DOPPELMAYR/GARAVENTA: Schritt in die richtige Richtung

Ende Januar wurden im Brandnertal zwei neue Aufstiegsanlagen ihrer Bestimmung übergeben: die 8 EUB „Dorfbahn“, die DOPPELMAYR gebaut hat, und die Panoramabahn „Burtscha“ von STEURER, bei der DOPPELMAYR für die Elektrotechnik verantwortlich zeichnet.

Die Bergstation der Dorfbahn befindet sich auf rund 1401 m Seehöhe. Fotos: Bergbahnen Brandnertal

„Wir sind wieder auf der Überholspur“, so der Tenor bei der offiziellen Eröffnungsfeier für die Dorfbahn und die Panoramabahn, die am 26. Januar über die Bühne ging. Für Landeshauptmann Herbert Sausgruberstellt die qualitative Aufwertung der Anlagen einen neuerlichen Beweis für die hohe Innovationskraft der heimischen Tourismusdestination dar. „Von den Investitionen in die Qualität und den Komfort profitieren nicht nur die Gäste, sondern insbesondere die Bevölkerung in der Region. Mit den neuen Liftanlagen hat die Talschaft zusätzlich an Attraktivität gewonnen und sich für die Zukunft mit besten Erfolgsaussichten gerüstet. Vom erweiterten und verbesserten Angebot im Skigebiet Brand-Bürserberg wird das ganze Tal profitieren.“Insgesamt haben die Bergbahnen Brandnertal, die vor einigen Jahren mit dem Bau von 3 neuen Sesselbahnen im oberen Teil des Skigebiets den Modernisierungsschub gestartet haben, 15 Mio. Euro in die Projekte „Dorfbahn“ und „Panoramabahn“ investiert. Damit können nun 2 500 Gäste pro Stunde transportiert werden, Brand ist zum drittgrößten Skigebiet in Vorarlberg avanciert.Für Wintersportbegeisterte stehen insgesamt 14 Aufstiegsanlagen zur Verfügung, die 17 000 P/h transportieren können. Mit ihrer Hilfe werden 53 km präparierte Pistenerschlossen, 8 Bergrestaurants mit rund 3 000 Sitzplätzen bieten Gästen auch kulinarische Genüsse.Moderne Technik, ansprechendes DesignDie 8 EUB „Dorfbahn“ ersetzt die bisherige „Niggenkopfbahn I“, einen fix geklemmten Doppelsessellift von Doppelmayr aus dem Jahr 1984. Die Talstation der neuen Bahn auf 1 011 m Seehöhe liegt direkt im Ortszentrum von Brand und verfügt über eine auffällige Architektur.Aufgrund der schwierigen Lage der Station durch die verbaute Umgebung wurde sie in 3-geschossiger Bauweise realisiert. Damit bietet sie genügend Platz für einen Skiverleih mit Sportgeschäft, Kassen, öffentliche WCAnlagen,Büros und ein kleines Restaurant. Die Gäste gelangen mit Hilfe komfortabler Rolltreppen zum Einstieg der Seilbahn im obersten Stock.Die Bergstation wurde auf 1402 m Seehöhe gebaut und stellt eine Drehscheibe im Skigebiet dar, da sie mit der Talstation der „Panoramabahn“ eine Art „Doppelstation“ auf gleicher Ebene bildet. Damit sind kurze Wege und eine optimale Anbindung ins Skigebiet gewährleistet. Im Untergeschoß wurden Technikräume und die Garagierung von Pistenfahrzeugen vorgesehen. Insgesamt wurden beide Stationen großzügig und übersichtlich angelegt, sodass beim Bau umfangreiche Betonarbeiten zu bewerkstelligen waren.Die Trassenführung wurde im Vergleich mit dem Sessellift beibehalten, allerdings im oberen Bereich um rund 300 m verlängert. Der Antrieb der Einseilumlaufbahn wurde als starrer Brückenantrieb realisiert und in der Bergstation positioniert. Die hydraulische Abspannung befindet sich in der Talstation. SämtlicheKabinen des Typs ULTRA 8 von Carvatech, die in Alu-Leichtbauweise ausgeführt sind, werden in den Stationen garagiert. Auf diese Weise wurde der kostenintensive Bau eines Bahnhofs vermieden.Die Förderleistung der Bahn beträgt im Anfangsausbau 1 695 P/h, wobei eine Steigerung auf 2 389 P/h vorgesehen ist. Auf der nur 3 Minuten dauernden Fahrt werden 390 Höhenmeter überwunden und 8 Stützen passiert.DOPPELMAYR lieferte für diese Bahn die Seilbahn- und die Elektrotechnik, das Seil stammt von Teufelberger. Für die Generalplanung wurde die Melzer & Hopfner Ingenieurgesellschaft m.b.H. und Co.KEG engagiert, die seit 10 Jahren mit den Bergbahnen Brandnertal arbeitet. Die Hochbauplanung der Talstation wurde vom Atelier Rainer + Amann durchgeführt.

