nicht im Konjunktiv reden, sondern anpacken!“ MM: „Die BDG stand bei Ihrem Eintritt 2015 vor groen Herausforderungen. Es ging um Sanierung und Restrukturierung. Welche Situation haben Sie vorgefunden und mit welchen Manahmen haben Sie darauf reagiert?“ In-Albon: „Im Sommer 2015 habe ich mich auf einen Sprung ins kalte Wasser eingelassen, dessen Ausgang damals noch ungewiss war. Obwohl ich sehr daran glaubte, dass das Konzept von grischconsulta so umgesetzt werden kann.
Die notwendigen Restrukturierungsmanahmen waren klar, praktisch habe ich sie identisch in Saas-Fee durchgefhrt. Da ich nicht aus der Region komme, konnte ich unbefangen und sachlich an die ganze Sache herangehen. Ich habe eine politische, nach Beamten-Mentalitt gefhrte, marode Bergbahn vorgefunden, die 2004 aus einer Fusion von einem Dutzend Unternehmen zustande gekommen war. Jedoch wurde damals nur die Administration zentralisiert, die einzelnen Bergbahnen existierten betrieblich weiter und jeder Berg hatte praktisch einen Mini-Direktor. Der Reiz daran war, dass man viele alte Gewohnheiten hinterfragen konnte / sollte und viel Neues gestalten konnte. 2016 war dann das Jahr der Sanierung (40 Mio. Schulden reduziert, Aktienkapitalaufstockung von 25.2 Mio. CHF), 2017 das Jahr der Restrukturierung und 2018 konnten wir die Vorwrtsstrategie (Investitionen) mit der neuen Saanerslochbahn einleiten. Diese gibt uns letztlich wieder eine Berechtigung am Markt sowie einen Komfortstandard, der den heutigen Gsteerwartungen entspricht. Also zuerst sanieren, dann restrukturieren und hierauf erst investieren.“
Die Destination Gstaad-Saanen im Berner Oberland will sich als fhrende alpine Genussdestination positionieren. Fotos: BDG
MM: „Wre es Ihrer Meinung nach ohne einen Mediator wie die Beratungsfirma grischconsulta berhaupt mglich gewesen, eine praktikable Sanierungslsung zu finden?“ In-Albon: „Nein, das wre ohne Sanierungsplan von grischconsulta nie gegangen. Eine externe professionelle Sichtweise und auch Hartnckigkeit ist unabdingbar. Das Wichtige war die Entpolitisierung der Gesellschaft, daran sind die Vorsanierungen alle gescheitert. Sonst wird von auen, je nach politischer Richtung, bestimmt, was die Bahn machen muss.Zum einen brauchte es schmerzhafte Eingriffe, es gab Zeitdruck und Demotivation der Mitarbeiter – andererseits musste man berzeugend kommunizieren, neu ausrichten und die ganze Fhrungsmanschaft umstrukturieren. Das war eine Herkulesarbeit.“ MM: „Was hat sich seit Ihrem Engagement als Geschftsfhrer konkret entwickelt bzw. verndert und welche Investitionen wurden gettigt?“ In-Albon: „Zunchst die Restrukturierung und der Abbau von ca. 50 berflssigen Saisonstellen, die wir fast ohne Kndigung vornehmen konnten. Wir haben grundstzlich zu viele Bahnen im Verhltnis zu den 200 Pistenkilomern, Darum wurde im Frhling ein peripheres Einstiegsportal mit einer alten Sesselbahn bereits stillgelegt. Weiters werden wir einen Einzelberg mit einer Gondelbahn und 3 Skiliften den Betrieb per Jahresendeeinstellen. Das Motto lautet: Lieber kleiner werden, aber dafr feiner! Wir sind immer noch eine der grten Bergbahnen im Berner Oberland.
Im Bereich Beschneiung haben wir in den letzten zwei Jahren 10 Mio. CHF investiert (u.a. 100 Schneemaschinen von TechnoAlpin angeschafft). Dieses Jahr bauten wir die 10 EUB-Ersatzbahn auf das Saanersloch fr 29 Mio. CHF, die Mitte Dezember erffnet wird. Nchstes Jahr folgt die 10 EUB Gondelbahn-Eggli fr 12 MCHF und im Folgejahr das neue Berghaus auf dem Eggli,Weitere Investitionen in den Ausbau der Beschneiung sowie fr Ersatzbahnen (2022/2023) und die Sommerinszenierung werden folgen. Das ist sicherlich eine Herausforderung fr ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 27 Mio. CHF! Nicht zu vergessen ist die Sanierung von 6 unserer 10 Bergrestaurants, die meist in Eigenregie umgebaut wurden. Das ist ein wesentlicher Punkt: man spart Kosten und kann die Belegschaft ganzjhrig beschftigen – hier packten sogar die Kche handwerklich an! Schlielich wurde 2017 noch das Berghotel Rinderberg an der Mittelstation angekauft und zur „Swiss Alpine Lodge“ umgebaut. “
Im Rahmen der Sanierung bzw. Neuausrichtung wurden in Gstaad 4 Storichtungen beschlossen.
MM: „Wurde die Positionierung der BDG bzw. der ganzen Destination hinsichtlich Wintersport aber auch Sommererlebnisse neu definiert? Wie sieht sie heute aus?“ In-Albon: „Ja so ist es. 2016 wurden smtliche Vermarktungen (Hotellerie, Tourismus, Bergbahnen, Tarifverbund) in eine Gesellschaft gebracht, um die Schlagkraft zu bndeln. Seither treten wir mit einem gemeinsamen Brand auf. Dabei haben wir uns auf drei Produktlinien geeinigt:
1) Bergerlebnis Weiss
2) Bergerlebnis Grn
3) Lifestyle und Reputation
Die VISION lautete: Gstaad ist die fhrende alpine Genuss-Destination! Und die Mission ist: Wir machen die Destination persnlich erlebbar! Gstaad Saanenland steht fr alpine Echtheit und Lifestyle.
Die dahinter stehenden Werte sind: vielfltig, genussorientiert, kundenfreundlich und authentisch. Dies ist die bergreifende Destinationsstrategie, an welche die Bergbahn anknpft.
Wir selbst verfgen ber zwei grere zusammenhngende Skigebiete. Ersteres (Zweisimmen-Saanenmser-Schnried) positionieren wir, indem wir es sehr offen gestalten mchten fr die sportlichen Tagesgste – u. a. auch mit einem direkten Bahnanschluss aus Bern. Das zweite Skigebiet Gstaad-Saanen-Rougemont, das hauptschlich von den Hotelgsten und wohlhabenden Chaletbesitzern genutzt wird, positionieren wir mit dem Produktmerkmal Genuss, Boutique und Lifestyle.
Im Sommer wollen wir die zwei Einzelberge Rinderberg und Wispile mglichst authentisch inszenieren. Rinderberg ist interessant fr Tagesgste im Bereich Familien und Senioren, wo wir auf das Thema „Rind“ setzen. Der Gstaader-Hausberg Wispile zielt auf die Feriengste mit Familien und Wanderer ab und hier werden wir versuchen, die Gste mit einem Spielplatz sowie einem Streichelzoo auf dem Plateau zu halten. Bei der Angebotsentwicklung fr Wispile haben wir mit Pronatour zusammengearbeitet, die Inszenierung vom Rinderberg (Indoor und Outdoor) fhren wir mit Erlebnisplan durch. Weitere Ideen wie z. B. ein Pumptrack auf dem Berg sind momentan noch in der Pipeline,
Am 15. Dezember 2018 wird die besonders komfortable und leise 10 EUB Saanerslochbahn erffnet – die erste D-Line von Doppelmayr weltweit mit Glaspanorama-Dach Kabinen von CWA.
MM: „Ist das Sommergeschft bei Euch eigentlich rentabel?“ In-Albon: „Das Sommergeschft macht genau genommen rein betriebswirtschaftlich keinen Sinn (zu viele Anlagen im Verhltnis zu den Gsten), ist aber von einer groen volkswirtschaftlichen Relevanz. Die Situation kann ein mehrheitlich privates Unternehmen nicht positiv stemmen. Daher hat sich die ffentliche Hand nach langen Verhandlungen im Frhjahr 2018 bereit erklrt, einen finanziellen Beitrag fr die gewnschten Betriebe zu leisten. Man erkannte, dass unser Sommerbetrieb letztlich ein service public ist wie etwa ein Freibad, welcher nun im Rahmen eines Leistungsauftrages abgegolten wird.“ MM: „Was wrden Sie als Euer Alleinstellungsmerkmal bezeichnen?“ In-Albon: „Das ergibt sich aus der Vision, Gstaad als die fhrende alpine Genussdestination anzulegen. Fr die Bergbahn heit das, dass wir die ganze Angebotsgestaltung genussorientierter fokussieren und berall bei der Realisierung auf das Authentische achten. Zum Beispiel auch beim Buchungsprozess, der mglichst automatisiert und digitalisiert erfolgen muss, bis der Gast auf der Piste ist, dann aber soll er das Handy weglegen und sich vom Alltagsstress erholen.