Die Garagierung der Kabinen erfolgt in den Stationen.

Modernisierung geht weiterFür 2008 stehen weitere Arbeiten und Investitionen an. So will man die Palüdbahn durch eine 8 EUB ersetzen. Damit konnte sich die Kabinenbahn gegenüber dem vorher angedachten 6er-Sessel durchsetzen. Als Gründe dafür nennt Betriebsleiter Helmut Schedler den Gastronomiebereich, der mit der Kabinenbahn leichter zu erreichen ist. Dazu könne man Familien mit Kindern einfach und sicher transportieren und zu bestimmen Events Nachtfahrten durchführen.dwlTechnische Daten 8 MGD „Dorfbahn“(Klammerwerte Endausbau)Förderleistung: 1 695 P/h (2 389)Fahrgeschwindigkeit: 6 m/sFolgezeit: 16,99 s (12,06 )Gehängeabstand: 101,93m (72,34)Fassungsraum Kabinen: 8 P.Spurweite Strecke: 5,20 mHöhe Talstation: 1 011,03 mHöhe Bergstation: 1 401,60 mHöhenunterschied: 390,57 mhorizontale Bahnlänge: 1 049,03 mschräge Bahnlänge: 1 119,38 mmittlere Neigung: 37,23 %Fahrzeit: 3,21 minAntrieb: Berg BrückeAbspannung: TalAnzahl Fahrbetriebsmittel: 22 + 8 St. (31 + 10)Anzahl Stützenstandpunkte: 8Motorleistung:Betrieb: 391 kW (478)Anfahren: 479 kW (575)Seil: 47 mmBauausführende Firmen:Seilbahntechnik: DOPPELMAYRElektrotechnik: DOPPELMAYRGeneralplanung: Melzer & Hopfner Ingenieurgesellschaftm.b.H. & Co.KEGPlanung Hochbau: Rainer + AmannKabinen: CarvatechSeil: Teufelberger

SkiPixS und TrailPixS: Tote Linien am Pisten-/Wanderplan sind passé

Man stelle sich vor, dass ein Pistenplan im Internet die Abfahrten und Liftstrecken nicht wie üblich nur als „tote“ Linien zeigt, sondern dem Besucher, interaktiv, per Mausklick, bewegte Originalbilder der Strecken liefert. Der Gast könnte schon im Vorfeld das Skigebiet – oder auch Mountainbike-Strecken etc. – spielerisch „befahren“, und zwar von jedem x-beliebigen Punkt aus, der ihn interessiert. Flankierend dazu würde er für gewisse „Hot Spots“ zusätzlich 360°- Panoramabilder abrufen können. Wäre das nicht eine revolutionäreVerbesserung des Erlebniswertes der Website und somit eine wichtige Unterstützung im Marketing? Mit SkiPixS und TrailPixS – einer neuen Generation von interaktiven, visualisierten Bergpanoramen – ist diese Vision bereits Wirklichkeit geworden!

Eugen Nigsch, Bergbahnen Brandnertal – Zukunft hat, wer ganzheitlich agiert

Wie Phönix aus der Asche ist das Vorarlberger Brandnertal in der Saison 07/08 gestiegen. Nach veränderter Gesellschafterstruktur hat der seilbahntechnische Zusammenschluß zwischen Brand und Bürserberg endlich geklappt (Doppelmayr 8 EUB und 60er Pendelbahn von Steurer bzw. Carvatech-Kabinen, Planung Melzer & Hopfner), was eine neue Positionierung erlaubt. Der Modernisierungsschub betrifft aber auch die Software-Facts Dienstleistungsbewußtsein, Auftritt, ein Destinationsmanagement-System von SKIDATA und das ganzheitliche Agieren als Talschaft in Hinblick auf ein 365-Tage-Angebot. Verantwortlich für die qualitative Aufwertung zeichnet der neue Geschäftsführer Eugen Nitsch, der sich seine Sporen u. a. bei der Silvretta Nova und der Skihalle Wittenburg verdient hat.

Eine Pendelbahn und eine 8 EUB verbinden seit der Saison 07/08 die Skigebiete Brand und Bürserberg.

MM-FRAGE: „Schildern Sie bitte zunächst Ihren Werdegang in der Branche.“Nigsch: „Mein erster Kontakt zur Wintersportbranche war bei der Firma Head in Kennelbach, anschließend bei Sport Strolz in Lech. Weitere Stationen waren die Firma CSA in Schruns, eine Skilehrerausbildung, 1996 ein Uni-Lehrgang über Marketing, dann von 1997–1999 bei den Silvretta Nova Bergbahnen als Mitarbeiter im Marketing (konnte viel von DI Kurt Bitschnau lernen), Projektentwicklung und Geschäftsleitung für den Snowfunpark Wittenburg bis zur Eröffnung im Dezember 2006 und schließlich Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal seit September 2006.“MM-FRAGE: „Was waren die Highlights der Entwicklung des Brandnertales bzw. der Bergbahnen bis heute?“Nigsch: „Das Wintersportgebiet umfasst 53 Pistenkilometer, 14 Anlagen und 8 Bergrestaurants, der erste Lift wurde 1951 errichtet. In der jüngeren Vergangenheit waren zwei wesentliche Highlights der Rückkauf von der Pfänderbahn AG 1998 und dass 2006 die Gesellschaftsanteile der Raiffeisenbank je zur Hälfte an die Gemeinden Brand und Bürserberg übergingen und somit die ganze Gesellschaft wieder in Talschaftsbesitz gekommen ist. Der wichtigste Schritt waren die Neubauten der Dorfbahn (8 EUB Doppelmayr 1 049 m lang, 390 m Höhendifferenz) sowie zeitgleich der Panoramabahn (Steurer- Pendelbahn, 1 500 m freies Seilfeld) für die seilbahntechnische Verbindung zwischen Brand und Bürserberg.

Interviewpartner Eugen Nigsch ist seit September 2006 Geschäftsführer der Bergbahnen Brandnertal. Fotos: BB Brandnertal

MM-FRAGE: „Es heißt, das Brandnertal sei wie der Phönix aus der Asche aufgestiegen. Wie hat sich der Aufstieg abgespielt, welche Maßnahmen wurden ergriffen – auch auf der Software Seite?“Nigsch: „Wichtig war die Attraktivierung vom Dorfzentrum aus, um in 3 Minuten bequem und trockenen Fußes auf den Berg zu gelangen. Vom Management her gesehen haben wir die Betriebsabläufe optimiert und uns um die Motivation der Mitarbeiter gekümmert. Dies bleibt auch weiterhin im Fokus. Wir haben auch relativ flache Managementstrukturen, einen klaren Führungsstil und viel Spaß bei der Arbeit. Dies spüren auch die Gäste und geben uns oft positives Feedback über unseren Auftritt, die Freundlichkeit usw. Hier steckt für mich auch eines der größten Potenziale in einem Dienstleistungsbereich, also wie man mit dem Faktor Mensch umgeht. Auch in punkto Marketing hat sich einiges verändert. Früher hat man sich als Bergbahnen Brandnertal verkauft,jetzt steht nur noch der Begriff ,Brandnertal’ im Vordergrund. Wir wollen alle zusammen die Talschaft vermarkten, die Bergbahn sieht sich als Teil der Dienstleistung, die der Gast in Anspruch nimmt. Diese Strategie, sich als Ganzes zu verkaufen, ist mittlerweile auch in allen Köpfen verankert – bis hin zur Skischule, den Hoteliers, den Gemeinden, dem Golfklub etc. Dadurch ist eine Dynamik entstanden, die bereits sehr viel Positives ausgelöst hat und noch auslösen wird.“MM-FRAGE: „Es hat endlich ein Zusammenschluß mit Bürserberg stattgefunden. Wie verändert sich der Auftritt nach außen, welche Zukunftsperspektiven ergeben sich dadurch?“Nigsch: „Man hat schon vor 30 Jahren begonnen, darüber zu diskutieren, aber erst die neue Gesellschafterstruktur hat den technischen Zusammenschluss ermöglicht. Man hat klare Worte gesprochen, was passiert, wenn man es nicht tut. Gesellschaftsmäßig gehören wir ja schon seit Anfang der 70er Jahre zusammen, aber die seilbahntechnische Verbindung war einfach nicht vorhanden. Nach längeren Diskussionen mit der Naturschutz-Anwaltschaft über einen Skiweg, der zur Bergstation der Panoramabahn geführt werden musste, gab es Anfang 2007 auch grünes Licht von dieser Seite. Nun kann endlich ein zusammenhängendes Skigebiet vermarktet werden, was uns in die Liga der mittleren Größe bringt. Darauf sind wir auch stolz. Der Aufsichtsrat – vor allem der Vorsitzende Walter Huber – hat das Ganze jahrelang vorangetrieben, die Feinjustierung darf ich auf meine Fahnen heften.Mit Blick auf die Zukunft werden wir weiter an der Qualität arbeiten, ältere Anlagen erneuern, die Beschneiung ausbauen sowie im Bereich Gastronomie aufholen. Da wir mit größeren Frequenzen rechnen, muss das gastronomische Angebot dementsprechend angepasst werden.“MM-FRAGE: „Helfen Ihnen Ihre Erfahrungen mit der Skihalle Wittenburg im jetzigen Marketing, wie ist überhaupt Ihre Einschätzung der Marketing-Rolle für ein Bergbahnunternehmen?“Nigsch: „Ich bin vielleicht kein typischer Seilbahner, weil ich nicht von der Technik-Seite her komme. So gesehen hat mir die Projektentwicklung und die Kundenstromanalysen, die wir in Zusammenhang mit Indoor-Projekten erstellt haben, sehr viel gebracht. Man sieht dadurch alles ganzheitlicher, denn bei einer Skihalle hat man das ganze Bündel mit Skibetrieb, Beschneiung, Verleih, Skischule, Gastronomie und Hotel sozusagen unter einem Dach in komprimierter Form! Wenn man das 5 Jahre lang gemacht hat, dann entwickelt man viel Verständnis für die Bedürfnisse der einzelnen Dienstleister sowie für ein Gesamtprodukt, das der Gast immer als solches wahrnimmt. Eine Bergbahn bleibt zwar nach wie vor ein technischer Betrieb, aber das Denkenwird in eine andere Richtung gehen (müssen). Denn der technische Standard ist in allen Skigebietenso hoch, dass man sich dadurch kaum mehr unterscheiden können wird. Hingegen bei Softfacts wie Freundlichkeit, Erscheinungsbildoder kleinen Goodies wie da und  dort eine Bank aufstellen oder, dass man den Leuten die Skier aus der Hand nimmt und in den Köcher stellt, kann man sich differenzieren. Mit einem Wohlfühlklima, das der Gast ja letztlich sucht.“