Dass die Gste Authentizitt schtzen, wurde uns bei der aktuellen Studie „Best Ski Resort“ besttigt. Wir haben auch in diesen Punkten wie z. B. dem Naturerlebnis, , Exklusivitt, Authentizitt, Gemtlichkeit, Wellness (Platz 1 in der Gesamtwertung) sowie Ruhe und Erholung berdurchschnittlich gute Platzierungen erreicht..“
Talstation Saanerslochbahn mit unterirdischer Garagierung im Bau. Sie fgt sich nach den Plnen vom Architekturbro Jaggi & Partner gut ins Ortsbild ein. Auf dem Dach wurden Photovoltaik-Module platziert.
MM: „Im Sommer konntet Ihr die Meldung verbreiten, dass der Turnaround gelungen sei und eine Vorwrtsstrategie eingeleitet wurde. Was kann man sich darunter genau vorstellen?“ In-Albon: „Das Signal lautet: Wir sind wieder auf dem Markt – mit dem Fokus auf Convenience. Dabei verfolgen wir verschiedene Storichtungen wie z. B. die Verbesserung des Fahrkomforts bzw. das ganze Erlebnis rund um die Bahnfahrt, wo wir uns klar zum Dienstleistungsunternehmen hin entwickeln wollen. Diesbezglich werden die nchsten zwei Jahre noch viele Projekte umgesetzt. Bereits auf diesen Winter kommen ein neues Pistenleitsystem und Liftinfosystem. Denn der Kunde entscheidet letztlich emotional, nicht rational, ob das Gesamterlebnis stimmt.“
In die Beschneiung wurden allein in den letzten zwei Jahren 10 Mio. CHF investiert. Viel wird in Gstaad in Eigenregiegeleistet, um Jahresstellen zu schaffen. Im Bild 2.v.l CEO Matthias In-Albon, daneben rechts Verwaltungsratsprsident Heinz Brand.
MM: „Das jngste Projekt ist die Modernisierung der Bergbahn Saanersloch –eine Weltneuheit. Was soll sie bewirken und was erwartet die Gste?“ In-Albon: „Ja in der Schweiz wurde die D-Line von Doppelmayr jetzt das erste Mal bei uns gebaut, weltweit ist es die erste mit Glaspanorama-Dach. Unsere berlegungen dabei waren einerseits die Einsparungen bei jhrlichen Betriebskosten / Wartung gegenber einer konventionellen Bahn, sowie die Minimierung der notwendigen Mehrkosten fr den Lrmschutz, diebei der„leisen“ D-Line entfllt. Andererseits passt dieser Premium-Bahntyp mit hchstem Fahrkomfort und attraktivem Design genau zu unserer Fokussierung . Wir mchten sozusagen mit diesem Genussprodukt der o. e. Destinations-Strategie gerecht werden. Wir haben kein Matterhorn und keinen Ausflugsberg. Daher wollen wir uns ber die Convenience und Architektur differenzieren, die sich perfekt ins Landschaftsbild fgen – aber auch etwas darstellen soll! Eben passend zu unserer Gstestruktur.“ MM: „Das Dach der Talstation wurde mit hocheffizienten Photovoltaik-Elementen ausgestattet. Wollt Ihr damit kobewusstsein signalisieren, oder geht es um Stromsparen – oder ums Image bei den Jungen?“ In-Albon: „Diese Manahme hat mit unserer Unternehmensstrategie zu tun, die besagt, dass wir nachhaltig wirtschaften mchten. Also Profit, aber mit Rcksicht auf die Gesellschaft und die Umwelt. Diesbezglich haben wir bereits verschiedene Aktionen durchgefhrt, etwa die Ausrstung aller Pistenfahrzeuge mit einer Schneehhenmessung (SNOWsat), was markante Einsparungen bei den Ressourcen bewirkte sowie die Planbarkeit optimierte. Wir wissen, dass wir sehr viele Ressourcen brauchen, versuchen den Verbrauch mglichst gering zu halten. Weiter beziehen wir bereits Strom zu 100 % aus erneuerbarer Energie und haben auf den Bahnen ein Leitsystem installiert, das automatisch eine Geschwindigkeitssteuerung betreibt. Dazu kommt jetzt noch die vermehrte Nutzung der Sonnenenergie. Sicherlich bringt es auch frs Image etwas, allerdings mssen wir die diesbezgliche Kommunikation knftig noch verbessern.“
Die BDG hat bereits 6 ihrer 10 Bergrestaurants modernisiert, damit sie zum Gesamt- erlebnis passen. Im Bild das neue Restaurant Saanerslochgrat auf 1.937 m.
MM: „Blick in die Zukunft: Was halten Sie fr die grten Herausforderungen fr Seilbahnunternehmen Eurer Gre? Und welche Trends werden Ihrer Meinung nach mittelfristig schlagend?“ In-Albon: „Unsere groen Herausforderungen sehe ich rund ums Thema Klimawandel, dann die Winter- /Sommerpositionierung und den Fachkrftemangel in den Bergregionen. Auf der anderen Seite fordert uns die Digitalisierung heraus. Last but not least ist es die emotionale Abholung des Gastes, wovon Convenience nur ein Teil ist. Das Ziel muss sein, dem Gast perfekte Tage auf unseren Bergen zu ermglichen. Der Gast wird
kurzfristiger buchen und nur noch bei Schnwetter kommen, weil die Alternativen und die Mobilitt immer grer werden. Diesem Wandel mssen wir uns stellen und das knnen wir nur, indem wir u. a. die Convenience nach oben schrauben, weil alle Konkurrenten – die Bade- und Golfurlaube etc. – machen das lngst. Das ganze Produkt Skifahren ist einfach noch sehr kompliziert. Also die Herausforderungen, die wir zu meistern haben, sind gro – und das in einer sehr klein fragmentierten Struktur, wie wir sie hier in der Schweiz haben.“ MM: „Herr In-Albon, wir danken fr das Gesprch.“,
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Klaus Nussbaumer, CEO Pizolbahnen AG – „Die Natur ist unsere Bühne“
Seit 2010 lenkt Klaus Nussbaumer als CEO die Geschicke der Pizolbahnen AG im Schweizer Bad Ragaz. Unter seiner kompetenten Federführung hat sich das Bergbahnunternehmen im berühmten „Heidi-Land“ (7,3 Mio. CHF Umsatz) bemerkenswert weiterentwickelt – vor allem das Sommerangebot wurde intensiv ausgebaut. Die Pizolbahnen lassen aber auch durch progressive Ideen wie ein wetterabhängiges Pricing aufhorchen.
Foto: Fetzer
MM: „Zunächst zu Ihrer Person: Wie war Ihr Werdegang in die Seilbahnbranche, seit wann sind Sie GF der Pizolbahnen AG und welche Funktionen bekleiden Sie eventuell sonst noch?“ Klaus Nussbaumer: „Ich durfte im Jahr 1995 in den Dienst der Bergbahnen Brandnertal, damals einer Tochter der Pfänderbahn AG eintreten, um nach der Ausbildung zum Betriebsleiter diese Funktion zu übernehmen. Nach zwei Jahren wurden die Bahnen verkauft und ich wechselte 1997 zur Pfänderbahn nach Bregenz. In diesen Jahren hat mich die Persönlichkeit des damaligen Vorstands DDr. Hubert Kinz stark geprägt. Dort entwickelte ich mich auch vom Techniker zum Touristiker. Nach dem Abschluss des Studiums zum Tourismusmanager an der Uni Innsbruck, führte der Weg 2001 zur Silvretta Nova. Hier durfte ich als Geschäftsleiter der Bergbahnen Diedamskopf, damals Teil der Nova-Gruppe, die Geschicke leiten. 2010 folgte dann der Wechsel zu den Pizolbahnen in Bad Ragaz-Wangs (11 Aufstiegsanalgen, 43 km Pisten). Neben der Tätigkeit als CEO der Pizolbahnen bin ich noch Verwaltungsrat der Pool Alpin Schweiz AG.“
Genuss-Skifahren: Die Pizolbahnen in Bad Ragaz bieten 43 km Pisten und 11 Aufstiegshilfen, darunter zwei moderne Gondelbahnen. Fotos: Pizolbahnen AG
MM: „Was hat sich seit Ihrem Engagement (2010) als Geschäftsführer der Pizolbahnen in Bad Ragaz entwickelt, welche Investitionen wurden getätigt?“ Nussbaumer: „Im Winter 2009/10 ging die neue 8er-Gondelbahn Wangs in Betrieb. Dies ist der zweite Zubringer ins Gebiet, nach dem im Winter 2007/08 die 8er-Gondelbahn Bad Ragaz eröffnet wurde. Im Folgejahr wurden für den Sommer und Winter Masterpläne für die zukünftige Entwicklung des Pizol erstellt. Neben den bekannten Angeboten wie z. B. der 5-Seen Wanderung, welche weitgehend im Perimeter des UNESCO Naturwelterbe Sardona liegt, konnten für das Sommergeschäft Projekte wie der Heidipfad, der Wasserspielplatz Wasserwald, der Swiss MovePark oder auch der Pizol Panorama Höhenweg umgesetzt werden. Alles immer im Credo: „Die Natur ist unsere Bühne“. Dies zeigt sich auch wieder im neuen „Edelweiss Weg“ der zum Suntigweidsee und die Bergstation Schwamm führt.
Im Winter lag der Fokus zuerst darauf, das Angebot am Berg zu optimieren und auszubauen. Daraus entstanden der Riderpark Pizol die Funslope, der Airboardweg sowie der permanente „Vreni Schneider Run“ – ein permanenter Torlauf mit Zeitnehmung. Dazu zusätzliche Winterwanderwege und Schneeschuhrouten.