Blick auf die 1541 m lange Strecke der neuen 60er-Panoramabahn „Burtscha“ von Bürserberg, die von Steurer Doren und Carvatech realisiert wurde.

MM-FRAGE: „Wie kooperiert ihr mit den anderen touristischen Dienstleistern?“Nigsch: „Es gibt sehr konstruktive Gespräche, einen guten Gemeinschaftsgeist und Zusammenhalt in der Talschaft. Wir packen etwas gemeinsam an und wenn wir scheitern, dann scheitern wir alle zusammen, oder wir sind zusammen erfolgreich. Das ist eigentlich eine sehr gute Basis.“MM-FRAGE: „Das ,neue Brandnertal’ erscheint dynamisch und pfiffig. Welche Ideen haben Sie eingebracht? Sind Sie ein Querdenker? Was ist das Entscheidende bei der Umsetzung?“Nigsch: „Ich bin ein konsequenter Verfolger von gewissen Punkten, die mir wichtig sind wie z. B. Dienstleistung. Ich habe auch den Mut, einmal etwas Neues zu probieren und nehme es in Kauf, dass es daneben gehen könnte. Als Querdenker sehe ich mich in gewissen Bereichen ganz bestimmt. Wir arbeiten jetzt z. B. an neuen Vertriebswegen mit gewissen Partnern, was vielleicht vorher noch niemand angegangenist. Ich halte mich auch für einen Netzwerker, weil das Wissen aus einem guten Netzwerk heraus entscheidend ist, um gewisse Projekte angehen zu können und Erwartungen und Bedingungen an Partner formulieren zu können. Das Entscheidende bei der Umsetzung sind für mich die Klarheit und dieAusdauer, das ergibt dann eine Konsequenz.“

Die neue Dorfbahn ersetzte die altbewährte Niggenkopfbahn I und befördert 1695 P/h komfortabel in drei Minuten vom Ortskern Brand auf den Berg

MM-FRAGE: „Es wird bei euch in Zukunft auch ein Destinations- Management System von SKIDATA eingesetzt. Welche Überlegung steck dahinter, was erhofft man sich dadurch? Seid ihr hier bei den ,Frühen’ dabei, also eher Pioniere.“Nigsch: „Mit diesem Instrument wollen wir das Produkt Brandnertal noch besser verkaufen und über neue Vertriebskanäle mehr Kunden erreichen als bisher. Und wir möchten dadurch auch gewisse Annehmlichkeiten für den Gast schaffen. Wenn ein Familienvater am Urlaubsziel ankommt, hat er ja die ersten eineinhalb Tage nur Arbeit (einchecken, Skipässe, Ausrüstung besorgen etc.). Das Urlaubsgefühl soll aber von der ersten Minute an da sein, daher wollen wir von dieser Arbeit möglichst viel abnehmen. Das sind Serviceleistungen, mit denen man sich gegenüber dem Mitbewerb einen Vorsprung herausarbeiten kann. Tatsächlich sind wir hier bei den Ersten, die das zur Saison 08/09 anwenden werden.Momentan läuft ein Probebetrieb mit einigen teilnehmenden Partnern und wir sind überzeugt, ass dies der richtige Weg ist.“MM-FRAGE: „Welche langfristige Vision haben Sie von der Destination Brandnertal? Es soll angeblich ein Ganzjahresangebot werden? Wie kann man sich das konkret vorstellen?“Nigsch: „Unser Ziel ist es schon, die 365-Tage-Strategie zu fahren, um das ganze Jahr Wertschöpfung zu generieren. Es kann ja nicht sein, dass man das Geld, das im Winter verdient wird, im Sommer wieder drauflegt. Es gehört sicherlich eine große Konsequenz dazu, um hier zu reüssieren, aber wir sehen das Potenzial. Wir denken z. B. über Ganzjahres-Saisonkarten ,Skifahren-Golfen’ nach und führen eine Erhebung durch, ob so ein Produkt nachgefragt würde. Die Kunden sind überrascht und finden die Kombination höchst interessant. Golfen nimmt zu, das bemerken auch wir an der Auslastung, und jetzt möchten wir die Zeiten zwischen Sommer- und Wintersaison oder umgekehrt mit Produkten füllen, die am Markt verkaufbar sind. Das ist das Entscheidende beim Kreieren neuer Produkte. Das Brandnertal hat das Potenzial dazu, dementsprechende Produkte zu schaffen. Ab Ende März kann man jedenfalls schon Golf spielen und viele Golfer sind auch Ski-affin.“

Snow & Golf ist eine der neuen Positionierungen des Brandnertales.

MM-FRAGE: „Soll durch die 365-Tage-Strategie auch die Schneeabhängigkeit der Bergbahn-Umsätze etwas verringert werden? Wie stehen Sie überhaupt zum Thema Klimawandel?“Nigsch: „Wenn man dadurch die Abhängigkeit von Temperaturen, sprich technischer Beschneiung, verringern kann, tut man sich sicherlich leichter. Man hat nicht alljährlich diese große Zitterpartie. Durch solche Produktentwicklungen kann man sich ein wenig entlasten, zur Gänze sicherlich nicht, da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Faszination des Schnees ist einfach das Zentrum, davon sollten wir uns auch nicht zu sehr wegbewegen. Wir können künftig aber auch noch andere Potenziale verkaufen wie z. B. die Ruhe der Berge. Ruhe ist heute ein Gut, das die Leute bewusst suchen – nicht nur Halli Galli. Wir glauben oft, wir sollten noch weiß Gott was in die Berge raufbauen. Das muss nicht unbedingt der richtige Weg sein. Walt Disney spielt sich wo anders ab. Die faszinierende Bergwelt, die wir haben, sollen wir gut verkaufen, aber nicht überpinseln. Der Berg an sich hat immer eine Faszination, Sommer wie Winter.“MM-FRAGE: „Die Münchner ISPO hat aufgezeigt, dass es derzeit einen starken Outdoor-Trend in der Bevölkerung gibt, jedoch Skifahren seit langem stagniert. Wird sich eine Bergbahn langfristig vom ,Transporteur für Skifahrer’ wegentwickeln müssen, ein neues Selbstverständnis und neue Geschäftsfelder aufbauen müssen?“Nigsch: „Wintersport bleibt mittelfristig das Kerngeschäft. Sicher wird man auf andere Sportarten und Trends schnell reagieren müssen. Aber das ist nur eine Frage der Flexibilität. Man soll sich dabei aber nichts verbauen, denn Trends sind oft nach einer gewissen Lebensdauer auch wieder vorbei. Wichtig ist, sich nicht dagegen zu verwehren. Als Transporteur alleine sehen wir uns sowieso schon längst nicht mehr. Schön wäre es, wenn man als Bergbahn die ganze Wertschöpfungskette schließen könnte. Das bleibt im Moment aber eher den Großen vorbehalten. Hingegen ist Berggastronomie für uns auf jeden Fall ein Thema und wir werden ein eigenes Projekt verwirklichen. Man könnte sich gedanklich sogar ein Engagement der Bergbahnen im Bereich Unterkunft vorstellen. Allerdings braucht man dazu die Fachleute für das operative Geschäft und einen starken Vertrieb. Ich denke, dass die Bergbahnbranche in den nächsten Jahren hier die Initiative noch stärker ergreifen wird.“MM: „Herr Nigsch, wir danken für das Gespräch.“