Großen Fokus haben wir auf den Ausbau der Beschneiung gelegt. So wurde das Leitungsnetz vervierfacht und das Wasserdargebot durch ein Speicherbecken und einen See erweitert. Mit dem Winter 16/17 konnten wir die alte SL-Anlage Schwamm, durch die 6er-Sesselbahn Schwamm-Wissi Stei, eine Anlage von Bartholet mit Sesseln „Design by Porsche Designstudio“, verwirklichen. Damit erfüllten wir unseren Gästen einen langen Wunsch und erschließen eine der schönsten Pisten am Pizol noch besser.
In diesen 8 Jahren konnten zudem zwei Gastronomiebetriebe erworben werden, die derzeit verpachtet sind.
Die Pizolbahnen planen die Erweiterung ihrer Gastronomie und wollen das Panorama-Restaurant ‚Aurea‘ auf Pardiel erwerben. Der SwissMovePark – ein Bewegungspark mit verschiedenen Elementen – ergibt ein völlig anderes Entspannen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht.
MM: „Wie ist die Positionierung der Pizolbahnen AG, hat sich diese verändert oder wurden Konturen geschärft? Welche Herausforderungen hat es gegeben?“ Nussbaumer: „Wir haben uns zu Beginn angesehen, wo die natürlichen Stärken der beiden Bergseiten sind. Die Ragazer Seite haben wir dann als sportlich-familiär und die Wangser Seite sportlich-alpin definiert. Der gesamte Berg ist sportlich. Beginnend bei den Pisten bis hin zu den alpinen Wanderungen. Dies ist das verbindende Element. Die Seite Bad Ragaz wird zudem mit dem Thema Heidi bespielt. Die Geschichte von Johanna Spyri spielt ja im nahen Maienfeld und Ragaz.
Die Seite Wangs besticht durch seine alpinen Wanderungen auf den Pizolgipfel (2.844 m), die 5-Seen Wanderung oder auch den Aussichtspunkt Garmil. Das UNESCO Weltnaturerbe ist zudem auf dem Pizol Panorama Höhenweg erlebbar.“ MM: „Das Sommergeschäft spielt bei Euch keine unwichtige Rolle. 2011 habt Ihr Euch von „Erlebnisplan“ ein Masterkonzept erstellen lassen. Wie sieht dieses aus, was wurde umgesetzt und was ist in peto?“ Nussbaumer: „Wir haben schon recht viel vom damaligen Masterplan ‚Erlebnisreich Pizol‘ umgesetzt. Auch Neues ist im Rahmen der ständigen Evaluierung dazu gekommen. Derzeit sind wir in der Konzeptionierung von weiteren Angeboten, die ab dem Sommer 2019 umgesetzt werden.
Eines davon soll ein Leuchtturmprojekt werden, welches aber noch von Bewilligungen abhängt. Wir werden sehen, ob wir alle Beteiligten überzeugen können. Daher möchte ich dies derzeit nicht weiter ausführen.“ MM: „Was war der wirtschaftliche Effekt der Inszenierung des Sommerangebotes?“ Nussbaumer: „Mit den gesetzten Maßnahmen konnte der Sommerumsatz in den letzten 8 Jahren verdoppelt werden. Dies unter Einbezug von Erhöhungen der Ticketpreise von ca. 15 %.“ MM: „Voriges Jahr wurde der SwissMovePark an der Bergstation der 8er Gondelbahn Bad Ragaz, im Wandergebiet Pardiel eingeweiht. Was war die Zielsetzung mit dieser Attraktion, wie wurde sie angenommen?“ Nussbaumer: „Wir konnten mit dem auf Bewegung spezialisierten Schuhherstellern „kybun“ (Luftkissen-Sohle) und dem Trampolin Hersteller „bellicon“ eine tolle Kooperation abschließen und den Swiss Move Park entwickeln. Dies ergibt ein völlig anderes Entspannen und Schwingen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht. Gepaart ist der Swiss Move Park mit dem Balancierpfad für Kinder. Der Bewegungspark mit verschiedenen Elementen wird daher von allen Generationen angenommen und hat sich etabliert.“
Die Pizolbahnen planen die Erweiterung ihrer Gastronomie und wollen das Panorama-Restaurant ‚Aurea‘ auf Pardiel erwerben. Der SwissMovePark – ein Bewegungspark mit verschiedenen Elementen – ergibt ein völlig anderes Entspannen in einer eindrucksvollen Bergwelt mit Aussicht.
MM: „Soll sich der Pizol sukzessive in Richtung ‚Gesundheitsberg‘ weiter entwickeln? Woher kommt die Idee und welche Schritte sollen noch folgen?“
Nussbaumer: „Bad Ragaz hat eine jahrhundertlange Thermal- und Kurgeschichte, welche vor allem durch die Tamina Therme und das Grand Resort Bad Ragaz mit seinem Gesundheitszentrum erlebbar ist. Dazu passt der Swiss Move Park oder auch die 1. Schweizer Saunagondel mit Hotpot im Wellnessdörfli. Dies ist eine schöne Sache, die gut zu Bad Ragaz passt. Vorab ist es aber kein Ziel, ausschließlich „Gesundheitsberg“ zu werden. Wie wir alle wissen, ist das Erlebnis am Berg Sommer wie Winter für den Körper und die Seele gesund. Wir müssen es nur erlebbar machen. Z. B. über Wanderungen, den Swiss Move Park oder wie auch immer.“ MM: „Derzeit plant Ihr eine Erweiterung der Gastronomie und wollt das Restaurant AUREA erwerben. Was steckt hinter diesem strategischen Schritt, was erwartet Ihr Euch davon?“ Nussbaumer: „Wir haben uns im Verwaltungsrat schon länger mit dem Zukunftspotenzial am Pizol auseinandergesetzt. Schlußendlich müssen wir die Dienstleistungskette am Berg im Griff haben bzw. derart beeinflussen können, dass wir die Gäste mit dem Gesamtangebot begeistern können. Derzeit stehen auf Pardiel 3 Gastronomiebetriebe zum Verkauf, weshalb wir uns hier engagieren.“ MM: „Ist auch ein Engagement im Übernachtungsbereich eine Option für Euch? Wie sieht es generell hier mit der Bettensituation aus?“ Nussbaumer: „Ja, auch in diesem Bereich machen wir uns Gedanken. Immer mehr Hotels in der Region werden geschlossen oder zu Wohnungen umgebaut. Auch am Berg selber ist diese Tendenz ersichtlich. Daher sind wir aktiv daran, uns diesem Geschäftsfeld zu widmen. Wir benötigen, wie alle Destinationen, warme und keine kalten Betten.“
Die Pizolbahnen haben zur Wintersaison 2016/2017 ein ‚meteo-dynamisches Pricing‘ eingeführt. Auch die 1. Saunagondel der Schweiz findet man am Pizol im ‚Wellnessdörfli‘.
MM: „Das Testportal Skiresort.de hat Euch für den Winter 2017/18 erneut ausgezeichnet. Auf welche davon seid Ihr besonders stolz und worauf führt Ihr diesen Erfolg zurück?“ Nussbaumer: „Es hat uns sehr gefreut, dass wir von Skiresort.de und anderen Bewertungsplattformen ausgezeichnet wurden. Besonders die Freundlichkeit & die Serviceorientierung der Mitarbeitenden stechen hier hervor. Dies führen wir auf die wiederkehrenden internen und externen Schulungen zurück, die wir seit Jahren umsetzen. Das Thema ist definitiv bei den Mitarbeitenden angekommen. Dazu haben wir unser Programm „Helping Hand Pizol“ entwickelt. Durch einfache Hilfsmittel und einer eigenen Mitarbeiter-App wird immer wieder auf den Mitarbeitenden eingegangen bzw. er kann mit dem Kader einfach und jederzeit in Kontakt treten.“ MM: „Stichwort Meteo-dynamisches Pricing. Warum habt Ihr wetterabhängige Tageskarten eingeführt – als Vorreiter!? Wie ist die Reaktion darauf?“ Nussbaumer: „Wir denken, dass sich die Branche in punkto Angebot und Tarife bewegen muss, um nicht im globalen Tourismus unterzugehen. Die Pizolbahnen haben sich daher schon länger mit dem Pricing auseinandergesetzt und Verschiedenes ausprobiert. Als die FH St. Gallen auf uns zugekommen ist, ob wir nicht bereit wären ein zweijähriges Projekt zu lancieren, haben wir sofort zugesagt. Als Tagesgast-Skigebiet sind wir v. a. vom Wetter abhängig. Daher war der Ansatz, über Wetterprognosen den Onlinepreis zu beeinflussen, spannend. Mit den Projektpartnern der Belalpbahnen und tipo-Ticketing konnten wir sehr gute Gespräche führen und Erfahrungen austauschen. Dies wissenschaftlich begleitet. Das Ergebnis war für uns überraschend positiv. Bei einem Umsatz von knapp TCHF 200 lag die Kannibalisierungsrate bei niedrigen 16 %. Somit konnten 84 % dieser Gäste, trotz unbeständigen Wetters, zusätzlich für einen Skitag gewonnen werden. Diese Gäste waren mit dem Angebot sehr zufrieden, da die Erwartungen auch geringer waren als an einem goldschönen Wintertag. Dadurch ist die Weiterempfehlungsrate sehr hoch. Nebeneffekt dabei war auch, dass die Onlinebuchungen enorm zugenommen haben – auch bei Sonnenschein und normalen Onlinetarifen. Insgesamt denken wir, dass dieses System für uns passt und weitergeführt werden wird. Wie bei allen anderen Systemen auch, ist es keines, welches über jedes Skigebiet gestülpt werden kann.“
Die Pizolbahnen haben zur Wintersaison 2016/2017 ein ‚meteo-dynamisches Pricing‘ eingeführt. Auch die 1. Saunagondel der Schweiz findet man am Pizol im ‚Wellnessdörfli‘.
MM: „Abschließende Frage: Welche Trends erkennen Sie generell in unserer Branche und wie wollen Sie darauf reagieren?“ Nussbaumer: „Ich denke, jede Bergbahn Gesellschaft muss ihre Stärken und Schwächen kennen und diese individuellen Lösungen finden.
Die großen Investitionssummen lassen es aber kaum zu, die notwendigen Umsätze nur noch in wenigen Monaten verdienen zu können. Daher ist die Entwicklung zur Winter- und Sommer – oder noch besser Jahresdestination wichtig. Die Pizolbahnen haben hier schon reagiert und die Betriebstage von bisher 240 auf 300 Tage erhöht. Damit entsteht ein Mehrwert für den Gast und die Wetterabhängigkeit wird auf mehr Tage verteilt. Damit dann auch noch die Wertschöpfung im Unternehmen bleibt, ist das Engagement in der gesamten Dienstleistungskette notwendig. Daran arbeiten wir jetzt auch.“ MM: „Herr Nussbaumer, wir danken für das Gespräch!“
Benjamin Müller Marketing Kampenwandbahn – „Ansprüche an die eilbahnen steigen“
Mit welchem Angebot gelingt es kleinen Bergbahnbetrieben, Gäste auf den Berg zu bringen? Und welche Wege werden eingeschlagen, um sich optimal zu präsentieren? Der MOUNTAIN MANAGER hat bei der Kampenwandseilbahn GmbH nachgefragt.
Benjamin Müller Marketing Kampenwandbahn
MM: „Wie lange gibt es die Kampenwandbahn?“Benjamin Müller: „Die Kampenwandbahn ist 2017 60 Jahre alt geworden, das heißt sie ist 1957 in Betrieb gegangen. Bei der Kampenwandbahn handelt es sich um eine Zweiseil-Umlaufbahn, die von Aschau im Chiemgau auf 1.461 m Seehöhe führt. In den Kabinen finden jeweils 4 Personen Platz, die Beförderungskapazität liegt bei 400 P/h. In Betrieb ist nach wie vor eine Bahn, die sich rein äußerlich kaum verändert hat. Natürlich gab und gibt es sicherheitstechnisch entsprechende Anpassungen, d. h. die Bahn ist am neuesten Stand der Technik.“MM: „Wie sehen die Betriebszeiten aus, gibt es Sommer– und Winterbetrieb, wo liegt der Schwerpunkt?“Müller: „Wir haben grundsätzlich ganzjährig geöffnet, also jeden Tag im Sommer und im Winter. Nur für die Revisionen gibt es im Herbst und im Frühjahr ein Zeitfenster von wenigen Wochen, in denen wir geschlossen haben. Am meisten Gäste hat die Kampenwandbahn im Sommer zu verzeichnen, da sind wir am besten aufgestellt. Im Winter ist die Schneesicherheit nicht so hoch, dass das Skigebiet mit anderen Destinationen, vor allem in Österreich, in Konkurrenz treten könnte.“MM: „Was sind die Besonderheiten der Bahn generell, wie ist das Angebot positioniert?“Müller: „Die Kampenwandbahn spricht generell ein breites Publikum an. Wir haben am Berg eine ganze Reihe an Möglichkeiten für den Gast, das betrifft das Wandern ebenso wie das Gleitschirmfliegen oder die Kletterei. Natürlich ist das Gebiet auch ideal für Familien, die hier mit den Kindern schöne Spaziergänge unternehmen können und z. B. den Panoramaweg nutzen, der schön flach geführt wird. Es gibt viele Einkehrmöglichkeiten, sodass auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt ist.“
Die Kampenwandbahn wurde 1957 in Betrieb gestellt. Fotos: Kampenwandseilbahn GmbH
„Wenn man erst einmal mit der Seilbahn gefahren ist, wird man schnell feststellen, dass es Spaß macht!“MM: „Was erwarten Sie sich von der Bergbahn-Kooperation im Chiemgau?“Müller: „Wir erwarten uns von der Kooperation, dass sie Lust macht aufs Seilbahn-Fahren. Wir haben dadurch die Möglichkeit, noch mehr zu werben – und das überregional. Durch die Kooperation wird besser wahrgenommen, dass es zwischen Wendelstein und Berchtesgaden eine ganze Anzahl an Bergbahnen gibt, die für sich besonders und einzigartig sind. Wenn man erst einmal mit einer Seilbahn gefahren ist, wird man schnell feststellen, dass es Spaß macht. Wir hoffen, dass man dann auf den Geschmack kommt, noch andere Bahnen nutzt und Seilbahnen noch beliebter werden. Seilbahnen bieten Vorteile für jüngere Leute, die am Berg aktiv sein wollen, genauso wie für Gäste, die Erholung suchen und die Ruhe genießen wollen. Deswegen ist es wichtig, dass man diese Kooperation vorantreibt.“
Im Winter erschließt die Bahn ein kleines, feines Skigebiet.
„Die Kampenwandbahn erschließt eines der letzten Naturschneeparadiese in den Alpen“MM: „Was bieten Sie Ihren Gästen im Sommer?“Müller: „Wir haben unterschiedliche Angebote im Sommer. Das Gebiet eignet sich etwa hervorragend zum Wandern, Klettern, Gleitschirmfliegen oder Mountainbiken. Seit einigen Jahren gibt es auch die Bergblumen-Wanderungen, die sehr beliebt sind und im Sommer täglich bei jeder Witterung angeboten werden. Geführt werden die Wanderungen von Bauernlandlerinnen aus der Region Aschau, die den Gästen die Bergwelt und die Alpenflora mit lustigen Geschichten präsentieren. Die Wanderung ist leicht und gemütlich. Das ist ein wichtiger Baustein, der sich sehr gut entwickelt hat und den wir sicher noch ausbauen wollen. Wir verleihen am Berg auch Wanderschuhe von LOWA. Mit LOWA gibt es eine Kooperation, durch die es möglich ist, LOWA-Modelle ausgiebig und kostenlos zu testen. Wenn ein Wanderer also nicht die richtigen Schuhe dabei hat oder LOWA einfach kennenlernen möchte, hat er in den Sommermonaten die Möglichkeit, das kostenlos zu tun.“MM: „Gab es für 2017 Neues oder sind Neuerungen für die nächsten Jahre geplant?“Müller: „Das Thema der geführten Wanderungen wird in Zukunft sicher noch weiter ausgebaut werden. Für diesen Sommer haben wir zusätzlich das Klettern stärker als bisher in den Fokus gerückt. Dazu hat es durch die Kooperation mit einer örtlichen Bergschule zu unterschiedlichen Terminen die Möglichkeit gegeben, alpines Klettern kennenzulernen. Die Kampenwand ist bei Kletterfans bekannt und bietet Anfängern und Geübten optimale Voraussetzungen. Dieses Thema soll auch noch weiter ausgebaut werden.“MM: „Woher kommen die Gäste im Sommer?“Müller: „Wir haben Gäste aus der ganzen Welt. Der Großteil kommt natürlich aus Deutschland, dazu gibt es aber auch Gäste aus den Niederlanden, Großbritannien oder den USA. Bei den Tagesgästen reicht das Einzugsgebiet bis nach Nürnberg hinauf, bei den Urlaubern haben wir Gäste aus München und der ganzen Chiemsee-Region, die von dort aus Tagesausflüge zur Kampenwand starten.“
Gipfel der Kampenwand.
MM: „Was bieten Sie den Besuchern im Winter?“Müller: „Im Winter verwandelt sich die Kampenwand in ein kleines, feines Winterparadies. Wir haben ein Skigebiet mit ca. 12 km leichten bis schweren Pisten. Dazu gibt es mit 5 km eine relativ lange Talabfahrt. Wir haben dazu 3 präparierte Winterwanderwege, die super Möglichkeiten für all diejenigen bieten, die keine Bretter an den Füßen haben und sich trotzdem im Schnee bewegen möchten. Für Kinder haben wir eine Snowtubing-Bahn, die kostenlos zu benutzen ist. Das hängt aber natürlich von der Schneelage ab. Die Kampenwand erschließt nämlich eines der letzten Naturschneeparadiese in den Alpen, wir verzichten gänzlich auf technische Beschneiung.“MM: „Ist das Einzugsgebiet der Gäste im Winter anders als im Sommer?“Müller: „Die Struktur ist etwas anders. Im Winter ist der Anteil an einheimischen Gästen oder Besuchern aus der Region höher als im Sommer. Grundsätzlich spielt hier der Tagesgast eine große Rolle, der bei Schönwetter und bei entsprechender Schneelage das Angebot der Kampenwand nutzt.“MM: „Welche Rolle spielt das kulinarische Angebot?“Müller: „Das Gebiet um die Kampenwand zeichnet das umfangreiche kulinarische Angebot aus. Wir haben hier einige Hütten im gesamten Gebiet verteilt. Direkt 100 m von der Bergstation entfernt liegt z. B. die SonnenAlm mit einer ausgezeichneten bayerischen Küche, mit Übernachtungsmöglichkeiten und Räumlichkeiten für Veranstaltungen wie Tagungen und Hochzeiten. Die Hütten rundherum haben ganz unterschiedliche Angebote mit Schmankerln, zum Teil auch aus eigener Produktion. Eine solche Vielfalt ist sicher außergewöhnlich und eine Besonderheit der Region um die Kampenwand.“MM: „Gibt es besondere Veranstaltungen, welchen Stellenwert haben sie?“Müller: „Wir haben Veranstaltungen, die sich seit Jahren etabliert haben. Allen voran ist hier die Sonnwendfeier zu nennen, die wir jedes Jahr im Juni veranstalten. Diese Feier ist nicht nur in der Region bekannt und beliebt. Der Platz ist ideal, weil der wunderschöne Ausblick die Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem macht. Dazu gibt es eine Reihe an Bergmessen, die von den Gemeinden der Region abgehalten werden. Der spirituelle oder geistliche Aspekt war bei der Kampenwand schon immer ein wichtiges Thema. Sehr beliebt ist zu Ostern das Ostereiersuchen mit den Kindern, wobei vom Osterhasen kleine Geschenke versteckt werden, die dann gesucht werden. Das ist nicht nur für die Kinder eine große Freude und hat sich sehr gut etabliert.“
„Liegende“ Stefanie von Quast am Kunstwanderweg am Blomberg.