Dr. Helene Karmasin, Karmasin Motivforschung Wien

„Wenn Kinder keinen Kontakt zum Wintersport finden, sind sie als Gäste verloren“

Foto: KMW

„Das Wichtige an Marken ist, dass sie eine Bedeutung, einen speziellen Faktor enthalten, der genau mit diesem Produkt, diesem Angebot in Verbindung gebracht wird“, so Dr. Helene Karmasin, eine der führenden Motivforscherinnen in Österreich. Mit dem MOUNTAIN MANAGER hat sie sich über das Image des Wintersports, Zielgruppen und den Zugang zu jungen Leuten unterhalten.MM-FRAGE: „Welches Image hat der Wintersport heute?“Karmasin: „Der Wintersport hat im Prinzip immer noch ein gutes Image. Er gehört für viele Leute zum Leben dazu – ist also eine Art, wie sie im Winter gerne ihren Urlaub verbringen wollen. Er ist interessant, ganz anders als ein Sommerurlaub, hatmit Kälte, Natur, Berge und Skifahren zu tun. Für all jene, die nicht in Österreich leben, und vor allem für die dortigen Elitegruppen, hat Wintersport eine hohe Anziehungskraft, weil sich das nur wenige Leute leisten können.Natürlich ist das Image aber nicht nur positiv. Es gibt auch Aspekte, die den Winterurlaub als teuer, gefährlich und unsicher vom Wetter her qualifizieren. Dazu gilt der Winterurlaub immer wieder als Domäne für die bürgerliche Mittelschicht, die etwas älter ist. Die Bilder, die vielen Menschen beim Thema Wintersport durch den Kopf gehen und von den Medien geprägt werden, sind vom Rennsportbeeinflusst. Der Rennsport ist zwar etwas, was den Nationalstolz einiger anspricht, aber durchaus nicht alle begeistert. Man kann also zusammenfassen, dass der Wintersport im Kern positiv besetzt ist, aber dass man doch aufmerksam sein muss, weil es durchaus problematische Aspekte gibt.“

Eine ganze Region sollte sich als stimmiges Paket anbieten, Bergbahnen spielen darin eine vorrangige Rolle. Foto: SLT GmbH

MM-FRAGE: „Für welche Zielgruppen ist er damit interessant?“Karmasin: „Die Zielgruppen, die am positivsten zum Wintersport, zum Skifahren und zum Skifahren Lernen stehen, sind die so genannte bürgerliche Mittelschicht und die Eliten. Es sind damit nicht jene Zielgruppen, die heute auf anderen Märkten die vorrangige Rolle spielen. Ich gebe aber zu bedenken, dass es sich hier um eine Einschätzung handelt, die nicht ins Detail geht. Die jungen Leute stehen dem Wintersport nicht unbedingt so positiv gegenüber – er findet einfach in der Kälte statt, ist gefährlich, teuer und man muss sich auch noch anstellen. Einschränkungen hinsichtlich der Beliebtheit findet man auch bei Frauen und bei all jenen Gruppen, die sehr gesundheitsbewusst sind. Bei letzteren zeigen sich zwei Aspekte. All jene, die schon in der Kindheit mit Wintersport begonnen haben, sind auch später bemüht, ihn weiter auszuüben – außer sie bekommen gesundheitliche Probleme. Eine zweite Gruppe sieht zwar den sportlichen Nutzen, ist aber nur im Ansatz bereit, ausgerechnet Wintersport auszuüben – hier müsste man noch stärker ansetzen.“„Man muss jungen Leuten das Gefühl geben, dass sie willkommen sind!“

Für Kinder ist es wichtig, so bald wie möglich Zugang zum Wintersport zu bekommen. Foto: Snow Sport

MM-FRAGE: „Wie müsste das Image aussehen/verändert werden, damit eine junge Zielgruppe angesprochen werden kann?“Karmasin: „Da muss man sich damit beschäftigen, was junge Menschen wollen und dann eine ganz spezielle Angebotsschiene für junge Leute schaffen. Das heißt nicht, dass alles in Richtung Fun, Fun, Fun laufen muss – aber um eine junge Zielgruppe anzusprechen, muss man spezielle Unterbringungsmöglichkeiten schaffen, eine ganz spezifische Infrastruktur und man muss den jungen Leuten das Gefühl geben, willkommen zu sein. Viele junge Leute haben den Eindruck, dass man sie gar nicht so gerne sieht.Junge Leute haben auch sehr viel mehr Lust Ski zu fahren, wenn sie schon als Kinder damit in Kontakt gekommen sind. Wenn sie als Kinder keinen Kontakt zum Wintersport gefunden haben, entschließen sie sich auch später nicht oder nur sehr schwer dazu, dann sind sie als Gäste eigentlich verloren. Es ist also sehr wichtig, dass man Kinder sehr früh mit dem Skifahren oder Snowboarden in Kontakt bringt.“MM-FRAGE: „Welchen Stellenwert können dabei Schulskiwochen haben?“Karmasin: „Schulskiwochen sind wirklich sehr wichtig, weil sie vielfach einen Einstieg in diese Materie darstellen. Gerade Kinder, deren Eltern keinen Draht zum Wintersport haben, können dabei für den Sport begeistert werden. Wenn die Schulskiwochen wegfallenwürden, fehlt von Anfang an ein wesentlicher Teil des jungen Publikums.“MM-FRAGE: „Wie müssten Schulskiwochen aussehen, damit sie motivierend auf die Jugendlichen wirken?“Karmasin: „Hier kommt es natürlich sehr viel auf die Lehrer an. Damit Schulskiwochen für Jugendliche attraktiv sind, müssen Lehrer gewonnen werden. Lehrer, die Schulskiwochen organisieren, bürden sich viel Arbeit auf, tragen viel Verantwortung und haben oft das Gefühl, sie werden damit allein gelassen und ihre Leistung wird nicht gewürdigt. Natürlich müssen Lehrer auch Angebote wählen, die für junge Leute motivierend sind und das ist nicht einfach. Ski fahren oder Snowboard fahren muss vielfach erst erlernt werden, wobei man sehr gutes Material und gute Lehrer braucht, die hier auch Know-how vermitteln können. Darüber hinaus darf die Unterhaltung nicht zu kurz kommen. Man zwingt die Jugendlichen während des Schulskikurses in Lebensumstände, die sie ansonsten nicht unbedingt kennen. Es gibt fixe Schlafenszeiten,die jungen Leute müssen sich in eine  Gruppe einfügen und können nicht einfach ausgehen, wann sie wollen, und natürlich dürfen sie auch keinen Alkohol trinken. Lehrer sind also gefordert, auch ein Unterhaltungsprogramm zusammenzustellen.Wir haben eine große Untersuchung zum Thema Schulskikurse gemacht und dabei festgestellt, dass es sehr wohl Lehrer gibt, die ganz ausgezeichnete Programme erstellen und damit auch die Schüler begeistern. Daneben gibt es aber natürlich auch Beispiele, die gar nicht funktionieren, wo sich Schüler langweilen und so in Zwänge gepresst werden, dass siesich nicht wohlfühlen können.Das entscheidende Kriterium bei Schulskikursen sind also die Lehrer. Gefordert sind daneben die Infrastruktur, die Industrie und die Bergbahnunternehmen mit ihrem Bemühen, was sie für Lehrer tun können.“

Bergbahnen müssen ihre gelebte Verantwortung für die Natur stärker in den Blickpunkt rücken. Foto: RV Dachstein Tauern

„A brand is more than a product“MM-FRAGE: „Wie kann es für Bergbahnunternehmen gelingen, aus der Angebotsmenge herauszutreten und aus Ihrem Produkt eine Marke zu machen?“Karmasin: „Jeder der ein besonderes Produkt oder eine Marke haben will, muss für etwas Spezielles einstehen. Es gilt die Maxime ,a brand is more than a product’. Die Angebotsleistung muss perfekt sein, die Erwartungen müssen erfüllt werden. Dann muss man sich einen Aspekt aussuchen, der darüber hinausgeht und mit dem man sich voll identifiziert, in dem man einzigartig ist. Dieser Aspekt muss dann entsprechend inszeniert werden, sodass sich in den Köpfen der Gäste die spezielle Leistung, die Verbindung zwischen Angebot und X festsetzt. Das ist für Bergbahnunternehmen natürlich nicht so einfach. Sie verkaufen kein Fruchtjoghurt, das es in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Vielfach haben Bergbahnunternehmen eine absolut dominierende Stellung im Ort, sodass man daraus vielleicht den Schluss zieht, auch ein absolut dominierendes Angebot zu haben. Man glaubt dann natürlich auch, die Gäste müssten das genauso sehen und ohnehin kommen.“MM-FRAGE: „Welche Rolle spielt in dieser Hinsicht Infrastruktur, welche die emotionale Qualität?“Karmasin: „Hier muss eine absolute Balance vorhanden sein. Man kann nicht Dinge versprechen, die man dann nicht vorfindet. Die Infrastruktur muss perfekt sein, und das in Hinsicht Komfort, Sicherheit und Freundlichkeit der Mitarbeiter. Die emotionale Qualität muss in der Folge noch dazukommen. Nur dann wird dem Gast auch das besondere Angebot bewusst werden, dann wird er Freude daran haben.“MM-FRAGE: „Was sehen Sie als die wesentlichen Faktoren für Bergbahnunternehmen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein?“Karmasin: „Vorrang hat die Leistung, die von Beginn an perfekt sein muss. Diese Leistung muss dann in das Image, das Wertefeld einer Region eingefügt werden. Es geht also tatsächlich darum, eine ganze Region als stimmiges Paket anzubieten. Die Bergbahnen müssen darin eine vorrangige Rolle spielen. Der dritte Aspekt ist die Verantwortung. Bergbahnen tragen eine große Verantwortung, nicht nur für die Sicherheit der Gäste, sondern auch für die Natur. Wenn man Bergbahnen mit der Zerstörung von unberührter Natur in Zusammenhang bringt, und das hört man immer wieder – dann ist das ausgesprochen kontraproduktiv. Man muss hier sehr viel besser die Verantwortung und die Sorge um die Natur in den Blickpunkt rücken. Bergbahnen müssen diejenigen sein und alssolche auch erkannt werden, die sehr sorgfältig und sehr verantwortungsbewusst mit der Natur umgehen.“dwl