MM: „Wo sehen Sie die Herausforderungen der Zukunft?“Müller: „Die Ansprüche an die Seilbahnen werden steigen und damit auch die Ansprüche an uns. Gäste wollen nicht mehr nur eine Seilbahn, die sie nach oben bringt – Gäste wollen auch ein Angebot am Berg. Die Herausforderung besteht sicherlich darin, bei allen möglichen Angebotserweiterungen die Naturschönheit und Naturbelassenheit nicht zu gefährden und dennoch möglichst vielen Leuten, ihr persönliches Bergerlebnis zu ermöglichen.“MM: „Es gibt Gerüchte, dass eine neue Bahn gebaut werden soll. Ist da etwas dran?“Müller: Es gibt schon längere Zeit die Überlegung, die bestehende Bahn durch eine neue Bahn zu ersetzen. Es existiert aber noch kein konkretes Vorhaben. Mit einer Entscheidung für oder gegen eine neue Bahn ist vor 2018 auch nicht zu rechnen.“ dwl
„Produkte anbieten, die nicht jeder hat!“
Die Blombergbahn Bad Tölz wurde 1971 in Betrieb genommen und erschließt ihren Gästen ein gut durchdachtes Sommer- und Winterangebot für die ganze Familie. Der MOUNTAIN MANAGER hat mit Hans Zintel, dem geschäftsführenden Gesellschafter, über die Herausforderungen und Ziele seines Unternehmens gesprochen.
Hans Zintel, geschäftsführender Gesellschafter Blombergbahn. Fotos: Eberhard Franke
MM: „Wie lange gibt es die Blombergbahn und wie hat sie sich entwickelt?“Hans Zintel: „Die Blombergbahn gibt es seit 1971, die touristische Entwicklung hier in Bad Tölz reicht aber bis ins Jahr 1906 zurück. Das ganze Gebiet gehört der Stadt Bad Tölz, liegt aber auf der Flur der Gemeinde Wackersberg bzw. vor der Gebietsreform auch Oberfischbach. 1906 gab es im Sommer schon einen stabilen Sommer- bzw. Gesundheitstourismus. Um auch den Winter für Touristen attraktiv zu machen, wurde eine Winterrodelbahn gebaut mit einer entsprechenden Gastronomie im Tal und am Berg. Schon damals war der Wunsch nach einer Seilbahn vorhanden.Letztendlich dauerte es bis in die Mitte der 60er-Jahre, bis man zwei Investoren für die Seilbahn gefunden hatte. Einer war mein Vater, der zweite war Franz Josef Koch. Meine Familie kommt aus der Schausteller-¬Branche, sodass wir von Anfang an viel Erfahrung mit dem Unterhaltungsbereich hatten. 1971 wurde der Doppelsessellift eröffnet, der damals als leistungsstärkster seiner Art galt – die Finanzierung war alles andere als einfach. Bereits 1974 stand die Bahn dann schon vor dem Konkurs, weil man mit viel höheren Beförderungszahlen gerechnet hatte. Auch der Winterbetrieb, für den dieses Areal angedacht war, und für den man noch 2 Schlepplifte gebaut hatte, entwickelte sich nicht so, wie gedacht.Mein Vater hat dann die Anteile von Franz Josef Koch übernommen und sich Attraktionen für die Gäste einfallen lassen, um das Angebot attraktiv zu machen. 1976 wurde nach einer 18-monatigen Genehmigungsphase eine Sommerrodelbahn gebaut, die zweite in Deutschland und die längste Sommerrodelbahn weltweit, was uns einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde eingebracht hat. Wir waren überall in den Medien, der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Dazu wurde bereits 1976 eine Beschneiungsanlage gebaut. Das Angebot am Blomberg war also ursprünglich als Attraktion für den Sommer und den Winter gedacht.“
Blick auf die Talstation und den Doppelsessellift.
MM: „Wo liegt heute der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit – im Sommer oder im Winter?“Zintel: „Schon in den 70er-Jahren ist der Sommer immer besser gelaufen als der Winter, das hat sich in den folgenden Jahren verstärkt. Schließlich sind wir hier vor der Entscheidung gestanden, wie es in Zukunft weitergehen soll. Es ist mir dann gelungen, in den Gemeinderäten Wackersberg-Oberfischbach, Bad Heilbrunn sowie im Stadtrat Bad Tölz einen Konsens für die Umsetzung eines Masterplanes zu erreichen, der in der Folge auch in die Tat umgesetzt wurde. Im Plan wurde der Schwerpunkt auf den Sommer gelegt, wobei der Winter nicht vernachlässigt wurde. Insgesamt wurden für eine ganze Reihe an Attraktionen wie z. B. den Blomberg-Blitz, einen Spielbereich oder den Kinderfreizeitpark rund 2,4 Mio. Euro investiert. Mittlerweile ist es allerdings so, dass rund 3 Viertel des Umsatzes im Sommer erwirtschaftet werden, ein Viertel im Winter.“MM: „Wie lange sind Sie Geschäftsführer der Bergbahn – was hat Sie veranlasst, in diesem Bereich aktiv zu sein?“Zintel: „Ich bin hier aufgewachsen, mein Elternhaus steht hier an der Talstation. Ich war also von klein auf dabei und habe mir schon mit 12 Jahren Taschengeld mit kleineren Arbeiten verdient. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, aber immer in den Ferien oder am Wochenende hier mitgearbeitet. Dann habe ich am WIFI in Innsbruck die Seilbahnakademie besucht, die Maschinisten- und Betriebsleiterkurse gemacht und bei anderen Seilbahnunternehmen entsprechende Praktika absolviert. 2001 wurde ich Betriebsleiter, 2007 Geschäftsführer und 2013 habe ich dann die Anteile meiner Eltern übernommen, sodass ich jetzt geschäftsführender Gesellschafter bin.Rückblickend muss ich sagen, dass ich mir nie eine Arbeit hätte vorstellen können, wo es ständig gleiche Abläufe gibt oder man nur nach Anweisung arbeitet. Ich wusste, dass man bei meiner jetzigen Tätigkeit immer vor neue Herausforderungen gestellt wird. Und diese Herausforderungen nehme ich auch ganz bewusst an.“
Die Klassik-Rodelbahn …
„Die klassische Vorstellung über eine Bergbahn gilt für uns nicht mehr“MM: „Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie im Sommer/Winter?“Zintel: „Was die Mitarbeiter betrifft, arbeiten wir nicht nur mit Angestellten, sondern auch mit Aushilfen. Wir haben also eine Stammmannschaft und Aushilfen, die nur dann eingesetzt werden, wenn man sie wirklich braucht. Das gibt uns die Flexibilität, die für uns wichtig ist, weil wir natürlich stark vom Wetter abhängig sind. In Zahlen ausgedrückt sind Mitarbeiter zu einem Drittel angestellt, alle anderen werden bei Bedarf geholt. 2016 sind so 49 Mitarbeiter für uns tätig gewesen. Aufgewachsen bin ich hier in einem Familienbetrieb, in dem zum Großteil wirklich Familienangehörige beschäftigt waren. Das hat sich in den letzten Jahren also stark verändert.“MM: „Was ist Ihnen in Ihrer Funktion wichtig, wo ¬sehen Sie die Herausforderungen einer kleinen Destination?“Zintel: „Die Herausforderung liegt sicher in der klassischen Vorstellung über eine Bergbahn, die so für uns nicht mehr gilt. Bei uns heißt es nicht im Winter Ski fahren und im Sommer Wandern, wir haben unser Angebot auf spezielle Nischen ausgerichtet, die nicht alle andern auch bedienen. Trotzdem ist es auch hier enger geworden, weil viele Bergbahnen zusätzliche Angebote für ihre Gäste erarbeiten müssen. Der Kuchen wird ja grundsätzlich nicht größer, es ändert sich nur die Verteilung. Seit rund 10 Jahren haben viele Bergbahnen mit schneearmen Wintern zu kämpfen und sind auf der Suche nach Zusatzangeboten. Da ist es natürlich eine Riesenherausforderung, Produkte anbieten zu können, die nicht jeder hat. Dazu kommt aber, dass wir nicht die Riesenumsätze erzielen – da heißt es sehr genau abzuwägen und Entscheidungen gut zu überlegen, damit wir interessante Angebote haben und dazu den technischen Standard aufrechterhalten können.Eine weitere Herausforderung ist für uns das Lohnniveau. Wir haben in Deutschland jetzt Mindestlöhne, die gezahlt werden müssen. Dazu kommt, dass wir in Bayern Vollbeschäftigung haben. Die Lohnausgaben sind für uns also ein großes Kriterium, wobei es für einen kleinen Betrieb vor dem jetzigen wirtschaftlichen Hintergrund in Bayern gar nicht so einfach ist, entsprechend gute Mitarbeiter zu finden. Aber ich hatte auch Glück, dass ich gute Leute mit Liebe zum Berg gefunden habe.“
und der Blomberg-Blitz.
MM: „Wie sieht das Winterangebot aus?“Zintel: „Wir haben vor einigen Jahren das Ski fahren zurückgestellt, weil die Winter immer weniger Schnee und auch weniger Frost haben. Da war auch die Grundbeschneiung schwierig zu machen. Deshalb haben wir uns entschlossen, andere Wege zu gehen. Die vorhandene Skiabfahrt haben wir zwar behalten, wir präparieren sie aber nicht mehr. Wir bieten aber einen Aufstieg für Skitourengeher, den so genannten Gamssteig, an. In einer Zeit, in der andere Betriebe mit Problemen zu kämpfen haben, weil etwa Skitourengeher unterwegs sind, wenn die Pisten präpariert werden, haben wir ein spezielles Angebot geschaffen. So ist bei uns auch der Berggasthof länger offen, damit man einkehren kann. Das bringt uns zwar keinen zusätzlichen Umsatz, weil uns der Gasthof nicht gehört, macht aber die Destination attraktiv.Wir konzentrieren uns jetzt im Winter auf das Winterrodeln. Dazu haben wir im Vorfeld genau analysiert, wo wir stehen. Beim Winterrodeln waren wir in Deutschland unter den Top-Ten, beim Skifahren nicht so gut positioniert. Deshalb gibt es bei uns den Schwerpunkt Rodeln. Wir haben den früheren Schlepplift in einen Rodellift umgebaut, in die Sicherheit investiert und den Rodelverleih gestärkt. Dazu haben wir unterschiedliche Schwierigkeitsstufen beim Rodeln, damit man für Familien und Könner gleichermaßen ein stimmiges Angebot hat. Am Samstag gibt es die Möglichkeit zum Nachtrodeln. Da freut es uns besonders, dass wir bei diesen Gelegenheiten oft bis zu 600 Leute bei uns begrüßen können. Auch der Blomberg-Blitz ist in Betrieb. Und natürlich spielt auch das gastronomische Angebot eine Rolle, damit unsere Gäste gut versorgt sind. Die Winterwanderwege werden gut präpariert, sodass man sich in der winterlichen Natur bewegen kann. Dazu legen wir Wert darauf, dass alle unsere Angebote erschwinglich bleiben, damit die Gäste möglichst oft wiederkommen.“MM: „Was bietet die Blombergbahn im Sommer, gibt es Neuerungen für 2017?“Zintel: „Im Sommer haben wir die Klassik-Rodelbahn, die nach all den Jahren immer noch sehr gut nachgefragt wird. 2008 wurde der Blomberg-Blitz gebaut. Er wurde damals aus Kostengründen nur in einer Länge von 600 m/Wegstrecke rauf und runter realisiert. Diese Strecke wurde jetzt auf 1,2 km, also aufs Doppelte verlängert. Das war eine Investition von fast 1 Mio. Euro, fertig geworden ist alles im letzten Herbst. Waren früher drei Viertel der Fahrten auf der klassischen Rodelstrecke und ein Viertel am Blomberg-Blitz, so hat sich das Nutzungsverhältnis jetzt auf 50:50 verändert, ein schöner Erfolg. Auch im Sommer bieten wir am Samstag das Nachtrodeln an.Am Blomberg gibt es außerdem ein schönes Wandergebiet und ein umfassendes Angebot für Kinder im Kindererlebnispark. An der Bergstation befindet sich der höchst gelegene Kletterwald Deutschlands, der Kunstwanderweg „Sinneswandel“ und der Trainingsparcours „Gipfeltrimm“. An der Tal- und in der Nähe der Bergstation finden unsere Gäste gemütliche Einkehrmöglichkeiten.“
„Liegende“ Stefanie von Quast am Kunstwanderweg am Blomberg.
„Neues bringen, damit es keinen Stillstand gibt“MM: „Wie lange gibt es den Kunstwanderweg „Sinneswandel“ und was bietet er den Besuchern?“Zintel: „In unserem Masterplan 2004 hatten wir erste Ideen dazu, aber kein Geld zur Gestaltung. Dann habe ich in der Vorsitzenden vom Kunstverein Tölzer Land eine Verbündete gefunden, um Kunst dorthin zu bringen, wo man Zeit und Muße hat. 2008 wurde dann Deutschlands höchst gelegener Kunstwanderweg eröffnet. Beteiligt war neben der Blombergbahn und den Gemeinden Bad Tölz und Wackersberg auch der Kulturfonds Oberbayern. Das Projekt hat sich sehr positiv entwickelt und kommt sehr gut an. Man hat dort oben auch immer wieder Symposien veranstaltet und so die Aufmerksamkeit auf das Kunsthandwerk gelegt. Natürlich muss man auch hier immer wieder etwas Neues bringen, damit es zu keinem Stillstand kommt. Damit haben wir auch wieder eine neue Zielgruppe angesprochen und unsere Nischen weiter ausgebaut.“MM: „Der Übungsparcours „Gipfeltrimm“ beruht auf Erkenntnissen der traditionellen Chinesischen Medizin. Wie hat sich das Angebot entwickelt, wie wird es angenommen?“Zintel: „Ich hatte mit 27 einen Bandscheibenvorfall und bin bei Dr. Werner Klingelhöffer gelandet. Er hat mir dann von der Kinsporth-Trainingsmethode (Sportkinesiologie nach Dr. Klingelhöffer) erzählt. Das war der Beginn, oben am Berg einen Übungsparcours anzulegen und ein Angebot zu schaffen. Gebaut und unterstützt wurde das Projekt dann von der Stadt Bad Tölz und wir hatten wieder eine Attraktion mehr. Bad Tölz hat eine lange Tradition im Gesundheitstourismus, da passt das Angebot am Berg ganz ausgezeichnet.“MM: „Wie sieht das Einzugsgebiet Ihrer Besucher aus, gibt es Unterschiede Sommer/Winter?“
Wackersberger Alm im Winter.
Zintel: „Unser Einzugsgebiet ist im Sommer und im Winter identisch. Es erstreckt sich v-förmig in Richtung Norden und reicht im Westen von der bayerischen Landesgrenze bis nach Rosenheim und ¬München weiter östlich, rauf nach Ingolstadt, Augsburg, Fürstenfeld und Dachau. München liegt gerade mal 48 km Luftlinie weg, da kommen viele Gäste zu uns nach Bad Tölz. Außerdem haben wir Besucher aus Österreich, aber auch Amerikaner, Franzosen und Japaner, sogar arabische Gäste kommen zu uns. Viele Besucher machen in der Region Urlaub und statten uns dabei einen Besuch ab. Rund 90 % unserer Gäste sind Tagesgäste.“MM: „Wie sehen Sie die künftige Entwicklung der Blombergbahn, was steht am Programm?“Zintel: „Rechtzeitig zu unserem 50. Geburtstag ist ein neuer Masterplan im Entstehen. 2 Vorschläge wurden eingereicht, wir haben uns dann für das Projekt der idee Concept & Exhibition Engineering GmbH entschieden. Das sieht u. a. die Realisierung von Themenwanderungen vor, den Ausbau bzw. ein Update der Wanderwege mit Unterstellmöglichkeiten, die Präsentation der Geschichte des Blombergs oder die Stärkung der CI. Wir haben die Aktivitäten am Berg auch klar getrennt. Von der Mittelstation ins Tal ist Spaß angesagt, da darf es auch lauter werden. Von der Mittelstation nach oben steht die Natur im Fokus und der Sport am Berg. Damit wollen wir den unterschiedlichen Interessen unserer Gäste Rechnung ¬tragen.Vom Zeitrahmen her befinden wir uns im Moment in der 2. Workshop-Runde. Erfahrungsgemäß werden wir noch 6 bis 9 Monate brauchen, bis wir eine endgültige Entscheidung getroffen haben. Schließlich müssen wir die Interessen aller, also der Gemeinden Wackersberg-Oberfischbach, Bad Heilbrunn und der Stadt Bad Tölz, des Gastronomiebetreibers und der Almbewirtschafter unter einen Hut bringen. Und dann beginnt das Genehmigungsverfahren, wir haben also noch viel zu tun. dwl
Mag. Franz Schafflinger, Vorstand Gasteiner Bergbahnen AG: Mut zu Neuem – von Crowdfunding über Schlossalm NEU bis Alpin Ice
SkiGastein hat sich unter dem Vorstand der Gasteiner Bergbahnen AG Mag. Franz Schafflinger seit 2003/04 beeindruckend weiterentwickelt. Aufsehen erregte vor Kurzem das – finanziell und emotional –erfolgreiche Crowdfunding für das Generationen-Projekt „Schlossalm NEU“. Ebenso mutig und überraschend ist die Entscheidung für eine neue Attraktion am Berg: Alpin Ice!