Ausgabe 2/2008

Inhalt
Editorial
MM MAGAZIN
ALPINE ZUKUNFT
• Meinung: Dr. Helene Karmasin: Wenn Kinder keinen Kontakt zum Wintersport finden, sind sie als Gäste verloren
• Wärmere Winter und ältere Gäste – ist Alpine Wellness die Lösung?
• Alpine Gastlichkeit
• Radikale Innovationen braucht das (Tourismus)-Land
• Öko-Initiative im Zillertal
• Ressourcenschonendes Schneemanagement fordert der Hausverstand
• SkiPixS und TrailPixS: Tote Linien am Pisten-/Wanderplan sind passé
• Neue Access-Technologie eröffnet strategische Vorteile
• Sunkid: dem Himmel ein Stück näher
• Chip im Alpinski
SKISERVICE & RENT
• Philipp Roux Sports, Verbier, setzt auf Montana
• Weltneuheit von Reichmann
• Wintersteiger peilt 150 Mio. – Umsatz an
NEUE BAHNEN
• Steurer: Pendelbahn Burtscha
• Leitner: Spitzentechnik für Hochgurgl
• Leitner: Isolaccia – Komfort in neuem Design
• Doppelmayr: Ischgl setzt auf maximalen Komfort
• Loipolder: Neue Seilbahnen für Norwegen
• Doppelmayr: 8 EUB in Brand
• Multerer Skilifte in München
• Ingenieurbüro Sehnal
• CWA: 2008 wird ein Shuttle-Jahr

MARKETING & MANAGEMENT

• 54. MM-Interview: Eugen Nigsch, GF Bergbahnen Brandnertal
• Positionierung kleiner Skigebiete
• Vorschau SAM Grenoble
• Mountain Quality Check online
• Symposium Zermatt
• Skihelme im Visier
• Alpitec-Vorschau
• Kitzsteinhorn setzt auf Umweltmanagement

TECHNIK & WIRTSCHAFT

BESCHNEIUNG
• Willingen: Erste öffentliche Schneeversicherung
• Alpbach schneit großteils mit Naturdruck
• Arber: Schnee und Licht vom Feinsten
• Areco bewährt sich am Dreiländereck
• LENKO in Oberlech
• Saas Fee mit nächster Ausbaustufe
• Elektro Berchtold: Know-how vom Profi
• Der nächste Schneitest kommt bestimmt
PISTENFAHRZEUGE
• NILS: Weg der Beratung führte zur Expansion
• MULAG Mähraupe RM 70 für Sommerdienst
• Prinoth: Der neue Bison und Bison X
• Kässbohrer: After Work Party
• Bearcat – neuer Star am Berg
• Kässbohrer: PB 400 auf Erfolgskurs
FIRMEN NEWS
• Compac: Know-how macht sich bezahlt
• FAE Group: einen Schritt voraus
• BauCon ZT GmbH
• Kriwan: neue Sensorgeneration INT10 + INT30
• WET-Protect

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Über MOUNTAINMANAGER

MOUNTAINMANAGER hat sich in 50 Jahren als die internationale Fachzeitschrift für bergtouristisches Management und Alpintechnik an führender Position etabliert. Die kompetentesten Fachjournalisten der Branche mit Sitz in den drei zentralen Alpenländern Österreich, Schweiz und Deutschland sind für den MOUNTAINMANAGER tätig.
Neueste technische Entwicklungen, zukunftsweisende Trendanalysen und internationale Recherchen stehen im Vordergrund der Berichterstattung.
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