Mag. Franz Schafflinger, Vorstand Gasteiner Bergbahnen AG
MM: „Herr Schafflinger, seit unserem
letzten MM-Interview sind 12 Jahre vergangen. Fassen Sie bitte in groben Zügen
zusammen, was sich seither in SkiGastein getan hat.“
Franz Schafflinger: „Wir haben uns auf Qualitäts- und
Produktverbesserungen konzentriert. Im langjährigen Schnitt investierten wir
jedes Jahr rund 10 Millionen Euro, da konnten wir sehr viel umsetzen: Die
Schlagkraft der Schneeanlagen wurde massiv verbessert. Neue Seilbahnen auf dem
Stubnerkogel sorgen für einen optimalen Zusammenschluss des Kernskigebietes
Schlossalm – Angertal – Stubnerkogel. Das Angebot für die Freerider wurde
erweitert (Infopoints, Piepscheck, Lawinensuchfeld, Skirouten,
) und die
Positionierung des Sommerangebotes vorangetrieben. Es wurden nicht nur Schwächen
ausgemerzt. Im Bereich der Erlebnisinszenierung waren wir unter den Vorreitern.
Und dann hat uns auch noch eine umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung für
das „Generationenprojekt Schlossalm NEU“ auf Trab gehalten.“
Die neue 10 EUB Schlossalmbahn wird die Förderkapazität von bisher 1400 P/h auf 3000 P/h mehr als verdoppeln und im Dezember 2018 in Betrieb gehen. Fotos: Gasteiner Bergbahnen AG
MM: „Wofür steht SkiGastein heute,
welche Rolle spielt die Kombination mit den Thermen – gibt es generell heute
ein differenzierteres Angebot bei Euch als früher?“
Schafflinger: „Gastein hat eine sehr lange
touristische Tradition sowohl im Sommer als auch im Winter. Daher auch ein
breites Angebot, wo für jeden etwas dabei ist. Mit Ausnahme der Gletscher ist
Sportgastein das höchstgelegene Skigebiet im Bundesland Salzburg und bietet
allein aufgrund der Höhenlage oberhalb der Waldgrenze umfangreiche Möglichkeiten
für Freerider, die sich abseits der präparierten Pisten viel wohler fühlen.
Mit den Open Faces hatten wir heuer
erstmals eine eigene Veranstaltung für diese Zielgruppe. Spaß-Elemente wie
Funslope, SkiMovie oder Snowpark sind heute aus dem Skigebiet nicht mehr
wegzudenken. Daneben gibt es aber auch kunstvolle Schneeskulpturen,
Schneeschuhwanderungen im Zirbenwald oder einen frühmorgendlichen Gipfelsieg
mit anschließendem Gourmetfrühstück. Gastein bietet neben dem Ski fahren auch
viele andere touristische Angebote. Einzigartig sind die beiden Thermalwasser
Badeseen, die im Sommer 2017 in der Alpentherme eröffnet werden. Es will nicht
jeder alles, aber alle wollen etwas Besonderes! Die Kombination von Ski, Bergen
& Thermen, die unglaubliche Angebotsvielfalt und –dichte auf einem sehr überschaubaren
Raum. Die Wahlmöglichkeit zwischen drei Orten mit sehr unterschiedlichen
Charakteren, die einander nicht widersprechen sondern sich sinnvoll ergänzen,
machen Gastein zu etwas Besonderem.“
MM: „Euer größtes Projekt derzeit ist „Schlossalm
NEU“. Was kann man sich darunter konkret vorstellen und worauf zielt es
vorrangig ab? Geht es hier um mehr als nur einen Bahn-Neubau?“
Schafflinger: „Das „Generationenprojekt
Schlossalm NEU“ sieht die Errichtung einer Einseilumlaufbahn (10er-Kabinen) in
zwei Sektionen hinauf auf die Schlossalm vor. Die neue multifunktionale
Talstation – die auf die andere Seite der Bundesstraße verlegt wird – erlaubt
einen stressfreien Einstieg in das Skigebiet. Umsteigen bei der Bergfahrt erübrigt
sich künftig. Die Förderkapazität verdoppelt sich von 1.400 auf 3.000 Personen
pro Stunde. Die neue Bergstation liegt etwas höher, sodass sie an einem
idealen Verteilpunkt situiert ist, von dem aus der Skigast gleich zwischen drei
Abfahrtsmöglichkeiten (Schlossalm, Kleine Scharte und Haitzingalm) mit jeweils
mehr als 1.200 m Höhendifferenz wählen kann. Der Neubau ersetzt die
Standseilbahn, außerdem werden auch noch die Doppelsesselbahn Haitzingalm und
die fix geklemmte Vierersesselbahn Kleine Scharte abgetragen. Die kuppelbare
Vierersesselbahn Sendleiten wird ebenfalls abgetragen und im Rahmen des
Projektes – auf genau der gleichen Trasse – durch eine kuppelbare
Achtersesselbahn mit einer Kapazität von rund 4.000 P/h ersetzt. Die Seilbahnen
sind so positioniert, dass je nach Wetter- und Schneelage das Skigebiet in
unterschiedlichen Höhenlagen genutzt werden kann. Insgesamt werden 20 ha
Pistenfläche im Skigebiet Schlossalm neu gestaltet. Für die Beschneiung neuer
sowie bestehender Pistenflächen wird ein Speicherteich mit 150.000 m3
Wasservolumen errichtet. Hier geht es um wesentlich mehr als um den Bau einer
neuen Seilbahn. Es ist zwar eine klassische Ersatzinvestition, aber durch eine
leichte Änderung in der Trassenführung, die höhere Lage der Bergstation und die
Öffnung der Mittelflanke durch eine attraktive Skiabfahrt bis ins Tal erfährt
der gesamte Berg eine ganz andere Wirkung. Zudem kann eine Bahn eingespart
werden, was nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch Sinn ergibt. Und
trotzdem hat der Gast ein größeres Angebot, mehr Komfort und mehr Wahlmöglichkeiten.“
Im Rahmen des ¬Umbaus bleiben vier Bahnen (blau) ¬bestehen, drei ¬werden abgetragen (rot) und zwei ¬Bahnen werden neu errichtet (grün).
MM: „Ihr habt einen
Investitionshorizont von 131 Mio. in den nächsten 10 Jahren. Diesbezüglich
habt Ihr Euch eine spezielle Strategie einfallen lassen. Schildern Sie diese
und welche Rolle spielt dabei das Bürgerbeteiligungsmodell?“
Schafflinger: „Jährliche Investitionen in Höhe
von 10 Millionen Euro sind für uns „normal“. Das Besondere beim Projekt
Schlossalm ist die Konzentration der Investitionen auf drei Jahre. Für uns war
es daher wichtig, das Investitionsvolumen für den Zeitraum von 2016 – 2020 mit
rund 84,8 Mio. Euro sicherzustellen. Etwa ein Viertel (21,3 Mio. Euro) stemmen
wir aus dem frei verfügbaren Cashflow, 48 Mio. über Leasing und Kredite von
Banken und 15 Mio. über ein Beteiligungsdarlehen der Aktionäre. Bei den sehr
gut besuchten öffentlichen Präsentationen des Generationenprojektes „Schlossalm
NEU“ wurde rasch klar, dass großes Interesse in der Bevölkerung an einer Beteiligungsmöglichkeit
besteht. Der bei den Beteiligungsdarlehen vorgesehene Mindestbetrag von 10.000
Euro war allerdings vielen Kleinaktionären zu hoch. Um diese mit an Bord zu
holen, wurde eine Bürgerbeteiligung nach dem Alternativfinanzierungsgesetz
gestartet, das die Möglichkeit bot, sich in Form eines nachrangigen Darlehens –
ab 100 und bis maximal 10.000 pro Person – zu beteiligen.“
Eine neue Piste ¬(Mitte) wird vom Brandbichl bis zur Mittelstation bzw. zur Talstation der Schlossalmbahn ¬entstehen.
MM: „Man hört, dass sich das Gasteiner
Crowdfunding zur Erfolgsgeschichte gemausert hat. Was ist bisher geschehen und
worauf führen Sie den positiven Verlauf zurück?“
Schafflinger: „Die bei unserer Bürgerbeteiligung
angebotenen 3 Varianten mit Verzinsungen zwischen 4 – 7 % entpuppten sich als
ein ausgesprochenes Erfolgsmodell. Offensichtlich ist es gelungen, Investoren
wie Sportbegeisterte mit einer Kombination aus Darlehensmodell (Zinsen und
Tilgung in Cash) und Belohnungsmodell (Zinsen in Gutscheinen und Tilgung in
Cash) zu überzeugen. Gleich nach Zeichnungsbeginn startete der Run auf die
attraktiv verzinsten Modelle. Die Plattform 1000×1000.at musste nach weniger
als 72 Stunden geschlossen werden, weil die nach dem
Alternativfinanzierungsgesetz maximale Summe von 1,5 Millionen Euro überschritten
wurde. Damit wurden alle Erwartungen bei weitem übertroffen, denn ursprünglich
rechneten wir nur mit 500.000 . Im Schnitt investierten die 310 Anleger rund
4.800 Euro. Um der Vielzahl der Interessenten, die in der „ersten Runde“ zu spät
gekommen sind, doch noch eine Möglichkeit für eine Beteiligung zu bieten, wurde
eine „zweite Runde“ nach dem Fern- und Auswärtsgeschäftegesetz entwickelt.
Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Vorverkaufsmodell, wo – wegen der
zeitlich verzögerten Einlösungsmöglichkeit – der Wert der Gutscheine deutlich über
dem einmalig eingezahlten Betrag liegt. Oder anders ausgedrückt: Alle, die bei
diesem Modell mitmachen, können sich über einen Stammkundenrabatt in Höhe von
rund 7 % freuen. Auch dieses Modell hat vorzeitig die von uns gesetzte
Obergrenze von 1,6 Millionen Euro erreicht! Der durchschnittliche
Beteiligungsbetrag lag nicht bei den angenommenen 1.000 pro Person, sondern über
3.000 . Abgewickelt wurden beide Modelle über die Plattform 1000×1000.at.
Innerhalb weniger Monate haben sich damit Einheimische und Stammgäste mit einer
in Österreich noch nie dagewesenen Rekordsumme in Höhe von rund 3,1 Millionen
an der Finanzierung dieses Generationenprojektes beteiligt. Die Gasteiner
Bergbahnen sind das erste Unternehmen mit einem etablierten Geschäftsmodell,
dem über diesen Weg Geld in dieser Größenordnung zur Verfügung gestellt wurde.
Das innovative Finanzierungsmodell hat bereits in eines der Standardwerke der
Fachliteratur Aufnahme gefunden. Im Buch „Finanzmanagement im Tourismus:
Grundlagen und Praxis der Tourismusfinanzierung“ von Manuela Wiesinger und
Martin Schumacher ist es als Praxisbeispiel zu finden.“
MM: „Sehen Sie das Crowdfunding als
taugliche Möglichkeit der Kundenbindung bzw. für Imagesteigerung?“
Schafflinger: „Die neue Bahn wird erst im
Dezember 2018 den Betrieb aufnehmen, aber alle reden jetzt schon sehr positiv
darüber und tragen die Botschaft weiter. Besonders hier und bei den vielen
Medienberichten sieht man den Mehrwert von Crowdfunding für Kommunikation,
Innovation und Kundenbindung. Gerade die Einheimischen und die Stammkunden, die
einen Bezug zur Region, zum Angebot haben, nutzten die Möglichkeit, sich an der
Investition mit attraktiven Zinsen zu beteiligen. Sie sind nicht nur
Investoren, sondern auch Botschafter für das Projekt.“
Die Gasteiner Bergbahnen haben schon mehrmals bewiesen, dass sie innovativ sind: die Hängebrücke am Stubnerkogel war die 1. touristisch inszenierte Brücke.
MM: „Glauben Sie, dass solche Modelle
in der Bergbahnbranche künftig verstärkt aufgegriffen werden?“
Schafflinger: „Ich bin davon überzeugt, dass es für
viele eine sehr gute Möglichkeit wäre, Einheimische und Stammkunden emotional
bei großen Projekten zu beteiligen und damit auch an das Unternehmen zu binden.
Entscheidend ist aber eine passende „Geschichte“ und der richtige Zeitpunkt in
der Kommunikation.“
MM: „Kürzlich habt Ihr die nächste
aufsehenerregende Innovation namens Alpin Ice mit einer Machbarkeitsstudie
eingeleitet. Worum handelt es sich und warum haben Sie sich für diese Idee
entschieden?“
Schafflinger: „Neben der neuen Seilbahn haben wir
auch mögliche Attraktionen am Berg mitüberlegt, um das Bergerlebnis für
Nicht-Skifahrer im unmittelbaren Nahbereich der Bergstation wesentlich zu
verbessern. In den letzten Monaten und Wochen haben sich unsere Überlegungen
auf das Thema „Eislaufen am Berg“ zugespitzt. Eislaufen ist nach dem Skifahren
mit großem Abstand die beliebteste Wintersportart der Österreicher. Große Städte
haben das Eislaufen auf temporären Eisbahnen längst entdeckt und erfolgreich
vermarktet. Mit Eiswegen in Panoramalage rund um die Bergstation planen wir ein
neues Bergerlebnis. Eislaufwege mit max. 3 % Steigung sind schneeunabhängig und
auch für Nicht-Skifahrer geeignet. Geplant ist kein klassischer Eislaufplatz,
sondern Eiswege mit Ziel- und Ausgangspunkt bei der Bergstation, die
schrittweise erweiterbar wären und im Endausbau eine Länge von bis zu 1,5 km
erreichen könnten.
Mit Nordic Ice Skating gibt es auch
eine neue alpine Bewegungsform. Ähnlich dem Langlauf gleitet der Sportler auf
Kufen mit Stöcken über das Eis. Diese Sportart – in Österreich fast unbekannt –
hat sich in Skandinavien, USA und Kanada längst als kultige Sportart etabliert
und könnte mit dem ALPINE ICE Konzept auch bei uns Fuß fassen. Für Spaziergänger
wäre ein begleitender Winterwanderweg mit herrlichem Bergpanorama oder auch
eine Eisstockbahn vorgesehen. Phantasie birgt diese Idee auch für den
Saisonstart. In Kombination mit der schnellen Beschneibarkeit einer Skiabfahrt
von der Berg- bis zur Talstation könnten wir mit nur einer Seilbahn neben einem
Angebot für Skifahrer auch ein attraktives Angebot für Nicht-Skifahrer bieten.
Auch die gastronomische Versorgung wäre am Berg gesichert. In Verbindung mit
den Thermen und dem Advent sehen wir damit ein Potenzial für die Belebung der
Vorsaison. Wir wollen diese Idee vorantreiben und werden uns bemühen, alle
erforderlichen Bewilligungen zu erreichen.“
Die neue Attraktion „Alpin Ice“ – Panorama-Eislaufen in der Höhe – soll rund um die Bergstation ein einzigartiges Erlebnis auch für Nicht-Skifahrer ermöglichen. Foto: Alpin Ice
MM: „Welche Rolle spielen
Nichtskifahrer in Gastein und wie geht Ihr als Bergbahnen mit diesem Phänomen
konstruktiv um?“
Schafflinger: „Wegen des klassischen Kur- und
Gesundheitsangebotes haben wir auch im Winter rund 30 % Nichtskifahrer im Tal.
Mit entsprechenden Angeboten am Berg können wir auch mit ihnen ein Geschäft
machen. Wir setzen nicht voraus, dass jemand Ski fahren kann, wenn er unsere
Leistungen in Anspruch nehmen will. Viele Gäste nutzen in den Bergen die Möglichkeit
zum Abschalten, zum Entschleunigen, zum Auftanken und zum Kraftholen. Kurz: Zum
Aufladen der eigenen Energie. Sie wollen sich selbst „etwas Gutes“ tun, auch
das Gesundheitsangebot nutzen. Und nebenbei gönnt man sich eben sportliche,
kulinarische und kulturelle Genüsse. Die Seilbahn ist Mittel zum Zweck. Wir
bieten Angebote am Berg und die entsprechende Kulisse: Berge voll schöner
Augenblicke – egal ob Skifahrer oder Nichtskifahrer.“
MM: „Glauben Sie, dass man künftig das
sogenannte Bergerlebnis noch mit weiteren Aspekten anreichern kann und hier
noch Spielraum – im wahrsten Sinne des Wortes – hat?“
Schafflinger: „Das Ende der Fahnenstange ist mit Sicherheit
noch nicht erreicht. Wir sind ständig bemüht, die Erwartungen unserer Gäste zu
erfahren und zu verstehen, damit wir auch passende Produkte entwickeln oder
verbessern können. Die Komfortansprüche der Skigäste haben sich grundlegend geändert.
Keiner will heute noch zweimal anstehen und umsteigen, um bis auf den Gipfel zu
kommen. „Non stop to the top“ ist die neue Zielrichtung. Es hat sich viel getan
in der Angebotsentwicklung, vor allem in Richtung Erlebnisinszenierung.
Skifahren alleine ist heute zu wenig. Die Kunden sind anspruchsvoller geworden
und erwarten für ihr Geld ein entsprechendes Angebot. Es liegt an uns, Mut für
Neues zu haben und innovative Angebote zu entwickeln. Wer immer nur nachmacht,
was andere vorzeigen, wird nie ganz vorne sein.“
MM: „Welche Bedeutung hat das
Sommergeschäft inzwischen bei Euch? Sind auch hier Erweiterungen geplant?“
Schafflinger: „Der Winter ist und bleibt das
Hauptgeschäft. Der Berg im Sommer gewinnt aber wieder an Attraktivität. Mit der
gezielten Angebotsentwicklung und der unterschiedlichen Positionierung unserer
drei Sommerberge haben wir es in den letzten Jahren geschafft, die
Gasteintritte mehr als zu verdoppeln. Umsatzmäßig liegen wir jetzt bei einem
Anteil des Sommergeschäfts in der Nähe von 10 %. Mittelfristig erscheint uns
ein Anteil von 15 % durchaus realistisch. Das Angebot werden wir schrittweise
erweitern, dabei aber unserer Positionierung treu bleiben.“
MM: „Herr Mag. Schafflinger, wir danken
für das Gespräch.“
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